Faksimile 0391 | Seite 383
Faksimile 0391 | Seite 383
Faksimile 0391 | Seite 383
fach Fachheit
II. Fach, a. (~heit, f.; –en): in Zſſtzg. mit
Zahlw. wie: ein, zwei (zwie), drei, vier ꝛc., fünftehalb ꝛc.,
hundert, tauſend, million ꝛc.; dutzend; viel; mehr; mannig,
(manch)-fach ꝛc., ebenſo wie „fältig, falt“ (ſ. d.), um
anzuzeigen, daß Etwas ſo oft, ſo vielmal vorhanden
iſt, als das Bſtw. angiebt, daß davon ſoviel verſch.
Dinge wie angegeben als Abtheilung eines Ganzen, zu
einer Einheit verbunden da ſind ꝛc., z. B.: Nicht ein-f.,
zwie-f., ſondern dutzend-f. | das ganze Land erſchütternd zu
durchkrachen. Baggeſen 4, 74; Die dreifache Summe, das
Dreifache der Summe; Ins Tauſendfache wiederholen. G. 8,
90 ꝛc. Vgl. auch (Chem.): Einfach-, Anderthalbfach-,
Zweifach-Schwefeleiſen, nach der verſch. Menge des Schwe-
fels, die ſich mit dem Eiſen verbindet ꝛc.
Anm. Das Wort iſt dasſelbe wie I. Fach, vgl. dort
unter den Zſſtzg. namentl. Tauſend-F. und das ſinnverwdt.
fältig von Falte (ſ. 5). Danach unterſcheidet ſich auch -fach
als adv. von -mal dadurch, daß dieſes bloß die Wiederholung
bezeichnet, jenes die Zuſammenfaſſung des wiederholt oder
mehrmals Vorhandnen zur Einheit und alſo jedenfalls eine
Vergrößrung und Vervielfältigung nach Maßgabe des Bſtw.:
Wer mir ein und dasſelbe Buch zu drei verſchiednen Zeiten
leiht, der leiht es mir dreimal, dreifach aber nur, wenn er
mir drei verſch. Exemplare oder Ausgaben des Werks zuſam-
men leihtꝛc. Dabei tritt theils der Begriff des Zuſammen-
faſſens zur Einheit, theils der der Verſchiedenheit des in der
Einheit Zuſammengefaßten hervor, vgl.: Ein dreifaches Feſt.
G. 15, 23 (eins, das drei verſchiedne Feſte in ſich faſſt); Eine
peinliche Lage, deren Qual er doppelt und dreifach empfindet.
6 (die eine Empfindung umfaſſt der Intenſität nach drei) ꝛc.,
—: Dreifach [in drei verſchiednen Dimenſionen ſich zeigend]
iſt des Raumes Maß. Sch. 88b ꝛc. So unterſcheidet ſich
auch zwei- undzwie-f. (Dies die ältre, Jenes die heute ge-
wöhnlichere Form, vgl. z. B.: Eine zweifache Höhle gegen
den Hain Mamre. G. 20, 163 u. 1. Moſ. 23, 17) von dem
ſinnvwdt. „doppelt“ (ſ. d.). Theils drückt es, wie „doppelt“,
eine verſtärkte Intenſität aus: Das Schwert wird zwiefach, ja
dreifach kommen. Heſek. 21, 14; In Nacht, in zwiefach ew’-
gem Dunkel. Chamiſſo 4, 187; Wohl Dem, dem die Natur
den Bruder gab! . .. Gegen eine Welt | voll Kriegs und
Truges ſteht er zweifach da. Sch. 492b; Noth, die mein Haus
mir belaſtet, | zwiefach. V. Od. 2, 46; Einer zweifachen
Schwierigkeit wegen. W. 19, 201; Einen zweifachen Vor-
theil. 22, 13 ꝛc. Theils bezeichnet es das Zwieſpältige,
in 2 verſch. Richtungen Auseinandergehnde: Daß der Menſch
gleichſam eine zweifache Seele hat, die da thut, was er nicht
will, und will, was er nicht thut. Forſter Br. 1, 339; Eine
zweifache Handlung neben einander herlaufen laſſen. Gervinus
Sh. 1, 94 ꝛc. Ähnlich natürlich in den Zſſtzg. mit den übri-
gen Zahlen, an die ſich wie geſagt: Mannig- (oder bei Ei-
nigen: Manchfach, z. B. Kohl Südr. 2, 94), Mehr-,
Viel-f. ſchließen. Dieſen gegenüber ſteht das wegen ſei-
ner übertragnen Bed. ſ. einfältig noch beſonders zu
erwähnende: Eīnfach: nicht doppelt (ſ. d.), z. B.: Ein
e–er Dukaten; Eine e–e Schnur; Ein e–er [einköpfiger] Ad-
ler; Eine e–e Flinte [mit einem Lauf]; E–e [ungefüllte]
Nelken; E–er Kümmel, Schnaps, Tafft, nicht von der Güte
und Stärke des ſogen. doppelten ꝛc., dann auch: nicht zu-
ſammengeſetzt; nicht verwickelt und daher: leicht begreiflich,
faßlich; nicht über das Gewöhnliche, Natürliche hinausgehnd;
ungekünſtelt, prunklos, ſchlicht ꝛc., z. B.: E–ſtes Werkzeug
gnüge dir zum Ziel. G. 6, 26; Durch keinen falſchen Schim-
mer geblendet . .. ſich dem e–en beglückenden Gefühl zu über-
laſſen; So e., daß es vor allen Thüren liegt. 31, 15; In
einem durch höchſt verſtandene Falten vermannigfaltigten e–en
Kleide. 46; Selbſt das Mannigfaltigſte wird e. vor deinem
allgemeinen Blick. 10, 61; Urkraft, die . . mit dem E–ſten
das Mannigfaltigſte leiſtet. 39, 333; Daß die Natur man-
nigfaltig und zahlreich in ihren Phänomenen, in ihren Ur-
ſachen ſehr e. 336 ꝛc.; E–e [Prim-] Zahlen; E–e [ſchlichte]
Landleute; Ein e–er Soldat [der nicht mehr als bloßer, ſog.
