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Fangen
Fángen, fing; gefangen; fängſt, fängt: 1) tr.:
Etwas in ſeine Gewalt bekommen, ſo faſſen, daß man
es hat, feſt hält ꝛc., ſei es unmittelbar oder mit Hilfe
eines Werkzeugs.’ a) So fängt man z. B. einen Ball,
Fliegen ꝛc. mit der Hand, dagegen Schmetterlinge
mit dem Ketſcher, Fiſche an der Angel, in Reuſen ꝛc.,
Vögel in Garnen, in Sprenkeln, Füchſe mit Teller-
eiſen, Mäuſe in Fallen: Raubthiere f. ihre Beute mit den
Fängen [ſ. d. 4]; Die Hunde f. den Haſen [packt ihn mit
den Zähnen], dann auch ohne Obj. = beißen, z. B.: Der
Hund fängt ins Hängeſeil (vgl. ver-f.) ꝛc.; Wer Vögel f. will,
wirft nicht mit Knütteln [ſ. d.] drunter; Mit Speck fängt
man Mäuſe [ſ. d.]; In ſolchen Waſſern fangt man ſolche
Fiſche [ſ. d.]. Hebel 3, 197; Die ſchönen Lieder blieben für
uns ungefangene Fiſche. Kohl Jrl. 1, 301 ꝛc.; Das Mäus-
chen-F. Kinkel Erz. 173, am Rhein, das foppende Klin-
geln an Häuſern (die Bewohner gerathen gleichſam in
die Falle, in den Wahn, es komme ein Beſuch ꝛc.).
b) Eine Perſon f., eig. einen Fliehenden in ſeine Gewalt
bekommen, feſtnehmen, z. B. einen gerichtlich Verfolg-
ten: Apoſtg. 1, 16; 12, 3; Mit gefangen, mit gehangen;
Man fängt ihn, führet ihn zu meinen Füßen. G. 36, 176,
oder im Kriege (Richt. 7, 25; 8, 12 u. o.), doch gilt
nach heutigem Gebrauch für das Letztere gw. das Par-
ticip Gefangen, z. B.: Ein G–er, vgl.: Bau-,
Zuchthaus-G–er [der auf dem Bau, im Zuchthaus
ſitzt] ꝛc., Kriminal-, Staats-G–er [der wegen eines
Kriminal-, wegen eines Staatsverbrechens in Gefan-
genſchaft iſt] ꝛc.; Ein Kriegs-G–er; die G–en auslöſen,
auswechſeln; Einen zum G–en machen, ihn g. machen, neh-
men; Sich als G–er ergeben, ſich g. geben ꝛc. Dieſe Wen-
dungen, wie das einfache f. gelten aber auch übertr.,
doch ſo daß „gefangen nehmen“ ꝛc. gw. auf die Ge-
walt deutet, in der der Gefangene ſich befindet, auf die
Herrſchaft, die über ihn geübt wird ꝛc., wogegen f.
(ſ. a) auch auf das liſtige Berücken, wodurch Jemand
in eine Falle geräth, gehen kann: Ihre Schönheit fing
ſein Herz. Judith 16, 11; Hielten einen Rath, wie ſie Jeſum
fingen in ſeiner Rede. Matth. 22, 15; Hatte er mit dem
einen Wort meinen ganzen Sinn gefangen. Chamiſo 4, 245;
Den ſelbſtſüchtigen Zweck, die Gemüther gefangen zu führen.
Forſter Br. 1, 414; Und ſie fühlt der Liebe Qual | und das
Mädchen ſteht gefangen. G. 1, 197; Wir haben .. ſo ſichere
Proben von ſeiner übernatürlichen Kraft, daß ich gern mei-
nen Verſtand gefangen nehme, wenn bei ſeinem Betragen
mein Herz widerſtrebt. 10, 30; Jedermann giebt ſeine Sinne,
ſeinen Verſtand darunter gefangen. 39, 69; Der Gimpel
[Einfältige] wird gefangen. 4, 46; Andrer Gaſt und
Tiſch-Gefangner ſein. Hagedorn 1, 172 [der Ausſicht auf
Schmaus ſeine Freiheit opfern]; Wie er mit liebender
Vorſicht mich gefangen hielt in dem Zauberkreiſe ſeiner Ge-
fälligkeiten. Hölderlin H. 2, 62; Daß wir uns darein müſſen
gefangen geben und unſer Klügeln laſſen. Luther 6, 233a;
Oft kommen Menſchen unter Götterlarve, | ein Weib zu f.
