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eben
II. Eben, a.. mit der Grundbed.: ohne hervor-
tretende Ungleichheit, gleichmäßig, als Ew. und Adv.
1—4; ferner (nach heutigem Gebrauch) nur als Adv.
5—12. 1) von gleichmäßiger Größe, Höhe: Was
ungleich iſt, ſoll e. werden. Jeſ. 40, 4; Alle von e–er und
gleicher Länge. Devrient 2, 24; Man ſieht der Tiefe Grund
ſich nach und nach erheben | und nun iſt er der Waldung e.
[mit ihr in gleichem Niveau]. Nicolai 1, 41; Zu e–er
Erde [im Erdgeſchoß] wohnen ꝛc.; übertr.: Das Geſetz
.,Alles will es nur e. machen, | möchte die ganze Welt
verflachen. Sch. 497a: Jetzt ſind wir e. (quitt, wett).
Schmeller 1, 11; vgl.: E.-bürtig, -genoß, -maß, -recht,
-ſöhlig. Nam. in Bezug auf eine Fläche, ohne her-
vortretende Erhebungen u. Vertiefungen: Ein e–es Land.
1. Moſ. 11, 2; Führe mich auf e–er Bahn. Pſ. 143, 10 ꝛc.;
Auf ebnem Boden ſtraucheln. G. 13, 310; Die See war ſo
e. als ein Spiegel. Forſter R. 1, 8; Rückert Roſt. 56a; Sch.
75b ꝛc. Dazu: Selten iſt ein hoher Springer ein guter
e–er Tänzer. L. 10, 175, Tänzer auf e–er Erde ꝛc.
2) von gleichmäßiger Stärke, Dicke: Ein e–er Faden,
Draht (ſ. ebendrähtig), überall gleich dick und ohne
Knoten; E–es Garn ausziehen an umgedrehter Spindel. V.
Ov. 1, 220; E–e Sauce, ſeimig und ohne Klümpchen;
Ein tüchtiger e–er Regen. Ruge Rev. 2, 37 [deſſen Tropfen
gleichmäßig ſtark ſind und nicht mit beſondrer Heftig-
keit, doch andauernd fallen] ꝛc. und ſo öfter von Dem,
was in gleichförmigem, gewöhnlichem Gang bleibt
(vgl.: ſachte, ſanft, gemächlich ꝛc.): Seinen e–en Schritt
gehen; Die Roſſe gingen e. Simrock Nib. 72; 369; Sein
Roß trug ihn e. 887 ꝛc. Vgl.: Das Alles kennſt und ſingſt
du heut | und ſingſt es morgen e. G. 4, 27 [gleichförmig,
ſo wie heut]. 3) E. zuw., übertr. von 1, paſſend,
gehörig, wie es ſein ſoll und muß, ſeinem Zweck oder
unſern Abſichten, unſerm Geſchmack gemäß: Jüngling
e–er [hübſcher, gefälliger] Geſtalt. Opitz Pſ. 148; Der
ehrliche, e–e [rechtliche] Mann. G. 32, 67; Kein Menſch
iſt ihr gerecht, kein Nachbar iſt ihr e. Rachel 1, 125; Es
kam zu e–er [paſſender] Stunde. Zelter 3, 306. Häu-
figer der Ggſtz.: Un-e.: Er wird ein Ende nehmen, wenn’s
ihm un-e. [unpaſſend, ungelegen] iſt. Hiob 15, 32; Zur
un-e. Zeit. Luther 5, 271a; Was ... haſt du Unebenes
[Widriges] oder etwa Kummer? Gotthelf U. 2, 49; doch
auch hier gw. nur mit einer Verneinung: So ſcheint es
mir nicht un-e. geſprochen. Claudius 5, 94; Mit einem wirklich
nicht un-e–en [paſſabeln, leidlichen] Geſicht. Forſer Anſ. 1,
425; Redet mir nichds Unebenes [Ungehöriges, Schlechtes]
von meiner Geſchwiſter Kind. Gutzkow R. 5, 58; Es iſt doch
nicht Alles ſo un-e., was die Morgenländer ſagen. Hebel 3,
484 (vgl.: In der Türkei, wo es bisweilen etwas unge-
rade hergehen ſoll. 482); Töne ..., die die Menſchen durch
den nicht un-e–en Ausdruck „ſpinnen“ bezeichnen. ETAHoff-
mann Murr 4; Von dieſer Weigrung denkt un-e. nichts.
HvKleiſt Kr. 92; Einen in Betracht ſeiner Kenntniſſe gar nicht
unebnen Mann. L. 11, 303; 12, 383; [Der Einfall] wäre
ſo un-e. nicht. 13, 505; Keine un-e–e Ausſteuer. 1, 485;
Ein Profil, das ſelbſt neben einer heiligen Familie von
Raphael kein un-e–es Seitenſtück abgeben würde. Thümmel
5, 59 ꝛc. 4) mundartl. (ſ. 6): genau, accurat: Er
iſt in ſeinen Sachen ſehr e.; Wie konnten wir ſo e. wiſſen?