gemeiner Soldat iſt, keine höhre Würde bekleidet]; E–er
Privatmann; Er begreift das E–ſte [Leichteſte] nicht; Eine
e–e [ungeſchminkte] Erzählung der Thatſachen; E–e Verzicht-
leiſtung [wodurch Nichts als der Verzicht, alſo dieſer unbe-
ſchränkt erklärt wird] ꝛc. 2) eine Steigrung kann es von
den Zſſtzg. mit beſtimmten Zahlw. außer von Einfach (ſ. 1)
nicht geben, wohl aber: Auf die manchfachſte Weiſe. Kohl
Südr. 2, 26; Die vielfachſte Berührung ꝛc. und, inſofern die
runden Zahlen wie hundert, tauſend ꝛc. oft unbeſtimmt für
eine ſehr große Zahl ſtehn, ſo iſt auch davon die Steigrung
möglich; Während Ihnen hier tauſendfachſte Beſchäftigung in
die Hand wächſt. Waldau Nat. 2, 29, vgl.: Mit tauſend-
fachem Tand. G. 11, 30; 13, 138 ꝛc. 3) die zugehöri-
gen Abſtr. auf –heit: Einförmigkeit der Natur hat Ein-
fachheit der Sitten und Lebensweiſe bedingt. Burmeiſter Gſch.
427 u. o. (ſ. Einfalt); Die Vielfachheit der vor ihm betret-
nen Bahnen. WHumboldt 2, 235; 3, 291; Humboldt Kosm.
2, 146 ꝛc.; Die Verſchiedenheit und, wenn ich ſo ſagen darf,
die Dreifachheit des Lebens im Menſchen. Lavater 1, 35;
Fünffachheit. Fichte 8, 363. 4) zugehörige Zeitw., ſel-
ten: Etwas zu einfachen und zu verdoppeln, wie es ihm
zu Sinne ſteiget. Spate 2, 28; „U“ wird ſelten gezwie-
facht. 43 ꝛc.; In Schriften gezweifacht [in zweifacher
Abſchrift] fürbringen. Carolina §. 73; Zweifacht 6000
[Gülden], ja dreifacht noch Das! V. Sh. 2, 78, dagegen
gewöhnl.: Ver–fachen, tr., ref.: wo die durch den Strich
bezeichnete Lücke durch alle Zahlw. ausgefüllt werden kann:
Verēīnfachen, Etwas einfach (ſ. 1) machen: Das Kom-
plicierte v.; So vereinfacht wie ein Kind. G. Stolb. 75;
Zur Vereinfachung und zum Abſchluß gelangen. G. 39, 124
ꝛc. Ferner z. B.: Verdreifacht ſoſich Kraft und Rath.
6, 21; Kohl Engl. 2, 18; Die Vervierfachung des
Viehſtandes. Waldau Nat. 2, 74; Dieſe erſcheinen nun alle
verſechzigfacht. Kohl Südr. 2, 163; Du haſt zerſtückt
mit Unbedacht | den Spiegel dir, o Thor! | Nun blickt der
Schmerz verhundertfacht, | vertauſendfacht her-
vor. Platen 1, 147; Die Sonne ſah ihr Bild verhundert-
tauſendfacht | in jedem blanken Schild. Rückert Roſt.
63b; Seltſam verſtärkt und vermannigfacht. Tieck Nov.
6, 41; Vervielfacht glänzt der Mond auf ſtählernen Ge-
ſchmeiden. Alxinger D. 128b; Pan beſchützt die .. Herden|
und läſſt ſie oft vervielfacht werden. W. 3, 66 [ſich meh-
ren] u. ä. m. 5) veralt. Formen z. B.: Dreifachti-
ger Diebſtahl. Carolina §. 162; Vielfachtig bekleidet.
Eppendorf 60; Zwiefächtige Bosheit. Hammer RH. 437;
EinOpfer tauſendfächtig. Weckherlin (W Müller Bibl.4,121);
Nach ſolcher vierfachiger Underſcheidung. Ryff Th. 30;
Alle Ställ voll mit Lämmern und Kitzlin und waren drei-
fächig underſchieden. Schaidenraißer 37a (9, 220); Viel-
fachig vergelten. 37b; Dreifächtige breite dicke Zähne,
ſtreckt ſeinen ſechsfältigen Kopf aus dem Hohl. 51a (12, 91)
u. ä. m. Veralt., mundartl. fach, adv. (= mannig-
fach), ſtatt „oft“, wie im Plattd. faken, vgl. H. 8, 518.