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Ehre
I. Ehre, f.; –n; –n-, Ehr-: 1) das Gefühl für
Das, was der Würde einer Perſon gemäß iſt oder da-
für erachtet wird (vgl.: Pflicht-, Selbſt-, Ehrgefühl)
und dieſe Würde ſelbſt: a) Wahre, falſche, eitle E.;
Jemandes E. verletzen, verwunden, kränken, ihr zu nahe tre-
ten, ihm an die E. greifen, ihn an der E. ſchädigen; Jm
Punkt der E. empfindlich ſein, Nichts vertragen können, auf
E. halten, die E. lieben; Meine (kaufmänniſche, militäriſche
ꝛc.) E. duldet Das nicht, leidet darunter, hängt davon ab,
ſteht auf dem Spiel, iſt verpfändet, muß eingelöſt, gerettet
werden; Ich bin Das meiner E. ſchuldig; Ein Mann von
E. kann Das nicht ſo hinnehmen; Ich würde meiner E. da-
durch Etwas vergeben; Seine E. in Etwas ſetzen; Die E.
gebietet Etwas, ruft; Dem Gebot, Ruf der E. folgen; Ich
verſichre es auf meine E., bei meiner E. So auch als Be-
theurungsformel: Auf E.!, ſeltner: Bei E.! Claudius 5,
113; Alles verloren, nur die E. nicht; Sucht nach Glanz
und Auszeichnung verleitet Viele, die E. dem Ruhm zu
opfern; Die E. ruft mich wieder fort von hier . . . Ich war
im Glück und Ruhm ſtets ſein Gefährte, | ich will ihm treu
auch nun im Unglück ſein; Dieſe ſo ſehr auf E. haltende
Nation. G. 39, 363; Da du dich ſprachſt der E. los, | gabſt
mir den ſchwerſten Herzensſtoß. 11, 165; Einem Ungar ſei |
die E. mehr als eine Königskrone; | er könne mich und all
mein Volk zermalmen, | doch meine E. müſſ’ er laſſen ſtehn.
Körner 144a; Meine E. ſteht zum Pfande, aber ich will ſie
löſen. Leiſewitz Jul. 13; O über die wilden, unbiegſamen
Männer, die nur immer ihr ſtieres Auge auf das Geſpenſt
der E. heften. L. Barnh.; „Mein gutes Hausrecht hab’ ich
ausgeübt | am Schänder meiner Ehr’ und meines Weibes.“
Hat euch der Burgvogt an der Ehr geſchädigt? . . . Er hat
ſein’ Ehr | vertheidigt und den Wolfenſchieß erſchlagen. Sch.
517b ff.; „Unſereins hat auch E. im Leibe.“ Die E. der
Gurgelabſchneider? „Jſt wohl feuerfeſter, als die eurer ehr-
lichen Leute.“ 149b; Zwei E–n fielen da, des Sohns und
eure. Schlegel Sh. 6, 245. b) ſo auch in vielen Zſſtzg.:
Seine Officiers- E. zum Pfande ſetzen; Abgewogen gegen
Fürſten-E. | ſcheint der größte Diamant ein Sandkorn.
Platen 4, 276; 3, 28; Unter dem Deckmantel jener Ge-
ſellſchafts-E., der Kavaliers-E., die ſich zur wahren
E. des Edelmanns verhält, wie der Paradedegen eines Hof-
manns zu der feſten Waffe ꝛc. Lewald W. 1, 359; Ich habe,
der Welt-E. zu genügen, mich und meine Frauen-E.
mit nie zu verlöſchender Schmach bedeckt. 367; Die Stan-
des-E.; Seine Würde und Amts-E. Gutzkow R. 2, 212;
Kerner 138; Es gilt, die wahre Selbſt-E. zu gründen.
Auerbach Leb. 2, 126 ꝛc. c) dazu auch, wie im Franz.:
Die E. des Hauſes machen. G. 14, 212; 18, 104, gegen
Gäſte die Rückſichten und Pflichten erfüllen, die der
Herr, die Herrin des Hauſes ihnen ſchuldig iſt.
