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drücken
Drücken, tr., refl. und intr. (haben):
drängen (s. d.), nur daß bei Diesem das Fortbewegen, das Schieben zunächst nach der Seite der Grundbegriff ist, bei d. dagegen das Zusammenpressen auf einen engern Raum, wobei auf den Körper, der die Einwirkung erfährt, zunächst entweder allseitig oder von oben nach unten gewirkt wird. Doch berühren sich die beiden Wörter vielfach und greifen in einander über. 1) tr.:
a) eig. pressen; drängen, einengen etc.: Das Volk dränget und drucket dich. Luk. 8, 45; Wenn man das Auge drucket, so gehen Thränen heraus. Sir. 22, 33; Der Sattel drückt das Pferd. Da drückt euch der Schuh? [Das ist’s, was euch quält]. Chamisso 3, 232; Heine Rom. 150; Lichtenberg 4, 121 u. v.; Einem die Hand, Jemandes Hände d. G. 15, 18; Platen 4, 283; Sch. 492a als Zeichen des Wohlwollens etc.; Seinen Thon | zu Gestalten d. [pressen, formen]. G. 4, 11 etc.; Drück-den-Pfennig, scherzh. Bez. eines Knausers, der das Geld fest hält.
b) schwer lasten auf Sachen und Personen, eig. u. uneig.: Drückt dich der Erdenscholle Last? WhMüller Neugr. 2, 63; Der schönste Mann, | der jemals einen Sattel drückte [ritt]. Nicolai 1, 264; Drückt in der Nacht das Land [schläft auf der Erde]. Opitz 2, 261; Aus dieses Thales Gründen, | die der kalte Nebel drückt. Sch. 47b etc. Die Theurung druckte das Land. 1. Mos. 43, 11; Frohnvögte, die sie mit schweren Diensten drucken sollten. 2. Mos. 1, 11; Unsere Missethat drucket uns hart. Ps. 65, 4; Drückt ihn annoch des Lebens Last? Chamisso 3, 287; 4, 15; Daß Niemand dich .. heimlich drückt und neckt. G. 13, 189; Nun drückt’s auch Beiden schon das Herz. L.; Ein Geist, der wie ein Alp, alle Menschen höherer Art drückt. JP. 2, 52; Als .. kein Schmerz mich drückte. Sch. 245b; Es drückt mit großer Schwere mir die Seele wie den Leib. Simrock Gudr. 27 etc.; (Mal.): Eine Stelle im Gemälde d. (s. Druck 1b), nam. als beschattet hervorheben, im Ggstz. von „,blicken“ (s. d. 6).
c) in Zusammenstellung mit Wörtern, die den Erfolg des Drucks bez.: Dein Brief hat mich sehr gedrückt, ja gebeugt. G. Zelt. 2, 43; Diese Kultur .., gedämpft, gedrückt, nie ganz erdrückt, wieder aufathmend. G. 18, 95; Daß die menschliche Natur auf einen unglücklichen Grad gedrückt und erniedrigt, aber nicht unterdrückt (s. d.) und vernichtet werden kann. 10, 190 u. o.
d) mit Angabe des Erfolgs: Ein Veilchen matt (G. 1, 144), einen Maulesel wund (Hagedorn 1, 112), Nasen platt (Scheffel 67), Einem die Hände blau (W. 11, 90), Jemand todt, zu Tod d. etc.
e) mit adverbiellen, die Bewegung bez. Best., nam. mit Präp.: Einen an sein Herz (Chamisso 4, 158), in die Arme (Sch. 245b) d. [pressend schließen]; Sein Siegel auf, unter eine Urkunde d. [drückend setzen] und übertr. = bekräftigen. Guhrauer L. 1, 143; 2, 124 etc.; [Dem] das Siegel der Macht Zeus auf die Stirne gedrückt. Sch. 86a; Den Hut tief in die Augen (Chamisso 4, 251), ins Gesicht d. [von oben, wie „ziehn“ von unten her]; Einem Geld (Temme schw. M. 3, 207), übertr.: seinen Namen in die Hand d. (L. Nath. 4, 7) = durch Gaben sich ein dauerndes Andenken stiften; Einen, Etwas zu Boden d. (Sch. 112b) etc. Auch unpers. (vgl. drängen 1d): Es drückt [treibt] mich innig an den Busen der Mutter Natur. Forster Br. 1, 417 etc.