Sch. 17b; Daß ein ſo weiſer Mann ſich in den Netzen einer
Laīs habe f. laſſen. W. HorBr. 1, 47 ꝛc.. c) zuw. Et-
was ſo befeſtigen, daß es nicht fortkann, vgl. veralt.:
Als müſſe er [Gott] auch alſo an einen Ort gefangen und
umzirkelt ſein. Luther 6, 189a; Er brach den letzten Damm
noch durch, der ſie [dieſe Lehre] innerhalb des früher gezogenen
Kreiſes gefangen hielt. G. 36, 136 ꝛc. Weidm.: Die Leine
f. [an einen Baum befeſtigen]. Döbel 2, 85a. Schiff.:
Die Rahen mit Ketten f. Bobrick 279a ꝛc. Bergm.:
Von einer einſchließenden Wand gefangen [erſchlagen]werden;
d) weidm.: Einen Hirſch, ein Wildſchwein f., gewöhnl.
ab-f., ſie mit dem Fänger (ſ. d.) tödten, ihnen den
Fang geben. e) das F. kann zuweilen unabſichtlich
ſein, z.B.: Grillen (ſ. d.)f. [in ſich aufnehmen]: Eine an-
ſteckende Krankheit f., Sturz 1, 3; gew. auf-f.; nam.: Feuer
(ſ. d.) f., das Feuer in ſich aufnehmen und feſthalten,
nähren: Solche Herzen ſind die brennbarſten, ſie f. Feuer wie
Zunder. Engel 12, 143 u. o. Auch mit ausgelaßnem
Obj.: Daß der Funken, der etwa in mir iſt, noch finge. Kl.
12, 118; Der Schwamm fängt gut; Das Pulver iſt naß,
es will nicht f.; Etwas fängt [zündet, vgl. Wurzel faſſen,
Wurzel ſchlagen ꝛc., namentl. ver-f.]; Ich ſuchte ſeine
Eiferſucht rege zu machen, aber meine Rede fing bei ihm
nicht; Meine Rede fähet [ſ. Anm.] nicht unter euch. Joh.
8, 37; Dann trifft kein Stern, kein Elſe faht [ſein Zauber
iſt unwirkſam]. Schlegel Haml. 1, 1; Es fängt bei ihr gar
leichtlich. Spate [die Frau koncipiert leicht, ſ. emp-f.].
F–de Krankheit. Spate, veralt. = anſteckende ꝛc. f) un-
gewöhnl. ſtatt an-f. (ſ. d.): Willſt du Händel f.? Werner
Oſtſ. 1, 22 ꝛc. g) Deichb.: Einen Deichbruch f.,
verſtopfen, büßen, ausbeſſern. h) Gärb.: Felle f.,
ſie beim Sämiſchgerben ins Kleienbad bringen.
2) refl. = gefangen werden (ſ. Sich): Es hat ſich
eine Maus in der Falle gefangen; Sich in ſeinen eignen Wor-
ten f.; Der Wind fängt, verfängt ſich [1c] in der Schlucht
iſt dort eingeſchloſſen, kann nicht heraus ꝛc.
Anm. Veralt iſt die Dehnung (ſ. Sanders Orth. 69):
Du fänge ſt, er fänget, zuw. noch bei Dichtern: Wohl em-
pfänget ſie | die Königin. G. 13, 42 ꝛc.; mundartl. auch
ohne Uml.: Wann erſt du an zu betteln fangſt. Chamiſſo 3,
208 u. ö., wie zuw. umgekehrt der Uml. in der 2ten Perſ.
der Mz. (u. im Imper.): Ihr Bäume empfängt mich in
kühlende Schatten. Geßner 2, 84 ꝛc. Das Impf. wird wie
die ähnl. ging und hing nach älterer und nach mundartl.
Ausſpr. von Manchen mit „ie“ geſchrieben. Sanders Orth.
47. Das in Bſp. unter 1e erwähnte fahen (goth. fahan,
ahd. fâhan, mhd. vâhen ꝛc.) iſt im Allgem. veralt., doch
noch bei Dichtern und in gehobner Rede üblich, z. B.: Fa-
hen, binden und ſchließen. G. 5, 190; 167; 211; 214; 28,
180; Kl. M. 6, 93; Platen 4, 289; Sch. 540b; W. 12, 75;
Geh und fah! Rückert Mak. 2, 178; Fahet uns die Füchſe.
