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Fang
Fáng, m., –(e)s; Fänge:
1) das Fangen: Der F. hiermit geschieht also. Döbel 2, 247b; Auf den F. ausgehn; Auf den Fisch- F. ausgewesen. Forster R. 1, 264; Kämen sie immer von ihrem F–e recht beladen zurück. G. 8, 205; Sie hofften, einen guten F. [s. 2] gethan zu haben. 25, 66; Sch. 534b; Sein edler Falk, dem war im Hühner- F. kein andrer gleich. Hagedorn 2, 299; Vom Fisch-, Vogel-F. leben etc. Auch mit der Nbnbest. der Zeit, der Art und Weise: Der Haupt- Aalfang ist bei Nacht etc.; Ein Schnepfen-F. [s. 3] mit Steckgarnen. Zu diesem F–e werden die .. Hühner-Steckgarne genommen. Wie solche zu verfertigen, kann bei dem Repphühner-F–e nachgesehen werden. Döbel 2, 181a etc. Der Wisch-F., wobei Vögel im Winter mittels eines Getreidewisches gefangen werden etc. Auch zuw. dem pass. Inf. entsprechend: Du kauftest von dem F. [Gefangensein, Gefangenschaft] nicht los einen Gefangenen. Rückert Rost. 114a.
2) der Ggstd. des Fangens, das Gefangene oder zu Fangende, die Beute: Wie .. der Aar auf seinen F., | so schießen sie auf Beute. Chamisso 3, 304; Wenn es nicht außerordentliche Fänge [für die Policei] gab. Gutzkow R. 4, 108; 8, 392; Wie so einem F–e beizukommen. 6, 77; Umringt das Haus .., daß der F. darin uns nicht entgeht. Rückert Morg. 1, 241; Wetteifernd höhnt mit herbem Spotte | den eingebrachten F. die rachbegier’ge Rotte. Sch. 29a; 34b; Jetzo suchten. sie F. . ., Fische zugleich und Gevögel. V. Od. 12, 330 etc.
3) der Ort, wo und das Werkzeug, womit Etwas gesangen wird: In der Mitte des F–es [Bären- F–s] schlägt man einen Pfahl ein. Döbel 2, 125b; Ein Enten-F. an einem Fluß ... Den F. kann man auf 40 bis 50 Ellen lang und 4 Ellen breit machen. 248b; Der erbärmlich schrie, | wie eine Katz im F. Gleim 4, 39; Göckingk 2, 173 U. v.; Die erlenen Bretter dienen .. zu Fischkasten, Aal- fängen. Krünitz 6, 655; Wie im Vogel-F. die Drosseln, zappelt ihr. G. 12, 180; Er hat das Schlößchen mit dem Lachs-F. [auch das Recht dazu] im Besitz. 26, 123; Wo wir einen kleinen Thun-F. antrafen, nicht weit von der Stadt. 30, 101; Im Ratzen- F–e. Gutzkow Zaubr. 4, 326 etc.
4) so auch die natürlichen Werkzeuge der Raubthiere zum Fangen: Die Zähne [des Wolfs], Fänge, welches bei allen Raubthieren also benennet wird. Döbel 1, 36a; Die Raubvögel haben [weidm.] Fänge oder Klauen, keine Füße. 75a; Fleming J. 153a; Blutend unter seiner [des wilden Schweins] Fänge Paar. Freiligrath Ven. 44; Mit scharfem F. [vom Falken]. Garb. 73; Hagedorn 2, 219; Mit knirschendem F. | mit lautem Geklaff verfolgt er ihn lang. Kosegarten Rh. 3, 108; Während .. jetzt dem Türk’ der Kaiseradler | seine Fäng verspüren lässt. Scheffel 817, und öfter übertr. azf Menschen: Was er einmal in den Fängen [Klauen] hat, hält er fest etc. Vgl.: „Wir müssen fechten, wie angeschossene Eber.“ Ha, ich will ihnen mit meinen Fangern den Bauch schlitzen. Sch. 121b; Es würd’ ein Eber, ein gewaffneter, | Müh haben mit den Fängern durchzubrechen. HvKleist Kr. 110.
5) der mit einer zum Fangen, Abfangen dienenden Waffe gegebne Stoß, Stich etc.: Dem Hirsch, dem Wildschwein wird ein F. gegeben, sie werden abgefangen [st. des unweidm. gestochen]. Döbel 1, 19b; 25b; Gab dem gestürzten Wild .. den Genick-F. [ins Genick, s. Genickfänger] etc. Ahnlich auch: F., der Biß eines Hetzhunds (vgl. verfangen). Ferner: ein Streich, den man Einem versetzt: Wann Die unter einander Fänge geben, ist’s nur hätschel und fätschel, wobei Keinem die Nase überläuft. FMüler Faust 26.