f) Part.: Gedrückt; G–e Lage. Immermann M. 1, 161; Dienerei. Kühne Char. 1, 102; Stimmung; Tief-g–er Zustand. G. 30, 34 etc., wie in eig. Sinne: Ein halbes Rund, gedruckt, nach Art eines Korbhenkels. 28, 338; 26, 92 etc. Dazu: Seine Gedrücktheit hatte sich auch Sidonien mitgetheilt. Lewald Wandl. 2, 310; Reis. 1, 304 etc. g)der (subst.) Infin. verschmilzt mit manchen Bstw., vgl. Druck 1a: Wie ein Alp-D. lag der Traum auf ihm. Ruge Rev. 1, 212; Das Hände-D.; Herz-D.; So fährt’s ihm übern Rücken | eiskalt hinab und macht ihm Magen-D. W. 11, 237; Prutz Woch. 3 etc. Seltner sonst: Sie dürfen uns nicht alp-d. wie in der Wirklichkeit selbst. Goltz 1, 10; [Sie] knicksen, äugeln, hände- d.. | um sein Herzchen zu berücken. Schubart. 2) refl. (vgl. 1), z.B.:
a) Einem einen Stachel ins Herz d. (1e); Der Stachel hat sich ihm tief ins Herz gedrückt; Sein Wort hat sich mir in die Seele gedrückt [tief eingeprägt] etc.
b) nam. auch oft = sich ducken, sich schmiegen: Wer sehr pranget, verdirbt darüber; wer sich aber drucket, kommt empdr. Sir. 20, 11; Die Raubvögel, vor welchen sie [die Lerchen] sich d. Fleming J. 149b; so weidm. auch von Repphühnern und Hasen; Jch drehte mich und drückte mich [wandt mich hin und her]. G. 29, 269; Weiß sich in Zeit und Art zu schicken, | bald sich zu heben und bald zu d. Ders.; Sich an Einen d. [schmiegen]. Hebel 3, 220; 299; Ein Ding, das demuthsvoll | sich in die Ecke drückt und Ehmann heißt. Sch. 26b etc.
c) daher auch = sich schieben, sich (nam. durch Etwas ge- und bedrängt) möglich unbemerkt fortbegeben: Halloh! nun drücke sich, wer zagt! Frei- ligath 2, 221; Er drückte schnell sich aus dem Haus. G. 1, 169; 179; In aller Stille sich heim zu d. Gotthelf G. 147; Er drückte sich längs den Häusern hin. Keller gH. 4, 261; Husch! .. drückt sie zum Seegestade sich hinab. HKleist Hinterl. 270; Sich sacht aus der Thüre zu d. Prutz Mus. 1, 98; Wir mußten uns d. von Ort zu Ort. Sch. 322b; Wir drückten uns so schnell als möglich durch die Küche und von da in den Hof. Sealsfield Transatl. 1, 88 etc. (s. Zsstzg.). 3) intr., oft mit leicht ergänzbarem Objekt (s. 1): Da sitzt der Fehler, da drückt der Schuh (1a). Körner 260b; Müllner 5, 243 etc.; Einen neuen Sorgenstein .., der härter als alle übrigen d. (1b) müsse. Engel 12, 139; Jede Noth, die gegenwärtig drückt. W. 20, 190; Die Sonne fing .. an .., stark zu d. 12, 9; In dieser Welt, | wo Alles vorwärts drücket [einander drängt, treibt]. G. 4, 45 etc., nam. im subst. Infin. und im Part., vgl.: Dieses D. und Quetschen der Konsonanten. Zelter 2, 164; Die Klinke gab nur wiederholtem und gewaltsamem D. nach. Immermann M. 1, 100 etc. In sehr d–den Verhältnissen. G. 15, 14; Den entnervenden und weich d–den [1d] Euripides. HVoß JP. 9; Das Haus war nicht d–d voll, aber doch gefüllt. Zelter 1, 92; D–de Hitze etc.; Seinem stillen, mäßigen Gemüth [Dativ, s. Decken, Anm.], waren alle diese .. Schicksale ganz besonders d–d [lästig] und widerwärtig. Prutz Mus. 2, 55 etc. Doch findet sich der Dat. auch sonst:-Weil ihr die Klöße im Magen d. [drückend liegen]. Gutzkow R. 7, 151; Auch drückt mir’s [s. beißen, Anm. 1] auf die Schulter. Grimm M. 217; Daß ihm irgendwo der Schuh drückt. Musäus Ph. 1, 149 etc. Beachtung verdienen noch für die Fügung der bei den abhängigen Präp. sich statt des Acc. mit einer Nüance findenden Dat.: Sie drückt an einer unbemerkten Feder. G. 13, 271; Auf deinem Herzen drückt [liegt lastend] ein still Gebresten. Sch. 519a etc. u. für die Bed.: Ich drücke [lege Gewicht, Nachdruck] auf Etwas. Arndt Erinn. 344; Ich will nicht auf den Umstand d. W. 31, 427; zuw. auch d. = zaudern, drucksen (s. d.).
