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Dolmetsch
Dólmetſch, m., –en, uv.; –en, –e: Dolmetſcher:
1) Einer, der einer Perſ. das ihr in einer ihr fremden
Sprache Geſagte ſofort in der eignen deutlich macht,
nam. inſofern er Zweien, von denen Jeder des Andern
Sprache nicht kundig iſt, zum Vermittler dient; dann
allgm.: Ausleger, Erklärer: Die Neuen glaubt man blank
zu verſtehn; | doch ohne D. wird’s auch nicht gehn. G. 3,
17; Der träg buchſtäbelnde D. V. 4, 185; Den allegoriſchen
D., der dem Altvater [Homer] das Wort im Munde um-
dreht. Ant. 1, 23; Der D. ſüßer Pein, | die .. Leier. W.
2) ein kibitzartiger Vogel, Tringa interpres.
Anm. Ein Fremdw. (vgl. Dragoman), poln. tlumacz,
ruſſ. tolmatsch, perſ. dalimatsch ꝛc., angelehnt an das gleich-
bedeutende mhd. tolke. So gab es noch nach Luther’s Zeit in den
preuß. Kirchen „Tolken“, die der Gemeine ein Periodum des
Predigers nach dem andern in ihrer Sprache erklärten. Hartknoch
Preuß. Kirchenchron. 277 bei Friſch, vgl. außer ruſſ. tolk,
Auslegung, Deutung, Schule ꝛc. engl. 1alk, ſprechen, holländ.
Tael- Mann, - Spreker (Dolmetſch, unſer„dahlen“
(ſ. d., Anm.) und: er-zählen“. In der letzten Hälfte von
D. findet Friſch unſer „miſchen“ ꝛc., wie ähnliche Deutungen
als Wortſpiel ſich vielfach finden: „Interpret., was iſt Das?“
Ein D. ,,Aber ein D.?“ | Läſſt die Gedanken in Ruh, Worte
zermetſcht er für toll. V. 4, 183; Das heißt gedolmetſcht
und gematſcht, Altes und Neues durch einander. Ant. 1,
71; Ihre Dolmantſcherei. Gutzkow Königsl. 144 ꝛc.
Vgl. Tolpatſch. Das weibl. Dolmetſchin ſelten, gw.
Dolmetſcherin.