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Fangen
Fángen, fing; gefangen; fängst, fängt:
1) tr.: Etwas in seine Gewalt bekommen, so fassen, daß man es hat, fest hält etc., sei es unmittelbar oder mit Hilfe eines Werkzeugs.’
a) So fängt man z. B. einen Ball, Fliegen etc. mit der Hand, dagegen Schmetterlinge mit dem Ketscher, Fische an der Angel, in Reusen etc., Vögel in Garnen, in Sprenkeln, Füchse mit Teller- eisen, Mäuse in Fallen: Raubthiere f. ihre Beute mit den Fängen [s. d. 4]; Die Hunde f. den Hasen [packt ihn mit den Zähnen], dann auch ohne Obj. = beißen, z. B.: Der Hund fängt ins Hängeseil (vgl. ver-f.) etc.; Wer Vögel f. will, wirft nicht mit Knütteln [s. d.] drunter; Mit Speck fängt man Mäuse [s. d.]; In solchen Wassern fangt man solche Fische [s. d.]. Hebel 3, 197; Die schönen Lieder blieben für uns ungefangene Fische. Kohl Jrl. 1, 301 etc.; Das Mäuschen-F. Kinkel Erz. 173, am Rhein, das foppende Klingeln an Häusern (die Bewohner gerathen gleichsam in die Falle, in den Wahn, es komme ein Besuch etc.).
b) Eine Person f., eig. einen Fliehenden in seine Gewalt bekommen, festnehmen, z. B. einen gerichtlich Verfolgten: Apostg. 1, 16; 12, 3; Mit gefangen, mit gehangen; Man fängt ihn, führet ihn zu meinen Füßen. G. 36, 176, oder im Kriege (Richt. 7, 25; 8, 12 u. o.), doch gilt nach heutigem Gebrauch für das Letztere gw. das Particip Gefangen, z. B.: Ein G–er, vgl.: Bau-, Zuchthaus-G–er [der auf dem Bau, im Zuchthaus sitzt] etc., Kriminal-, Staats-G–er [der wegen eines Kriminal-, wegen eines Staatsverbrechens in Gefangenschaft ist] etc.; Ein Kriegs-G–er; die G–en auslösen, auswechseln; Einen zum G–en machen, ihn g. machen, nehmen; Sich als G–er ergeben, sich g. geben etc. Diese Wendungen, wie das einfache f. gelten aber auch übertr., doch so daß „gefangen nehmen“ etc. gw. auf die Gewalt deutet, in der der Gefangene sich befindet, auf die Herrschaft, die über ihn geübt wird etc., wogegen f. (s. a) auch auf das listige Berücken, wodurch Jemand in eine Falle geräth, gehen kann: Ihre Schönheit fing sein Herz. Judith 16, 11; Hielten einen Rath, wie sie Jesum fingen in seiner Rede. Matth. 22, 15; Hatte er mit dem einen Wort meinen ganzen Sinn gefangen. Chamiso 4, 245; Den selbstsüchtigen Zweck, die Gemüther gefangen zu führen. Forster Br. 1, 414; Und sie fühlt der Liebe Qual | und das Mädchen steht gefangen. G. 1, 197; Wir haben .. so sichere Proben von seiner übernatürlichen Kraft, daß ich gern meinen Verstand gefangen nehme, wenn bei seinem Betragen mein Herz widerstrebt. 10, 30; Jedermann giebt seine Sinne, seinen Verstand darunter gefangen. 39, 69; Der Gimpel [Einfältige] wird gefangen. 4, 46; Andrer Gast und Tisch-Gefangner sein. Hagedorn 1, 172 [der Aussicht auf Schmaus seine Freiheit opfern]; Wie er mit liebender Vorsicht mich gefangen hielt in dem Zauberkreise seiner Gefälligkeiten. Hölderlin H. 2, 62; Daß wir uns darein müssen gefangen geben und unser Klügeln lassen. Luther 6, 233a; Oft kommen Menschen unter Götterlarve, | ein Weib zu f. Sch. 17b; Daß ein so weiser Mann sich in den Netzen einer Laīs habe f. lassen. W. HorBr. 1, 47 etc..
