Faksimile 0389 | Seite 381
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ewig Ewigkeit
Ewig, a. (~keit, f.; –en): 1) ohne Zeitgrenze,
der Zeit nach unendlich und wie Dies (ſ. endlich 1)
bald im ſchärfſten, bald in laxerem Sinne gebraucht:
a) = ohne Anfang und ohne Ende; ohne Ende, un-
aufhörlich; immerwährend; unvergänglich; für alle
Zeiten eriſtierend, geltend ꝛc.; E–keit eine unendliche
Zeit, Ggſtz. der Zeit; Beſtändigkeit ꝛc.: Dem Namen
des Herrn, des e–en Gottes. 1. Moſ. 21, 3; Seine Güte
währet e., e–lich. Pſ. 100, 5; 106, 1; Du biſt, Gott. von
E–keit zu E–keit. 90, 2; Seine Gerechtigkeit bleibet in
E–keit. 2. Kor. 9, 9; Von nun an bis in E–keit. Pſ. 121,
7; Gehet hin, ihr Verfluchten in das e–e Feuer. Matth. 25,
41; Das e–e Leben. 46; Zum e–en Gedächtnis in einen
Felſen gehauen. Hiob 19, 24 ꝛc.; E. iſt, was weder Anfang
noch Ende hat und Das lehrt man von der Materie. Bur-
meiſter gB. 1, 60; Dem vergänglichen [Abglanz] des ew’gen
Lichtes. Chamiſſo 4, 141; Die Gediegenheit dieſer e. an ſich
ſelber zehrenden und in alle E–keit mit gleichbleibender Kraft
ſich erſchwingenden Flamme. Fichte 7, 57; Nach e–en, eher-
nen, | großen Geſetzen. G. 1, 68; 6, 107; Sie halten die
Herrſchaft | in e–en Händen ꝛc. 13, 71; Es ſind nicht Schat-
ten, die der Wahn erzeugte, | ich weiß es, ſie ſind e.; denn
ſie ſind. 135; Liebe, die zum All das Eine, | zum E–en das
Gegenwärtige, | das Flüchtige zum Dauernden erhebt. 345;
E.! Wenn man von Dingen ſpricht, die Niemand begreift,
ſo iſt’s einerlei, was für Worte man braucht ꝛc. 14, 248;
O daß ein ſolcher Augenblick nicht E–keiten währen kann. 16,
240; Für die E–keit bauen. 31, 26; Im Laufe der E–keiten
zur Seligkeit kommen. Gotthelf Sch. 312; Auf e. mir die
Augen ſchließen! Furchtbares Meer der ernſten E–keit. Haller
169 ff.; Weit und weiter ſtets zu greifen | im Beſitz der
Künftigkeit | macht mein Jetzt zur E–keit. H. 16, 68; Sei
e. und e. gebenedeit. Meißner 61; Der Menſchheit e–e Wand-
lung. Platen 4, 248; Denke des zeitlichen und des e–en Verder-
bes. Rückert Mak. 1, 72; Vertrauend auf des Glückes E–keit
[Unvergänglichkeit]. 104; Wenn mit E–keit die Zeit ſich
traut. Sch. 2b; Was man von der Minute ausgeſchlagen,|
giebt keine E–keit zurück. 21a; Einmal in die Nacht ge-
riſſen, | bleibt ſie e. mir geraubt, | bis ꝛc. [eigentl. ein
Widerſpruch, wenn nicht der mit „bis“ eingeleitete Satz
etwas nie Eintretendes bezeichnete]. 54b; E. wechſelt
der Wille den Zweck und die Regel, in e. | wiederholter Ge-
ſtalt wälzen die Thaten ſich um. 77a; Dir bleibt Dies e. ein
Gedicht. V. 3, 99; Den e. waltenden Göttern. Od. 2, 433;
Für künftige E–keiten heranreifen. W. 5, 9 ꝛc. b) un-
beſtimmbar lange (ſ. a), ſehr lange, wovon man kein
Ende abſieht; immer oder vielmehr oft, bis zum Uber-
druß wiederkehrend ꝛc., vgl. nam.: So täuſcht die Lei-
denſchaft, die Alles e. ſieht, | auf deren trügeriſcher Wage |
das Stäubchen einen Centner zieht. Nicolai 1, 78; ferner:
Drei e. lange Stunden. Alxinger D. 307; Sah den leid’gen
Regen e. dauern. Chamiſſo 4, 77; Das iſt der e–e Geſang
[das e–e Einerlei]. G. 11, 64; Vierzehn Tage! Welche
E–keit! 16, 4; Seit einer E–keit habe ich Euch nicht ge-
ſehen. 29, 211; Als ſie mir auch darauf Moral, e. Moral
und immer Moral predigte. Gutzkow R. 4, 18; Da können
wir ewig und drei Tag warten (ſprchw.). Höfer V. 286;
Wall Bill. 246 u. ö.; Wenn man die Menſchen lehrt, wie
ſie denken ſollen und nicht e. hin, was ſie denken ſollen.
