elend
III. Elend, a.; –est (mit Nebenton auf der 2ten Silbe, der in Verlängrungen oft hervortritt, s. II.):
1) veralt., in der Fremde, im Exil lebend, s. 1, 937a, vgl.: Elendshöfe .. [weil] unsern Altvordern überhaupt jeder fremde, heimatlose Mann ein E–er war. Mus. 1, 22; Auf seinem Königssitze | schweift er e., heimatlos. 55b [s. 2]; 22, 28. — 2) in Noth und Elend befindlich, bejammernswerth, Mitleid erregend, unglücklich, hülflos, verlassen, arm, dürftig, krank, niedrig etc.: Den E–en wird er aus seinem Elend erretten. 36, 15; Die Armen und E–en. 74, 21; Den e–en Jammer. 2. 14, 26; E–er Nächte sind mir viele geworden. 7, 3 etc.; E. durch mich! e. ohne mich! ach noch e–er mit mir. 9, 355; Die vergangenen selig-e–en [vgl.: bitter-süß etc.] Augenblicke. 371; Wälze mich am Boden, e., | krüppel-e. Rom. 238; Wer ist ein wahrhaft armer Mann? ... Wahrhaft e. ist allein der Feige. Alb. 152; Das Wort, das zur E–esten (⏑ – ⏑⏒) | dich macht. 14a; Der am meisten e–e und niedrigste Theil der Bevölkerung. Par. 2, 206; Seinen e–en [kranken] Herrn weiter zu bringen. 1, 5; Wehe, wie quält mich die Pein! Ich E–er (– ⏑ ⏑). Th. 3, 24; Ich bin, E–e (– – ⏑) dein Mörder. Ov. 2, 208; Unglücklicher, E–er! (⏑ – ⏑). 11, 225. — Verstärkt: Hunds-e. 3, 360. — 3) dann auch, wie „erbärmlich, jämmerlich“, in verächtlichem Sinn: Es ist ein e., jämmerliches Ding um aller Menschen Leben. 40, 1; 5, 19; Eine e–e Arbeit. 15, 8; Jedes e–e Vergnügen gemißgönnt . .. E., weil es mir Nichts oder eine Wenigkeit kostet. 12, 18; Nicht einmal einen Vorwand zu brauchen, kein e–es Deckmäntelchen. Br. 2, 464; In die e–esten Formen gezwungen. 31, 28; So denken Sie doch mit ein bischen e–er Bücherkunde mich einzutreiben. 11, 529; Ein e–er Behelf. 188b; Am Ende sie mit einem e–en (– ⏑ ) Stück Geldes | abfertigen. 339b; Hinweg, E–er (⏑ – ⏑) du! Cymb. 1, 2; E–e Hütten. 3, 4 etc.
Anm. Die Doppelbetonung nam. der Verlängrungen erhellt aus den Bsp., ferner: Über dein e. (– ⏑) Christenschaar .. .. Willst stets bei den E–en (⏑ – ⏑) stahn. Ps. 10, 8 und 9; Erfreuet’s die E–en (⏑ – ⏑) ... Ob ich gleich bin e. (⏑ –) und g’ring. 119, 17 u. 18 u. o. (s. auch: Mehr). — Verlängerte Formen: Der bederbe elendhafte Ritter. 3, 92 [alterthümelnd]. — Eléndig, oft in der Volksspr. (vgl. für die Betonung: lebendig): So e. und nichtswürdig. E. 279; Ein unmenschlich e. Essen. 6, 81; Mit dem wir Alle uns e. schleppen. Phil. 98; Gesichter, die nicht e–er und trauriger hätten zusammengelesen werden können. Stadt. 1, 49a etc. — Elendiglich: Bis er endlich e–er verendet. U. 2, 3; M. 84; E. .. umgekommen. Rom. 2, 21; 15, 248; Spielte einen e–en Trauermarsch. gH. 2, 140 etc. — Elendigkeit: Die E., womit man noch jetzt an den Lügen der Emigrierten hängt. Br. 2, 256; 1, 80; Die E. unserer vaterländischen Zustände. DMus. 1, 2, 529; Eine schöne Wilde, die gar Nichts von unsern europäischen E–en weiß. Stadt. 1, 12; 1, 310 etc. — Das Zw. Elenden s. 1, 937 findet sich nur noch, meist mundartl., in Zsstzg.: Be-: Etwas beelendet [jammert] mich. G. 84; 341; U. 2, 97 u. o. — Ver-: Den Rest der Verelendeten noch zu retten. 12, 233. — Ferner: Verelendern, tr.: elender machen: Wie verelendert Das Alles am Boden kriecht. Am. 357 etc.
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