c) zuw. Etwas so befestigen, daß es nicht fortkann, vgl. veralt.: Als müsse er [Gott] auch also an einen Ort gefangen und umzirkelt sein. Luther 6, 189a; Er brach den letzten Damm noch durch, der sie [diese Lehre] innerhalb des früher gezogenen Kreises gefangen hielt. G. 36, 136 etc. Weidm.: Die Leine f. [an einen Baum befestigen]. Döbel 2, 85a. Schiff.: Die Rahen mit Ketten f. Bobrick 279a etc. Bergm.: Von einer einschließenden Wand gefangen [erschlagen]werden;
d) weidm.: Einen Hirsch, ein Wildschwein f., gewöhnl. ab-f., sie mit dem Fänger (s. d.) tödten, ihnen den Fang geben.
e) das F. kann zuweilen unabsichtlich sein, z.B.: Grillen (s. d.)f. [in sich aufnehmen]: Eine ansteckende Krankheit f., Sturz 1, 3; gew. auf-f.; nam.: Feuer (s. d.) f., das Feuer in sich aufnehmen und festhalten, nähren: Solche Herzen sind die brennbarsten, sie f. Feuer wie Zunder. Engel 12, 143 u. o. Auch mit ausgelaßnem Obj.: Daß der Funken, der etwa in mir ist, noch finge. Kl. 12, 118; Der Schwamm fängt gut; Das Pulver ist naß, es will nicht f.; Etwas fängt [zündet, vgl. Wurzel fassen, Wurzel schlagen etc., namentl. ver-f.]; Ich suchte seine Eifersucht rege zu machen, aber meine Rede fing bei ihm nicht; Meine Rede fähet [s. Anm.] nicht unter euch. Joh. 8, 37; Dann trifft kein Stern, kein Else faht [sein Zauber ist unwirksam]. Schlegel Haml. 1, 1; Es fängt bei ihr gar leichtlich. Spate [die Frau koncipiert leicht, s. emp-f.]. F–de Krankheit. Spate, veralt. = ansteckende etc.
f) ungewöhnl. statt an-f. (s. d.): Willst du Händel f.? Werner Osts. 1, 22 etc.
g) Deichb.: Einen Deichbruch f., verstopfen, büßen, ausbessern.
h) Gärb.: Felle f., sie beim Sämischgerben ins Kleienbad bringen. 2) refl. = gefangen werden (s. Sich): Es hat sich eine Maus in der Falle gefangen; Sich in seinen eignen Worten f.; Der Wind fängt, verfängt sich [1c] in der Schlucht ist dort eingeschlossen, kann nicht heraus etc.
Anm. Veralt ist die Dehnung (s. Sanders Orth. 69): Du fänge st, er fänget, zuw. noch bei Dichtern: Wohl empfänget sie | die Königin. G. 13, 42 etc.; mundartl. auch ohne Uml.: Wann erst du an zu betteln fangst. Chamisso 3, 208 u. ö., wie zuw. umgekehrt der Uml. in der 2ten Pers. der Mz. (u. im Imper.): Ihr Bäume empfängt mich in kühlende Schatten. Geßner 2, 84 etc. Das Impf. wird wie die ähnl. ging und hing nach älterer und nach mundartl. Ausspr. von Manchen mit „ie“ geschrieben. Sanders Orth. 47. Das in Bsp. unter 1e erwähnte fahen (goth. fahan, ahd. fâhan, mhd. vâhen etc.) ist im Allgem. veralt., doch noch bei Dichtern und in gehobner Rede üblich, z. B.: Fahen, binden und schließen. G. 5, 190; 167; 211; 214; 28, 180; Kl. M. 6, 93; Platen 4, 289; Sch. 540b; W. 12, 75; Geh und fah! Rückert Mak. 2, 178; Fahet uns die Füchse. H. R. 7, 22; Was kein Windspiel fäht. Schwab 352, veralt. auch: Du fachst. Schaidenraißer 38b; er facht. 36b; 51a; Stumpf 608a; Empfach, was dir .. gebührt. Schaidenraißer 63a etc. Selten, außer im Präs., doch z. B.: Weil meines Dankes Größe | wird entsprechen dem Empfahnen. Rückert Mak. 2, 218, s. auch um-f. S. fahnden, fähig, Fächser etc.; urvwdt. mit fassen, s. d. u. Faden, auch Futter.