H. R. 7, 22; Was kein Windſpiel fäht. Schwab 352, veralt.
auch: Du fachſt. Schaidenraißer 38b; er facht. 36b; 51a;
Stumpf 608a; Empfach, was dir .. gebührt. Schaidenraißer
63a ꝛc. Selten, außer im Präſ., doch z. B.: Weil meines
Dankes Größe | wird entſprechen dem Empfahnen. Rückert
Mak. 2, 218, ſ. auch um-f. S. fahnden, fähig, Fäch-
ſer ꝛc.; urvwdt. mit faſſen, ſ. d. u. Faden, auch Futter.
Zſſtzg. z. B.: Áb-: 1) Einem Etwas a., fort-f.,
es ihm durch Fangen entziehn, z. B.: Tauben ꝛc.,
übertr. auch: Waſſer = es Einem heimlich entziehn,
um es auf eignen Grund und Boden zu leiten.
2) weidm. [1d]: Im ſchlichten Rock hat manchen Bock |
der Kaiſer abgefangen. Echtermeyer 84; Schlegel Flor. 1, 4 ꝛc.
Auch allgem. = fangen mit dem Nebenſinn des
Heimlichen, Lauernden: Mit eulenleiſem Fluge, um Forſt-
inſekten abzufangen. Tſchudi 86; Tieck Nov. 4, 151; Wir
müſſen die Dame einmal a. [zu treffen ſuchen], wenn ſie ..
aus dem Bade kommt. Bodenſtedt 1, 143. Auch: Indem
die Luft durch ſo viele Veräſtungen gleichſam abgefangen wird.
G. 31, 285. 3) bergm.: untergrabnes Geſtein
ſtützen, es gleichſam noch vor dem Sturz auffangen.
Án-: anheben, beginnen, den Anfang machen: 1)tr.:
mit einem Hw. oder Fw. als Obj.: Er fängt Viel an
und endet Nichts; Den angefangnen Brief zu Ende ſchreiben;
Ich will ein andres Leben a.; Wer hat den Streit angefan-
gen? [Von wem ging er aus] ꝛc. Er fing ſeine Regie-
rung mit einem Gnadenakte an [eröffnete ſie] ꝛc., ſ. 3c.
a) oft tritt (ſ. 2c) der Begriff des Anfangs, des
Eröffnens hinter den der Thätigkeit überhaupt zurück,
wie bei dem ähnlichen „beginnen“, nur daß Diesſogar
als ſubſt. Infin. das Thun, Treiben, Unternehmen ꝛc.
bez.: Hader, Streit, Krieg, Unruhen a., ſich darin ein-
laſſen ꝛc.; Was er anfängt [anfäſſt, angreift], glückt ihm;
Wie fang ich’s an [mach ich’s], daß ich meine Kronenthaler
rette? Hebel 3, 162; Deßwegen fangt es der Kaiſer auf eine
andre Art an [verſucht’s]. 92; Wenn ich es nur recht anzu-
fangen wiſſe. Immermann M. 4, 51; Fängſt du’s ſo an? [Das
iſt alſo Dein Vorhaben]. G. 9, 108; Was haſt du an-
gefangen! [gemacht, gethan]. 17, 393; Nicht wiſſen, was
ſie vor Übermuth a. ſollen. 19, 16; Eine Menge, mit der
Nichts anzufangen iſt. 9, 195 [die man nicht zum Zweck
benutzen kann]. Seltner: Das konnte Nichts a. [ver-f.,
ſ. d. = helfen, fruchten]. Rückert Erb. 2, 92; Es auf
Etwas a., auf ein Ziel hinarbeiten, es darauf anlegen:
[Das] Buch in einen unbedingten Schutz zu nehmen, darauf
war es von mir gar nicht angefangen. L. 8, 480; Logau 3,
6, 74ꝛc. 3) Infin. und ,,zu“; das abhäng. Zeitw.
kann tr., intr., efl. und unperſ. ſein: Das Kind hat
angefangen, Franzöſiſch zu lernen; Er fing an, bitterlich zu
weinen; Du fängſt wohl an, dich zu fürchten; Es fängt an,
kühl zu werden; Als der Knabe .. Lettern an zu kritzeln fing.