6) Bergb.: kurze Ketten an den Schachtstangen, die das Fallen der etwa zerbrechenden in den Schacht hindern. 7) Salzsied.: das von der Soole Herausgeschöpfte, um zu sehen, ob sie die gehörige Gare hat. 8) Mundartl. Anwendungen, s. Schmeller 1, 539.
Zsstzg. unerschöpflich, nam. insofern das Bstw. ein Thier ist, s. 1 u. 3; ferner vgl. Zsstzg. v. fangen, z. B. Án-: Das, womit Etwas anfängt, das Erste zeitlich und räumlich in Bezug auf das Folgende, sich daran Anschließende oder daraus Entwickelnde und im Ggstz. zum Ende, vgl. Beginn, Ursprung: Aller A. ist schwer. Sprchw.; Das Garn ist so verworren, daß man weder A. noch Ende finden kann; Den A. der zierlichsten Wade betrachtet. W. 15, 9; Das Buch von A. bis zu Ende lesen; Womit soll ich den A. machen? Mit diesem kleinen A. waren wir vor der Hand zufrieden. Forster R. 1, 235; Den Versuch, der ganz an Ben Anfang gehört. G. 39, 297; Das Erste und Letzte, A. und Ende möchte es wohl sein und bleiben, aber in der Mitte dürfte ... Manches fehlen. 16, 139; 40, 103; Selbst die nachherige ungeheure Ausdehnung der Kunst hat ihren Beginn von so kleinen Bildern genommen, wie es die tintorettischen Anfänge .. bezeugen. 24, 331; Zu wirklichen Anfängen der Kronenblätter umgebildet. 36, 32; Die Kritik sieht .. auf jene bessern Anfänge deutscher Poesie hernieder. Guhrauer L. 2, 35 etc. Adverbiell: Für den A. [fürs Erste, vorläufig] habe ich Geld genug. G. 16, 72. Am A. schuf Gott Himmel und Erde. 1. Mos. 1, 1; Im A. war das Wort. Joh. 1, 1; Ich bin ein Theil des Theils, der A–s Alles war. G. 11, 56 etc., s. anfänglich. Im A. seiner Regierung; Mit dem A. der nächsten Woche; Von A. Januars bis Ende März etc. Doppelzsstzg., z. B.: ūr-A., zur Verstärkung und Hervorhebung, daß Nichts vorangeht, das Allererste, der erste Beginn: Ihre Theilung natürlicher Uranfänge in 4 Elemente. G. 39, 99; 100 etc.; Die vom Welt-U. ihm Verwandte. Meißner 129; Die Ansicht der Neptunisten, daß sich U–s schon krystallinisches Gestein über die ältesten und ersten Schichten der kältern Erdrinde erhob. Burmeister Gsch. 7; Gervinus 3, 167 etc.
Āūf-: das Auffangen: Ein Napf zum Auffang der Kugel etc., mundartl. = Bei-, Einfang.
Be-: ein umschloßner, eingezäunter Raum, Umfang. Spate s. Bei-F. In dem B. des elterlichen Hauses. Raumer Päd. 3, 2, 107; Und im süßen | Un-B. | hing ich trunken. Blumauer 1, 43, mir unklar, wenn nicht vielleicht das alterthümelnde Umbefang st. Umfang, Umarmen gemeint ist.
Bēī-:
1) eine Umzäunung, s. Frisch, dann ein zw. 2 Furchen liegendes Ackerbeet, s. Schmeller u. Stalder.
2) auch = Neben-F., im Ggstz. des Hauptfangs etc. Brōden- [3] (Salzw.): Vorrichtung zum Auffangen und Fortführen der von der kochenden Soole aufsteigenden Dämpfe des Brodems. Karmarsch 1, 466 ff.; bei Mit- scherlich 2, 1, 74: „Brüten-F.“ Dōhnen- [1; 3]: Vogelfang in Dohnen. Eīn-: umschloßner Raum, Umzäunung, s. Be-F.: Daß er von dessen Warte den E. übersäh. Reithard 139; Diese Thierchen [Rehe] gezähmt in grünen Einfängen. Tschudi Th. 156; Sie treiben die Schafe in einen E. 615; Steub DTr. 1, 178, s. Schmel- ler. Emp-: das Empfangen: Er leugnet den E. des Geldes [daß er es empfangen habe]; Mit welchem freudigen E. | ward’s hier vom Junker aufgenommen! Ramler F. 3, 104; Verfehlt | ist ehrenvollster schuldigster E. so hohen Gastes. G. 12, 192; Willkommnen Gast- E. verkündet es. 190; Wohl-E. [günstige Aufnahme] bereitend mir. 189 etc. Físch- [1; 3], auch übertr. wie das Fischen (s. d.): Sie erhaschte ein Stück und nebenbei einige kleine Münzsorten und war mit ihrem ersten F–e wohl zufrieden. G. 19, 374. Geníck- [5]. Gíft- [3]: (Hüttenw.): ein Rauchfang zur Fortleitung der Arsenikdämpfe. Karmarsch 2, 451 etc. Gríllen-: das Fangen von Grillen oder Sorgen: Gebt denn Harm und G. | gebet ihn den Winden. Hölty 176; Hagedorn 2, 285; Müllner 95. Hāūpt-: s. Bei-F. 2. Kūgel- [3]: Vorrichtung zum Auffangen von Kugeln, sowohl als Spielzeug, Bilboquet, wie auch zum Schutz für die geschoßnen Kugeln. Freitag Soll. 3, 17. Lícht- [3]: Kuppel, die als L. [zum Auffangen des Lichts] für die innern Räume diente. Burmeister gB. 2, 142. Lúft-: Vorrichtung zum Auffangen frischer Luft etc., vgl. Wind- F. Nêben-: Bei-F. 2. Rāūch- [3]: Vorrichtung zum Auffangen und Fortleiten des Rauchs: Der R. führte unmittelbar in den Kamin des Schlafgemachs. Musäus M. 1, 35; G. 11, 57; Karmarsch 2, 213 etc. Ǖber-:
1) in der Glasmalerei, eine dünne Schicht farbigen Flusses als Uberzug: Das grüne U-Glas gewann man durch Auflegen eines blauen Ü–s auf gelbes Glas. Körner Schulm. 3, 481.