Anm. Vgl. drucken u. z. B.: Das .. die Bücher drückt. Opitz 2, 266; ferner dringen, drängen. Benecke 1, 400; Weinhold 16a; Schmeller 1, 413. Dazu: Diese Drückungen des Hirns. Brockes 9, 210; häufiger von den Zsstzg., wo nicht Druck statt dessen geläufiger ist.
Zsstzg. z. B.: Áb-:
1) tr. und refl.:
a) durch Drücken abformen, z. B.: Schlüssel (Prutz Eng. 1, 79), Münzen etc. in Wachs a.; Alles drückt sich in der weichen Bildungsmasse ab. Gutzkow G. 75; G. Stolb. 62; [Es] drückt deutlicher kein Zug sein holdes Urbild ab. Haller 149 etc.
b) Einem Etwas a., abdringen, durch Drängen abnehmen: Einen Schmuck den Männern abzudrücken. Gellert 1, 129; Denen sie hartherzig ihre mühselig gewebte Leinwand abdrückten. Holtei Ob. 1, 101.
c) Etwas a., durch Drücken entfernen: Die Asche von der Cigarre am Stuhlrande a. Gutzkow R. 4, 298; Wie sich die grüne Brille [Maske] .. durch diese Herren .. von den beiden Weißmasken abgedrückt fühlte. 267.
d) Etwas drückt Einem das Herz ab, drückt, so daß das Herzgleichsam springen mußetc.: Gutzkow B. 300; Musäus M. 2, 41; Sch. 739a etc.
e) Etwas Festes, Gespanntes a., losdrücken: Die Sehne, den Pfeil. Sch. 541b; Eine Pistole a. G. 16, 268 etc., auch bildlich: Ich warte nur auf neue Gelegenheit, abzudrücken. G. Merck 1, 69; Drückte eine längst angelegte, schußfertige Bitte ab. IP. 57, 7; Pfeile des Spotts a. Nicolai 6, 23; Gnadenscheine, | der ab auf uns und sie die Strahlen drückt. Werner Febr. 12 etc.
2) [2c] refl. und intr.: sich davon machen: Als Ritter und Knecht abdrückten und ihr Liebchen gesegneten. Musäus M. 5, 6; Daß er .. nun bald a. [sterben] werde. 3, 29; Drückte er sich ab. 1, 13; Gotthetf G. 137 etc., s. Abdruck2. Án-: drückend nähern, befestigen: Die Thür noch einmal a–d. Gutzkow R. 4, 211; Tieck Acc. 2, 71; [Indem] eine Stahlwalze stark gegen sie angedrückt wird. Karmarsch 2, 358; Jch, an diese Wangen angedrückt. Sch. 229b etc. Āūf-: tr.:
1) Etwas auf Etwas drücken, heften, prägen etc.: Das den Pergamenten Aufgedrückte. G. 10, 220; Küsse, die sie meinen Wangen aufgedrückt. Göckingk Lieb. 121; Dann ist ihm das Siegel der Vollkommenheit aufgedrückt. Sch. 1232b; W. 20, 70; Eine Diele, auf die er .. den linken [Fuß] aufgedrückt. 11, 253; Einem den Daumen a. [aufs Auge]. Alexis Dor. 1. Kap. 13 etc.
2) in die Höhe drücken, s empor-d.: Die Augen düster, wild, | die Lippen aufgedrückt [ungewöhnl.]. G. 7, 5.
3) durch Drücken öffnen: Hatte .. die Klinke in der Hand, um [die Thür] aufzudrücken. Immermann M. 3, 45; Ein Geschwür a. etc. Āūs-: tr.:
1) Den Saft aus der Traube, die Traube a. etc.
