Faksimile 0392 | Seite 384
Faksimile 0392 | Seite 384
fachen
Fáchen: 1) intr. (haben) u. tr. = fächeln (ſ. d.),
nur von einer ſtärkern Bewegung, ſ. o.: a) bei den Hut-
und Tuchmachern, von der Operation, womit das Fil-
zen (ſ. Fach I, 7) beginnt: Das F. beſteht darin, die Haare
[oder Wolle] mittels einer an einem hölzernen Bogen aus-
geſpannten Darmſaite in die Luft zu ſchnellen, ſo daß ſie beim
Herabfallen auf einen Tiſch ſich in allen möglichen Richtungen
kreuzen. Karmarſch 1, 793; 2, 280 ꝛc. b) allgem.:
Die Feuer, die . . flackernd ihr gefacht. Freiligrath Garb. 49;
Mit den Floſſen ſchlug und facht’ er. H. 100; Ein Rieſen-
altar, drauf noch die Opferflamme facht. Grün Ritter 129;
Facht, bläſt und huſtet ſie den ganzen Stoß [Scheiter] zu
Flammen. Hagedorn 2, 173; In lichte Flammen facht | die
Zwietracht Albion’s Volk. Koſegarten Rh. 3, 99; Der Ent-
ſchlafnen Kühlung f. Po. 2, 262; In ſturmgefachter Eile.
Lewald W. 1, 374; Das Recht.., das Wiſſenſchaft und Geiſtes-
gluth | getreulich nährt und facht. Uhland 114; Von der
Zugluft gefacht, eilten die Flammen ꝛc. Waldau Nat. 1, 119
ꝛc. 2) tr.: in Fächer oder Fache einſchließen: So
fachte dann Jeder .. in ſein Wiſſensrack die mannigfalte Ge-
ſtaltung der Geſellſchaft. Jahn M. 110; ſchwzr.: Dämme
an einem Fluß machen. Stalder, ſ. Fach 11b; auch mit
Facben, Fächern verſehn (ſ. Zſſtzg.). 3) veralt.,
Nebenform von fahen, fangen (ſ. d.). 4) in Zſſtzg.
ſ. Fach II. Anm. 4. 5) ſ. fechten = eichen, viſie-
ren, vgl. Schmeller 1, 304 u. 507.
Anm. Über die verſch. Stämme ſ. fächeln und vgl. Fä-
cher ꝛc.; Fach I.
Zſſtzg. außer 3u. 4 vgl. die von „fächeln“,
z. B.: Än- [1]: Zu ewgen Flammen | hat er des Haſſes
Funken angefacht. MBeer Arr. 9; Fachte meine Begierde an.
Chamiſſo 4, 288; Da war der innre Zwiſt neu angefacht.
170; Erneuert unſre Flammen, | er hat ſie angefacht. G. 1,
95; Abendaſche . . zu neuem Gluthtrieb angefacht. 10, 275;
Wie das Schmelzfeuer die widerſtrebenden Erze a. muß. 22,
202; Ihren Eifer a. 39, 121; Proceſſe a. Gotthelf Sch.
165; Leidenſchaften a. L. 7, 349; Daß .. auch nicht ein-
mal ein Funke von Mitleid Sie angefacht hätte, mir einige
Nachrichten von ſich zu geben. 13, 417; Mich bewegt auch
erſtlich ... Dieſes facht mich auch an, das Ablaß gering zu
achten. Luther 1, 114b; Ein wenig Waſſer nur, | ihr Leben
wieder anzufachen. W. 20, 196; 201 ꝛc., ſ. auch anfechten
und [3]. Āūf- [1]: Einen Funken zur Flamme a. ꝛc.
Aūs- [2]: Einen Schrank, Kaſten a., ganz mit Fä-
chern verſehn. Be- [1 u. 2]. Dúrch-: Feuer, |
das die Welt durchfacht von Pol zu Pol. Rückert W. 1, 53.
Eīn- [2]: Das errechnete, mühſam eingetafelte, vor-
trefflich eingefachte Staatsgleichgewicht iſt eine falſch gelöſte
Aufgabe. Jahn M. 142; Sind noch richtig eingefacht unter-
zubringen. JP. 42, 150, vgl. einordnen. Ent- [1]:
gewöhnl. tr.: Eine Gluth e. ꝛc., aber auch intr.: Der
dunkle Stern entfachte [glänzte feurig] | doppelt bei der
tiefen Nacht. KGroth 20. Uber- [2]: veralt.: Einen
Fluß ü., daß die Schiffe nicht mehr Platz zum Fahren haben.
Tſchudi Schw. Chr. 2, 187 bei Friſch. Um- [1]: Im
Hain .., wo .. mich holde Stärkung kühl umfacht. V. 4,
163; Die Luft, die lau und wonnig | dir Wang’ und Nacken
umfacht. Waldau Nat. 3, 341; W. 25, 12. Ver- [2]:
ſ. Fach I, 6 veralt. auch wie abtheilen (ſ. d.), ſich
auseinanderſetzen: Eine Wittwe, ehe ſie heirathet, ſoll mit
ihren Kindern zuvor verfacht ſein. Mattheſius Sar. 12,
auch [3] u. ä. m.