Faksimile 0378 | Seite 370
Erbe
I. Erbe, m., –n; –n: 1) eine Perſon, inſofern
ſie eine andre beerbt: Einen zum E–n einſetzen; Lachende
E–n. Sch. 860a; Der Sohn meines Geſindes ſoll mein E.
ſein. 1. Moſ. 15, 3 ꝛc. So auch übertr.: Ihr ſeid ſein wahrer
E. [habt ſeine Geſinnung geerbt]. Pfeffel Türkenpfeife;
E–n des ewigen Lebens [denen das ewige Leben zu Theil
wird]. Tit. 3, 7 u. o. bibl. 2) leibliches Kind als
der nächſte E. vom Vermögen der Eltern: Doch hatt’ ich
einen theuren E–n, | den nahm mir Gott. Sch. 57a; Daß
der unglückliche .. Vater .. e–nlos den Beſitz des Sohnes
ihnen vermachte. Gutzkow R. 9, 157; Des Namens E. Cha-
miſo 3, 53 ꝛc. 3) Beſitzer eines Erbes (ſ. II).
Anm. Zuw. auch von weiblichen Perſonen: Eine Magd,
wenn ſie ihrer Frauen E. wird. Spr. 30, 23 ꝛc., gw. Er-
bin, f.; –nen: z. B.: Die königliche Diwiſade als E. [des
Throns]. Platen 4, 289; Die freien E–nen des Lichts. Gott-
ſchall G. 12 ꝛc. S. Erben.
Zſſtzg. vielfach z. B.: Áfter-: Nach-E., der für
den Fall, daß der erſteingeſetzte Erbe nicht zur Erbſchaft
gelangen ſollte, eingeſetzte Erbe. Allodiāl-: der
ein Allodialgut erbt. An-: der nächſte Erbe, Haupt-
erbe, der das väterliche Gut ꝛc. übernimmt und die an-,
dern Erben abfindet. Eichhorn DPrivatr. 862; Haltaus 24
Möſer Ph. 1, 99 ꝛc. Gán- (veralt. und mundartl.):
entfernterer Erbe; Miterbe; auch Solche, die Etwas
gemeinſam beſitzen (ſ. Benecke 1, 439b; Friſch 1, 315b;
Schmeller 1, 102). Hálb-: 1) der die Hälfte erbt.
2) [3] Beſitzer eines Halberbes: So ſetzen ſie Vollerbe,
H. und Kötter von einander. Möſer Ph. 1, 155 ꝛc.
Hāūpt-: ſ. An-E. Inteſtāt-: der auch ohne
teſtamentliche Verfügung Erbe iſt, natürlicher Erbe.
Krōn- [2]: Kronprinz. Kūr-: kurfürſtliche.
Kronprinz. Zinkgräf 2, 25 ꝛc. Lêhens-: Erbe eines
Lehnguts. Lēībes- [2]: W. 19, 259, zuw. auch:
= Allodial-E. Mít-: der mit Andern an einer
Erbſchaft Theil hat, Erbgenoß: Gottes Erben und M–n
Chriſti. Röm. 8, 17 ꝛc. Nāch-: After-E. V. Hor. 2,
167 ꝛc. Nāmens-: der den Namen von Jemand
erbt. Nêben-: im Ggſtz. zum Univerſal-E–n.
Nōth-: Jemand, der nothwendig im Teſtament als
Erbe bedacht ſein muß, wie z. B. die Kinder des Erb-
laſſers. G. 15, 185 u. o. Ungw.: Jede Gegenwart iſt
eine Notherbin [die nothwendig die Erbſchaft antreten
muß] der Vergangenheit, ſie kann die Erbſchaft weder aus-
ſchlagen, noch sub beneficio inventarii antreten. Börne 3,
305. Sēīten-: Neben- E. Stámm-: der
Erbe eines Geſchlechts oder Stammes, der deſſen Güter
erbt. Muſäus M. 1, 17; 2, 142. Teſtaménts-:
ſ. den Ggſtz. Inteſtat-E. Thrōn-: Thronnachfol-
ger. Univerſāl-: Haupterbe, der Alles erbt oder
doch nur einzelnen Neben- oder Seitenerben Etwas ab-
zugeben hat. Vóll-: ſ. Halb-E. Vōr-: der
vor den übrigen Erben Etwas vorausbekommt u. ä. m.