2) die Achtung und Anerkennung, welche Perſonen ge-
zollt wird, die der Ehre (ſ. 1) gemäß handeln, der
gute Name, oft nahe an 1 grenzend (vgl. ehrlich):
a) Die bürgerliche E. [in der bürgerlichen Geſellſchaft];
Jemandes E. verletzen ꝛc. (ſ. 1), ihm die E. abſchneiden,
ſeiner E. einen Schandflecken anhängen. Sir. 47, 21; ſpe-
ciell: Einem Mädchen die E. [den Kranz, die Jungfern-
ſchaft] rauben; Mit, in E–n alt geworden, ein Amt ver-
walten (ohne daß man ihm etwas Schlechtes nachſagen
könnte); Ein wildes Mädchen! wenn ſie nur erſt mit E–n
unter die Haube wäre; Er iſt zu weit vorgegangen, um mit
E–n zurück zu können; Er zog ſich noch ziemlich mit E–n
aus dem Handel; Biſt du es, der ſo mich in Schande ge-
bracht, | ſo bring mich auch wieder zu E–en. B. 61b; Der
Vater, der kein Mittel ſah, | bei E–n in der Stadt zu blei-
ben. Gellert 1, 246; Laſſt mir ... die Sippſchaft nur bei
E–en. Müllner 6, 44. b) ſo auch: die Achtung und
Rückſicht, die man etwas zu Ehrendem, was nicht ver-
letzt werden ſoll, ſchuldig iſt: Mit allen E–n von der
weiblichen Verſchwiegenheit geſprochen, ſo läſſt ſich doch die
männliche auch nicht lumpen. B. 489b; Deine Erfahrungen,
Sidoniens Wünſche in allen E–n, aber ſie helfen uns nicht.
Lewald W. 3, 133; Ihr Wort in E–n, aber hierunter muß
ein Geheimnis ſtecken. Sch. 653b; Mit E–n [Reſpekt] zu
melden [bei einem derben Ausdruck, wodurch man aber
die ſchuldige Achtung vor Dem nicht verletzen will,
mit welchem man ſpricht]; Einen Kuß in E–n [wodurch
die gute Sitte und Zucht nicht verletzt wird]; Wir
waren luſtig, aber in allen E–n; Und morgen wirſt, in allen
E–n, | das arme Gretchen nicht bethören? G. 11, 132; W.
11, 168. 3) in weitrem Sinne die einer Perſon,
zuw. auch einer Sache zu Theil werdende Anerkennung
ihres Werths, rühmliche Auszeichnung (vgl.: Lob,
Preis, Ruhm, Ehren-Bezeigung, -Stelle ꝛc., auch ehrenvoll
und als Ggſtz.: Schande, Schmach), zuw. auch (veralt.)
= Ehrengeſchenk, Verehrung, ſ. Ehren 2 und 4. Moſ.
24, 11 ff. E. iſt weiter Nichts als die Meinung der Men-
ſchen von unſeren Vollkommenheiten, unſeren Vorzügen. Engel
7, 183; Darum will ich ihre E. zu Schanden machen. Hoſ.
4, 7; Man wird dich auch ſättigen mit Schanden für E.
Habak. 3, 16; Dieſer iſt größerer E. werth. Hebr. 3, 3;
Die halte man zwiefacher E. werth. 1. Tim. 5, 17 ꝛc., auch
von Sachen: Das iſt aller E–n [Anerkennung, alles
Lobes] werth; Des Siegers E., des Beſiegten Schmach. G.
13, 26; Zum höchſten Gipfel aller E–n. Körner 144a;
Krönt den Sieger größre E., | ehret ihn das ſchönre Ziel ...
Auch in Feindes Munde fort | lebt ihm ſeines Namens E.
Sch. 53b; Flehten um Ruhm und Sieg, flehten um Rückkehr
für euch, | E. ward euch und Sieg, doch der Ruhm nur kehrte
zurücke. 76a; Doch werd’ ich dich mit kriegeriſchen E–n | vor
allen Erdenfrauen dich verklären. 452b; Als der E. Schim-
mer mich umgab. 481b; Je mehr Feind, je mehr E. Schwei-
nichen 3, 40; Ob ihn Siegs-E. verherrliche oder mich
ſelber. V. Il. 18, 307; Zu großer, hoher, königlicher E.,
zu großen E–n gelangen ꝛc., auch: Du gelangſt einſt zu
ſeltſamen Stand und E–n. Hebel 3, 355 (wo, wie das
Ew. zeigt, beide Hw. gleichſam als eine Mz. zuſam-
mengefaſſt ſind); Als unter armen E–n | ein bloßer Gott
aus Holz im ſchlechten Tempel ſtand. Michaelis 285, ſeltner
ſo mit beſitzanzeigendem Fw., ſubjektiv: Und verwan-
delten ihre E. in ein Gleichnis eines Ochſen [„Und wandel-
ten Verehrung Gottes in Bildnis eines Stiers.“ Mendelsſohn].
