Gefähr
III. Ge-fǟhr, n., –s; –e:
böswillige Absicht etc. (s. Gefahr, fem., am Schluß), jetzt gw. nur in der Zsstzg.: Öhn- od. ūn-G. (s. Anm.).
Anm.
1) Das Un-G. = das Unabsichtliche, das Zufällige, der Zufall: Jst der Charakter ihm durch das U., durch Natur und Schicksal angebildet. Nic. 6; Ein Nichts, ein U. erweckt ihn öfters wieder. 1, 45; Einer ordnungsvollen Welt | ein U. zum Ursprung geben. 1, 141; 1, 18; 13, 470; Einem U., einer eingebildeten Schickung uns selbst zu opfern. Nat. 2, 196; Durchs bloße U. zu ihr geleitet. 11, 181 etc. — Zuw. in Mz.: In den andern Köpfen regt’s sich und fällt auch wieder und die Veränderungen sind ebensoviele U–e [Zufälligkeiten, nicht von ihrem Willen abhängig]. 1, 169 etc. — Oft auch noch in der ältern Form: Ohngefähr. 6, 18; Daß dieser Zufall doch kein blindes O. war. Nat. 4, 53b; Es giebt keinen Zufall; | und was uns blindes O. [„Ungefähr.“ 369b] nur dünkt, | gerade Das steigt aus den tiefsten Quellen. Wallst. 2, 56; Hätte nicht ein glückliches O. mir das große Loos verschafft, die Tochter vom Hause zu führen. 5, 56 etc. — Hierzu: Von Ungefähr = durch Zufall, zufällig, z. B.: Sie that, als käme sie so nur von U., | allein sie kam mit Fleiß, weil sie ihn sprechen wollte. 1, 131; Wie wenn von U. unter der Zurüstung ein Feuerwerk in Brand geräth. 16, 85 etc.; Als beide Wanderer darauf | von Ohngefähr nach Monds Verlauf | sich wiedersehn. F. 3, 107 u. o. —
2) Früher blieb hier oft das „von“ fort, sd daß das Hw. als Adverb erscheint: Es begab sich ohngefähr. 10, 31; 2. 21, 13; 2. 1, 6 etc. und so z. B. noch: Und zeigt mir ungefähr ein klarer Brunnen | in seinem reinen Spiegel einen Mann etc. 13, 113; Jüngst .. gerath ich un-g. in die Mariengasse. 1, 89; 4, 348; Ein altes Mütterchen, das an den Zäunen kroch, | ersah ihn un-g. 88; 14; Als ich un-g. im Fußweg auf ihn stieß. 12, 93 etc. — Doch wird Dies jetzt im Allgm. vermieden, indem das Adv. gw. zur Bez. einer ungenauen nur aufs Gerathewohl gemachten und also nur annähernd geltenden Angabe dient, wie „etwa“ z. B.: In un-g. 8 Tagen; So war’s un-g.; Wenn ich nur un-g. den Tag seiner Ankunft wüßte; Es werden jährlich ohn-g. 30000 Pipen geerntet. R. 1, 21; Daß die Unternehmung ohn-g. den von ihm erwarteten Ausschlag genommen. A. 1, 121; Man wird ohn-g. auf eben die Art verfahreü sein. 252a etc. — In dieser Bed. heißt es, wie bemerkt, ungew. bei Von un-g. so, wie etc. (s. 4). —
3) Als Ew. den unter 3 entwickelten Adv. entsprechend:
a) = zufällig, z. B.: Ein ungefährer Stoß | erschüttert das Gebäude. 1, 62; Wir blicken so gern in die Zukunft, weil wir das U–e, was sich in ihr hin und her bewegt, durch stille Wünsche so gern zu unsern Gunsten heranleiten möchten. 15, 180; Ein u–er Wink. 3, 113; Daß diese Verse durch das u–e Untereinanderwerfen der Lettern entstünden. 3, 228; 1, 56; [Wenn der Lava] ein trotziges Gebäude | den u–en Weg [den sie zufällig genommen] verschließt. 2, 78; Ein u–es [unabsichtliches] Wort, das das Herz des Königs erschüttert. DrBl. 2, 67; Wann ihm ein u–es Wort entfahre. 1, 226; Auf u–em Rasen. 4, 48 [wie ihn der Zufall darbietet, im Ggstz. des künstlich gebildeten]; Dies u–e Zusammentreffen. 8, 275 etc. — Daß die Principien dieser Schwärmerei ohngefähre Einfälle seien. 7, 116 etc. — Häufiger:
b) = etwaig, annäherndgeltend etc.: Es sei nur die u–e Angabe. 16, 196; In der u–en Entfernung. 11, 226; In u–er Übersetzung. Unst. 1, III; Diesen u–en Inhalt. 97; Nach einer u–en Schätzung. 5, 280; Gab die u–e Lage desselben an. SchM. 36; Das u–e Modell. Nat. 2, 124; Eine u–e, aber unglückliche Nachgeburt der Emilie Galotti. 1, 364; 3, 425 u. o. — Wenn ich Ihnen den ohngefähren Tag bestimme. 13, 281 etc. —
4) Veralt. für das Adv. in beiden Bed. die verlängerten Formen auf lich, z. B.: Da ersiehe ich ohngefährlich [zufällig] im Springen, daß etc. 26; Ungefährlich [etwa] um ein Uhr. 50; Ungefa hrlich um das achtest Jahr. 358a; Ungefahrlich vor 100 und etlich Jahren. 394a, und ebd.: Noch ungefahr bei 200 Jahren.
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