2) eine Rinderkrankheit. Um-: die Etwas umfangende, umschließende Grenze und dann die Ausdehnung, die Etwas in Bezug auf diese Begrenzung einnimmt; der Raum, wie weit Etwas reicht; der Inbegriff etc.: Der U. eines Vielecks ist die Summe seiner Seiten; Der U. des Baums, der Stadt; Sein U. wird in einem Tage nicht umschritten. Tschudi Th. 38 etc.; Mit dem Phänomen im ganzen U. bekannt. G. 39, 297; Was die Republik an U. [Ausdehnung] verloren, das hatte sie an Innigkeit der Verbindung gewonnen. Sch. 864b; Der U. [Jnbegriff] ihres Wunsches [= ihr ganzer Wunsch] ist ein Süppchen. Rückert Mak. 1, 106; Stumm in dem U–e [Fülle, Übermaß] seiner Freuden. G. 9, 385; Wenn seine Arme U. und Umgriff genug hätten [weit genug reichten]. Arndt Erinn. 239. 2) seltner: Umschweif, eig. und übertr. Adelung. Unter-: veralt., das Unterfangen. Frisch 1, 248b. Ver-: veralt. 1) das Verfangen: Ohne V. [Erfolg]. Schmeller; Wo kein V. der Güte mehr zu hoffen ist [wo Güte nicht verfängt, nützt]; Es gedeihet ihm zu gutem V. [Nutzen]. Spate. 2) der V., das V–s-Recht, Verfangenschaft (s. d.).
3) Seiner Frau zum V. [Nachtheil] ein Testament machen, s. Frisch. Vīēl-: Einer, der Viel fängt: Gleich einem beidlebigen V. Jahn M. 97. Wétter-: Wind-F. 3. Wíld-:
1) [1 u. 3].
2) [2] ein wild eingefangnes Thier, z.B. bei den Falknern, ein Falke, der nicht aus dem Nest genommen und dann gezähmt wird, sondern erst später, nachdem er wild und frei umhergeflogen, eingefangen und gezähmt wird (Hagerfalk); in der Wildnis aufgewachsne, unbändige Pferde. Kohl Südr. 2, 215, vgl. (veralt.): Es ist auch des zahmen Viehs Fleisch heftigerer Natur dann des W–s oder Wildprets. Ryff Sp. 61b. Daher auch übertr. ein wilder unbändiger Mensch: Wer wie ein W. tollet, | hält auf der Bahn nicht aus. Langbein 2, 256; Der junge W. ist noch neu auf Amors Birsch. Müllner 7, 159; G. 18, 118; Tieck Acc. 8, 1, 216; Die Tugend .. eines weiblichen W–es. Thümmel 2, 166; Dem W. u. Wüstling Alcibiades. W. 21, 146 u. o.; ei Gärtnern, wie Wildling, ein wilder, noch nicht durch Pfropfen veredelter Stamm; veralt. und mundartl.: ein herrenloser Ausländer. Wínd- [3]: Vorrichtung zum Auffangen des Winds, so 1) in Blasbälgen. 2) in Mühlen Kappen auf der obern Fläche des Läufers zur Einführung kalter Luft, auch Fänger genannt. Karmarsch 2, 702.
3) im Bergb. die Wetterlosung oder ein Theil derselben.
4) an Schlaguhren eine Vorrichtung, den Lauf der Räder durch Widerstand der Luft zu hemmen etc.
5) auch ein Ort, wo der Wind recht hinkommen kann.
6) ferner übertr. aufMenschen, wie Windbeutel: Der kleine W. will groß Prahlens damit treiben. Weise (Wackernagel 3, 1, 861 Z. 31). Wísch-: [1] u. ä. m.