Faksimile 0387 | Seite 379
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Etwas
Etwas (⏑ –), unbeſt. Fw.: Es bezeichnet ganz
allgemein eine Sache oder ein Sächliches, wie „Je-
mand“, zu dem es der Bedeutung nach als neutr. gel-
ten kann, eine Perſon und bildet den Ggſtz. zu Nichts
(ſ. d.). 1) alleinſtehnd oder ſubſtantiviſch: a) oft
als Subj., Obj. und abhängig von Präp., (z.B.: E.
beſchäftigt mich; E. ſehn, hören; Sich mit E. beſchäftigen, von
E. ſprechen, hören ꝛc.), aber nicht gewöhnl. als bloßer
Genit. und Dat., da die Kaſus durch die Form nicht
erkennbar ſind. Doch findet ſich der Dat. in der Wen-
dung: Die Stadt Frankfurt ſelbſt aber ſah damals E. [ſ. d]
gleich. Hebel 3, 378 (vgl.: E., d. h. etwas Bedeutendes
vorſtellen, das Anſehn von etwas Bedeutendem haben):
Fremde, die E. gleich ſehen. 457 ꝛc. In Sätzen aber
wie: Wenn ich einmal E. von eurer Waare benöthigt [ſ. d.
und vgl.: Das 4; Es 9] bin. 342, läſſt ſich E. auch
als Acc. faſſen. b) E. bezeichnet im Allgemeinen
(ſ. a) eine Sache, von der Nichts weiter beſtimmt wird
als eben ihr Vorhandenſein, ein Ding, unbeſtimmt,
was es iſt, oder auch, es ſei beſchaffen wie es wolle,
dann oft verſtärkt irgend E.: Vergebet, wo ihr E. wider
Jemanden habet. Mark. 11, 25 [ohne nähere Angabe
Deſſen, was man wider ihn hat]; An dem Felſen ...
ſeh’ ich E. (⏑ –) [wovon ich nicht beſtimmt angeben kann,
was es iſt]. | Iſt ſie Das? G. 1, 65; E. (– ⏑) fürchten
und hoffen und ſorgen | muß der Menſch für den kommenden
Morgen. Sch. 497 [irgend eine Beſchäftigung muß er
haben] ꝛc., doch empfängt es oft nähere, wenn auch
noch immer allgemeine Beſtimmungen (ſ. d. folg.).
c) E., in Bezug auf ein Ganzes, ein Theil desſelben,
ein Stück davon, wo es denn im Ggſtz. zum Ganzen,
zu „Alles“ oft = ein bischen, ein wenig wird (ſ. 2a):
Gieb mir E., E. von dem Geld ab; Ich habe E. von der
Sache [nicht die ganze Sache, ſie nicht vollſtändig] ge-
hört; Er hat, Er iſt E. von einem Gelehrten [er iſt ein
Stück davon, nicht ein Gelehrter, aber doch ihm eini-
germaßen ähnlich] ꝛc. Daran ſchließt ſich: So E.,
was von der Art iſt, ihm Ahnliches, Derartiges, z. B.:
Echt oſtindiſchen Stoffs; ſo E. (– ⏑) kriegt man nicht wie-
der. G. 5, 4; Sie glaubte, ſo E. von Neigung bei ihm zu
bemerken. 15, 187; So E. (– ⏑) warich vermuthen. Müllner
2, 127 ꝛc. Auch: Die Nähe der holländiſchen Grenze
ſchien ihr E. wie holländiſches Phlegma angeweht zu haben.
Prutz Muſ. 2, 61; [Da] ſchwebte E. in griechiſchem Ge-
wande wie eine Geſtalt. FSchlegel Luc. 44 ꝛc.; Daß ihm der
Richter 25 oder E. [etwa 25 Schläge, wobei es auf ei-
nige mehr oder minder nicht ankommt] wollte mitgeben
laſſen. Hebel 3, 264 u. ä. m. d) im Ggſtz. zu
„Nichts“ bezeichnet E. ein Eriſtierendes, das Weſen-
heit hat, nicht ein bloßer Schemen iſt; in prägnantem
Sinn oft ein Ding von Bedeutſamkeit, von Belang,
ſich dem „Viel“ nähernd: So aber ſich Jemand dünken
läſſet, er ſei E., ſo er doch Nichts iſt, Der betreuget ſich ſelbſt.
