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Gedeihlich
Ge~deihlich
andrerſeits durch Austrocknen maſſenhafter und dichter wer-
den (Schmeller). Neben der ſtarken auch ſchwache Abwand-
lung: Sie gedeihten dabei immer beſſer. Hebel 4, 141,
neben gedieh 148 —; V. Il. 2, 668; Die Reformation
gedeihte. Sch. 776a; Ihr Handel und Wohlſtand ge-
dieh. 781b, wo freilich die erſte Ausg. im teutſchen
Merkur und die von Sch. ſelbſt beſorgten Ausgaben ebenfalls
„gedeihte“ leſen, ſ. Herrig 24, 209; nam. auch im Partic.
mit Übergang des h in vwdt. Gaumenlaute: gedeicht, ge-
diegen, Beides auch ohne die Vorſ. „ge“, ſo neben: Ge-
diegen (ſ. d.) Gold, mundartl. diegene [geräucherte, derb
getrocknete] Wurſt ꝛc. Schmeller und Friſch 1, 195c; Minerva
entformet Ulyſſem in die Geſtalt eines altdiegenen [alt-
verräucherten] Bettlers. Schaidenraißer 54b; Altgeſchaffen,
gediegen, ungeſtalt. 58a (13, 430); Schwarzgediegen, unge-
ſtalt ꝛc. 65a (15, 329); G–e Feigen [trockne]. Spate 313
und neben gedeicht: Er fand kein deichtes, volles Faß, | ſie
waren unten alle naß, Waldis Eſ. 192a, und jetzt gw. dicht;
auch: Deichte [zuverläſſige] Freunde. 143a ꝛc. Zu dem
Stamm gehört noch dick; das plattd. deger, völlig, zuſam-
men alledegger ꝛc.; Teig, als die aufquellende Maſſe u. ä. m.
Zſſtzg.: Ge-: ſtatt des veralt. Grundw.; bei
Lutherꝛc. ohne „h“: 1) wachſen, zunehmen, guten Fort-
gang haben, gerathen, zum Wachsthum und Fortgang
gereichen: Er iſſt viel, aber er gedeiht nicht dabei, es gedeiht
ihm nicht; Vieh, ein Bienenſtock, Getreide, ein Anſchlag ge-
deiht; Unrecht Gut gedeihet nicht; Hausmannskoſt gedeiht
[bekommt] Jedem beſſer als Leckerbiſſen; Wenn die Gewal-
tigen klug ſind, ſo gedeihet die Stadt. Sir. 10, 3; 30; 11,
7; 24; Ich habe gepflanzet, Apollo hat begoſſen, Gott aber
hat das G. gegeben. 1. Kor. 3, 7; Als ob mir Alles zu
Waſſer werden müßte, Nichts gedeiht mir. Forſter Br. 2, 89;
Der Himmel giebt ihr Segen und G. G. 8, 48; Die nun
erſt unter ihren Händen recht gedeiht. 15, 14; Wie doch das
Faulenzen gedeihet! 17, 269; Sie [die Zehentgaben] g.
nicht, ſie ſchlagen nicht an. Gutzkow Bl. 1, 2; Ob ein Fürſt
gedeihe oder verderbe. Luther 5, 411a; Keiner möge drum
verſchweigen, was im Buſen vollgedieh. Platen 2, 43; Wohl-
gedeihend nicht minder | ſind deine ... Kinder. Rückert Nal.
200; Auf gut Glück zu frein und zu g. V. Sh. 3, 352;
Laſſe doch Solchem | Zeus das Gute g. Od. 2, 34; Die
ganze hohe Schaar, | die in der Stadt nicht länger zu g.
vermocht. W. 12, 51 ꝛc. Als techn. Ausdruck auch:
Kalk [von körnigkryſtalliniſchem Gefüge] löſcht ſich zwar voll-
kommen gut, aber er lockert ſich dabei nicht gehörig auf, ſon-
dern bildet eine Menge feiner harter Klümpchen, er gedeiht
nicht gut. Karmarſch 2, 328 ꝛc. 2) auch: Zu Etwas g.,
dazu erwachſen, gereichen, werden, zuw. ohne Rückſicht
auf-das Vortheilhafte und Erſprießliche des Entſtehn-
den: Es glücket Manchem in böſen Sachen, aber es gedeihet
ihm zum Verderben. Sir. 20, 9; Das gedeiht ihm zum Heil,
zur Ehre, zum höchſten Jubel (Keller gH. 1, 201), zum
Spott, zur Schande, zum Fall (Waldis Pſ. 140, 2), zum
Schaden (G. 26, 206); Die blut’ge Saat gedieh zu blut’ger
Ernte. Chamiſſo 4, 94; Wie unendlich Vieles wird bloß
Blüthe oder Frucht, ohne zum Baume zu g. Heinſe A. 2,
158; Und ſo gedieheſt du | zum Knaben, Jünglinge, zum
Mann und Greis. H. 15, 67; Deren Redlichkeit bei Aus-
ländern zum Sprüchwort gediehen iſt. Lichtenberg 3, 174;
Ähnlich auch: So gedeihet [erwächſt] niemals ein
Verdienſt daraus; ferner: Die Sache iſt aufs Äußerſte, da-
hin, ſoweit gediehen [gerathen, gekommen], daß ꝛc., und
veralt.: So ſoll dein blutig Kopf bald auf den Pfahl g.
Lohenſtein Soph. 4; Laß mein Schreien | für dein treues
Ohr g. Opitz Pſ. 86; Laß mich nicht unter Die g., |
wo ſtolzer Frevel ſich befindt. 140 ꝛc. Davon Zſſtzg.,
die heute üblichen ſind: Án-: Wie ferne unſerer Jugend
in gelehrten Anſtalten ein dieſen . . . Anforderungen ent-
ſprechender Vorbereitungsgrad angedeihe. Wurm Spr. 77;
ſelten in getrennter Form, zumeiſt: Einem Etwas, z. B.
Schutz, Hilfe a. [Gutes zu Theil werden] laſſen; Bei der
Umbildung, welche er den beiden Stücken [des Plautus] a.
läſſt. Danzel 148 ꝛc. Āūs-g.: Von geſunden ausgedie-
henen [ausgewachsnen] Schweinen. Rumohr Kochk. 44.
Hin-g.: Bis zum eigentlichen Zweck und Ziel hin-g. Schleier-
macher b. HHerz 44 ꝛc. Miſs-g.: mißrathen: Sehn
deine Wünſche m. H. 15, 176. Un-g.: im Infin. als
ſächl. Hw., ſ. Atrophie.