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fällig Fälligkeit
Fä́llig, a. (~keit, f.; 0): von Geldſummen, deren
- Verfallzeit gekommen: Die Zinſen, die Wechſel ſind f. ꝛc.;
veralt. auch: verurtheilt (ſ. ſtraf-f.). 3. Macc. 3, 27.
Zſſtzg. in verſch. Bed., ſ. die von Fall und fallen;
danach auch mit Mz. des Hw. auf „keit“, z. B.:
Áb-: abfallend: 1) Das Laub abfällig machen. Bluntſchli,
öfter übertr.: Von einer Partei, von einem Glauben
a., abtrünnig; A. machen. Ap.19, 26; 5, 37; v. Einem.
Gal. 4, 17 (ſeltner: Einem. 5. Moſ 7, 4); A. werden.
Fiſchart B. 227b; Meineidige, a– Dieb. 50a ꝛc.; A–e [halt-
loſe] Entſchuldigungen; Dieſer a–e Widerſpruch. Laube Band.
1, 71. 2) Ggſtz. von beifällig (ſ. miß-f. 2): Be-
trachten Sie ihn beifällig od. a. Seydelmann 341; Es wird
dem Widerſpruch begegnet und bald beifällig, bald a. verfah-
ren. G. 39, 94; Wenn ich euch eben nicht a. ſein [entgegen-
geſetzter Meinung ſein, widerſprechen] kann in Dem,
was ihr behauptet. Novalis 1, 20; A. [abſchlägig] beſchieden.
Danzel 26 ꝛc. Acht-: in die Acht verfallen. Kl. 12,
71. Áll-, adv.: allenfalls, etwa; adj.: allenfall-
ſig, etwaig, nam. ſchwzr.: Das Geld, welches er a. er-
halten könnte. Gotthelf G. 163; 168; Sch. 94, 115; 131;
Mußte ſpäter a–er Abgang erſetzt werden. U. 2, 8; 36;
Bei einer a–en Unterſuchung. 145; Keller gH. 2, 240;
328; Sealsfield Leg. 2, 175; 3, 162; Tſchudi Th. 9;
Zſchokke 8, 219; Nov. 13, 316 ꝛc. An-: veralt.,
Einem an-, zufallend, nam. = anſteckend: A–er als
die Peſt. Lohenſtein Arm. 2, 529; A–keit. 790. Āūf-:
auffallend: Es giebt A–keiten und Bezeichnungen für die-
ſelben, die ſich auf wunderbare Weiſe überall hin verbreiten.
Auerbach Gv. 226. Āūgen-: in die Augen fallend:
Es ſei a., daß nur noch Platz für das Bild eines Kaiſers
übrig bleibe. G. 20, 18; Die größten und a–ſten Verdienſte.
53; 30, 4; 39, 283; 40, 90; 250 u. o. Āūs-:
ausfallend, grob: Na nu, begütigte der Alte furchtſam, ſei
nur nicht ſo a. Ruge Nov. 13; eig. (veralt.) einen kriege-
riſchen Ausfall gegen Jemand thund: Wie Wladislaus,
der dem Türken, mit dem Hunniades ein Frieden aufgericht,
a. ward. Mattheſtus Luth. 27a. Bánn-: ſ. Acht-f.
Bāū-: verfallend, den Einſturz drohend, zunächſt von
Gebäuden. 2. Kön. 12, 5 ꝛc.; G. 6, 328; B–keit eines
alten Gebäudes. 39, 118; B–es Schiff. Lichtenberg 5, 456 ꝛc.,
auch übertr., von Kutſchen. Gutzkow R. 1, 19;
Opernguckern. Keler gH. 1, 20; Hoſen. Heine Lut. 2, 86;
Ein b–er Grund. Luther 1, 158b; Iſt das Fleiſch an ihm
ſelber b. [ſchwach]. Franck Laſt. A. 4b ꝛc.; Ein b–er Kran-
ker. IP. 15, 108; Eure Sache ſteht b. Zinkgräf 2, 89 ꝛc.
Bāūm-: baumbrüchig, ſ. wind-f. Bēī-: beifal-
lend: 1) lobend, zuſtimmend, ſ. Ab-f.2. 2) was Einem
beifällt, erinnerlich. 3) veralt: beiläufig, zufällig,
nebenſächlich. Brúch-: 1) baufällig. 2) ſtraf-
fällig, z. B. Möſer Osn. 1, 13, ſ. Bruch 1k und l.