Zsstzg. z. B.: Áb-:
1) Einem Etwas a., fort-f., es ihm durch Fangen entziehn, z. B.: Tauben etc., übertr. auch: Wasser = es Einem heimlich entziehn, um es auf eignen Grund und Boden zu leiten. 2) weidm. [1d]: Im schlichten Rock hat manchen Bock | der Kaiser abgefangen. Echtermeyer 84; Schlegel Flor. 1, 4 etc. Auch allgem. = fangen mit dem Nebensinn des Heimlichen, Lauernden: Mit eulenleisem Fluge, um Forst- insekten abzufangen. Tschudi 86; Tieck Nov. 4, 151; Wir müssen die Dame einmal a. [zu treffen suchen], wenn sie .. aus dem Bade kommt. Bodenstedt 1, 143. Auch: Indem die Luft durch so viele Verästungen gleichsam abgefangen wird. G. 31, 285. 3) bergm.: untergrabnes Gestein stützen, es gleichsam noch vor dem Sturz auffangen. Án-: anheben, beginnen, den Anfang machen: 1)tr.: mit einem Hw. oder Fw. als Obj.: Er fängt Viel an und endet Nichts; Den angefangnen Brief zu Ende schreiben; Ich will ein andres Leben a.; Wer hat den Streit angefangen? [Von wem ging er aus] etc. Er fing seine Regierung mit einem Gnadenakte an [eröffnete sie] etc., s. 3c.
a) oft tritt (s. 2c) der Begriff des Anfangs, des Eröffnens hinter den der Thätigkeit überhaupt zurück, wie bei dem ähnlichen „beginnen“, nur daß Diessogar als subst. Infin. das Thun, Treiben, Unternehmen etc. bez.: Hader, Streit, Krieg, Unruhen a., sich darin einlassen etc.; Was er anfängt [anfässt, angreift], glückt ihm; Wie fang ich’s an [mach ich’s], daß ich meine Kronenthaler rette? Hebel 3, 162; Deßwegen fangt es der Kaiser auf eine andre Art an [versucht’s]. 92; Wenn ich es nur recht anzufangen wisse. Immermann M. 4, 51; Fängst du’s so an? [Das ist also Dein Vorhaben]. G. 9, 108; Was hast du angefangen! [gemacht, gethan]. 17, 393; Nicht wissen, was sie vor Übermuth a. sollen. 19, 16; Eine Menge, mit der Nichts anzufangen ist. 9, 195 [die man nicht zum Zweck benutzen kann]. Seltner: Das konnte Nichts a. [ver-f., s. d. = helfen, fruchten]. Rückert Erb. 2, 92; Es auf Etwas a., auf ein Ziel hinarbeiten, es darauf anlegen: [Das] Buch in einen unbedingten Schutz zu nehmen, darauf war es von mir gar nicht angefangen. L. 8, 480; Logau 3, 6, 74etc. 3) Infin. und ,,zu“; das abhäng. Zeitw. kann tr., intr., efl. und unpers. sein: Das Kind hat angefangen, Französisch zu lernen; Er fing an, bitterlich zu weinen; Du fängst wohl an, dich zu fürchten; Es fängt an, kühl zu werden; Als der Knabe .. Lettern an zu kritzeln fing. G. 6, 93; Bis der Tag | im Osten an zu grauen fing. Ramler F. 3, 103 u. s. Zuw. auch passiv, einem Aktiv mit ,,man“ entsprechend: Daß „Treue um Treue“ angefangen worden zu drucken, ist mir gleichgültig. Platen 7, 97 etc.
