Faksimile 0387 | Seite 379
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etwa
Etwa (⏑–), adv.: zur Bezeichnung des Unge-
wiſſen, Unbeſtimmten; daß das Geſagte nur ungefähr
und annähernd oder auch nur vielleicht gilt und von
Eventualitäten und Möglichkeiten abhängt: 1) = un-
gefähr ꝛc.: An 14 Jahre war e. (⏑–) der Knabe. Schlegel
1, 131; Auf dieſe Weiſe e.; So eine guldne Gnadenkett’
e. (⏑ –). Sch. 397a [Das oder etwas derartiges] ꝛc.
2) vielleicht, möglicherweiſe: Hier könnte e. Einer den
Einwurf machen ꝛc., namentl.: a) in Frageſätzen, zur
Hervorhebung der Ungewißheit und des Zweifels: „Und
Er glaubt, hier in den Himmel zu kommen? | Er e. ( ⏑),
der nie in der Beicht geweſen? ff. Platen 3, 14 [= Er viel-
leicht? Doch wohl nicht Er?]; Soll hier ich e. (⏑–)
durchbringen das Geld? 4, 30; Hat er dich betrogen e.? (⏑ –)
Sch. 326a; Errath’ ich e. (– ⏑) nicht, | warum? 345b;
Höret’ er Botſchaft e. von Kriegsmacht, welche herannaht?
V. Od. 2, 30; Sollt’s e. (– ⏑) Scham, ſollt’s bloße Laune
ſein. W. 11, 224 ꝛc. So auch in abhängigen Fra-
gen: Jch möchte wiſſen, ob es e. Scham iſt; Ich kam, ob du
e. Gerücht vom Vater mir ſageſt. V. Od. 4, 317 ꝛc.
b) in Bedingungsſätzen: Sag’s ihm, wenn du ihn e. ſiehſt,
ſehen ſollteſt [was möglich wäre]; Wofern nicht e. mein
trefflicher Vater | .. vorſätzlich beleidigt die Achaier. V. Od.
2, 71 [was ich nicht glaube]; Aber wenn e. (– ⏑) der
Leib vom ſchaudernden Froſte dir weh iſt. Hor. 2, 13.
c) bei verneinten Imperativen: Denken Sie nicht e. (– ⏑) |
daß ich durch Lügenkünſte ꝛc. Sch. 334b [wie Sie Das
vielleicht denken könnten]; Nicht erſchrecken ſollt ihr e.
(– ⏑) Talvj 2, 252; Er ſoll ſich nicht e. einfallen laſſen,
Daßer ſich nicht e. läſſt, herzukommen! ꝛc. d) in Sätzen,
die von einem bezüglichen Fw. oder einem Bdw. ab-
hängen: Daß er alles Dieſes den Fremden vorzeigen möchte,
die e. nach uns hierher kommen dürften. Forſter R. 1, 292;
Laß uns für ihn ſorgen . ., | daß er nicht Mangel e. künftig
leide. G. 13, 161; Auf daß du nicht e. deinen Fuß an einen
Stein ſtoßeſt. Luk. 4, 11 ꝛc.
Anm. Veralt. Nbnf.: Müſſt euch hüten, daß ihr nicht
etwo ꝛc. Luther 6, 357a ꝛc. (vgl. warum und worum ꝛc.).
Dies iſt (ſ. etlich, Anm.) eigentl. unbſtw. Adv. des Orts =
irgendwo. Fernere noch fortdauernde Nbnf.: Etwan(n),
z. B.: Hier iſt nicht etwan eine .. Strafe. G. 31, 141;
Liegt etwan (– ⏑) im Verbot .. die Würze? Hagedorn 2, 273;
Fühlt er ihren Strahl e. (⏑ –)? H. 16, 145; Die e. durch
die Schattierung unterſchieden würden. Möſer Ph. 1, 338;
Jſt e. (– ⏑) dieſer Wald | .. der Räuber Aufenthalt? Nicolai
2, 8; Sollten Sie e. baren Verlag nöthig haben? Rabener
3, 62; 65; Eine Antwort, wie e. die folgende iſt. 66; Wenn
mich zur Frau begehrte irgend ein Barbar, | weil ihm zumErb-
theil e. (– ⏑) eine Krone ward? FSchlegel Al. 16; W. 8, 29 ꝛc.
Dies iſt eigentl. Adv. der Zeit = irgend wann, das mit
dem des Orts begreiflicherweiſe ſehr leicht verſchmolz.
Daran knüpfen ſich die veralt. Bed. = ſonſt, ehedem. Hoſ.
9, 8; Röm. 7, 9; Auſt, etwan eine Stadt, jetzt abex ein ar-
mes Dorf. Stumpf 691a; 393b; 607b; 608b; Eppendorf
10; 25; 32, ſeltner von der Zukunft: Es wird je des Fin-
ſtern etwan ein Ende. Hiob 28, 3 ꝛc. ferner = zuweilen:
Iſt etwan öffentlich, e. verdeckt zu mir getreten. Luther 1,
148b; Berlichingen 11; Underweiten bricht die Haut auf ..,
e. werde ſie räudig. Ryff 31; Und ſtirbt e. näher dann in
[zuweilen in weniger als] 2 Stunden. 39; 47; Stumpf 608b
u. o. Ferner: In etwa manche Handkommen. 394b, vgl.:
etliche (ſ. d. Anm.) viel. Auch = Etwas: Wenn ſein Va-
ter guter Laune war, ſo daß er ſich in etwa an ihn entdecken
durfte. Stilling 4, 109. Vgl. Schmeller 1, 127. Fort-
bildung: Die komiſche Steigerung: Heute und etwa morgen
und etwanneſt übermorgen. Immermann M. 4, 188; das
Ew. Etwāig: etwa eintretend, ſich findend, eventuell ꝛc.:
Solches e–e Weitere. G. 40, 46; Den Faden unſrer e–en
Korreſpondenz wieder anzuknüpfen. L. 12, 451; Etwānig:
Wenn nicht vollkommen eben denſelben Begriff, doch einen
etwanigen. L. 10, 256; Seinen e–en Nachfolger. Tieck Acc.
1, 118; Den etwannigen zukünftigen Schaden. Heinſe A.
2, 197; 1, 17 ꝛc.