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Etwas
Etwas (⏑ –), unbest. Fw.:
Es bezeichnet ganz allgemein eine Sache oder ein Sächliches, wie „Jemand“, zu dem es der Bedeutung nach als neutr. gelten kann, eine Person und bildet den Ggstz. zu Nichts (s. d.).
1) alleinstehnd oder substantivisch:
a) oft als Subj., Obj. und abhängig von Präp., (z.B.: E. beschäftigt mich; E. sehn, hören; Sich mit E. beschäftigen, von E. sprechen, hören etc.), aber nicht gewöhnl. als bloßer Genit. und Dat., da die Kasus durch die Form nicht erkennbar sind. Doch findet sich der Dat. in der Wendung: Die Stadt Frankfurt selbst aber sah damals E. [s. d] gleich. Hebel 3, 378 (vgl.: E., d. h. etwas Bedeutendes vorstellen, das Ansehn von etwas Bedeutendem haben): Fremde, die E. gleich sehen. 457 etc. In Sätzen aber wie: Wenn ich einmal E. von eurer Waare benöthigt [s. d. und vgl.: Das 4; Es 9] bin. 342, lässt sich E. auch als Acc. fassen.
b) E. bezeichnet im Allgemeinen (s. a) eine Sache, von der Nichts weiter bestimmt wird als eben ihr Vorhandensein, ein Ding, unbestimmt, was es ist, oder auch, es sei beschaffen wie es wolle, dann oft verstärkt irgend E.: Vergebet, wo ihr E. wider Jemanden habet. Mark. 11, 25 [ohne nähere Angabe Dessen, was man wider ihn hat]; An dem Felsen ... seh’ ich E. (⏑ –) [wovon ich nicht bestimmt angeben kann, was es ist]. | Ist sie Das? G. 1, 65; E. (– ⏑) fürchten und hoffen und sorgen | muß der Mensch für den kommenden Morgen. Sch. 497 [irgend eine Beschäftigung muß er haben] etc., doch empfängt es oft nähere, wenn auch noch immer allgemeine Bestimmungen (s. d. folg.).
c) E., in Bezug auf ein Ganzes, ein Theil desselben, ein Stück davon, wo es denn im Ggstz. zum Ganzen, zu „Alles“ oft = ein bischen, ein wenig wird (s. 2a): Gieb mir E., E. von dem Geld ab; Ich habe E. von der Sache [nicht die ganze Sache, sie nicht vollständig] gehört; Er hat, Er ist E. von einem Gelehrten [er ist ein Stück davon, nicht ein Gelehrter, aber doch ihm einigermaßen ähnlich] etc. Daran schließt sich: So E., was von der Art ist, ihm Ahnliches, Derartiges, z. B.: Echt ostindischen Stoffs; so E. (– ⏑) kriegt man nicht wieder. G. 5, 4; Sie glaubte, so E. von Neigung bei ihm zu bemerken. 15, 187; So E. (– ⏑) warich vermuthen. Müllner 2, 127 etc. Auch: Die Nähe der holländischen Grenze schien ihr E. wie holländisches Phlegma angeweht zu haben. Prutz Mus. 2, 61; [Da] schwebte E. in griechischem Gewande wie eine Gestalt. FSchlegel Luc. 44 etc.; Daß ihm der Richter 25 oder E. [etwa 25 Schläge, wobei es auf einige mehr oder minder nicht ankommt] wollte mitgeben lassen. Hebel 3, 264 u. ä. m.
d) im Ggstz. zu „Nichts“ bezeichnet E. ein Eristierendes, das Wesenheit hat, nicht ein bloßer Schemen ist; in prägnantem Sinn oft ein Ding von Bedeutsamkeit, von Belang, sich dem „Viel“ nähernd: So aber sich Jemand dünken lässet, er sei E., so er doch Nichts ist, Der betreuget sich selbst. Gal. 6, 3; Ap. 5, 36; So aber sich Jemand dünken lässet, er wisse E., der weiß noch Nichts. 1. Kor. 8, 2; Hat das Nichts, das durch dich E. ward [überhaupt in die Wesenheit trat, nicht: etwas Bedeutendes], dich getadelt? Engel 1, 256; Der Andere schadet, um E. (– ⏑) zu sein. G. 3, 77; Er wäre gar gern auch E. (⏑ –). 146; Ich wünschte, dir E. (– ⏑) [wenn auch nicht Viel, s. c] sein zu können. 13, 128; Und wenn ich Wenig bin, | so weiß ich doch, daß ich ihr E. (– ⏑) war. 188; O möchte doch das Viele, das dir bleibt, | nach dem Verlust als E. (– ⏑) dir erscheinen. 285; Wer Vieles bringt, wird Manchem E. bringen. 48* 11, 7; Da denkt man: Du bist E., und eh man sich’s versieht, ist man flugs E., nämlich ein Hochmuthspinsel. vHorn Schmj. 115; Das „Testament“ von eben derselben Verfasserin ist noch so E. [vgl. c, hat doch wenigstens einigen Werth], aber die „Hausfranzösin“ ist ganz und gar Nichts. L. 7, 115; Nur von Holz, aber so künstlich zurechtgetüncht, daß es wirklich aussah, als wäre es E. Prutz Mus. 1, 12 etc.; Sich E. fuhlen. Gotthelf G. 48; König Kl. 2, 355; Sich E. einbilden, dünken etc.; E. [s. 1a] gleich sehn; Hundert Thaler, Das ist für ihn schon E., will schon E. sagen, bedeuten etc.; In E. [einigermaßen] beklommen. IP. 21, 169, den stieren Sinn gebrochen. L. 13, 582 etc. Hier erwähnen wir auch das ironische: Ach, hat sich E. Engel 12, 296 = J, warum nicht gar? Die Sache ist so bedeutend nicht (s. haben II3).