a) zuw. (veralt. und mundartl.) bleibt das „zu“ fort: Da er anfängt in die Rinde schneiden. Geßner 4, 11; Daß es anfahe schwitzen. Ryff Th. 43; Zu Augsburg hat man erstlich angefangen mit Büchsen schießen. Stumpf 726a u. o.
b) statt des Infin. findet sich auch zuw. ein mit „und“ (s. d. †) angeknüpfter Satz: Er fing an und sprach. Dan. 2, 15 etc.; Bis endlich ein .. Offizier anfing und sagte. G. 15, 77 etc. (s. c).
c) wie bei 1a tritt auch hier öfter der Begriff des Anfangs zurück u. a. erscheint gleichsam nur als eine Art Umschreibung des Zeitw., nam. oft bibl. und im Volkston: Die Jünger fingen an, Ähren auszuraufen [rauften sie aus] und aßen. Matth. 12, 1; Wenn eines Priesters Tochter anfähet, zu huren, die soll man verbrennen. 3. Mos. 21, 9; Er sing verdrießlich an, sich in das Gras zu strecken. Gellert 1, 131 etc.; Er fing an und sagte (s. b und 3). 3) intr.: oft mit zu ergänzendem Obj. oder Infin. (s. 1 und 2): Wer hat angefangen? [den Streit]; Er fängt [bindet] mit Jedem an; Karl soll a. und dann wollen wir nach der Reihe fortfahren [zu lesen, zu erzählen u. s. w., wovon grade die Rede ist]; Ich, fing er zu sich selber an [zu reden = sagte er, s. 2c], | ich habe Haus und Hof. Gellert 1, 133 u. v.; Das Spiel hat eben angefangen; Das Schauspiel fängt um 7 Uhr an; An diesem Grenzstein hört mein Acker auf und fängt der meines Nachbars an; Sie will erkennen, wo die Eigenheiten der einen und der andern a. Burmeister gB. 2, 98; Wo die öffentliche Ventilation aufhören muß, fängt die heimliche Machination an. Forster Br. 2, 135; Mit dem A (s. d.), vom Ei (s. d.), ganz von vorn a. etc.; Er hatte mit Nichts angefangen und war zu einem wohlhabenden Mann geworden. Stilling 4, 141 u. v.; ähnlich: Er hatte klein angefangen. Engel 1, 97 [Sein Anfang oder vielmehr der des Geschäfts war klein]; Die Kinder aus langer Weile fingen erst unartig an [waren anfänglich unartig] und aus Ungeduld wurden sie unerträglich. G. 19, 104 etc.
a) im Allgem. gilt hier das Hilfszeitw. ,,haben“, doch steht bei dem eigentl. Pass. von 1 (s. d.) „sein“, vgl.: Das geht so fort, wie es angefangen hat; Das soll so fortgeführt werden, wie es angefangen ist [angefangen worden ist]; Welches zwar hoch genug war angefangen [angestimmt, intoniert], mußte aber bald darauf die Pfeife einziehn. Garzoni 316b; Wie ich zurückkam, war schon der Streit der Natur zwischen Sein und Aufhören angefangen. Forster Br. 2, 661, wofür es gw. mit kleiner Nüance „hatte“ heißt etc. 4) refl. (s. Sich): Manches, was sich leicht anfängt [leicht anzufangen ist], wird schwer fortgeführt; Da fängt sich gar Nichts an etc.; zuw. ganz in der Bed. des Intrans., veraltend: Der Vortrag fing sich eben nicht zum besten an. Claudius 4, 13; Das O und E, womit sich die mehrsten Nennwörter a. Forster R. 1, 195; Das neue Jahr fing sich mit Schnee an. 80; Der Eris Antwort fing sich mit [,,von“ Ramler] Aber an. Lichtwer 74 etc. Vgl.: Ich werde mich [d. h. meinen Namen] künftig mit einem andern Buchstaben a. müssen. Knebel 3, 27 etc. tr.:
Āūf-:
1) zuw.: Etwas fangend emporziehn: Wenn der Fischer ’s Netz auswirft, | die Fischlein aufzufangen. G. 8, 207 etc.