Pſ. 106, 20; öfter, doch auch meiſt nur bibliſch
objektiv: Ein Sohn ſoll ſeinen Vater ehren . . . Bin ich
nun Vater, wo iſt meine E.? Maleachi 1, 6; Alle Lande ſind
ſeiner E–n voll. Jeſ. 6, 3 ꝛc. Vgl. auch den objekt. und
ſubjekt. Genit.: Gott, der König der E–n [dem ſie ge-
bühren]. Pſ. 24, 7; 29, 3 ꝛc.; Der Stuhl der E–n
[der Ehre verleiht]. Jeſ. 22, 23; Auf dem Bett (Münch-
hauſen 53), auf dem Feld der E. ſterben [einen ehrenvollen
Tod, nam. im Beruf, zunächſt von Soldaten] ꝛc.
E. mit einem abhängigen Gen.: Ihm gebührt die E.
[Preis, der höchſte Ruhm] des Tages. Körner 131b; Des
Schwertes E. [die Auszeichnung, das Schwert als Füh-
rer zu nehmen] werde Schwytz zu Theil. Sch. 528b; Nicht
des Wortes E. gönn ich dir. 504b ꝛc. Des leichtern
Auffindens wegen ſondern wir: a) E. als Subj.: E.
ſei Gott in der Höhe! Luk. 2, 14; Nicht mir, dem Alter ſei
die E. Sch. 528b; E., dem E. gebührt!; Einem kommt eine
E. zu; Ihm ward die E. des Triumphs, des Hervorrufs zu
Theil ꝛc. b) als Obj.: Jemand erlangt, erwirbt, ge-
Ox
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winnt große E–n, viel E.; Der Demüthige wird E. empfan-
gen. Sprüche 29, 23; erben. 3, 35 [bibliſch]; Dann wirſt
du E. haben vor Denen, die mit dir zu Tiſche ſitzen. Luk. 14,
10; Pſ. 21, 6; Ich nehme nicht E. von Menſchen. Joh. 5,
41; 44; Niemand nimmt ihm ſelbſt die E. [legt ſie ſich
ſelbſt bei]. Hebr. 5, 4; E. ſuchen vor den Leuten. 1. Thefſ.
2, 6; Wer von ihm ſelbſt redet, Der ſucht ſeine eigne E.;
wer aber ſuchet die E. Deß, der ihn geſandt hat ꝛc. Joh. 7,
18 ꝛc.; E. an Einem, mit Etwas einlegen. 2. Moſ. 14, 4;
1. Macc. 3, 23 ꝛc.; E. (vgl. Freude ꝛc.) an Einem er-
leben, erziehen ꝛc. Etwas bringt, macht Einem E.; Die
Arbeit macht dir, er macht ſeiner Familie, ſeiner Erziehung
alle E. ꝛc. Einem (große, göttliche ꝛc.) E. erweiſen, erzeigen,
geben, thun, anthun, zuwenden, zu Theil werden laſſen, gön-
nen ꝛc.; Einem die letzte E. erweiſen [dem Todten durchs
Leichenbegängnis] ꝛc.; zuw. auch: einem Gegenſtand,
z. B.: Daß ſie des Leibes nicht verſchonen und dem Fleiſche
nicht ſeine E. thun zu ſeiner Nothdurft. Koloſſ. 2, 23 [ihm
die gebührende Rückſicht und Aufmerkſamkeit, Pflege
zuwenden]; Er hat dem Rheinwein große E. angethan [tüch-
tig davon getrunken] ꝛc. Bibl. auch: Einem E. an-
legen (Sprüche 26, 8), wie der Ggſtz.: ihm ſeine E. ausziehn
(Hiob 19, 9), gw.: Einem die E. nehmen, rauben ꝛc.; Sich
ſeine E. nicht nehmen laſſen (Sir. 33, 23); Seine E. keinem
Andern laſſen (Jeſ. 48, 11) ꝛc.; Jemandes E. (gw. Preis,
Lob, Ruhm) erzählen (Pſ. 96, 3), ſagen (29, 3), verkün-
den ꝛc. c) abhängig von Präpoſ. (alphab.): Wer
will Den bei E–n erhalten, der ſein Amt ſelbſt unehret?