Lichtenberg 3, 160; Deine Abſchreiber brauchen wirklich eine
E–keit. Platen 7, 44; Das Leben eines Alten iſt doch eine
E–keit! Sch. 112b ꝛc. c) e. als Verſtärkung, z. B.:
Das iſt e. [ſehr, eigentl.: nicht bloß für den Augen-
blick, ſondern für immer] Schade; Wie wird es e. [wie
in aller Welt] kund. L. ꝛc.; namentlich vor Vernei-
nungen: Ich kann ſie e. nicht [nun und nimmer] tilgen.
Engel 12, 147; Sie können e. keine Liebe wechſeln. G. 13,
159; Sie ſtarben ſchon im Morgenkeime, | e. nimmer an
das Licht zu blühn. Sch. 5a; Ein Holzapfel wird e. keine
Ananas. 118a; Wenn das neblige Lappland kaum Menſchen,
e. niemals ein Genie gebiert. 694b ꝛc.; Um in alle E–keit
Nichts mehr davon zu ſagen. Prutz D. Muſ. 1, 2, 428 ꝛc.
Verſch.: Nicht e., ein Ende in der Zeit nehmend: Du
zürnſt nicht e. ꝛc., vgl. Jmmer 1a. d) einzelne be-
ſondere Ausdrücke: E–e Einwohner (in Bern), die ihren
beſtändigen Aufenthalt dort haben, ohne volle Bürger
zu ſein; E–er Friede [der auf immer wenigſtens gelten
ſoll]; E–es [lebenslängliches] Gefängnis; E–es Geld,
e–er Zins [der Zins von einem unablöslichen, unkünd-
baren Kapital]. Schmeller 2, 42; E–e Einkünſte, Renten
[von einem ſ. g. eiſernen Kapital ꝛc.]; Der e–e Jude,
auch: Der e. laufende Jude (Muſäus M. 3, 94), nach der
Sage Ahasver, der, weil er Chriſtus verhöhnt, ver-
dammt iſt, bis zum jüngſten Tage umherzuwandern,
auch übertr.: Einer, der raſtlos umherſtreift, z. B.
G. 18, 107; 171 ꝛc.; E–e Lampe [die Tag und Nacht
fortbrennen und nicht erlöſchen ſoll, vgl. 3. Moſ. 6, 13;
nam. in der kathol. Kirche zum Gedächtnis an Ver-
ſtorbne, z. B. Freiligrath 2, 35: G. 15, 170; Thümmel
3, 191]; E–e Meſſe [die „geewiat“, auf ewige Zei-
ten geſtiftet iſt, jährlich an einem gewiſſen Tage ge-
leſen werden muß, ſ. Schmeller 1, 131] u. ä. m.
2) übertr. auf den Raum = endlos, unendlich: Eh
vor des Denkers Geiſt der kühne | Begriff des ew’gen Rau-
mes ſtand. Sch. 23a; Zwiſchen der e–en Höh’ und der e–en
Ttefe | trägt ein geländerter Steg ſicher den Wandrer dahin.
75a ꝛc., nam. bergm.: Indem ihr Urſprung oft uner-
gründlich bleibt oder, wie der Bergmann ſich ausdrückt, in
die e–e Teufe hinabſteigt. Burmeiſter Gſch. 131.
Anm. S. III. Ehe, Anm. Das verlängerte Adv.
E–lich oft in der Bibel, ferner Freiligrath Garb. 182;
EvKleiſt 2, 67 ꝛc. Eine Steigrung iſt dem Begriff nach
ſelten, doch z. B.: Die die E–keit noch e–er machen möchte,
um die Höllenſtrafen der Philoſophen zu verlängern. Börne
3, 265; Der ich ſelbſt einer der e–ſten Menſchen bin. Heine
Reiſ. 4, 71 ꝛc. Mundartl.: Der Ewig, Epheu (ſ. d.).
Zſſtzg. z. B.: ūr: (⏑–⏑): Die urew’gen l⏑–⏑]
Quadern. Rückert 1, 167; Ihr urew’gen Mächte. Tieck
Cymb. 5, 4. Wélt-: ewig wie die Welt. Goltz 1,
35; 309 ꝛc.