G. 6, 93; Bis der Tag | im Oſten an zu grauen fing.
Ramler F. 3, 103 u. s. Zuw. auch paſſiv, einem Aktiv
mit ,,man“ entſprechend: Daß „Treue um Treue“ ange-
fangen worden zu drucken, iſt mir gleichgültig. Platen 7,
97 ꝛc. a) zuw. (veralt. und mundartl.) bleibt das
„zu“ fort: Da er anfängt in die Rinde ſchneiden. Geßner
4, 11; Daß es anfahe ſchwitzen. Ryff Th. 43; Zu Augsburg
hat man erſtlich angefangen mit Büchſen ſchießen. Stumpf
726a u. o. b) ſtatt des Infin. findet ſich auch zuw.
ein mit „und“ (ſ. d. †) angeknüpfter Satz: Er fing an
und ſprach. Dan. 2, 15 ꝛc.; Bis endlich ein .. Offizier an-
fing und ſagte. G. 15, 77 ꝛc. (ſ. c). c) wie bei 1a
tritt auch hier öfter der Begriff des Anfangs zurück u.
a. erſcheint gleichſam nur als eine Art Umſchreibung des
Zeitw., nam. oft bibl. und im Volkston: Die Jünger
fingen an, Ähren auszuraufen [rauften ſie aus] und aßen.
Matth. 12, 1; Wenn eines Prieſters Tochter anfähet, zu hu-
ren, die ſoll man verbrennen. 3. Moſ. 21, 9; Er ſing ver-
drießlich an, ſich in das Gras zu ſtrecken. Gellert 1, 131 ꝛc.;
Er fing an und ſagte (ſ. b und 3). 3) intr.: oft mit
zu ergänzendem Obj. oder Infin. (ſ. 1 und 2): Wer
hat angefangen? [den Streit]; Er fängt [bindet] mit Je-
dem an; Karl ſoll a. und dann wollen wir nach der Reihe
fortfahren [zu leſen, zu erzählen u. ſ. w., wovon grade
die Rede iſt]; Ich, fing er zu ſich ſelber an [zu reden =
ſagte er, ſ. 2c], | ich habe Haus und Hof. Gellert 1, 133
u. v.; Das Spiel hat eben angefangen; Das Schauſpiel
fängt um 7 Uhr an; An dieſem Grenzſtein hört mein Acker
auf und fängt der meines Nachbars an; Sie will erkennen,
wo die Eigenheiten der einen und der andern a. Burmeiſter
gB. 2, 98; Wo die öffentliche Ventilation aufhören muß,
fängt die heimliche Machination an. Forſter Br. 2, 135; Mit
dem A (ſ. d.), vom Ei (ſ. d.), ganz von vorn a. ꝛc.; Er
hatte mit Nichts angefangen und war zu einem wohlhabenden
Mann geworden. Stilling 4, 141 u. v.; ähnlich: Er hatte
klein angefangen. Engel 1, 97 [Sein Anfang oder viel-
mehr der des Geſchäfts war klein]; Die Kinder aus
langer Weile fingen erſt unartig an [waren anfäng-
lich unartig] und aus Ungeduld wurden ſie unerträg-
lich. G. 19, 104 ꝛc. a) im Allgem. gilt hier das
Hilfszeitw. ,,haben“, doch ſteht bei dem eigentl. Paſſ.
von 1 (ſ. d.) „ſein“, vgl.: Das geht ſo fort, wie es an-
gefangen hat; Das ſoll ſo fortgeführt werden, wie es ange-
fangen iſt [angefangen worden iſt]; Welches zwar hoch
genug war angefangen [angeſtimmt, intoniert], mußte aber
bald darauf die Pfeife einziehn. Garzoni 316b; Wie ich
zurückkam, war ſchon der Streit der Natur zwiſchen Sein und
Aufhören angefangen. Forſter Br. 2, 661, wofür es gw.
mit kleiner Nüance „hatte“ heißt ꝛc. 4) refl. (ſ.
Sich): Manches, was ſich leicht anfängt [leicht anzufan-
gen iſt], wird ſchwer fortgeführt; Da fängt ſich gar Nichts
an ꝛc.; zuw. ganz in der Bed. des Intranſ., veraltend:
Der Vortrag fing ſich eben nicht zum beſten an. Claudius 4,
13; Das O und E, womit ſich die mehrſten Nennwörter a.
Forſter R. 1, 195; Das neue Jahr fing ſich mit Schnee an.
80; Der Eris Antwort fing ſich mit [,,von“ Ramler] Aber
an. Lichtwer 74 ꝛc. Vgl.: Ich werde mich [d. h. meinen
Namen] künftig mit einem andern Buchſtaben a. müſſen.