2) durch Drücken auslöschen, z. B.: Eine Fackel (s. d.) auf dem Altar a. L. 8, 235; Schnell drücket ihre Wuth | das Lebenslicht ihm. aus. Weiße. 3) Einen Stempel in einer weichen Masse gut a., so daß das Gepräge deutlich hervortritt etc. und danach übertr.: etwas Jnnres, Gedachtes, Gefühltes etc. in etwas es Bezeichnendem, Worten, Gebärden etc. hervortreten lassen: Gedanken, Gefühle, Begriffe etc. durch Etwas a.; Seine Meinung, sich klar a. etc.; Der Mutter Urbild, Königinn der Frauen, | ein Wunderpinsel hat sie ausgedrückt. G. 6, 54; Glaubte, seine Dankbarkeit nicht überzeugender a. zu können. 15, 22; Man kann sich nicht schielender a. L. 11, 185; Jene schmerzliche Einziehung des Unterleibes, welche so sehr a–d [ausdrucksvoll] ist. 6, 411; Mir bebt die Zung’, es auszudrücken. Sch. 306 etc. Ausdrückung z. B. zu 1 und 2, seltner statt Ausdruck, Wort, z. B. Leibnitz 1, 376. S. ausdrucken und ausdrücklich. Be-: tr.: hart bedrängen: Ein bedrücktes Volk; So saßen sie .. bedrückt und stumm. Werner Luth. 10 etc. Dazu: Bedrücktheit. Meyern Dyan. 3, 351; Harte Bedrückungen etc. Bēī-: tr.: Sein Siegel b. etc. Da(r)nīēder-: tr.: zu Boden drücken. Chamisso 6, 266; Rückert Rost. 39a etc. Dúrch-: tr.: Saft d., durch ein Tuch etc.; Den Sporn durchs Fleisch d.; Ein Pferd d., wund drücken etc. Eīn-: tr.: Butter e., ins Faß etc.; Hat der Meister den Metallen | das Siegel seines Geistes eingedrückt [eingeprägt]. Chamiso 4, 140; [Lykurg’s] Verfassung drückte den Bürgern einen Charakter von Härte und Trotz ein. Fallmerayer Mor. 1, 5; Ich halte die Augen .. offen und drücke mir die Gegenstände recht ein. G. 23, 143; So drückte sich das Alles lebhaft bei mir ein. 18, 19; 40, 303; Das Heilthum .. hat der heilige Geist in des . . Apóstels Herz eingedrücket. Luther 8, 277a etc. Der Sänger drückt die Augen ein [schließt sie]. G. 1, 138 etc.; Eine Fensterscheibe e.; einem Vogel im Garn die Brust e. Heinse A. 1, 245 = sie,nach innen drückend zerbrechen etc. Empōr-: tr.: drückend in die Höhe heben: Drückt an seine Brust .. Lauretten hoch empor. W. 11, 211 etc. Entgêgen-: tr.: Die Brust dem Speer e. etc. Er-: tr.: todt drücken, durch Drücken [1c] vernichten, ersticken, von Personen oder personisicierten Gegenständen: Nun drängt das Wirkliche mit dichten Massen | an mich heran und droht mich zu e. G. 13, 300; Die Stadt ist .. von Kirchen etc. belastet, ja erdrückt. 23, 133; Deine Riesenrüstung mag dich e. Sch. 13a; Mit Blicken, | in denen Freud’ und Liebestrunkenheit | den tiefern Gram nur halb e. W. 20, 199 etc. Mundartl. statt zer-d. (s. d.) z. B.: Einen Blumenstrauß e. Auerbach Tag. 130. Fórt-: tr.:
1) zu drücken fortfahren.
2) weg-d. (s. d.). Gêgen-: einen Gegendruckausüben. Hêr- etc.: s. [2]: Das er- oberte Griechenland zu dem entwürdigten Zustande der .. Heloten herabzudrücken [erniedrigen]. Fallmerayer Mor. 1, 8; Die Preise herabdrücken. Karmarsch 2, 352 u. o.; Mein überschwellend und empörtes Herz | hab ich hinabgedrückt in meinem Busen. Sch. 538a etc.; So drückt er sie mit zärtlicher Gewalt .. zum Saal hinaus. W. 20, 133 etc.; Nicht eher stünd’ ich auf, bis sie die Zierde | von meinem Haupt auf seins hinüber drückte. G. 13, 144 [von meinem Haupte nähme und ihm aufs Haupt drückte]; Wo sich der Baron herumdrückt [2: schleicht], um meiner Tochter aufzupassen. 10, 167; Die .. sich in der verruchten, kalten Welt jämmerlich herumdrücken [durchquälen etc.] müßte. 