Deckel
Déckel, m., –s; uv.; –chen, ein; -:
eigentl. ein steifer, nicht schmiegsamer Körper, der dazu dient, über die obre Offnung von Behältnissen, Gefäßen oder gefäßähnlichen Körpern gedeckt zu werden und sie zu schließen; zuweilen = Decke (s. d.), Bedeckung allgem.:
1) eigentl.: Alles offene Geräthe, das kein D. hat. 4. 19, 15; Nimmt daraus ein Büchschen und schlägt den D. zu. 3, 315; Verschlossen stand’s [das Gefäß]. Die Schöne ... hub den D. ab. 10, 273 u. o., s. Zsstzg. —
2) übertr., z. B.: Sprengte der Herzen D. und zog die Verborgenheiten aus Sack und Scckel. Mak. 1, 108. — Namentl. oft: Topf und D., Bezeichnung eines zusammengehörigen Paars, z. B.: Eine so schlimm wie die Andre, der Topf ist würdig des D. 1, 114; Es sindet ohne dich der Topf wohl seinen D. Dram. 1, 329; Hans nimmt sein Gretchen, | Jeder sein Mädchen, | findt seinen D. jeder Topf. Sommern. 3, 2; ferner D. (von Brunnen und Topf) als das Etwas Verdeckende, vgl. Deckmantel etc., z. B.: Wenn Sie geglaubt .., daß ich zu dem verlornen Rufe Ihrer Nichte, wie zu einem Brunnen, den D. hätte abgeben können. Gutzkow R. 5, 471; Suchen Sie sich andre D. für Ihre unsaubern Töpfe aus. 473; Den D. vom Hafen zu nehmen und dem Kurfürsten das betrügerische Verfahren vor Augen zu legen. Mann. 1, 202 etc., u. ohne Zusatz, nahe an Decke grenzend, vgl.: (veralt.): Solches ist noch zugedeckt ... Bis wir’s ohne D. und Fürhang vor Augen sehen. 6, 203b; 243a etc., jetzt gewöhnl.: Treibet allen Muthwillen unter dem D., daß sie es thun aus Liebe. 5, 355b; 17, 3; 1. 2, 16; Kunst, die sich die Spitzbuben zum D. für ihre Hauptgeschäfte wählen. 4, 530; Zum D. ihrer Liebeshändel heirathen. 150 etc. —
3) in vielen techn. Anwendungen, z. B.: D. über die Mündung von Mörsern und Haubitzen etc., von Dampfkesseln etc., von Pastetchen u. ä. m., namentl. auch:
a) Bauk.: der den obersten Theil des Würfels bedeckende Theil des Säulenstuhls. —
b) Bot.: der obre abfallende Theil eines quer aufspringenden Samenbehältnisses, im Ggstz. zum untern, dem bleibenden „Schlauch“. —
c) Buchb.: der Umschlag eines Hefts und der Einband eines Buchs, s. Decke 2b. —
d) Hüttenw.: das oberste Brett der Blasebälge. —
e) die oberste und der unterste in dem zu einem Ankerschaft zusammengelegten PackEisenstangen. —
f) das Kothblech an der Lünse oder dem Achsnagel eines Wagens. —
g) Zool.: bei vielen Schnecken der Verschluß der Mündung; bei Muscheln, z. B. bei Austern, die größre gewölbte Schale etc. —
4) auch sonst zuweilen = Bedeckung, namentl. volksthümlich = Hut: Den D. vom Kopfe! Lammf. 1, 90.
Anm. S. Decke Anm., wofür zumal in der ältern Sprache oft D. vorkommt (s. 2), doch wohl nur Druckfehler: Strich die D. [des Betts] glatt. Eng. 1, 347. Vgl. die mundartl. Verkl.: das Deckel = Deckchen, Decklein.
Zsstzg. zahlreich, wobei das Bstw. außer dem Stoff: Glas-, Holz-, Metall-, Porzellan-D. etc., namentl. auch den bedeckten Ggstd. bezeichnet, z. B.: Āūg(en)-: Augenlid: Daß ihre Lippen und Wangen sich zu färben anfingen, ihre A. sich hoben. W. 18, 105; Klinger Th. 2,201 etc. — Brúnnen-. — Bǖcher- [3c]. —
Cylinder-: an der Dampfmaschine. Bobrick 227b etc. — Dámpfkessel-. —
Dīēbs-: Schimpfwort, eigentl. wohl Hehler, dann auch Dieb, mit Bezug auf die Zusammengehörigkeit von Topf und Deckel. — Dōsen-. —
Eīnlege-: s. Preß-D. —
Kámm-: bei den Riemern das am hintern Pferdegeschirr unterm Oberblatt vermittels der Leinschrauben befestigte dreifache lederne Stück. — Kánnen-. — Kásten-. —
Kêhl-: die Kehle bedeckend. Ule Nat. 4, 59b. —
Kīēmen-: die Kiemen der Fische bedeckend. Lenz Nat. 2, 48. — Kísten-. — Kórb-. —
Páppen-: bei den Buchbindern die Pappe, nach ihrem Hauptgebrauch zu Bücherdeckeln, z. B.: G. 31, 15; Stolb. 81; daher auch zuweilen Bezeichnung des Buchbinders selbst. Dazu: Weil er beständig buchbinderte und pappendeckelte. OMüller Bürg. 53, Buchbinderarbeit machen. — Pfán- n (en)-: an Gewehren. Karmarsch 2, 85. —
Préß-: Buchdr.: der mit dem Kranz und dem Rähmchen verbundne viereckige Rahm, bestehnd aus dem größern oder äußern und aus dem kleinern, innern Deckel, dem sogenannten Einlege-Deckel oder Tympan, zwischen denen beiden der sogenannte Filz liegt. Karmarsch 1, 395. —
Pútz-: in der Baumwollenspinnerei, zum Abstreifen der beim Strecken an den Druckwalzen hängen gebliebenen Baumwollenfasern. Karmarsch 1, 128. —
Sárg-: Deckel der Bahre. Er ward aufgethan ..... gleich flog der S. wieder zu. Sch. 136 a. — Schábbes- [4]: Sabbathhut der Juden. Heine Rom. 261, s. Frommann 5, 469. —
Schálks-: s. Diebs-D. —
Schánd-:
1) seem.: = Schanddeck. —
2) [2]: Ein schädlicher Sch. und macht außen einen guten Schein, da inwendig nichts Gutes ist. — Schélmen-: s. Diebs-D. M. 5, 103. — Schnápp-: der zuschnappend eine Offnung verschließt, z. B. bei Wolfsgruben. 2, 133. — Tópf-. — u. ä. m.
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