Faksimile 0411 | Seite 403
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fällen
Fä́llen, tr.: fallen machen: 1) eig.: Bäume, Holz
f., umhauen. 2. Kön. 3, 19; 25; 6, 5 ꝛc. Ahnlich
auch: Etwas Emporgerichtetes in wagerechte Lage brin-
gen, nam.: Den Spieß (G. 28, 299), den Speer f. (W.
11, 112); Mit gefälltem Bajonett anrücken ꝛc. 2) Thiere,
Menſchen f., ſie tödten (ſ. fallen 2), Jenes namentl.
weidm. (Döbel 2, 43 u. o.), dies bibl. und in gehobner
Rede: Ich will ihn durchs Schwert f. in ſeinem Lande. 2.
Kön. 19, 7; 1. Sam. 18, 25; Pſ. 37, 14 ꝛc.; [Daß der Hund]
wilde Thiere fället. Brockes 9, 269; Viel Drachen ſchon hat
es [dies Schwert] bezwungen, | viel Eſel ſchon hat es ge-
fällt. Freiligrath Garb. 133; So wird der Menſch gleich dem
Stier gefällt, ohne zu wiſſen, warum er bluten muß. Klinger
F. 289; Zog zu Walde, ein Stück Wild zu f. Muſäus M. 1,
2; Um ihn [wie ein Wild] zu f. und zu fangen. IP. 2,
107; Welcher Ahnaf | wieder fordert | und ihn fällt. Rückert
Morg. 1, 252 ꝛc. 3) Eine Perſon f., ſtürzen, zu Fall
bringen (mundartl. auch: Ein Mädchen f., ver-f. =
ſchwängern. Schmeller 1, 522): Ihre eigene Zunge wird ſie
f. Pſ. 64, 9; Hiob 18, 7; Sir. 5, 15; Im Herzen denket er,
wie er dich in die Grube fälle. 12, 16; Daß die Leute alſo
vom Teufel in Sünde und Schande gefället werden. Luther
8, 257a; Deſſen Stolz fällt, wo du ihn fälleſt. Rückert Mak.
1, 49; Mich fällt gerechter Weiſe mein Verrath. Schlegel
Haml. 5, 2. 4) Chem.: einen Körper aus einer
Auflöſung durch den Zuſatz eines andern ausſcheiden,
ſo daß er zu Boden fällt. So auch: Aus-f., z. B.
Karmarſch 2, 227 ꝛc. 5) Schiff.: Der Anker f., fallen
laſſen, auswerfen. 6) Math.: Ein Perpendikel, eine
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Senkrechte auf eine Linie ꝛc. f., von einem Punkte außer-
halb, verſch.: errichten von einem Punkt innerhalb.
7) Die Zähne f., ſchieben (ſ. d. und vgl. Fohlenzahn),
indem die neuen die alten fortſchieben und fallen ma-
chen. 8) mundartl.: Ein Füllen f., kaſtrieren, ver-
ſchneiden. Stalder 1, 352; Gotthelf U. 2, 347. 9)
Bergb.: Einen Schacht f., ſinken, abſinken, tiefer ma-
chen; Waſſer f., es fallen, ſinken machen, fortſchaffen.
Ahnl. auch übertr.: Du kannſt der Völker Toben f. | wie
ſtürmig ſie auch ſind. Opitz Pſ. 65 = ſtillen, bezähmen.
10) mundartl.: vererben, Etwas Einem zufallen ma-
chen: Die von ihrem Vater auf ſie gefällten, verfällten
Güter. 11) Ein Urtheil, eine Entſcheidung f., ausſpre-
chen, vgl. fallen 4c, z.B. 1. Kön. 3, 28; 20, 40 u. o.;
ſchwzr.: Er hat’s gefällt, durch ſeine Stimme den Aus-
ſchlag gegeben.
Anm. Mundartl. und veralt. in weiterer Anwendung
als im Hochd., z. B.: Er muß all ſeine Läſterwort über ſich
ſelb f. [Sie fallen auf ihn zurück ſ. 11 ꝛc.]. Luther 1, 153a.
Dazu: Fällung, f.; –en, in den verſch. Bed., ebenſo Fäl-
ler, m., –s; uv., nam. 1 und 2 in Zſſtzg.: Es fehlt mir
im Nußholz an F–n. Immermann M. 4, 125 [Holzhauer];
Holz-F. Scherr Graz. 1, 47; Wie ein Schlächter und
Stier-F. Immermann M. 4, 135 ꝛc.
Zſſtzg. nam. zu 1 vgl. die von hauen, z.B.: Zweige
ab-, eine Menge Holz an-, Bäume um-f.; ferner:
Āūs- [4]. Ver- [3; 10]: auch veralt. = in Ver-
fall bringen: Der in ein rauhes Feld und Steine ließ
ver-f. | die Stadt. Opitz; Ein Erdbidem, ſo bei 155 Häuſer
verfällt hat. Stumpf 116a; = verurtheilen, ſ. 11 u. ver-
fallen 5a: Man verfällt den Staat in die Koſten. Gott-
helf Sch. 81; In ſchwere Strafe ſie ver-f. Wieland 12, 122.