2) gw.: Etwas in seinem Lauf, Fall etc. fangen, es aufnehmen, aufgreifen, zumal ehe es dahin gelangt, wohin es ohne solches Dazwischentreten gekommen wäre: Einen Fallenden in den Armen, den geschlagnen Ball mit den Händen, das Blut in einer Schüssel, den Regen in einem Faß, Sonnenstrahlen mit einem Brennglas, in einer dunkeln Kammer (G. 15, 237), das auf Einen losrennende wilde Schwein mit dem Jagdmesser (Schlegel Flor. 1, 9), einen Stoß, Hieb etc., Briefe (G. 13, 206), einen Boten, Spion a. etc.; „Gute Zimmer?“ fing der Wirth meine Frage auf [etwa wie ein Echo, sie wiederholend]. Thümmel 1, 93; Welche mit begierigem Ohr die letzten Worte von ihren [der scheidenden Eltern] holden Lippen auffingen. W. 29, 81, aber auch: Ein Wort a., gegen den Willen des Sprechenden, sei es, daß man es gar nicht hören oder beachten sollte, oder daß man es anders auffasst, als der Sprechende gewollt: Nimm dich in Gegenwart von Kindern mit deinen Reden in Acht, weil sie auf Verfängliches ganz besonders achten und es a.; Dies Wort fing er auf und hielt sich in seiner Entgegnung an dasselbe; Ich danke deiner Liebe, daß du das Wort so aufgefangen hast. Ja, du hast Recht: mir wäre besser, ich ginge. G. 14, 124 etc. Auch: Ungeziefer, eine Krankheit a. [1e] etc. Aūs-: einen Teich, ihn durch Fangen der Fische leeren etc.; zuw. = fangen: Hängt die zum A. gemachten Garnsäcke vor die Löcher [des Entenfangs]. Döbel 2, 249b, s. auch Schmeller 1, 540. Be-: tr.: Etwas um-, einschließen, eigentl. so, daß es nicht herauskann, u. übertr.: ihm die Freiheit nehmen, es in seinen Wirkungen u. Außrungen beschränken, so nam. von Verstand und Herz: Was etwa die Freiheit Ihres Geistes b. könnte. Fichte 6, 452; Der wüste Fels, die waldumwachsne Bucht | b. mich, sie hindern meine Flucht. G. 8, 363; Den Hohlweg, worin wir b. waren. 25, 5; So waren auch die Freunde nicht mehr in ihrer Wohnung b., ihre Spaziergänge dehnten sich weiter aus. 15, 63; Mir wird so eng! | Die Mauernpfeiler | b. mich. 11, 167; Ungerechtes Gut | befängt die Seele. 120; Von Wolken streifenhaft b., | versank zu Nacht des Himmels reinstes Blau. 4, 103; Unter dem strengsten Banne des ärztlichen Verbots b. Immermann M. 4, 187; Das glaubens- und sorgenvolle Wesen ihrer Wärterin befing ihr den Sinn. Lewald Wandl. 1, 317; Jahre schwanden; dieser Busen ist von Liebe rein gewesen, | was ihn wieder hat b., ist ein Becher Wein gewesen. Platen 2, 56; Das Wunderbare der Geschichte | befing mit Schlaf mich. Schlegel Sh. 3, 29, zwang mich zum Schlafen, so daß ich vom Schlaf b. wurde; Warum befängt mich die Versuchung? Tieck Macb. 1, 3; Ein Laster, das seinen tapfern Muth befängt. V. Sh. 3, 537; Indem fah unser wandernd Paar | sich unvermerkt in einem Park b. W. 20, 42; 12, 325 etc.
a) namentl. im Partic.: In Etwas b. [verwickelt, damit beschäftigt] sein: Ob wir gleich noch in dem ersten Buch Mosis b. waren [darin standen]. G. 20, 152; In einem Unternehmen b. [begriffen]. 24, 152; Bei der Geschichte, worin ich jetzt b. bin [die ich erzähle]. W. 19, 171.