Būß-: veralt. ſtraf-f. Spate. Cént-: kriminell,
ſ. Centfall und ſtraf-f. Dés-, Dīēs-: desfallſig,
auf dieſen, d. h. den vorliegenden Fall ſich beziehnd:
Sein diesfälliger Verſuch. Hartmann Pet. XVIII; Die Beur-
theilung meiner diesfälligen Anſichten. Peſtalozzi 4, 5.
Dúrch-: den Durchfall, Diarrhöe habend: Der ge-
meine Mann, ſo viel ſaure Buttermilch, unzeitiges Obs und
Pflaumen iſſt, wird davon d. werden. Fiſchart (Wackernagel
3, 1, 466, Z. 30). Eīn- (mundartl.): einfallend,
von Zeiten. Erb-: durch Erbſchaft Einem zufal-
lend: Der Papſt unterſtund, der Prieſterſchaft Güter ihn
ſelbſt e. zu machen. Stumpf 81a. Fūß-: einen Fuß-
fall thuend ꝛc.: F. flehen, bitten ꝛc. Sch. 873b; W. 20,
28b; F–e Bitten. Ge-: 1) mundartl., veralt. =
fällig; auch: Das Feſt iſt morgen g. Adelung = fällt auf
morgen. 2) Einem gefallend, genehm, recht: Seid
gehorſam den Eltern, denn Das iſt dem Herrn g. [gefällt
ihm]. Kol. 3, 20; Wir thun, was vor ihm g. iſt. 1. Joh.
3, 22 ꝛc. Oft in Höflichkeitswendungen: Jſt’s Ihnen
jetzt g.? [genehm; paſſt es Jhnen? ꝛc., auch iron.];
Wenn’s Jhnen g. iſt; Treten Sie g–ſt näher; Was iſt Ihnen
g.? [was befehlen, wünſchen Sie?] ꝛc. Um eine mir
g–e [von mir zu beſtimmende] Zeit. Zelter 1, 110; Daß
er .. die Tochter | gäbe, welchem er wollt’ und wer g. ihm
käme. V. Od. 2, 54; Jch möchte | dir im fremden Gebiet
gern ’was G–es thun. G. 1, 232. Selten das Hw. v.
der Empfindung des Wohlgefallens ꝛc.: Ihn mit G–keit
beſchauend, ſtand der Vater. G. 18, 51, häufiger: Wohl-
G–keit. 3) ohne Beziehung auf eine beſt. Perſon =
gefallend, Gefallen erweckend, angenehm: Ein g–es
Äußere, Benehmen; Eine leichte, g–e Muſik; Es iſt .. hier
der Herbſt ſehr g. G. 14, 213; Daß Alles friſch und neu, |
und mit Bedeutung auch g. ſei. 11, 4 ꝛc. Zuw. auch:
Durch die G–keit ſeines Äußern nimmt er auf den erſten
Blick für ſich ein. Häufiger: Ich begabte ſie ... mit jeder
Wohl-G–keit. H. 4) Einem zu gefallen beſtrebt, einen
Gefallen thuend, ſeinem Wunſch gemäß handelnd,
entgegen- und zuvorkommend, dienſtfertig, willig ꝛc.,
ſowohl in einem einzelnen Fall, als auch nam. ſeinem
ganzen Weſen nach, von Perſonen und perſonificierten
Dingen: Wenn ich den Menſchen noch g. wäre, ſo wäre ich
Chriſti Knecht nicht. Gal. 1, 10; Nun erzählte die Geſellſchaft,
dem Wunſch g. [willfahrend], jene Legende. G. 26, 217;
Grauſam g. ſteigt ſie oft, als Mörgentraum | geſchmückt,
mit Phosphoros herüber. 10, 302 (vgl. a: Lichtwer); Er
war ſo g. [ſchmiegſam, nachgiebig] wie ein Weidenſchöß-
ling. 9, 45; Derjenige, welchem ſie g. [zu Willen] war,
verleumdet ſie oft hernach. Heinſe A. 1, 199; Freilich ſollte
ſo ein blindlings-g–es Werkzeug eine beſcheidenere Sprache
führen. L. 6, 3; [Solches Lied] möge behaglichen Ton dem
g–en Ohr herſtammeln, | wem immer Geringes ergötzt.
Platen 2, 259; G. ſtrahlte der Kryſtall der Wogen | die
hüpfende Geſtalt zurück. Sch. 23b; Erbitte Kronion, wenn
Du ihm jemals | biſt mit Worten g. geweſen oder mit Tha-
ten. Stolberg Jl. 1, 386; Deine Feeen | ſind ſehr g. W. 12,
29. a) dazu: Gefälligkeit. f.; –en: ſowohl das
Gefälligſein, als auch der Gefalle, der erwiesne oder
zu erweiſende Dienſt: Wie er mit liebender Vorſicht mich
gefangen hielt in dem Zauberkreiſe ſeiner G–keiten. Hölderlin
H. 2, 62; Wollt Ihr mir eine Nachbar-G–keit thun?
Immermann M. 4, 125; Es hat .. das Glücke zu gewiſſer
Zeit | die grauſame G–keit, | der Thoren Wünſche zu erhö-
ren. Lichtwer 52; [Er] war die G–keit ſelbſt. Seume Sp.
