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Docke
II. Dócke, f.; –n; Döckchen, lein; –-: 1) ein
kurzes dickes Ende, etwas Abgeſtumpftes, nam. im ge-
werblichen Leben Bezeichnung derartiger Holz- oder
Metallſtücke, kleiner dicker Säulen, Schäfte, Stollen,
Ständer, Klötze, Zapfen ꝛc., z. B.: a) Bauk.:
kleine Säulen oder Figuren an den Geländern, Gelän-
der-D. b) Bergb.: Hölzer an der Spindel des
Baums, nam. am Pferdegöpel, ein Holz an dem quer
durch die Spindel gehnden Baum, dem ſog. Schwenk-
baum oder der Trift, ſ. Zſſtzg. c) Drechsl.: Ein
ſehr weſentlicher Theil des Geſtells [der Drehbank] ſind die
D–n . . ., ſenkrechte, von Holz, Meſſing oder Gußeiſen ver-
fertigte Stützen, welche auf den Wangen oder auf dem Prisma
ſtehn. Zu einer vollſtändigen Drehbank gehören drei D–n,
zwei davon ſtehn am Ende der Drehbank, links vom Arbeiter
unbeweglich, nämlich die Hinter-D. und die Vorder-D.;
die dritte D., welche der Rückſtock genannt wird, läſſt ſich
längs der Wangen oder des Prisma verſchieben und an jedem
beliebigen Punkte mittelſt einer Schraube befeſtigen. Karmarſch
1, 554; Hülfs-D., die ſogen. Lünette, bei Bearbei-
D
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tung eines langen Arbeitsſtückes an ſeiner Endfläche ſt.
des Reitſtocks dienend, ſ. auch Hohl-D. d) Fiſch.:
die Zapfen oder Schlägel zum Ablaſſen der Teiche.
e) Hüttenw.: zwei Hölzer wozwiſchen ſich der Schä-
mel des Blasbalgs auf und nieder bewegt. f) In-
ſtrumentenmach.: ſ. Anm. u. Tocke. g) Meſ-
ſerſchmied.: ein vierſeitiges Eiſen auf dem Amboß-
klotz, in der Mitte durchlöchert, zum Hineinſtecken der
Klingen, wenn der Abſatz daran geſchlagen werden ſoll.
h) Mühl.: die in die Hausbäume der Mühle ein-
gezapften Ständer. Karmarſch 2, 675, vgl.: Friſch 2,
375a; ſ. Bulſter, Dreh- u. Gries-D. i) Schloſſ.:
Stücke Stahl, zum Austiefen von allerlei Zierrathen.
k) Spinner.: am Spinnrad die kleinen Säulen,
worin die Spindel geht. 1) Strumpfwirk.:
zwei eiſerne Stützen am Strumpfwirkerſtuhl, woran
das Gewinde des Wellbaums angebracht iſt.
m) Tiſchl.: ſtarke Stücken Holz zu den Seiten der
Stühle, Füßen der Bettſtellen ꝛc. n) Wagner.:
die Wagenrunge, das Bockholz; ferner: ein Holz am
Radeſtock, ſ. d. 2) vielleicht wegen der Ahnlichkeit
mit den Docken (1a), z. B.: a) kleine zuſammenge-
drehte Bündel Garn, Zwirn, Seide, Wolle ꝛc., ſo
auch Bündel feinen Flachſes, daher der ſog. Dockeleins-
Flachs. Schmeller 1, 356; Bündel getrockneter Tabacks-
blätter; kleine Strohbündel zwiſchen den Fugen der
Dachziegel oder Schindeln, den Regen abzuhalten.
Brem. Wörterb. 1, 222; Frommann 2, 206; vgl.: Die
Stroh-D–n zur Beſteckung des Sandes an den Dünen. Krü-
nitz 9, 683. Vielleicht gehört hierzu auch: D. als
Getreidehaufe von etwa 8—10 Garben. Schmeller, doch
ſ. Hocke. Vgl. Büſchel 2. b) Weidm. ſ. a: ein
zuſammengelegtes Bund Schnüre, Leinen ꝛc.: Mit höl-
zernem Gewehr, Wildpret und Jäger-D–n | ſpielt’s Jagd.
V. 4, 139. c) nam. häufig = Spielpuppe, dann
allgem. Spielzeug und übertr.: ſowohl ein geputztes
Frauenzimmer, ein Kind, als auch ein willenloſes
Werkzeug, ſ. Puppe, Marionette ꝛc.: O du verliebte
Dock! Auerbach Dorf. 1, 519; Zu küſſen eine D. Canitz
255; Doch laſſt euch auch nicht bei der Tocke und ſchon im
Flügelkleide frein. Günther 439; Und nimmt man andern-
theils ein dreizehnjährig Kind, | ſo ſieht man, daß ihr oft die
D–n lieber ſind. 468; Man geh die Häuſer durch! dort ſitzt
die D. bloß, | beſpiegelt ihren Staat. 451; Zerbrichſt du
ſie, die ſchöne D. L. 1, 211; Ein jedes Alter hat ſein Spiel-
werk, ſeine D. LHNicolai 1, 99; Sie prunken wie Döcklein |
in flitterndem Staat. V. 4, 89; Verheirathet ihn an eine
Dock’ oder Drahtpuppe. Sh. 3, 352 ꝛc., ſ. dockeln und
docken. d) (ſ. c) die Herbſtzeitloſe, Colchicum au
tumnale, auch „nackte Jungfer“ genannt, und ähnlich
in einigen Zſſtzg. (ſ. d.) übertr. auf Pflanzen.