Sir. 10, 32; Schon iſt | die Red’ nicht mehr davon, den
Herzog bloß | bei E–n zu erhalten. Sch. 351b ꝛc. Den
Gottloſen in ſeinen großen E–n. Sir. 9, 16; Sei nicht ſtolz
in deinen E–n. 11, 4; In (großen) E–n ſein. 10, 27; 49,
19; Einen, Etwas in E–n halten, haben. 4, 7; 10, 24:
Weish. 6, 23; Sonſt hielten wir ihn ſehr in E–en, es iſt ein
alter geerbter Teppich. G. 6, 335; Traun ihre Gräber wären
bei uns in E–n dann, | doch bleibet nicht in E–n, wer auf
Entehrung ſann. Reithard 95; In hohen E–en ſtehen, ſitzen
(Sir. 40, 1); Chriſtus hat ſich nicht ſelbſt in die E. geſetzt,
daß er Hoherprieſter würde. Hebr. 5, 5 ꝛc. Mit E. (und
Schmuck, Preis) Einen krönen. Pſ. 8, 6; Hebr. 2, 7; Einen
mit E–n überſchütten, überhäufen; Es ſoll euch mein Weib-
chen | gut und mit E–en empfangen. G. 5, 148 ꝛc.
Nach E–n trachten, ſtreben ꝛc. So kam er, Dies
brachte ihn um die E. des Triumphs ꝛc.; Um deines
Namens E. willen ꝛc. Zu E–n kommen, gelangen
(Sir. 20, 28), werden (bibl. 2. Sam. 6, 22); Einen,
Etwas zu E–n bringen (Sir. 11, 1; 20, 29), machen
(bibl. Pſ. 91, 15; Zeph. 3, 19; Sprüche 4, 8); Du macheſt
der Gottloſen Vornehmen zu E–n. Hiob 10, 3; Geld, Zeit
zu E–n ziehen (mundartl. = zu Rath halten). Gotthelf
G. 6; Sch. 77; Stalder ꝛc.; Etliche [Gefäße ſind] zu E–n,
etliche aber zu Un-E–n. 2. Tim. 2, 20 ꝛc.; Etwas geſchieht
zu Jemandes E., ihm zur E., ihm zu E–n, vgl.: Es ge-
ſchieht, (um) ihn zu ehren: Thut es Alles zu Gottes E.
1. Kor. 10, 31; Eiferte Gott zu E. 1. Macc. 2, 54; Lob-
ſinget zu E–n ſeinem Namen. Pſ. 66, 2; Wenn zu Liebchens
E–n du ... ſingeſt. G. 4, 14; Ich weiß am beſten, wem
zu E. ich es thue. L. 11, 540; Das geſchah dem gleichen
Vaterland, der Glaubenspflicht, | der E. ſelbſt zur E–n. Pla-
ten 3, 273; Will dir zu E–n ſich kaſtein. Ramler F. 1,
46 ꝛc. 4) als Höflichkeitsformel aus 3 hervorgegan-
gen: Darf ich um die E. Ihres Beſuchs bitten?; Kann ich
die E. haben, mit Ihnen zu tanzen?; Wenn Sie mir die E.
geben, erweiſen wollen; Ich erbitte mir die E. Ihres Beſuchs;
Ich habe die E., mich Ihnen zu empfehlen; Ich werde es mir
zur großen E. ſchätzen; Die E. iſt ganz auf meiner Seite;
„Grüß dich, Jungfrau.“ Dank der E. G. 1, 196; Gerichts-
diener: Ich werde Euch begleiten. Götz: Viel E. 9, 97 ꝛc.
5) Das, was Einem Ehre (3), Anerkennung, Auszeich-
nung verſchafft (vgl. Ruhm, Stolz): Es iſt dem Manne
eine E., vom Hader bleiben. Spr. 20, 3; Es iſt Gottes E.,
eine Sache verbergen; aber der Könige E. iſt es, eine Sache
erforſchen. 25, 2; Daß dem Manne eine Un-E. iſt, ſo er
lange Haare zeuget und dem Weibe eine E. 1. Kor. 11, 15 ꝛc.
So auch von Perſonen: Das Weib iſt des Mannes E. 7;
2, 8, 23; Ihr ſeid ja unſre E. und Freude. 1. Theſſ. 2, 20;
Du biſt die Wonne Iſraels, du biſt eine E. des ganzen Volks.