135; Durch eine einzige G–keit gegen ſeine Leidenſchaften.
W. 7,.8 ꝛc. 5) Doppel-Zſſtzg. z. B.: a) ll-g. =
Allen gefallend oder gefallen wollend (2 und 4):
[Hoffnung| neig auf meine Leier | dein all-g. Ohr. B. 7b;
Wie a. Ernſt und Scherz | in ſeinem Zauber ſchwimmt. 84b;
Freilich iſt Beides nicht immer mit gelinden, a–en Mitteln zu-
erwirken. G. 33, 110; Doch darf .. ſeine Gefälligkeit nicht
zur A–keit ausarten, durch welche er ſich zwar beliebt machen
kann, aber in welcher er eine dem männlichen Charakter nicht
anſtändige Eigenſchaft beſitzt. Dellbrück Syn. 1, 22.
b) Dīenſt-g. [4], dienſtfertig: Des Meiſters D–keit.
W. 11, 234. c) Miß-g. (2 u. 3): mißfallend, gew.
mißfällig (ſ. d.): Sind dir, Leſer, meine Sachen miß-g.
wo geweſen. Logau (L. 5, 135) ꝛc. d) Sélbſt-g.: an
ſich ſelbſt Gefallen findend: Mit dem ſ–en Behagen der
Eitelkeit. Burmeiſter gB. 1, 118; Eine ſ–e Schadenfreude.
G. 20, 199; In behaglicher S–keit. 14, 72; Aus der De-
muth .. zu einer glücklichen S–keit emporzuſteigen. 16, 179;
Daß in ihre Reue ſich immer eine Art von S–keit über das
Vollbrachte mit einmiſcht. 39, 110. e) Ún-g. (2; 3 u.
namentl. 4): Ein Gott u–es [gewöhnl. mißfälliges]
Betragen ꝛc. Sein Äußeres iſt un-g.; Das alte Schau-
ſpielhaus, .. das euch ſonſt | mit u–er Umgebung oft be-
drängt. G. 6, 343 ꝛc. Daß Woldemar doch allzu un-g.,
zu untheilnehmend wäre. FHJacoby 5, 40; Er iſt die U–keit
ſelbſt ꝛc. f) Wōhl-g. (2 und 3, gewöhnl. ſtatt des
leicht zu mißdeutenden: gefällig): Er ſteckt es w. [es
mit Gefallen, Luſtanſehnd] in ſein gefaltet Kleid. Chamiſſo
3, 314; Gott w. Röm. 12, 1; Epheſ. 5, 10; Es iſt alſo
w. geweſen vor dir. Matth. 11, 26 ꝛc. Hēīm-: heim-
fallend. Hín-: leicht hinfallend, namentl. übertr.
ſchwach, haltlos ꝛc.: Er ſitzt ja ganz gerade, es iſt nichts
H–es an ihm. G. 10, 35; Als eine angenehme H–keit ſie
auf die unbereiteten Lager ausſtreckte. 19, 201; Den h–en
Menſchen. L. 12, 165; Die ſo h. waren, daß ſie, wenn ſie
kaum die vier Wände beſchrieen hatten, .. dahinſtarben.
Muſäus M. 5, 111; Dieſe Meinung iſt gargrundbrüchig undh.
Schottel 862; Die H–keiten des Alters ꝛc. Ungewöhnl.:
Im Leben iſt’s bald hin-, bald widerfällig. G. 3, 342, es
fällt bald hin, bald wieder, bald hier, bald dorthin.
Knīē-: ſ. fuß-f. Lêhen-: feudal. Lēīb-:
ſ. Leibfall. Míß- (⏑–⏑): ſ. Ge-f. 5 ꝛc.:
1) Mißfallen erregend: Den ihm m–en Zuſtand aufgehoben
und den, der ihm allein gefallen kann, an ſeine Stelle geſetzt.
Fichte 7, 274; Welches ihn m. macht Gott und Menſchen.
