Faksimile 0355 | Seite 347
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Eidechs Eidechse
Ēīdechs, f. (m.), uv.; –en. ~e, f.; –n: 1)
eig. eine kleine Amphibie, Lacerta, die G. 1, 287 be-
zeichnend ſchildert: „Thierchen, | die ſo zierlich und ſchnell
fahren dahin und daher. | Schlängelchen ſcheinen ſie gleich,
doch viergefüßet; ſie laufen, | kriechen und ſchleichen und leicht
ſchleppen die Schwänzchen ſie nach. | Seht! hier ſind ſie und
hier! Nun ſind ſie verſchwunden! Wo ſind ſie? | Welche
Ritze, welch Kraut nahm die Entfliehenden auf?“ ꝛc., dann
in naturgeſchichtl. Werken auf die ganze Ordnung der
„Saurier“ ausgedehnt, deren Körper mit Schuppen
oder ſchuppenähnlichen Schildern bedeckt iſt und in
Regeln vier nur bei einigen, wie der Blindſchleiche,
äußerlich verſchwindende Füße mit Nägeln hat.
Andre gebrauchen in dieſem weitren Sinn Echſen (ſ. d.).
2) ein Sternbild.
Anm. Eīdechs oder Eīdex, fem., z. B.: V. 2,
140; Ov. 1, 292; Sh. 3, 238; Hor. 1, 64; Georg. 4,
13 ꝛc., als m. (ſ. Spate 2, 73: Der und die Eidex) Mühl-
pforth 2, 26; W. 20, 290 und ſo auch Heine Reiſ. 4, 8;
13 und ſcherzh.: Der alte Eidechſerich. 10. Am ge-
wöhnlichſten: die Eidechſe, z. B. Auerbach Ab. 206; G. 28,
12; Gutzkow R. 3, 356; Höfer V. 140; Rückert Weish. 4,
96; Tieck Acc. 2, 237 u. o. in naturgeſchichtl. Werken. In
dieſer Form (vgl. Ameiſe ꝛc.) rückt der Ton auch wohl auf die
zweite Silbe. S.: E–n ſaßen ihrer vier im Garten. Platen
3, 79, wo in dem jamb. Vers freilich auch die erſte Silbe be-
tont ſein kann. Vgl. jedoch: Pfui dem Manne, der eidéch-
ſelt nach der Sonne Stand die Farben wechſelt. Rückert
Mak. 2, 96, mit der Anm.: chamäleoniſiert. Nbnf.:
Heidexe. Garzoni 836b (vgl. dagegen die Zſſtzg. Oken’s:
Heid-Echſe); Eidetzen. Ryf Th. 253; Eidochſen. Stumpf
607b; Heidochs. Pictorius u. ä. m., ſ. Schmeller 1, 27;
38; 2, 151; Frommann 2, 134; 3, 110; 4, 54; 171 ꝛc.,
ahd. egidëhsa, mhd. egedëhse mit fragl. Abſtammung.
Od
Zſſtzg. vielfach, theils Zünfte, theils einzelne Thiere
bez. und bei Verſchiednen ſchwankend, z. B.: Āāl-:
Lacerta anguina. Bāūm-: L. arborea; bei Oken
die Zunft der Kletter- oder Schuppen-E–n, auch Baum-
Echſe. Bérg-: L. montana. Tſchudi Th. 62.
Blätter-: eine Zunft mit breiten Blätterzehn,
„Gäker“. Oken. Brām-: Ophryoessa, gern in
Brombeer-Ranken. Bürzel-: mit ſchuppigem
Hautkamm auf dem Bürzel, Histiurus. Dêgen-:
Physignatus concincinus, mit degenförmig zuſammen-
gedrücktem Schwanz. Dórn-: Irocentron, mit
Stacheln (oder Dornen) auf dem Wirbelſchwanz.
Erz-: L. chalcides, glänzend erz- oder broncefarben.
Fécht-: L. calotes, die Kammſchuppen oft ſträu-
bend, daher auch ,,Kampfhahn“. Fíſch-: ſehr große
vorweltliche in Verſteinerungen vorkommende Thiere,
Ichthyosaurus. Flátter-: in Oſtindien, mittels
einer Art Flughaut ſich von Zweig zu Zweig ſchwin-
gend, Draco, ſ. Drache 3k. Flūg-: 1) Flatter-
E. 2) große vorweltliche vogelähnliche Eidechſen,
Pteroſaurier, ſ. Burmeiſter gB. 1, 210. Flúß-: Nil-
E. Grúnd-: Kriech-oder Ringel-E–e, ohne deut-
liche Füße, ſich in den Grund bohrend, Grund-Echſen
im Ggſtz. der Baum- und Heid-Echſen. Oken.
Gürtel-: Zonurus, mit Stachelgürtel um Rumpf
und Schwanz. Háls-: ein vorweltliches Thier mit
kleinem Kopf auf unverhältnismäßig langem Hals,
Plesiosaurus. Hēīd-: Heid-Echſe (ſ. Grund-E.),
Lauf- oder Schienen-E. Kámm-: mit Rücken- und
Hals-Kamm (ſ. Kamm 33a), Iguana, Oken (bei Andern
„Kiel-E.), bei Andern = Schuppen-E. Kīēl-:
ſ. Kamm-E.; bei Oken, Tropidurus, den Schwanz mit
wirbelartigen Kielſchuppen bedeckt. Klétter-:
Baum-E., ſ. Grund-E. Krāgen-: Chlamydo-
saurus, in Neuholland, mit ungeheurer Halskrauſe.
Krīēch-: Grund-E. Krokodíl-: Thorictis,
krokodilähnlich. Krōn-: Basiliscus, mit kronför-
migem Hautkamm auf dem Hinterkopf. Krópf-:
L. strumosa. Krȫten-: Phrynosoma orbiculare,
von krötenähnl. Anſehn. Lāūf-: Heid-E.
Lúft-: Flug-E. 2. Māās-: eine vorweltliche
(an der Maas gefundne) Eidechſe, Mosaesaurus.
Mármor-: Polychrus, mit braunen und blauen
Bändern marmoriert. Māūer-: L. oder Podarcis
muralis. Móps-: Dactylea. Nāht-: Warn-
E. Nīl-: L. nilotica. Pánzer-: eine Fqmi-
lie, im Ggſtz. der Schuppen-E–n: Die Krokodile gehören
zu den P–n. Bei Oken Heloderma. Pérl-: L.
ocellata oder margaritata. Ríngel-: Grund-E.
Róll-: mit Rollſchwanz und Kletterfüßen, Cha-
mäleon. Sánd-: Monitor terrestris, Wüſten-E.
Schīēnen-: Heid-E. Schíld-: die gw. Ei-
dechſen, Lacerta, Oken, bei Andern „Schuppen-E–n“.
Schíller-: Trapelus, mit ſchillernden Farben.
Schlángen-: L. anguina, mit ſehr langem Schwanz.
Schúppen-: ſ. Baum- und Schild-E. Sēē-:
Burmeiſter Gſch. 497. Stérn-: L. stellio. V. Ov. 1,
292, ſ. Oken 6, 633. Súmpf-: Hydrosaurus.
Vōgel-: Flug-E. 2. Wárn-: Ameiva, durch
Pfeifen, wie es heißt, vor den Krokodilen warnend.
Wǖſten-: Sand-E. Zāūn-: L. sepium. Tſchudi
Th. 61. Zípfel-: Chamaeleopsis, mit zipfelförmig
verlängerter Stirn u. ä. m.