Knebel 3, 27 ꝛc. Āūf-: tr.: 1) zuw.: Etwas fan-
gend emporziehn: Wenn der Fiſcher ’s Netz auswirft, | die
Fiſchlein aufzufangen. G. 8, 207 ꝛc. 2) gw.: Etwas
in ſeinem Lauf, Fall ꝛc. fangen, es aufnehmen, auf-
greifen, zumal ehe es dahin gelangt, wohin es ohne
ſolches Dazwiſchentreten gekommen wäre: Einen Fallen-
den in den Armen, den geſchlagnen Ball mit den Händen,
das Blut in einer Schüſſel, den Regen in einem Faß, Sonnen-
ſtrahlen mit einem Brennglas, in einer dunkeln Kammer (G.
15, 237), das auf Einen losrennende wilde Schwein mit
dem Jagdmeſſer (Schlegel Flor. 1, 9), einen Stoß, Hieb ꝛc.,
Briefe (G. 13, 206), einen Boten, Spion a. ꝛc.; „Gute
Zimmer?“ fing der Wirth meine Frage auf [etwa wie ein
Echo, ſie wiederholend]. Thümmel 1, 93; Welche mit be-
gierigem Ohr die letzten Worte von ihren [der ſcheidenden
Eltern] holden Lippen auffingen. W. 29, 81, aber auch:
Ein Wort a., gegen den Willen des Sprechenden, ſei es,
daß man es gar nicht hören oder beachten ſollte,
oder daß man es anders auffaſſt, als der Sprechende
gewollt: Nimm dich in Gegenwart von Kindern mit deinen
Reden in Acht, weil ſie auf Verfängliches ganz beſonders ach-
ten und es a.; Dies Wort fing er auf und hielt ſich in ſeiner
Entgegnung an dasſelbe; Ich danke deiner Liebe, daß du das
Wort ſo aufgefangen haſt. Ja, du haſt Recht: mir wäre
beſſer, ich ginge. G. 14, 124 ꝛc. Auch: Ungeziefer, eine
Krankheit a. [1e] ꝛc. Aūs-: einen Teich, ihn durch
Fangen der Fiſche leeren ꝛc.; zuw. = fangen: Hängt
die zum A. gemachten Garnſäcke vor die Löcher [des Enten-
fangs]. Döbel 2, 249b, ſ. auch Schmeller 1, 540.
Be-: tr.: Etwas um-, einſchließen, eigentl. ſo, daß
es nicht herauskann, u. übertr.: ihm die Freiheit neh-
men, es in ſeinen Wirkungen u. Außrungen beſchrän-
ken, ſo nam. von Verſtand und Herz: Was etwa die
Freiheit Ihres Geiſtes b. könnte. Fichte 6, 452; Der wüſte
Fels, die waldumwachsne Bucht | b. mich, ſie hindern meine
Flucht. G. 8, 363; Den Hohlweg, worin wir b. waren.
25, 5; So waren auch die Freunde nicht mehr in ihrer Woh-
nung b., ihre Spaziergänge dehnten ſich weiter aus. 15, 63;
Mir wird ſo eng! | Die Mauernpfeiler | b. mich. 11, 167;
Ungerechtes Gut | befängt die Seele. 120; Von Wolken
ſtreifenhaft b., | verſank zu Nacht des Himmels reinſtes Blau.
4, 103; Unter dem ſtrengſten Banne des ärztlichen Verbots
b. Immermann M. 4, 187; Das glaubens- und ſorgenvolle
Weſen ihrer Wärterin befing ihr den Sinn. Lewald Wandl.
1, 317; Jahre ſchwanden; dieſer Buſen iſt von Liebe rein
geweſen, | was ihn wieder hat b., iſt ein Becher Wein gewe-
ſen. Platen 2, 56; Das Wunderbare der Geſchichte | befing
mit Schlaf mich. Schlegel Sh. 3, 29, zwang mich zum
Schlafen, ſo daß ich vom Schlaf b. wurde; Warum be-
fängt mich die Verſuchung? Tieck Macb. 1, 3; Ein Laſter,
das ſeinen tapfern Muth befängt. V. Sh. 3, 537; Indem
fah unſer wandernd Paar | ſich unvermerkt in einem Park b.
W. 20, 42; 12, 325 ꝛc. a) namentl. im Partic.:
In Etwas b. [verwickelt, damit beſchäftigt] ſein: Ob wir
gleich noch in dem erſten Buch Moſis b. waren [darin ſtan-
den]. G. 20, 152; In einem Unternehmen b. [begriffen].