Judith 15, 12 ꝛc. Hierzu auch der Hebräismus: Darum
freuet ſich mein Herz und meine E. [auch Mendelsſohn; „,der
edlere Theil von mir.“ Michaelis; „mein Geiſt.“ Zunz]
iſt fröhlich. Pſ. 16, 9; 30, 13; 57, 9; 1. Moſ. 49, 6,
nach Geſenius im Hebr. nur andre Form für: „meine
Leber.“
Anm. Ahd. êra, mhd. êre. Abſtammung unſicher, viell.
zu goth. aistan (achten), lat. aestimare, gehörig. Über frühre
Bed. ſ. Möſer Ph. 3, 259. Als Bſtw. ſteht in einigen
Wörtern „Ehren-“, inandern, Ehr-“feſt (vgl. z. B.: ehren-
werth und ehrwürdig, ehrenvoll und ehrlos ꝛc.). Doch finden
ſich auch hin und wieder Abweichungen, z. B.: ehrvoll. V.
Hor. 1, 156; ehrenwürdigſte. G. 12, 182; Ehrn-
begierde. Zinkgräf 1, 329 ꝛc., daneben zuw. auch: ehre-
vergeſſen. V. Il. 1, 159; Maßſtab des Ehre-würdigen.
Fichte 7, 51 ꝛc., ſ. auch ehrent halben. G. 25, 63 ꝛc.
Vgl.: Gen. und Dat. d. Ez.: Ehre(n), und das abgekürzte:
Ehr (ſo.), veralt. auch adj.: Hielt mich ehr, lieb und werth.
Schottel 1014, vgl.: Dieſen ehelichen Stand werth und ehr-
lich [jetzt gw.: in Ehren] halten. Luther 6, 357b; Hebr. 13,
4, und Unehr, a. Schmeller 1, 93. Vielleicht nicht ohne
Einfluß auf den veralt. Titel (ſ. Herr, Anm.), zumal Geiſt-
licher, Ehr, Ehrn (eig. Gen. od. Dat.), ſ. z. B.: „Ehrn
Hugo Evans“ in den luſtigen Weibern von Windſor; Ehrn
Fabricius, der Geliebte [ein Krämer]. Iffland 5, 3, 10; Eh-
ren Loth. B. 48a ꝛc.; Wie Er Julius ... gedenkt, chriſtlich
zu regieren .. So wäre mirs ja leid für Er Julius. Luther
8, 11a; Da ich Er Cäſar Pflug als fürſtlichen Verweſer an-
rief. 1, 153b; Euch, Er Pfarrherr, guter Freund. 6, 352a;
Mein lieber Freund und Gevatter, Er Kanzler. 274b; Glück
zu, Er [neuere Ausg.: Herr] König. 2. Sam. 16, 16; An den Ern
Spalatinum. Mattheſtus Luth.22a u.o., ſ.Brem.Wörterb. 1, 113,
u. Friſch 1, 228c, wonach es einen Mann bez., dem die
früher ehrende Anrede „Er“ ſt. Du od. Ihr zukam, ſ.
z. B.: Ach, großer Fürſt, ach, Er erwäge doch. Lohenſtein
Sophon. 4 ꝛc., und ſcherzh: Solche .. Rede des Hundes be-
wegte Er Omnes [die Geſammtheit der Verſammlung, gleich-
ſam perſon.]. Luther SW. 64, 331 ꝛc, ſ. Er 6, und vgl.
Stalder 1, 338.
Zſſtzg. ſ. 1b, wonach leicht andre zu bilden und zu
verſtehn find. Beſ. zu erwähnen ſind: Gêgen-:
Einem eine G. erweiſen. W. 10, 238, als Erwidrung der
von ihm erwieſenen Ehre. Hāūs-: 1) [1c] vgl.
Benecke 1, 444b: Die H. beſorgen, retten ꝛc. 2) [5]
(vgl. 1. Kor. 11, 7) = Hausfrau, z. B. Pſ. 68, 13,
ſ. Luther SW. 64, 87 und vgl. „Hauszierde“ in der-
ſelben Bed. 37, 167: Die bald nach der Regel ihm Haus-
ehr’ iſt und genannt wird. V. 1, 148. Mít-: die
Einem mit Andern gemeinſame Ehre. Jahn M. 53.
Sīēgs-: [3]. Ún-: Ggſtz. von Ehre; Schande,
doch in etwas mildrem Sinn: ſ. [5]. Zu U–n [4c];
Ein ungezogener Sohn iſt ſeinem Vater eine U. Sir. 22, 3;
Ihr habt den Armen U. angethan. Jak. 2, 6; Es wird ge-
ſäet in U. und wird auferſtehen in Herrlichkeit. 1. Kor. 15,
43; An dem Regimente haftete die Unehre dieſer Schlappe.
Droyſen Y. 1, 19; „Nichts als Schimpf und Schande hat
man von Dir“ ... Und Nichts als U. und Verdruß hat man
von Dir. Hebel 3, 138 ꝛc.