b) hieran schließt sich das refl. = sich mit Etwas beschäftigen, abgeben, befassen: Mit den Todten | hab ich mich niemals gern b. G. 11, 16; IP. 15, 40; 16, 140; 17, 153 etc.
c) nam. aber das Part. b. als Ew. = sich nicht frei fühlend, sondern fremden Einwirkungen gemäß äußernd, eingenommen, schüchtern etc.: Man muß selbst b. sein, um das Urtheil Anderer zu verstricken. Börne 2, 221; Das Kind, vom köstlichen Besitz b., | vergaß sich selbst. Chamisso 4, 127; Dem Entschluß nach frei, dem Gefühl nach b. G. 21, 132; Wie b. | auf einmal sind mir Hand und Herz! 6, 367; Von einem niedergedrückten, in sich selbst b–en Gemüthe. 30, 7; B. und linkisch. Lewald Ferd. 1, 354; Nur ein [liebe-] b–es sieht in ein b–es Herz. Platen 1, 273; 3, 24; Oft löst befangnen Zweifelmuth ein fremder Rath. 26 etc., auch Zsstzg. wie: Liebewahn-b. WHumboldt Son. 82 etc., nam. der Ggstz.: Wie du mit Freiheit un-b. schreitest. G. 6, 54; So geht es gerne Meitschene [Mädchen], deren Herz gefangen ist und b. ihr Verstand, und wer will von einem armen Meitschi fordern, daß, wenn gefangen sein Herz ist. un-b. sein Verstand bleibe. Gotthelf G. 297; Ein un-b–er [unparteiischer] Richter etc. Sagte mir auf die unbefangendste Weise: Gute Nacht. Hartmann Unst. 2, 258, vgl. Eigen, Anm. Dazu: Die Befangenheiten, Vorurtheile und Liebhabereien seines Berufs. Dingelstedt 6; Gervinus Lit. 5, 320; 365; In kindlicher Un-B–heit. Burmeister Gsch. 328; Die Un-B–heit fehlte, der Duft des Verhältnisses war verflogen. Gutzkow R. 6, 380; 4, 93 u. o.
d) B., zuw. auch, wie einschließen, Etwas in sich fassen, begreifen, enthalten: Es ist Alles drin mit in-b. Rückert 2, 207, vgl. mitinbegriffen etc.
e) mundartl. und veralt.: Ein b–es [bebrütetes] Ei etc.
Eīn-:
1) tr.: Etwas fangen und einschließen, z. B.: Einen Vagabunden e. Hebel 3, 267; 318; Schafe (Kohl Südr. 2, 205), Raubthiere, schwärmende Bienen e. etc.; auch z. B.: Den Zinnstein e., mit der Schaufel vom Herd in den Trog thun etc., ferner wie be-f. (s. d.), umschließen, z. B.: Einen Garten mit einer Mauer e., gw. einfassen und übertr.: Nun sitzen sie hinter ihren Mauern, eingefangen von ihren Gewohnheiten und Gesetzen. G. 14, 158; Seydelmann 269 etc.
