Faksimile 0370 | Seite 362
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ekeln
Ekeln, intr. (haben), tr., refl. und impers.:
1) Etwas ekelt, erregt Ekel: a) Wolluſt ekelt, Reichthum
macht uns müde. Haller 94; Güter .., die nimmer e., nim-
mer fehlen. 131; Nun der Beſcheidenheit genug! | denn ſie
nur immerdar zu hören .. ekelt. L. Nath. 3, 5. b) mit
perſönl. Dat.: Den Ägyptern wird e., zu trinken. 2. Moſ.
7, 18; Der Zepter ekelt ihm, wie Dem ſein Hirtenſtab. Haller
22; 157; Was Ihnen e. mußte, noch einmal zu ſchreiben.
L. 12, 548; Mendelsſohn Pſ. ,107, 18; Rahel 1, 19 6;
Stilling 2, 9 ꝛc. c) zuweilen mit perſönl. Acc. (tr.):
Der Anblick ekelt mich ꝛc., und ſo im Paſſ.: Von den ei-
teln Erfindungen .. der Bühne geekelt, ſchrieb er .. ſeine
Kleopatra. Gervinus Sh. 1, 107. Vgl.: An-e. und
EkelI. Anm. 2) dabei bezeichnet das Ekel Erregende
oft Es (ſ. Herrig 18, 106 ff.), d. h. ein Unbekanntes,
nur aus der Wirkung Erkennbares: Es ekelt mir (mich)
= dies unbekannte Etwas, ein Gefühl in mir erregt
mir Ekel, und alſo: ich empfinde, habe Ekel, und
ſo auch bei umgekehrter Stellung mit fortfallendem es
(Herrig 18, 125): Mir (oder mich) ekelt (es); z. B.:
a) Mich ſchaudert und mich ekelt. Börne 2, 494; Er iſſt,
ihm ekelt ſchon. Gellert 2, 16; Mir ekelt’s. G. 11, 196;
So ekelt’s Einem. 14, 261; Pfui, pfui! mir ekelt! Naſen,
Augen, Ohren ſchütteln ſich. Sch. 111b ꝛc. b) dabei
kann aber auch der das Gefühl des Ekels erregende Ge-
genſtand im Gen. oder mit Präp. ſtehn, z. B.: Und
ekelt mich ihrer nicht alſo, daß es mit ihnen aus ſein ſollte.
3. Moſ. 26, 44; Wie muß einem Jüngling, der ſie geſehen
hat, der Hofweiber e.! Leiſewitz Jul. 88; Wenn ihm beinahe
des ganzen Lebens ekelt. L. 12, 377; Der beſſere Theil der
Menſchheit, denſeines Zeitalters ekelte. Palleske Sch. 1,
335 ꝛc. Da Einem vor ekelt zu eſſen. Jer. 29, 17; Daß
ihnen ekelte vor aller Speiſe. Pſ. 107, 18; Graut dir vor
dieſem Karl? ekelt dir ſchon vor dem matten Gemälde? Sch.
111b; 106b; Wenn nur ſeinem Gaum nicht davor ekelte.
698a ꝛc. Auch: Es ekelt ihnen ab [ſ. d.; ob] Bauern-
ſöhnen. Gotthelf Sch. 323 ꝛc. 3) zuw. auch perſönl.:
Jch ekle, häufiger: Ich ekle mich vor Etwas, empfinde Ekel
davor; Er ekelte ſich an dem Schellengetön der Lohenſteiner.
Gervinus Lit. 3, 534; Wenn Einer ſchaudert vor dem Wein
und ekelt ab dem Kaffe. Gotthelf Sch. 48; E–d abgewendet |
haben ſchnell ſich, die an ihm gehangen. Chamiſſo 6, 246.
S. auch: Unſre Seele ekelt über dieſer loſen Speiſe. 4. Moſ.
21, 5, was freilich auch zu 2 gezogen werden kann,
mit ausgefallnem Es. Eigenthüml.: Ihr Vorwitz
ekelt nicht nach unerlaubten Gütern. Haller 30, wo ſpätre
Ausg. „lüſtert“ leſen, ſich von dem Vorhandnen
ekelnd (ekel II. 2) abwenden nach Andrem.
Zſſtzg. z. B.: Án-: 1) anwidern, Ekel erregen:
a) tr.: Abgeſtandnes Naß, das Jeden anekelt. Börne 3,
213; Die Wiederholung desſelben Themas ekelte mich bald
an. G. 20, 200; 14, 63; 157; 31, 15; Angeekelt von ſich
ſelbſt. Gutzkow R. 9, 330; Vom zuletzt a–den Poſſenſpiel.
Kant Buchm. 22 ꝛc. b) zuweilen auch mit perſönl.
Dat.: Dem die Larven a. Forſter Anſ. 1, 177; Muſäus Ph.
2, 92; Da dem Manne am Manne weibiſches Weſen ..
anekelt. Zſchokke 1, 287; Claudius 7, 50 ꝛc. 2) Ich
ekle Etwas an, ſehe es mit Ekel an, empfinde Ekel davor,
beekle es, z. B.: Was man anekelt oder wünſcht. Dorow 2,
10; Den Becher der Freude ſo anzuekeln. Sch. 700a; Manch
weltkluges und nicht a–des [ekles, wähleriſches] Fräulein.
V. 2, 69; Georg. 3, 499; Luther’s [von Adelung] angeekelte
Meiſterarbeit. Jen. Lit. (1804) 1, 197; Sie ekeln Alles an, |
was unſre Zeit .. hervorgebracht. W. Hor. Br. 2, 50.
So auch: Die Anekelungder Mißheirathen. Kant Buchm.
12; Ohne Anſprüche und ohne Anekelungen. V. Br. 2,
198 ꝛc. Be-: Etwas b., an-e. (2): Sein künſtlicher
Geſchmack beekelt ſeinen Stand. Haller 26; Das Land b–d.
V. Hor. 1, 153; Das beekelt und haſſt es [das Volk]. 2,
311; Meinungen kühner Erneurer und Beekler des Alten.
Klinger F. 30 ꝛ. Ver-: Etwas ver-e., zum Ekel ma-
chen: Der Unterricht in Schulen ſcheint recht dazu ausgeſon-
nen zu ſein, um das Lernen zu ver-e. Hamann Sib. 320;
Weil Nichts ſo ſehr verekelt [Ekel erregt] als lauter Süßig-
keiten. Kant SchE. 89; Einen Menſchen häßlich erniedrigen,
verderben, ver-e. Lavater 1, 69; Wenn nach verekeltem Ge-
nuſſe | dich deine Wahl zur Reue treibt. Nicolai 1, 78; Sch.
753b ꝛc.; Der großen Mißverſtändniſſe wegen haben ſich
Viele an dem heiligſten Namen verekelt. H. ꝛc.