e) eine Art weibl. Kopfputz: Alle Hauben und Tocken be-
ſchmutzt. Bettina 1, 12, nach Schmeller 1, 356: Der Dock,
Geflecht von ſchmalen mit Seidenfäden durchzogenen
Streifen aus dünnem Gold- oder Silberblatt.
Anm. In den hier zuſammengeſtellten Wörtern berühren
ſich mehrfache Stämme. So iſt 1., mit Ausnahme von 1 f,
das zu toccare (ital. berühren nach Diez v. ,,zucken“) gehört, wie
engl. dock, Schwanzſtumpf eines Pferds ꝛc., wohl deutſch,
vgl. altnord. doggr, Kegel, Zapfen u. ſ.Stock. Dagegen
iſt in 2c ſchwer der fremde (kymriſche) Stamm zu verkennen,
vgl. ſpan. toca. frz. toque = Haube (ſ. Diez 346) woraus
ſich vielleicht die Bed. des Putzens (ſ. dockeln), dann der ge-
putzten Figur, Puppe, ergab, ahd. to(c)châ, docchâ, mhd.
tocke, vgl. ſchwzr.: Doggel m. (Puppe). Gotthelf G. 216;
Ein Holderdoggel, ein Bündeng’ſchüch [Vogelſcheuche].
Sch. 180; Gutes Mannestoggeli. U. 2, 52 ꝛc., ſ. Stalder,
wonach Doggel auch = Schmetterling (als der aus „Puppe“
hervorgegangne?) vgl. auch: Zöcklein. Hebel 2, 191; 199
und Takel. Die den Kindern zum Spielen dienenden Blätter
von Rumex acutus und dann die ganze Pflanze heißt mund-
artl.: Dockenblatt, wie ſchwzr.: Ditti-Blacke von
dem ſvwd. „Ditti“, kleines Kind, Puppe. Stalder. Andern
Stammes: Docke, Dreſchplatz. Kohl Südr. 2, 200; ruſſ.
Tor.
Zſſtzg. ſ. o. u. Anm. und vgl. die von Puppe,
leicht zu mehren nach den folgenden: Bréms- [1b]:
den Gang des Göpels zu bremſen oder plötzlich zu hem-
men, ſ. Hund 3b. Drêh-: 1) [1c]. 2) [1h]
in den Bohrmühlen den ſich darin herumdrehenden
Bohrer einſchließend. Engel- [2c]: Schmeichel-
wort für ein liebes, hübſches Mädchen oder Kind.
Gāūkel-[2c]: Marionette ꝛc. Gelä́nder- [1a].
Grīēs- [1h]: die ſenkrecht auf dem Fachbaum
ſtehnden Säulen, in deren Falze die Schutzbretter auf-
und niedergelaſſen werden. Hínter: [1c].
Hōhl- [1c]: zum Einſpannen der feiner auszudrech-
ſelnden Stücke. Jǟger- [2b]. Jūden- [2d]:
Judenkirſche, einen Kopf mit rothem Schleier, wie ihn
ehedem die Jüdinnen tragen mußten, gleichend.
Kélter-: vgl. [1b] wodurch der Kelter- oder Torkel-
baum geht, Torkel-D. Papīēr- [2c]: Mit aus-
geſchnittenen P–n. Boas Sch. 1, 57. Pféffer- [2c]:
Puppe aus Pfefferkuchenteig, dann auch Bez. eines
ſteifen, geſpreizten Frauenzimmers. Günther 395.
Pólſter-[2c]: ein ſich breitmachendes Frauenzimmer
in bauſchigem Putz: Die dicken Polſtertocken. 447.
Pútz- [2c]: Daß er ſich lieber eine Hausfrau als der
Welt eine P. zu bilden wünſcht. G. Spríddel-[2c]:
im Ditmarſchen, Bez. der Brautjungfern. Strōh-
[2a]. Tóll- [2d]: Isopyrum thalyctroides,
Waldkrähenfuß. Tórkel-: Kelter-D. Ver-
fǖhrungs- [2c]: Das was man Grazien genannt, | ſind
bloß V–n. Günther 352. Wáſſer- [2d]: Teichroſe,
Nymphaea. Wénde- [1b]: die Bewegung des
Seilkorbs am Göpel zu ändern, „Schwinge“.
Zīēr- [2c]: Zierpuppe. u. ä. m.