Faksimile 0353 | Seite 345
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ei!
II. Ēī! interj.:
Ausruf stärkrer oder schwächrer Überraschung, ernster oder ironischer Mahnung, durch Ton, Mienen und sich anschließende Worte nüanciert:
1) der Verwundrung: Ei, warum trauerst du? Börne 5, 6; Ei, fing der alte Witt an und schmunzelte, wär’ ich denn wirklich so klug? Engel 1, 88; Ei, sage mir, wenn Das dich bannt, wie kamst du denn herein? G. 11, 58; Ei wie? ei wo? hat er’s vielleicht vergraben? 128; Ei, guten Tag! woher? 9, 7; Ei! ei! ... Kurios! ... Ich kann mich nicht genug verwundern! 10, 120; 134; „Es ist gestohlen“. | Wie? „Ei [Verwundrung über seine Frage], vom Zimmer weg“. 7, 73; Ei der Tausend! da sind Sie wohl verteufelt weit her? Immermann M. 1, 114; Wie kommt es, daß er seine tragischen Personen so kriechend, so pöbelhaft, so ekel sprechen lässt? ... Wer sich verwundern will, schreit: Ei! L. 5, 41; Ei, du himmlischer Vater! ... Ei du mein! Sch. 130b; Ei, da sind wir ja alte Bekannte! 321a; Ei, das ist ja ein Wallensteiner. 328a etc.
2) Ausruf freudiger Überraschung und der Bewundrung, des Beifalls etc.: Ei, welche weise und verständige Leute sind Das! 5. Mos. 4, 6; Ei, du frommer und getreuer Knecht. Matth. 25, 21; Ei, mit welchen Wonnethränen herzten | da die beiden Alten ihre Tochter. Chamisso 6, 259; Und die Daunen für das Bett! | ei! wie wirst du darauf schlafen! 3, 201; Ei, wie geputzt! G. 11, 38 u. o.
3) Ausruf bei unangenehmer Uberraschung, des Unwillens, Argers, Verdrusses etc.: Ei du vermaledeites Weib! G. 6, 348; Ei zum Teufel, Herr! Höfer V. 28; Ei [ie, Ramler F. 1, 122], daß du müßtest Kohlen fressen! Lichtwer 58; Ei, Das muß immer saufen. Sch. 320a; Ei, wer hat in diesem Jahre | all den Wust ins Korn gebracht! Uhland 123 etc.
4) Ausruf der Bitte, Aufmuntrung, Ermahnung (s. Anm.) etc., zumal beim Jmperativ, an den es sich überhaupt in dessen versch. Nüancen als verstärkender Vorschlag schließt: Ei, lasset uns heimgehen. Susanna 13; Ei, bitte, thu’s doch; Ei, komm ja recht früh! Ei, sagen Sie mir doch! G. 7, 80 etc.; Ei! (2) schäm dich nicht!; Ei! (3) laß mich in Ruh etc.
5) ironisch als Ausruf schärfern oder schwächern Spotts und Hohns: Ei, eine treffliche Summe, der ich werth geachtet bin. Zach. 11, 13; Ei des schönen Philosophen! H. 9, 331; Ei, riefen die andern Springer, woher, Herr Schritt vor Schritt? L. 1, 141; So still auf einmal? so betreten? ei! | hat euer Vater wirklich gut gerathen? Platen 3, 131; Jst eure Liebe so heiß ... | ei, so hebt mir den Handschuh auf! Sch. 70b; Ei, fürwahr! V. Od. 1, 385; Ei ja! .. die Jungfer hat gut winken; | Ihr werdet doch kein solcher Waghals sein. W. 20, 61; Ei, denkt doch!; Ei freilich etc.
6) Ausruf des Vorwurfs, Verweises, auch bei einer Stocken erregenden Bedenklichkeit oft verdoppelt: Ei, schäme dich!; Ei, ei! das Ding hat seine Heimlichkeiten. Bur- mann F. 167; Herr Vetter, Herr Vetter, ei! ei! mit Vergunst, | von Gott allein ist meine Kunst. Chamisso 3, 226; Ei, ei! versetzte der alte Mann kopfschüttelnd, .. Das ist bös. 4, 311; Ei, ei! Mit solchen edlen Gästen | wär es ein bischen viel gewagt. G. 11, 94; Ei, ei, Herr Wachtmeister! L. 2, 216; Ei freilich, klüger hättet Ihr gethan, | wenn ihr die Christin durch die zweite Hand | als Christin auferziehen lassen. Nath. 5, 2; Ei! ei! so solltet Ihr nicht sprechen. Sch. 353b; Ei, ei! so tief im Walde, junger Herr? Platen 3, 131; Ei, ei! wo denkst du hin? W. 20, 34; 11, 72; ī72; 200.
7) Ausruf, Etwas als gleichgültig zu bezeichnen, so namentl. auch bei Bedenklichkeiten, über die als unbedeutend man sich hinwegsetzen zu können meint oder scheinen will: Ei, wär das Geld nur da, ich fragte gar nicht mehr, | ob’s Michel oder Hans [genommen]. 44 G. 7, 60; Ei was, Vater! Vater! Der Vater soll schon müssen. L. Nath.; Ei, was soll ich einem Freund | Verdruß mit solchen Kleinigkeiten machen. W. HorBr. 2, 241 etc., und vwdte. Bed. mehr.
Anm. Ein Naturlaut, vgl. ah, ai, eh, ie, das fälschlich für nur plattd. im Ggstz. des nur hochd. „ei“ ausgegeben wird. S. Laurenberg 100, wo in einem plattd. Gedicht es als stehender Anfang Derer, die auffordern, bei Tisch tapfer zuzugreifen, vorkommt und es schließlich heißt: Wenn denn de Een is weg, so kümmt de Ander weer [wieder] mit enem nigen „Ei!“ [mit einem neuen „Ei!“] etc. u. s. Je.