2) intr.: weidm. = einbeißen, s. ver-f. Emp-: etwas von Außen Einem Zukommendes entgegen-, an- oder aufnehmen, vgl. bekommen und erhalten, von Pers. und personifizierten Ggstd., denen man eine Thätigkeit oder doch wenigstens ein duldendes Entgegennehmen zuschreibt: Jemand empfängt Geld, Briefe, Waaren, Almosen, Sold, seinen Theil von der Beute, ein Lehen, eine Belohnung, Geschenk, Gaben etc., erhält sie, nimmt sie an; Gäste e., sie aufnehmen, bewillkommnen; ferner wo der Empfangende sich mehr leidend verhält: Wunden, Streiche, Vergebung, die heilige Taufe, den Samen e., und so oft mit ausgelaßnem Obj. von Frauen und weiblichen Thieren = koncipieren, schwanger werden. Wenige Belege werden genügen: Die Erde, die ihr Maul hat aufgethan und deines Bruders Blut von deinen Händen e. 1. Mos. 4, 11; Wenn die Erde den Samen empfähet. 4. Chr. 9, 34; Man nimmt die Freiheit, man empfängt sie nicht. Börne Franz. 80; Den Mythos, den sie .. aus sich gebar oder von außen her empfing. Burmeister Gsch. 328; Der Schoß der grünen Erde empfängt mit rechter Lust | sein müdes Haupt am Abend, er ruht an Mutterbrust. Chamisso 3, 326; Er stürzt, nachhallend | empfängt ihn die Tiefe. 4, 194; Den Martertod e. 146; 5, 154; Die Muschel.. empfing ein vom Gewölbe fallendes Wasser mit angenehmem Plätschern. Geßner 4, 174; Die Erde blieb immer nur Pflanzstätte, die das Himmlische durch Wind und Regen empfängt. Heinse A. 2, 110; 92; Die zeugende Kraft ist mehr zur Einwirkung, die e–de mehr zur Rückwirkung gestimmt. WHumboldt 4, 281; Der arme Hund erschrak sich heftig, | als er den Todesspruch empfing [,vernahm“, Ramler F. 3, 13, sprachüblicher]. Lichtwer 52; Daß ihr euer voriges Eigenthum wieder zurück- empfahet. Musäus M. 3, 119; Er, zu empfahn Nachkommenschaft, | that ein Gelübde. Rückert Nal. 7; Von der du die Ehr’ empfähest. 34; Er empfing es nicht, | er gab’s dem Kaiser. Sch. 334a; Wo kindliche Sitten | uns freundlich empfahn. 554a; Wenn ein Mann im Kampfe .. Würf’ empfäht. V. Od. 17, 472; Da eine weiche Hand im Dunkeln ihn empfahet. W. 20, 299 etc. Gegen Empfangung tausend Pfund Golds. Zinkgräf 1, 288, gw. Empfang, s. d. und Empfängnis etc. Veralt.: entpfangen etc., z. B. Schaidenraißer 55b u. o. (wie umgekehrt: Ampfangen. Luther 8, 49a; Um pfangen. Haller 175 etc.), auch von innern Zuständen: Aus diesen Worten entpfingen sie sollich Erschrecken und Verzagen. 45a etc. Er-: refl. st. unter-f., s. d. Fórt-: weg-f.: Einem Etwas f., ab-f. Über-: Daß man weißes Glas auf einer Seite mit einer äußerst dünnen Schichte des rothen Glases überzieht, überfängt. Karmarsch 2, 162, vgl. Überfang. Um-: tr. umgeben, umschließen, umarmen etc.: Etwas mit einer Mauer u. Hesek. 42, 7; Sich [einander] um-f. und küssen. 3. Macc. 5, 46; Es hatten mich um-f. die Schmerzen des Todes. 2. Sam. 22, 5; Mich umfängt ein banger Schauer, | mich umgeben Qual und Trauer. G. 8, 74; Wo .. der weiche Fluß die Nymphe sanft umfing. 13, 131; 4, 16; In der Fülle des Lebens, die ihn umfing. Hölderlin H. 1, 33; 21; Hier .. umfang’ ich die vertraute Schwesterbrust. Sch. 478a; Den besten der Hellenen | hofft sie bräutlich zu umfahn. 