15, 264; Da drückt [drängt] sich durch die dichte Meng’ | ein feiner Knab’ herfür. Uhland 386; Seine mühsamhervor gedrückten Poesien. IP. HV. 55; Wie zarte Spitzen | junger Pflanzen drückt [3] der Keim der Lust | sanft’ hervor aus seiner Rosenbrust. W. 3, 72. Lōs-: s. ab-d. 1e: Er legte wohl an, er drückte los. Chamiso 3, 138; Ein losgedrückter Pfeil. G. 34, 190; Sch. 50b etc. Nīēder-: tr.: zu Boden: Niedergedrückt vom Gefühl ihrer Schande. Sch. 191a; 741a u. o. Über- (selten): überwuchernd, überdeckend erdrücken: Da lebt sein Geist, der sich hier verwirrt, den oft sein volles Herz zu ü. scheint. Klinger Th. 2, 14, vgl.: Hinüber-d.; auch: Welche mit dem Gelde | den Kasten überdruckt [übermäßig beschwert]. Scultetus (L. 8, 306). I. Unter-: s. [1c]: Etwas nicht aufkommen lassen, zu Boden drücken; stärker als „drücken“, schwächer als „er-d.“: Gedrückt, nicht unterdrückt von ihrer Leiden Bürde. Alxinger D. 95; Starr und fest! zu drücken sind sie, nicht zu unter-d. G. 9, 214; Jede Partei drückte oder unterdrückte, wo sie die mächtigere war, die Anhänger der andern. Sch. 883b; Die höchsten Forderungen ..., die er bei dem mittelmäßigen Talent freiwillig unterdrückt. 1234b; Das Unterdrückte kann später wieder aufkommen, das Erdrückte nicht etc. Die ältre Sprache betonte –⏑ –⏑ als trennbare Zsstzg. (vgl. nieder-d.). 2. Kor. 4, 9; Die das freie Reich Christi untergedrückt haben. Luther 5, 10b; 121b; Die Wahrheit unterzudrücken. 6, 383b etc., doch auch: Von der Welt gedränget und unterdrückt. 5, 532b; Unterdruckt. 535a etc. II. Unter-: s. I. Heute gilt die trennbare Zsstzg. nur in der Bed. „unter Etwas drücken“, z. B.: Er hat sein Siegel untergedrückt. Ver-:
1) meist mundartl. statt nieder-, zer-d. etc.: Mein bergigt hartes Land | verdrückt [drückt nieder] mir nicht so gar [sehr] den denkenden Verstand, | daß Haller’s starker Geist ihn nicht ... vermöchte zu erheben. Bodmer (Haller 204); Die Vorhemdchen .., die nicht verdrückt werden durften. Gotthelf U. 1, 226; Das Weinen ver-d. [verbeißen, unterdrücken]. Sch. 343; G. 323; Ein verdrücktes [nicht frei herausgesprochnes] Wort. 295; Verdrückt [verzagt] und ohne Muth. U. 2, 260; Daß er euch die Leber verdrückt [entzwei drückt]. Hebel 3, 121; Wahrheit war verdrückt, | ist wieder neu hervorgerückt. Hutten etc.
2) bergm.: Ein Gang verdrückt sich, seine Mächtigkeit wird plötzlich geringer [Ggstz.: thut sich auf]. Karmarsch 1, 164; Burmeister Gsch. 180; In obigem Falle drängen sich selbst die Kohlenmassen eines 54 Schuh tiefer liegenden zweiten Kohlenflözes stellenweise mit aufwärts, und selbst in einer Tiefe von 150 Schuh unter dem ersten Kohlenflöze folgen Schieferthon- und Sandsteinschichten noch jener Verdrückung [Verschiebungetc.]. Volger EE. 438. Vōr-: tr.: hervor-d.: Durch innere Gewerke vorgedrückt, | entfallen Münzen in ein klingend Becken. Uhland 494. Wég-: Bleibt und drückt euch nicht vor seinem Namen weg, dem ihr euch sonst so froh ent- gegendrängtet. G. 9, 221; Kannst du mich w.? FSchlegel Luc. 99 etc. Zer-: tr.: entzwei drücken; durch Drücken zerstören, beschädigen: Ihr .. Kleid war nicht zerdrückt. G. 18, 57; Zerdrückt er ihr beinah die runde Hand. W. 11, 188; Diese Zerdrückung und Zerpressung Hamlet’s. HVoß JP. 61. Zū-: tr.: drückend schließen: Ein Auge z. zu Etwas, es nicht sehn wollen; Einem Sterbenden die Augen z.; Mit seinem halbzugedrückten, innigseligen Blick. Heinse A. 2, 12; Den Schrank z. G. 13, 271etc.; auch: stärker zu drücken beginnen: Drück zu! etc. Zurück-:
1) tr: Eine hemmende Überlegung drückt mir das Herz zu und wie zurück. Rahel 1, 338; Des Ritters Staat und königlicher Blick | drückt ... die Säbelspitzen schnell zurück. W. 20, 117.
2) refl. [2c]. Zusámmen-: tr.: Mir, dem eine Götterhand | das Herz zusammendrückt [beengend zusammenpresst]. G. 13, 25; Laß dich doch zu Brei z., lieber Herzensbruder. Sch. 117a etc. u. ä. m.