Faksimile 0391 | Seite 383
Faksimile 0391 | Seite 383
Fach
I. Fách, n., –(e)s; Fächer, –e; Fächlein, elchen, Mz. auch Fächerchen; -:
eine Etwas umschließende oder umfassende Abtheilung:
1) eig., allgem. z. B.: Kasten mit vielen Fächern, wie z. B. die Schriftkasten der Setzer; Buchstaben-F.; Die gewöhnlichen Ausraff-Fächer für „n“ und „e“. Franke Buchdr. 24 etc.; Schiebe- oder Schub-F., ein herausschiebbares Fach, z. B.: Schubfächer mit geheimen Drückern. Gutzkow R. 3, 18 etc. Auch übertr.: Wann öffnen wir .. unsres Herzens | geheimste Fächer? G. 13, 268 etc. Vielfach in technischen Anwendungen, nam.:
2) Bauk.:
a) die durch die Verbindung der Säulenbänder und Riegel entstehenden, auszumauernden oder auszukleibenden leeren Räume in einer Wand, Feld: Die Fache nicht ausgemauert. G. 26, 232; Ein Gebäude kommt zu F. = wird gerichtet, auch übertr.: Noch heute Nachmittag kommt’s ganze Ding zu F. [zu Stande]. Müllner 5, 148. So auch: Dach [s. d. 5] und F.
b) eine Abtheilung des Hauses, nam. in Bauerhäusern die für ein Stück Vieh: Ein Haus von fünf F. Schütze Holst. 1, 307 (versch. c); Feuer-F., den Herd enthaltende Abtheilung eines Bauerhauses; Kammer-F., die die Wohnstube, Kammer etc. enthaltende (versch. 14); die Offnung in der Mauer für die Fenster: Ein Haus mit 20 F. Fenster in der Fronte, zum Unterschied von den einzelnen Fensterscheiben (versch. 10).
c) der Zwischenraum zw. den Dachsparren: Ein Haus von sechs F. (versch. b).
3) Bergb.: Don-F., die Weite zw. zwei Donhölzern (s. Dohne, Anm.) u. ä. m.
4) Bot.: der für den Samen bestimmte Raum einer Fruchtkapsel zw. der Scheidewand und der Klappe, vgl. fächerig. 5) Deichb.: der Antheil, den Jemand an einem Deich hat und für dessen Erhaltung er sorgen muß, vgl. Schmeler 1, 507. 6) Fisch.: ein umzäunter Platz im Wasser, um Fische darin zu fangen (vgl. Fachreuse): Ist das Wasser verfachet und mit Hürden verzäunet darin werden aus der Maßen viel Fisch gefangen. Jährlich .. fangt man in den Fachen kleiner weißer Fischen .. wunderviel. Stumpf 476a. 7) Hutmach.: F–e, die Abtheilungen der Haare, welche durch das Fachen (s. d.) zum Filz verbunden werden, s. Karmarsch 2, 280 ff.; Während des Walkens werden die zu dünnen Stellen [des Filzes] durch Auflegen von besonderen dünnen, kleinen F–en (Buß-F–en) verstärkt. 281. 8) Landwirthsch.: Banse in der Scheune: Vorrath in Boden und F. Feldfrucht und Viehfutter. V. 1, 200; 2, 17 etc.; Mit-F., Raum über der Tenne. 9) Schiff.: Zwischenräume zwischen den Spanten: Fächer, und gewöhnl. niederd.: Facken. 10) Tischler.: Feld, Abtheilung, z. B.: Fenster-F., Fensterflügel (versch. 2c). 11) Wasserb.:
a) (vgl. 2a) bei hölzernen Wehren die mit Steinen ausgesetzten Räume zwischen dem Holzwerk.
b) Wasserschwelle in Flüssen etc., von wo das Wasser herabfällt, s. Fachbaum. 12) Weber.: der Zwischenraum, der entsteht, wenn ein Theil der Kettenfaden durch den Fußtritt in die Höhe gezogen und wodurch der Einschlagfaden eingeschossen wird, und die dadurch in den Fäden der Kette entstehnden Abtheilungen: Das obere oder Ober-F., das untere oder Unter-F.; Der Arbeiter bringt diese Schütze zwischen die beiden F–e der Kette. Karmarsch 2, 220; Schießt den Einschlag durch das F. Kosegarten Rh. 3, 97, vgl. schwzr.: Mit einem F., Facht [Reihe zusammengenommener Fäden] stricken. Stalder. 13) an das Vorstehnde reihen sich einige veralt. mundartl. Übertragungen, z. B.:
a) Pensum, Tagewerk. Stalder; „Facht“. Pictorius.
b) (s. 2a; 11a) Loch, Lücke: Brem. Wörterb 1, 333; Furchte der Teufel, sein Reich würde ein F. gewinnen, daß er nicht leicht wieder könne zustopfen. Luther (Frisch). 14) namentl. aber oft übertr.: ein nach einem Eintheilungsgrunde abgegrenztes, eine best. Klasse von Gegenständen umfassendes Feld eines Ganzen, Branche: Seine Papiere nach Fächern abzutheilen. G. 15, 33 etc., namentl. das Feld einer Thätigkeit, dem man sich besonders widmet, z. B.: Das Rollen-F. eines Schauspielers. Düringer 942; Er fragte einen Jeden nach seinem F–e und äußerte ..., daß man streng auf Fächer halten müsste. G. 16, 174; Das treu verdiente Paar im F. der Alten. 6, 366; Wie in Frankreich der Respekt aus dem Väter-F–e eine Onkelei gemacht hat, so wird die allgemeine Militärpflichtigkeit der deutschen Jugend aus dem Liebhaber-F–e eine Offiziererei machen. Müllner 7, 278 etc. So auch: Der Redakteur eines die ganze Literatur und Kunst umfassenden periodischen Werks muß ... in jedem besondern F–e höher stehen als irgend einer seiner Zeitgenossen Er muß die größten Meister der Fächer übersehen etc. Fichte Nic. 16; Sich geschwinde in ein F. hineinwerfen. Lichtenberg 1, 241; Der die Verführungskunst zu seinem einz’gen F–e gemacht. W. 12, 55; Ein Mann von F. [Ggstz. Dilettant]; Sich dem Bau-, Kammer-F. (s. Kameralia, versch. 2b) widmen etc.
Anm. Ahd. fah, mhd. vach, wohl von fahen (s. d.) = fangen, als das Etwas Umfangende, Fassende, Umschließende. Mz. gewöhnl. „Fächer“, daneben zumal in technischer Anwendung (s. 2— 12) „Fache“ (s. Ge-F.) und, wo es als Maßbestimmung steht, bei Zahlen uv.: 5 F. Fenster, s. II. Vgl. Fächel 3.
Zsstzg. s. o., z. B.: Ausraff- [1]; Bau- [14]; Deich- [5]; Don-[3]; Fenster-[2c; 10]; Feuer-[2b]; Kammer- [2b; 14]; Liebhaber- [14]; Mit- [8]; Ober- [12]; Rollen-[14]; Schiebe-, Schub-[1]; Unter-[12]; Vater-[14], wonach leicht andre zu bilden und zu verstehn sind. Außerdem namentl.: Ge- [1]: In ein G. der Bibliothek gestellt. Forster Br. 1, 407; Ins oberste G. König Jer. 1, 102; Lagen in den G–en umschnürte Packete. Immermann 12, 176.
Tāūsend-: der dritte Magen der Wiederkäuer, wegen seiner vielen Falten auch „Blätter- oder Faltenmagen, Mannigfalt, Fächer, Buch, Psalter“, s. II.