G. 26, 215; 15, 184; Daß ihm die Freimüthigkeit nicht
m. war, ſondern wohl gefiel. Hebel 3, 417; M–e Wieder-
holungen unterdrücken. Jacobi Jr. 3, 201; Eine ſehr m. ge-
baute Stadt. Kohl Engl. 3, 270; Irl. 1, 150; Fremdling,
da nicht m. (–– ⏑) vor uns du Jenes verkündigt. V. Od. 8,
236 ꝛc. 2) Mißfallen empfindend, bezeigend: Wie-
derholt er, was die Alten von den Farben geſagt, theils bei-
fällig, theils m. G. 39, 96; Jch habe es m. bemerkt ꝛc.
Auch die Betonung ⏑. Brockes 9, 587. Nīē-
der-: mundartl. = ſach-f. Nōth-: für den Noth-
fall dienend. Pēīn-: veralt. kriminell, peinlich,
ſ. cent-f. Réchts-: veralt. = ſach-f. Rück-:
zurückfallend, namentl. in einen ſchlechten Zuſtand:
Wenn er auch von dieſem Widerrufe nochmals r. geworden. L. 8,
337; Der r–e Verbrecher; Sch. 754b; Stiling 4, 220.
Sách-: von Sache = Rechts-, Streitſache, Prozeß;
durch richterl. Entſcheidung verloren oder vor dem Rich-
ter unhaltbar; S. werden = den Prozeß verlieren; Sollte
auch dann ihre Sache ſich nicht behaupten, ſo wird es um ſo
weniger zweifelhaft bleiben, ob ſie ſ. ſei. Fichte 6, 157; L.
8, 413 ꝛc. Schwêr-: dem die Bewegung ſchwer
fällt, plump, unbehülflich, im Gegenſatz von leicht,
gewandt, zierlich ꝛc.: Ein ſch–er Menſch, Gang, Vers;
Sch–e Satzbildung; Wenn die Bauern mitunter ſch. werden.
G. 10, 192; Jene plumpe Feinheit, ſch–e Leichtigkeit. Heine
Reiſ. 4, 172; Kam der ſch–e Liebhaber geſtolpert. Thümmel
7, 151; Er kommt nicht vom Fleck. Welche Sch–keit! ꝛc.
Sínn-: in die Sinne fallend, vgl. augen-f.: Der
Reim macht den Schluß des Verſes ſ–er. Strāf-: in
Strafe verfallen, ſtrafbar: St–e Perſonen, Handlungen.
Stūfen-: allmählich, in Abſtufungen erfolgend:
Eine ſt–e Abnahme. G. 31, 26. Um-: leicht umfal-
lend. Vōr-: vorfallend, ſich ereignend. Zelter 5,
388; An Worten, ſo zu allen V–keiten dienlich. Wackernagel
3, 1, 1001 Z. 22 (Leibnitz). Wīder-: ſ. Hin-f.
Wínd-: Forſtw., windbrüchig. Zíns-: zinsbar,
Grundzins zu zahlen verpflichtet. Zū-: nur vom
Zufall ſ. d. abhängig; nicht abſichtlich, noth-
wendig, weſentlich ꝛc.: Ich war z. [durch einen Zufall]
dort, als er kam; Deren Verhältnis durch den z–en oder ge-
wählten Hinzutritt einer neuen Perſon ganz und gar verän-
dert wurde. G. 15, 10; Die z–en Bezüge irdiſcher Dinge
gegen einander. 39, 13; Sowohl durch die Weſenheit als
durch das Z–e. 76; Laß uns in dieſer ſeltſamen Z–keit eine
Fügung des Himmels verehren. 15, 147; Ganz von einer
nothwendigen Gewohnheit oder ganz von der willkürlichſten
Z–keit abzuhangen. 240; Dem Durchkreuzen ſo vieler Z–kei-
ten unterworfen. 18, 235; Eine Folge von Z–keiten. 272;
25, 48; Da denn .. überhangende Klippen’ und ſonſtige
landſchaftliche Z–keiten gebildet werden. 23, 146; Das banal
Z–e ſeines Endes. Heine Lut. 2, 34; Dieſe Treue muß auf
den wahren Charakter des Originals, nicht .. auf ſeine Z–kei-
ten gerichtet ſein. WHumboldt 3, 16; Bloße Z–keiten. W.
29, 255 ꝛc. Veralt.: Der ſich ſolcher urbarlichen, z–en
[plötzlichen, unvorhergeſehnen] Kält mit beſorget. Schai-
denraißer 61b u. ö. (Maler.) Z–e Lichter, die zu dem
Hauptlicht noch hinzu, durch Nebenöffnungen einfal-
len. Zwiſchen-: zwiſchen andre Ereigniſſe fallend:
Ob ſie zu den Z–keiten oder zu den Kataſtrophen gehören.
Immermann M. 12, 25 = Epiſode.