24, 152; Bei der Geſchichte, worin ich jetzt b. bin [die ich
erzähle]. W. 19, 171. b) hieran ſchließt ſich das
refl. = ſich mit Etwas beſchäftigen, abgeben, befaſſen:
Mit den Todten | hab ich mich niemals gern b. G. 11, 16;
IP. 15, 40; 16, 140; 17, 153 ꝛc. c) nam. aber
das Part. b. als Ew. = ſich nicht frei fühlend, ſon-
dern fremden Einwirkungen gemäß äußernd, eingenom-
men, ſchüchtern ꝛc.: Man muß ſelbſt b. ſein, um das Ur-
theil Anderer zu verſtricken. Börne 2, 221; Das Kind, vom
köſtlichen Beſitz b., | vergaß ſich ſelbſt. Chamiſſo 4, 127; Dem
Entſchluß nach frei, dem Gefühl nach b. G. 21, 132; Wie
b. | auf einmal ſind mir Hand und Herz! 6, 367; Von
einem niedergedrückten, in ſich ſelbſt b–en Gemüthe. 30, 7;
B. und linkiſch. Lewald Ferd. 1, 354; Nur ein [liebe-] b–es
ſieht in ein b–es Herz. Platen 1, 273; 3, 24; Oft löſt be-
fangnen Zweifelmuth ein fremder Rath. 26 ꝛc., auch Zſſtzg.
wie: Liebewahn-b. WHumboldt Son. 82 ꝛc., nam. der
Ggſtz.: Wie du mit Freiheit un-b. ſchreiteſt. G. 6, 54; So
geht es gerne Meitſchene [Mädchen], deren Herz gefangen iſt
und b. ihr Verſtand, und wer will von einem armen Meitſchi
fordern, daß, wenn gefangen ſein Herz iſt. un-b. ſein Verſtand
bleibe. Gotthelf G. 297; Ein un-b–er [unparteiiſcher]
Richter ꝛc. Sagte mir auf die unbefangendſte Weiſe:
Gute Nacht. Hartmann Unſt. 2, 258, vgl. Eigen, Anm.
Dazu: Die Befangenheiten, Vorurtheile und Lieb-
habereien ſeines Berufs. Dingelſtedt 6; Gervinus Lit. 5, 320;
365; In kindlicher Un-B–heit. Burmeiſter Gſch. 328; Die
Un-B–heit fehlte, der Duft des Verhältniſſes war verflogen.
Gutzkow R. 6, 380; 4, 93 u. o. d) B., zuw. auch,
wie einſchließen, Etwas in ſich faſſen, begreifen, ent-
halten: Es iſt Alles drin mit in-b. Rückert 2, 207, vgl.
mitinbegriffen ꝛc. e) mundartl. und veralt.: Ein
b–es [bebrütetes] Ei ꝛc. Eīn-: 1) tr.: Etwas fan-
gen und einſchließen, z. B.: Einen Vagabunden e. Hebel
3, 267; 318; Schafe (Kohl Südr. 2, 205), Raubthiere,
ſchwärmende Bienen e. ꝛc.; auch z. B.: Den Zinnſtein e.,
mit der Schaufel vom Herd in den Trog thun ꝛc., fer-
ner wie be-f. (ſ. d.), umſchließen, z. B.: Einen Garten
mit einer Mauer e., gw. einfaſſen und übertr.: Nun ſitzen
ſie hinter ihren Mauern, eingefangen von ihren Gewohnhei-
ten und Geſetzen. G. 14, 158; Seydelmann 269 ꝛc.
2) intr.: weidm. = einbeißen, ſ. ver-f. Emp-:
etwas von Außen Einem Zukommendes entgegen-, an-
oder aufnehmen, vgl. bekommen und erhalten, von
Perſ. und perſonifizierten Ggſtd., denen man eine Thä-
tigkeit oder doch wenigſtens ein duldendes Entgegen-
nehmen zuſchreibt: Jemand empfängt Geld, Briefe, Waa-
ren, Almoſen, Sold, ſeinen Theil von der Beute, ein Lehen,
eine Belohnung, Geſchenk, Gaben ꝛc., erhält ſie, nimmt ſie
an; Gäſte e., ſie aufnehmen, bewillkommnen; ferner
wo der Empfangende ſich mehr leidend verhält: Wunden,
Streiche, Vergebung, die heilige Taufe, den Samen e., und
ſo oft mit ausgelaßnem Obj. von Frauen und weib-
lichen Thieren = koncipieren, ſchwanger werden. We-
nige Belege werden genügen: Die Erde, die ihr Maul
hat aufgethan und deines Bruders Blut von deinen Händen
e. 1. Moſ. 4, 11; Wenn die Erde den Samen empfähet.