Gal. 6, 3; Ap. 5, 36; So aber ſich Jemand dünken läſſet,
er wiſſe E., der weiß noch Nichts. 1. Kor. 8, 2; Hat das
Nichts, das durch dich E. ward [überhaupt in die Weſen-
heit trat, nicht: etwas Bedeutendes], dich getadelt?
Engel 1, 256; Der Andere ſchadet, um E. (– ⏑) zu ſein. G.
3, 77; Er wäre gar gern auch E. (⏑ –). 146; Ich wünſchte,
dir E. (– ⏑) [wenn auch nicht Viel, ſ. c] ſein zu kön-
nen. 13, 128; Und wenn ich Wenig bin, | ſo weiß ich doch,
daß ich ihr E. (– ⏑) war. 188; O möchte doch das Viele,
das dir bleibt, | nach dem Verluſt als E. (– ⏑) dir erſchei-
nen. 285; Wer Vieles bringt, wird Manchem E. bringen.
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11, 7; Da denkt man: Du biſt E., und eh man ſich’s
verſieht, iſt man flugs E., nämlich ein Hochmuthspinſel.
vHorn Schmj. 115; Das „Teſtament“ von eben derſelben
Verfaſſerin iſt noch ſo E. [vgl. c, hat doch wenigſtens
einigen Werth], aber die „Hausfranzöſin“ iſt ganz und gar
Nichts. L. 7, 115; Nur von Holz, aber ſo künſtlich zurecht-
getüncht, daß es wirklich ausſah, als wäre es E. Prutz Muſ.
1, 12 ꝛc.; Sich E. fuhlen. Gotthelf G. 48; König Kl. 2,
355; Sich E. einbilden, dünken ꝛc.; E. [ſ. 1a] gleich ſehn;
Hundert Thaler, Das iſt für ihn ſchon E., will ſchon E. ſa-
gen, bedeuten ꝛc.; In E. [einigermaßen] beklommen. IP.
21, 169, den ſtieren Sinn gebrochen. L. 13, 582 ꝛc.
Hier erwähnen wir auch das ironiſche: Ach, hat ſich E.
Engel 12, 296 = J, warum nicht gar? Die Sache iſt
ſo bedeutend nicht (ſ. haben II3). e) E. mit dem
unbeſtimmten Artikel als ein in allen Kaſus uv. Hw.,
um ein Ding, ein Weſen, eine Empfindung ꝛc., die
man nicht näher beſtimmen kann, eben in dieſer Unbe-
ſtimmtheit allgemein zu bezeichnen (frz. un je ne sais
quoi, ein ich weiß nicht was): Ein fremdes E. drängt
ſich zwiſchen uns. Beer Arr. 18; Ein winzig kleines, ſtachlich-
tes E. kommt mir in die Hand. G. 19, 15; Ein ungeſehenes in
andern Welten ſtehendes E. IP. 2, 55; Ein E., das [ſ. Anm.]
ich nicht ſehe, das ich nicht fühle, das mich umhaucht. Prutz Muſ.
2, 257; Ein unbekanntes E. Sch. 690a; Ein gewiſſes unbe-
ſchreibliches E., das [ſ. Anm.] die ſtudierte Naivetät . . ver-
räth. Stahr Par. 1, 271 u. o. f) ſo auch: Das, die-
ſes, jenes E. ꝛc., in Bezug auf ein in ſeiner Unbeſtimmt-
heit ſchon vorher Bezeichnetes oder doch zu Bezeichnen-
des: Sogleich kuckte E. aus dem Fenſter, das [ſ. Anm.] ein
Kopfzeug aufhatte und einem Mädchen von etlichen 20 Jah-
ren ähnlich ſah .. . Sind der Herr Paſtor zu Hauſe? fragte
ich das E. V. Br. 1, 219; Das E., das hier an mich ſpricht,
ſagt mir: Rameau, du möchteſt gern die beiden Stücke ge-
macht haben. G. 29, 220 ꝛc. g) davon verſchieden:
Das E. (Ggſtz.: Das Nichts) = das Seiende, Exiſtie-
rende: Was ſich dem Nichts entgegenſtellt, | das E. (– ⏑),
dieſe plumpe Welt. G. 11, 56; Das E. iſt die erſte Negation der
Negation ꝛc. Hegel Log. 1, 107. 2) E., adjektiviſch ne-
ben Hw. oder ſubſtant. Ew. a) in der ältern Sprache
hing von E. wohl ein Hw. im Gen. ab: Anno 1410
erreget ſich E. Kriegs zwiſchen den Waldſtädten ... und ihren
Nachbaren. Stumpf 605a ꝛc. Jetzt ſteht es = ein wenig,
ein bischen ꝛc., vor Stoffnamen und abſtrakten Hw.:
Noch e. Geld; Thu e. Butter und e. Salz daran; Darf ich
Ihnen mit e. Wein aufwarten?; Wenn er nur noch e. Ehre
im Leibe hat ꝛc. Zuweilen ironiſch: Da entwickelte ſich e.