1. Moſ. 43, 7; Sahe e. auf ihn [,,Blickte ihn ſcharf
an“. Eß]. Luk. 22, 56; Merke e. [genau, nipp (ſ. d.)]
darauf. Heſ. 40, 4 ꝛc. Ferner (von Zahlen): gerade.
Schmeller 1, 11 u. 112. 5) gleich, in gleichem Maß:
Es gilt Alles e. viel. Opitz 1, 322; Das Geld iſt e. gut.
Rachel 4, 245; 2, 95; Daß nicht alle Wein e. ſüß ſeind
und nicht alle Köche e. wohl kochen. Weidner 3, 77 ꝛc., im
Allgem. veralt., doch z. B.: Nicht ſie allein fünf
Männer e. tüchtig | und e. muthig gingen wacker mit. Frei-
ligrath Garb. 105; Daß wir unſere Heiden e. [ſo] wohl
nutzen. Möſer Ph. 1, 246. 6) wie „,grade, genau“ ꝛc.
zur Hervorhebung der Jdentität, des Nichtandersſeins:
E. mit dem [„Mit e. dem“. Eß] Maß, da ihr mit meſſet,
wird man euch wieder meſſen. Luk. 6, 38; Mit e. dem, e.
demſelben Recht; Auf e. die Weiſe, in e. dem Maß, e. ſo;
E. da, daſelbſt, damals fand er auch das Andre; Er lügt,
ſein Sohn macht’s e. ſo; Das hätte ich dir e. ſo gut ſagen
können; Auf e. das italiäniſche Papier, auf welches die Briefe
gedruckt ſind. L. 12, 216; E. ſo ſchnell ſinken, als ſchnell er
ſie erhoben. 372; Engel 4, 3; E. als wenn, als ob ꝛc.
Veralt. bei einem Hw. ohne Artikel oder Fw.: Wöllen’s
mit heiliger Schrift bewähren . . . Die Andern ſtreiten mit
e. [der nämlichen] heiligen Schrift darwider. Stumpf 308b,
oder als Ew.: Es iſt eine e–e Sache [ebenſo] mit ihm
geweſen. ChrWeiſe (Wackernagel 3, 1, 856 Z. 39) U. V.
7) ſo auch zur Hervorhebung, zunächſt zu bezeichnen,
daß grade das Genannte, nichts Andres gemeint ſei:
Das iſt ja e. die Schwierigkeit; Da ſitzt ja e. der Knoten,
und verſtärkt: Aber das iſt’s all-e. Alexis H. 2, 1, 103;
E. heute iſt mir’s doppelt fatal; Wie der Alte meint, ſo ſei
es e.! [grade ſo, nicht anders ſoll’s geſchehn]. Chamiſo
6, 274; Den e. ſuch ich. G. 13, 305; „Die Kieſelſteine
könnten euch hart im Magen liegen.“ E. deßwegen; die
Kieſelſteine halten länger an als Brot. Hebel 3, 23; Er wird
e. heute vier Jahr alt. L. 11, 177; Meiner Fürſtenehre? ..
E. die ſteht auf dem Spiel. Platen 3, 28; E. dieſe Freunde
wollen ja wir ſein. Sch. 110b u. o. 8) öfters mit
mehr zurücktretendem oder eigens nüanciertem Sinn,
zumal in Bezug auf etwas nur Gedachtes, z. B.: „Er
wird dich aber verklagen.“ Das wäre mir e. recht [grade,
im Ggſtz. zu Dem, was du denkſt]; Wie reimt ſich Das?
. .. Es reimt ſich e. nicht damit. Burmeiſter gB. 1, 197
[zur Hervorhebung des „nicht“ = vielmehr, im Gegen-
theil]; So hört, Frau Martha! ſeid e. gefaſſt | nicht
wahr Herr Vetter? áuf einen Gaſt. Chamiſſo 3, 227
[nach Dem, was der Herr Vetter beabſichtigt]; Mir
gefällt es hier, für diesmal laß uns e. bleiben [wo wir
ſind]. G. 6, 334; Man iſt entzückt, nun kommt der Schmerz
heran | und, eh man ſich’s verſieht, iſt’s e. ein Roman [wie
er von euch, dem Dichter, verlangt wird]. 11, 9; „Wie
fangen wir Das an?“ Wir gehen e. fort. [Das und nichts
Andres iſt’s, was wir thun.] 74; Sie denken, duckt er
da, folgt er uns e. auch [wie in dem genannten Punkt].