4. Chr. 9, 34; Man nimmt die Freiheit, man empfängt ſie
nicht. Börne Franz. 80; Den Mythos, den ſie .. aus ſich ge-
bar oder von außen her empfing. Burmeiſter Gſch. 328; Der
Schoß der grünen Erde empfängt mit rechter Luſt | ſein mü-
des Haupt am Abend, er ruht an Mutterbruſt. Chamiſſo 3,
326; Er ſtürzt, nachhallend | empfängt ihn die Tiefe. 4,
194; Den Martertod e. 146; 5, 154; Die Muſchel.. empfing
ein vom Gewölbe fallendes Waſſer mit angenehmem Plät-
ſchern. Geßner 4, 174; Die Erde blieb immer nur Pflanzſtätte,
die das Himmliſche durch Wind und Regen empfängt. Heinſe
A. 2, 110; 92; Die zeugende Kraft iſt mehr zur Einwirkung,
die e–de mehr zur Rückwirkung geſtimmt. WHumboldt 4, 281;
Der arme Hund erſchrak ſich heftig, | als er den Todesſpruch
empfing [,vernahm“, Ramler F. 3, 13, ſprachüblicher].
Lichtwer 52; Daß ihr euer voriges Eigenthum wieder zurück-
empfahet. Muſäus M. 3, 119; Er, zu empfahn Nachkom-
menſchaft, | that ein Gelübde. Rückert Nal. 7; Von der du die
Ehr’ empfäheſt. 34; Er empfing es nicht, | er gab’s dem
Kaiſer. Sch. 334a; Wo kindliche Sitten | uns freundlich em-
pfahn. 554a; Wenn ein Mann im Kampfe .. Würf’ em-
pfäht. V. Od. 17, 472; Da eine weiche Hand im Dunkeln
ihn empfahet. W. 20, 299 ꝛc. Gegen Empfangung
tauſend Pfund Golds. Zinkgräf 1, 288, gw. Empfang,
ſ. d. und Empfängnis ꝛc. Veralt.: entpfangen ꝛc.,
z. B. Schaidenraißer 55b u. o. (wie umgekehrt: Ampfan-
gen. Luther 8, 49a; Um pfangen. Haller 175 ꝛc.), auch von
innern Zuſtänden: Aus dieſen Worten entpfingen ſie ſol-
lich Erſchrecken und Verzagen. 45a ꝛc. Er-: refl. ſt.
unter-f., ſ. d. Fórt-: weg-f.: Einem Etwas f.,
ab-f. Über-: Daß man weißes Glas auf einer Seite
mit einer äußerſt dünnen Schichte des rothen Glaſes über-
zieht, überfängt. Karmarſch 2, 162, vgl. Überfang.
Um-: tr. umgeben, umſchließen, umarmen ꝛc.: Etwas
mit einer Mauer u. Heſek. 42, 7; Sich [einander] um-f.
und küſſen. 3. Macc. 5, 46; Es hatten mich um-f. die
Schmerzen des Todes. 2. Sam. 22, 5; Mich umfängt ein
banger Schauer, | mich umgeben Qual und Trauer. G. 8,
74; Wo .. der weiche Fluß die Nymphe ſanft umfing. 13,
131; 4, 16; In der Fülle des Lebens, die ihn umfing. Höl-
derlin H. 1, 33; 21; Hier .. umfang’ ich die vertraute
Schweſterbruſt. Sch. 478a; Den beſten der Hellenen | hofft
ſie bräutlich zu umfahn. 61b; Mich .. umfing unermeßliches
Elend. V. Od. 1, 342; 4, 243; Den Schwanenarm, | wo-
mit ſie um den Gürtel ihn um-f. W. 20, 163; Mit [gw.:
von] Noth und Gram um-f. 163 ꝛc.; Allreizumfang-
ner, Luſtumfah’ner. Rückert Nal. 29; In Luſtumfan-
gung. 249 ꝛc. Veralt. als trennb. Zſſtzg.: Die um-
gefangene See. Stumpf 390a; Ein hübſches Weib umzu-
fahen. Zinkgräf 2, 92. Unter-: refl. mit abhäng.