Glanz [nicht wenig, ſehr viel]ꝛc. Ungew.: Jch ſuchte
ſchnell e. Almoſen für ſie. Kinkel Erz. 202, oder, wie
Adelung erwähnt, in Verbindung mit der Mz.: Vor e.
[einigen] Jahren. Bluntſchli ꝛc. b) ſehr oft in Verb.
mit ſächl. Ew.: E. Schönes = E., was ſchön iſt; Es
iſt e. Schönes um einen Freund; Jch kann vor e. Schönem
ſtundenlang ſtehn; Nun zu e. Andrem!; Hatteſt eine Vorahn-
dung von e. Entſetzlichen [korrekter: em], was dich hier be-
treffen müſſe. Tieck Acc. 2, 77 ꝛc. Auch in Bezug auf
Perſonen allgem. (vgl. Das 3e): Sieh die Leute in der
Kutſche! Das iſt gewiß e. Vornehmes ꝛc. 3) als adv.
= ein bischen, ein wenig, z. B.: Das kommt mir e.
ungelegen; Er ſpricht e. Franzöſiſch; Die Fordrung find’ ich
e. ſtark; 20 Thaler iſt e. viel; Mich ärgert die Sache e. viel
[vgl. etlich, Anm.]. Börne 5, 233; Heut erbarme doch
dich dieſer liebentglühten Pein e. (⏑ –). Platen 2, 83; Um-
tummeln muß ich hier mich e. (– ⏑) in der Öde. Rückert
Roſt. 118a; Wohl fürcht’ ich e. (– ⏑) meines Vaters Zorn.
Tieck Cymb. 1, 2 ꝛc.
Anm. Die erſte Silbe bleibt außer wo E. mit einem
Artikel verbunden erſcheint, wo auch nur die trochäiſche Be-
tonung gilt, in der gewöhnl. Sprache oft fort (ſ.
Was). Veralt. und mundartl. iſt auch das entſpr. m.:
Etwer, Etwem, Etwen (ſ. Schmeller 1, 128 und vgl. Wer),
wie auch Etwie u. ä. m. Folgt ein bezügl. Fw. auf E.,
ſo ſteht wenn Dies ein Einzelnes bezeichnet, wie z. B. ein
Mädchen 1 f. in dem ſcherzh. Bſp. aus V., und oft: ein E.,
das z. B. 1e „das“, ſonſt richtiger „was“ als „das“
(ſ. d. 5), doch wählen Viele Dies ſtatt Jenes, namentl. mit
Rückſicht auf den Wohllaut bei unmittelbarem Zuſammen-
treffen von Etwas und was, alſo z. B.: Du haſt mir da E.
geſagt, was mich überraſcht; Du ſagſt mir E., was (oder das)
mich überraſcht; Es hebt uns empor als E., das auf ein Un-
begreifliches deutet. G. 18, 342; Grämet ſich .. um E. (– ⏑),
das unmöglich iſt. Nicolai 1, 24; Jetzt empfand ſie E., das
jener Seligkeit glich. W. 29, 73; mundartl. ſinnvwdt. Wör-
ter wie: Üzud. Zwingli 2, 2; Öppis. Gotthelf G. 155;
Neuis. 171; neue. 188; Lings. Sch. 263 (ſ. Stalder 2,
172), können hier nur im Vorbeigehn erwähnt werden.