154; Da mir das Herz immer ein bischen aufgeht, wenn ich
ſie ſehe, blieb ich e. [e. aus dieſem Grund]. 14, 82; Man
muß es e. [eine andre Auffaſſung iſt nicht möglich] als
ein Beiſpiel betrachten. 39, 318; [Er] findet, daß ein Vio-
lett entſtehen müſſte, welches zwar, wie er ſelbſt ſagt, in der
Erfahrung nicht entſteht, wohl aber ein Roth, das er dann e.
[als wenn es ſo ſein müßte] auch gelten läſſt. 370; Wie
es käme, daß man die Medikos ſo ſtattlich belohne, .
Advokaten ſo ſchlecht . . . „Wir haben e. [darin und in
nichts Andrem liegt die Erklärung] All das Leben lieber
als Recht und Gerechtigkeit. Zinkgräf 1, 221 u. v. ä. (ſ.
Weinhold 16a). 9) ſo auch in der Verneinung: Er
iſt e. nicht (od.: nicht e.) ſehr, beſondersklug, der Klügſte; E.
(7) ſchien ſich ein neues e. nicht erfreuliches Verhältnis an-
knüpfen zu wollen. G. 18, 28; Handbriefchen, deren Inhalt
e. nicht der klügſte Bediente [ein Bedienter, der grade nicht
der klügſte zu ſein braucht] e. ſo gut ausgerichtet hätte.
L. 5, 58; „Wie ging’s? . . .“ Nicht e. allzugut. W. 11,
192 ꝛc. Oft auch dem beſchränkenden „freilich, zwar“
ſich nähernd: Ich will mich nicht e. [nicht beſonders] rüh-
men, aber ꝛc.; Das e. nicht [nicht grade Das, aber etwas
Ähnliches] u. o. Selten: Nicht e. [nicht einmal] an
einem Genie. JP. 30, XI. 10) E., ganzgenaupaſſend,
ſo daß Etwas grade, knapp hinreicht ꝛc.: [Mein Großvater]
wurde 101 Jahre alt, daher hab ich ihn noch e. gekannt.
Stilling 1, 109; Mit 3 Ellen Tuch kommt er e. aus ꝛc.;
So lobt man mich zu Hauſe nur ſo e. [nur kärglich].
WHumboldt 4, 354; Daß ein Schinken für ſechs Mann nur
ſo e. zureicht. Immermann M. 3, 98; Ein wahres Räthſel,
deſſen Auflöſung der Eine nur e. zu errathen wagte. L. 9,
107; Vittoria ertrug den Gatten nur ſo e., ſie überſah ihn
zu ſehr. Tieck Acc. 1, 343 ꝛc. Weil Juden doch am Ende
nur e. [Nichts weiter als] Juden ſind. Chamiſo 3, 330.
11) E. in Bezug auf die Zeit und zwar entweder auf
eine beſtimmt angegebne oder ſonſt die gegenwärtige,
dieſe ſelbſt oder die unmittelbar vorangehnde, wie
gleich“ (ſ. d.) die unmittelbar folgende: Er iſt e. an-
gekommen [in dieſem Augenblick]; Er war e. hier und
wird gleich wiederkommen; Er war e. im Begriff zu gehen,
er war e. fortgegangen, als ich in die Stube trat; Er
kam gleich wieder, nachdem ich eingetreten war ꝛc.; Du
kommſt nur e., da ich reiſen muß. G. 13, 115; Ich war e.
darauf bedacht . . ., als ich Ihren Brief erhielt. L. 12, 451;
Da komm’ ich zu ihm, e. daß er Schach geſpielt | mit ſeiner
Schweſter. Nath. 4, 9; Wo iſt der Künſtler? Er warf e. den
Pinſel hinweg. Sch. 83a; Der e. gedachte, e. genannte Künſtler
ꝛc. Verſtärkt: So e. iſt er in Madrid. Sch. 276a; Er
iſt ſo e. angekommen ꝛc. 12) mundartl.: Er iſt der
Wippe auf und e. [auf und ab, von oben bis unten,
ganz und gar, ihm ähnlich]. Scherr Nem. 2, 215.
Anm. Goth. ibns, ahd. ëpan, mhd. ëben. S. Neben.
Zſſtzg. vgl. die von ,grade, gleich“ ꝛc., z. B.:
All- [7]. Schnūr- [1]: ſo eben, grade wie nach
der Schnur. So- [11]. Spīēgel- [1]: eben,
glatt wie ein Spiegel. Tāfel- [1]: Horizontal und
durchaus t. Fallmerayer Or. 1, 77. Tópf-: (mund-
artl.) wagerecht. Stalder; ſ. Dopp u. eichen. Ún-:
1) [1] Was u. [,,höckricht“. Jeſ. 40, 4] iſt, ſoll ſchlechter
[ſchlichter, „ebener“. Eß] Weg werden. Luk. 3, 5; Das
U–e auszugleichen. G. 22, 141 u. o. 2) [3].
Wáſſer-: waſſergleich, horizontal. Volger EE. 210.