Genit. bei allgm. Fw. auch wohl Accuſ. oder
Infin. mit „zu“, Etwas unternehmen, nam. wobei
man ſich Etwas herausnimmt: Wie hart würdeEiner ge-
ſtraft, der .. das Bild ſeines Königes auf ein unächtes Metall
zu prägen ſich unterfinge! G. 10, 75; So iſt es mit Allem,
deſſen ſich der Menſch unterfängt. 18, 301; Du verzeihſt ..,
was ſich die Frechheit unter-f. 11, 137; Sch. 433a; Die
ſich dergleichen Ungezogenheiten unter-f. hätten. Tieck 10,
269; Der ſich eines ſolchen Abenteuers unterfing. W. 18,
74 ꝛc. Vgl.: Es dürfe glücklich zu ſein, kein Sterblicher
ſich erfangen. Lenz (Jris 7, 525); ſo auch: ſich ver-f.
Veralt., tr.: Es nehme ihn Wunder, was .. die Römer in
ſeinem Land unterfingen [wollten]. Zinkgräf 1, 286. Ferner
als ſubſt. Infin.: Hilfreich dem U., das du begannſt. H.,
vgl.: Erklärte das Ver-f. für unſinnig. Hackländer Sold. Kr.
83. Ver-: 1) refl.: a) ſich in Etwas verwickeln,
ſo daß man nicht heraus kann (vgl. be-f.), eig. und
uneig.: 5. Moſ. 7, 25; Spr. 7, 25; Die Hunde abzubre-
chen, ſo ſie ſich ver-f. [verbiſſen] haben. Döbel 1, 106b; Ein
Pferd, das ſich in ſeinen eigenen, aus dem verwundeten Leibe
herausgefallenen Eingeweiden, mit den Vorderfüßen ver-f.
hatte. G. 25, 66; In Locken hab ich mich | gar zu gern
ver-f. 4, 30; Geſunde un-v–e menſchliche Sinneskräfte.
Mendelsſohn 4, 1, 49; Damit nicht die Milch ſich verfangê
oder von der Hitze austrockne. V. Ländl. 1, 149, ſ. 2a;
Bis ſie ſich unvermerkt | in einem tiefen, dunkeln Thal | ver-f.
ſehen. W. 11, 68; 20, 107 ꝛc. b) Der Wind verfängt
ſich (a) in einem Raum, wo er keinen freien Ausgang
hat, u. meton. auch: Menſchen, Thiere ver-f. ſich, wenn
ſie Wind ſchlucken, wenn die Luft ſich in der Lunge
verfängt, z. B. Döbel 2, 120a. So auch: Das V., vgl.
Verſchlagen und Rehe. c) bergm.: Das Erz verfängt
ſich, wenn es an der Luft eine blaſſere Farbe annimmt.
d) = unter-f., ſ. d. 2) tr.: a) ſich ver-f. (ſ. 1a)
machen: Knaben, die Schafe ins Kühle! Verfängt die Hitze
wie neulich | wieder die Milch, dann klopft man umſonſt mit
den Händen die Euter. V. Ländl. 1, 103. b) (Rechtsſpr.)
gw. nur im Part. (vgl. be-f.): Etwas, worüber man
keine freie Verfügung hat: Im Streit v–e Güter; Den
Spieß muß ich mir pfänden .. Der Spieß iſt mir ver-f.
Uhland 426 ꝛc. 3) intr. (haben), unperſ. = eine
beabſichtigte Wirkung hervorbringen, frommen, nutzen:
G. 12, 26; Bei dem das Klopfen nicht ver-f. wollte. Im-
mermann M. 1, 405; Seine Thränen und Seufzer verfingen
gegen den eiſenfeſten Vater Nichts. 46; Worte, welche Nichts
ver-f., Nichts bedeuten. Platen 2, 52; Gewalt, die würde
hier Nichts ver-f. W. 15, 17; 11; und ungw. mit Uml.:
(im Reim): Wie er ſah, daß Bitten Nichts verfänge. 94
ꝛc. Wég-: fort-f.; Einem Etwas ab-f.: Die Fiſche,
die ſie im Teiche weggefangen. Lichtwer 54; Heinſe A. 2,
39 ꝛc. Zū-: zu Etwas durch Fang Etwas hinzu-
fügen: Er hat viele Tauben und fängt täglich neue zu ꝛc.