Faksimile 0354 | Seite 346
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Eiche
II. Ēīche, f.; –n; Eichlein; –n-, Eich-: 1) ein
Laubholzbaum (Quercus), der eine anſehnliche Höhe
und Dicke erreicht, deſſen Rinde namentl. zur Lohberei-
tung für die Gärberei, deſſen ſtarkes, feſtes und dauer-
haftes Holz vielfach, namentl. auch zum Schiff- und
Waſſerbau verarbeitet wird. Der Eich(en)baum gilt
oft als der beſonders deutſche Baum (ſo namentl. oft
bei Kl. ꝛc.), als Baum der Freiheit und unbezwungner
Kraft, als Bild der Stärke ꝛc. Es giebt verſch. Arten
(ſ. Zſſtzg.): Ein Mann wie eine E.; Eine große E. fällt
nicht von einem Streiche. Sprchw.; Der Tag des Herrn
wird gehen über alles Erhabene ..., über alle E–n. Jeſ. 2,
13; Den Amoriter, der ſo hoch war als die Cedern und ſeine
Macht wie die E–n. Amos 2, 9; Doch feſt ſteht er .. So
ſteht die E. Alxinger D. 160; Jſt dieſe E. Europa ſo aus-
gewurzelt, daß das bloße Lüftchen einer Sage ſie ſchon wan-
ken macht? Börne 3, 354; Frei weht die E. meiner Seele.
Freiligrath 2, 319; Dir, rauhe E. G. 19, 388; Unſere
Reichs-E. in einen winzigen Weihnachtsbaum zu verkrüp-
peln. Jahn M. 49; Ihr alten E–n | im urfeſten deutſchen
Land. Kerner 173; Deutſches Volk! ... Deine E–n ſtehn,
du biſt gefallen. Körner 15b; Erdenſchwämme, die des Schat-
tens der erhabenen Kaiſers-E. nicht werth ſind. Lichtenberg
3, 202; Kräft’ger ſchien die Knute dir | als Stäbe deutſcher
E–n. Platen 6, 31: Stark wie E. ſtehet noch dein Dichter.
Sch. 4b ꝛc. 2) eine Art platter Flußſchiffe mit eich-
nem Boden, wie die „Büchen“ mit buchnem (Brem.
Wörterb. 1, 299), und vgl. Aak; Die Doppel-Eich, auf
dem Chiemſee, ein aus 2 Eichſtämmen gefertigtes Fahrzeug.
Schmeller 1, 18.
Anm. Ahd. eih, mhd. eich. Zuw.: Zur Eichen. Hage-
dorn 2, 178 u. o. bei Luther ꝛc.; die Verkl. Eichelchen
wird wegen Verwechslung mit Eichel (ſ. d.) vermieden, wo-
von umgekehrt deßhalb nicht gern Eichlein gebildet wird. Ab-
leitung unſicher. S. auch: Wehrfeſt, beharrlich, eiſern-
eichenhaft. Freiligrath 2, 19.
Zſſtzg. meiſt zur Bezeichn. der verſch. Arten von 1,
mannigfach ſchwankend (ſ. Krünitz 10, 206—305; Nem-
nich), auch wohl nach der verſch. Benutzung, z. B.:
Áchſen-: von der Länge und Stärke, Achſen daraus
zu fertigen; auch Nabe-E. genannt. Āūgſt-, Au-
gúſt-: früher Blätter treibend, mit höherm und dick-
rem Stamm, aber nicht ſo feſtem Holz als die Berg-
oder Winter-E. Bérg-: ſ. Augſt-E. Cérr-:
burgundiſche Eiche. Dürr-. Eīs-, Eīsholz-,
Fēīer-: Berg-E. Férkel-, Frāūen-, Früh-:
Augſt- E. Gálläpfel-: Quercus infectoria,
Knoppen-E., wovon Galläpfel und Knoppen gewon-
nen werden. Gíft-: Rhus toxicodendron.
Góld-: Art Silberbaum, Protea conifera.
Grǖn-, Hárt-, Hārz-: Berg-E., Stech-E.
Hāſel-: Augſt-E. Hórſel-, Hórſen-: Eichen
als Buſchholz, mit niedern ſchwachen Stämmen. Krünitz
10, 221; nach Nemnich aus Stammloden aufgewachsne
Eichen. Kaſtānien-: ein nordamerikaniſcher
Baum mit Blättern wie die Kaſtanie, Q. prinus.
Kérmes-: Q. coccifera. Knóppen-: ſ. Gall-
äpfel-E. Kórk-: Q. suber, deren Rinde den Kork
liefert. Lêbens-: virginiſche E. Lóch-,
Lōh-: Berg-E. Máſt-: Augſt-E. Mêêr-:
Art Tang, Fucus vesiculosus; Art Korallen, Gorgo-
nia setosa.. Nāben-: Achſen-E. Pfāhl-:
die zu Grund- und Brückenpfählen die gehörige Stärke
hat. Rāſen-: die fein- u. ſchmalblättrige Stein-
E., aber auch Augſt- u. Berg-E–n mit weißem, mür-
bem und brüchigem Holz. Rāūm-: zerſtreut
ſtehnde, kein Gehölz bildende Eichbäume. Rōth-:
Augſt-E. Schárlach-: Kermes-E. Sēē-:
Meer-E. Sómmer-: Augſt-E. Spāt-,
Spǟt-: Berg-E. Stéch-: Stechpalme.
Stēīn-: Berg-E., zuweilen auch Stech-E.
Súmpf-: Q. palustris. Tánn-: Augſt-E.
Trāūben-, Vīēr-, Wāhl-: Berg-E. Wáſſer-:
Sumpf-E., vgl. eichen II. Anm. Wēīden-: nord-
amerikaniſcher Baum, Q. phellos. Wínter-,
Winterſchlag-, Wíntertrauben-: Berg-E.
Zīēgenbart-: Q. aegilops, deren Fruchtbecher die
natürlichen Knoppern, Eckerdoppen ſ. d. ſind.
Zírn-: Cerr-E. Zwérg-. Immermann M.
2, 106 ꝛc.