61b; Mich .. umfing unermeßliches Elend. V. Od. 1, 342; 4, 243; Den Schwanenarm, | womit sie um den Gürtel ihn um-f. W. 20, 163; Mit [gw.: von] Noth und Gram um-f. 163 etc.; Allreizumfangner, Lustumfah’ner. Rückert Nal. 29; In Lustumfangung. 249 etc. Veralt. als trennb. Zsstzg.: Die umgefangene See. Stumpf 390a; Ein hübsches Weib umzufahen. Zinkgräf 2, 92. Unter-: refl. mit abhäng. Genit. bei allgm. Fw. auch wohl Accus. oder Infin. mit „zu“, Etwas unternehmen, nam. wobei man sich Etwas herausnimmt: Wie hart würdeEiner gestraft, der .. das Bild seines Königes auf ein unächtes Metall zu prägen sich unterfinge! G. 10, 75; So ist es mit Allem, dessen sich der Mensch unterfängt. 18, 301; Du verzeihst .., was sich die Frechheit unter-f. 11, 137; Sch. 433a; Die sich dergleichen Ungezogenheiten unter-f. hätten. Tieck 10, 269; Der sich eines solchen Abenteuers unterfing. W. 18, 74 etc. Vgl.: Es dürfe glücklich zu sein, kein Sterblicher sich erfangen. Lenz (Jris 7, 525); so auch: sich ver-f. Veralt., tr.: Es nehme ihn Wunder, was .. die Römer in seinem Land unterfingen [wollten]. Zinkgräf 1, 286. Ferner als subst. Infin.: Hilfreich dem U., das du begannst. H., vgl.: Erklärte das Ver-f. für unsinnig. Hackländer Sold. Kr. 83. Ver-:
1) refl.:
a) sich in Etwas verwickeln, so daß man nicht heraus kann (vgl. be-f.), eig. und uneig.: 5. Mos. 7, 25; Spr. 7, 25; Die Hunde abzubrechen, so sie sich ver-f. [verbissen] haben. Döbel 1, 106b; Ein Pferd, das sich in seinen eigenen, aus dem verwundeten Leibe herausgefallenen Eingeweiden, mit den Vorderfüßen ver-f. hatte. G. 25, 66; In Locken hab ich mich | gar zu gern ver-f. 4, 30; Gesunde un-v–e menschliche Sinneskräfte. Mendelssohn 4, 1, 49; Damit nicht die Milch sich verfangê oder von der Hitze austrockne. V. Ländl. 1, 149, s. 2a; Bis sie sich unvermerkt | in einem tiefen, dunkeln Thal | ver-f. sehen. W. 11, 68; 20, 107 etc.
b) Der Wind verfängt sich (a) in einem Raum, wo er keinen freien Ausgang hat, u. meton. auch: Menschen, Thiere ver-f. sich, wenn sie Wind schlucken, wenn die Luft sich in der Lunge verfängt, z. B. Döbel 2, 120a. So auch: Das V., vgl. Verschlagen und Rehe.
c) bergm.: Das Erz verfängt sich, wenn es an der Luft eine blassere Farbe annimmt.
d) = unter-f., s. d.
2) tr.:
a) sich ver-f. (s. 1a) machen: Knaben, die Schafe ins Kühle! Verfängt die Hitze wie neulich | wieder die Milch, dann klopft man umsonst mit den Händen die Euter. V. Ländl. 1, 103.
b) (Rechtsspr.) gw. nur im Part. (vgl. be-f.): Etwas, worüber man keine freie Verfügung hat: Im Streit v–e Güter; Den Spieß muß ich mir pfänden .. Der Spieß ist mir ver-f. Uhland 426 etc.
3) intr. (haben), unpers. = eine beabsichtigte Wirkung hervorbringen, frommen, nutzen: G. 12, 26; Bei dem das Klopfen nicht ver-f. wollte. Im- mermann M. 1, 405; Seine Thränen und Seufzer verfingen gegen den eisenfesten Vater Nichts. 46; Worte, welche Nichts ver-f., Nichts bedeuten. Platen 2, 52; Gewalt, die würde hier Nichts ver-f. W. 15, 17; 11; und ungw. mit Uml.: (im Reim): Wie er sah, daß Bitten Nichts verfänge. 94 etc. Wég-: fort-f.; Einem Etwas ab-f.: Die Fische, die sie im Teiche weggefangen. Lichtwer 54; Heinse A. 2, 39 etc. Zū-: zu Etwas durch Fang Etwas hinzufügen: Er hat viele Tauben und fängt täglich neue zu etc.