e) E. mit dem unbestimmten Artikel als ein in allen Kasus uv. Hw., um ein Ding, ein Wesen, eine Empfindung etc., die man nicht näher bestimmen kann, eben in dieser Unbestimmtheit allgemein zu bezeichnen (frz. un je ne sais quoi, ein ich weiß nicht was): Ein fremdes E. drängt sich zwischen uns. Beer Arr. 18; Ein winzig kleines, stachlichtes E. kommt mir in die Hand. G. 19, 15; Ein ungesehenes in andern Welten stehendes E. IP. 2, 55; Ein E., das [s. Anm.] ich nicht sehe, das ich nicht fühle, das mich umhaucht. Prutz Mus. 2, 257; Ein unbekanntes E. Sch. 690a; Ein gewisses unbeschreibliches E., das [s. Anm.] die studierte Naivetät . . verräth. Stahr Par. 1, 271 u. o.
f) so auch: Das, dieses, jenes E. etc., in Bezug auf ein in seiner Unbestimmtheit schon vorher Bezeichnetes oder doch zu Bezeichnendes: Sogleich kuckte E. aus dem Fenster, das [s. Anm.] ein Kopfzeug aufhatte und einem Mädchen von etlichen 20 Jahren ähnlich sah ... Sind der Herr Pastor zu Hause? fragte ich das E. V. Br. 1, 219; Das E., das hier an mich spricht, sagt mir: Rameau, du möchtest gern die beiden Stücke gemacht haben. G. 29, 220 etc.
g) davon verschieden: Das E. (Ggstz.: Das Nichts) = das Seiende, Existierende: Was sich dem Nichts entgegenstellt, | das E. (– ⏑), diese plumpe Welt. G. 11, 56; Das E. ist die erste Negation der Negation etc. Hegel Log. 1, 107.
2) E., adjektivisch neben Hw. oder substant. Ew.
a) in der ältern Sprache hing von E. wohl ein Hw. im Gen. ab: Anno 1410 erreget sich E. Kriegs zwischen den Waldstädten ... und ihren Nachbaren. Stumpf 605a etc. Jetzt steht es = ein wenig, ein bischen etc., vor Stoffnamen und abstrakten Hw.: Noch e. Geld; Thu e. Butter und e. Salz daran; Darf ich Ihnen mit e. Wein aufwarten?; Wenn er nur noch e. Ehre im Leibe hat etc. Zuweilen ironisch: Da entwickelte sich e. Glanz [nicht wenig, sehr viel]etc. Ungew.: Jch suchte schnell e. Almosen für sie. Kinkel Erz. 202, oder, wie Adelung erwähnt, in Verbindung mit der Mz.: Vor e. [einigen] Jahren. Bluntschli etc.
b) sehr oft in Verb. mit sächl. Ew.: E. Schönes = E., was schön ist; Es ist e. Schönes um einen Freund; Jch kann vor e. Schönem stundenlang stehn; Nun zu e. Andrem!; Hattest eine Vorahndung von e. Entsetzlichen [korrekter: em], was dich hier betreffen müsse. Tieck Acc. 2, 77 etc. Auch in Bezug auf Personen allgem. (vgl. Das 3e): Sieh die Leute in der Kutsche! Das ist gewiß e. Vornehmes etc.
3) als adv. = ein bischen, ein wenig, z. B.: Das kommt mir e. ungelegen; Er spricht e. Französisch; Die Fordrung find’ ich e. stark; 20 Thaler ist e. viel; Mich ärgert die Sache e. viel [vgl. etlich, Anm.]. Börne 5, 233; Heut erbarme doch dich dieser liebentglühten Pein e. (⏑ –). Platen 2, 83; Umtummeln muß ich hier mich e. (– ⏑) in der Öde. Rückert Rost. 118a; Wohl fürcht’ ich e. (– ⏑) meines Vaters Zorn. Tieck Cymb. 1, 2 etc.
Anm. Die erste Silbe bleibt außer wo E. mit einem Artikel verbunden erscheint, wo auch nur die trochäische Betonung gilt, in der gewöhnl. Sprache oft fort (s. Was). Veralt. und mundartl. ist auch das entspr. m.: Etwer, Etwem, Etwen (s. Schmeller 1, 128 und vgl. Wer), wie auch Etwie u. ä. m. Folgt ein bezügl. Fw. auf E., so steht wenn Dies ein Einzelnes bezeichnet, wie z. B. ein Mädchen 1 f. in dem scherzh. Bsp. aus V., und oft: ein E., das z. B. 1e „das“, sonst richtiger „was“ als „das“ (s. d. 5), doch wählen Viele Dies statt Jenes, namentl. mit Rücksicht auf den Wohllaut bei unmittelbarem Zusammentreffen von Etwas und was, also z. B.: Du hast mir da E. gesagt, was mich überrascht; Du sagst mir E., was (oder das) mich überrascht; Es hebt uns empor als E., das auf ein Unbegreifliches deutet. G. 18, 342; Grämet sich .. um E. (– ⏑), das unmöglich ist. Nicolai 1, 24; Jetzt empfand sie E., das jener Seligkeit glich. W. 29, 73; mundartl. sinnvwdt. Wörter wie: Üzud. Zwingli 2, 2; Öppis. Gotthelf G. 155; Neuis. 171; neue. 188; Lings. Sch. 263 (s. Stalder 2, 172), können hier nur im Vorbeigehn erwähnt werden.