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Decke
Décke, f.; –n; Deckchen, lein; –n-:
Etwas zum Decken, Be- oder Verdecken Dienendes, meist weich und biegsam, dem bedeckten Körper sich anschmiegend (vgl. Teppich), z. B.:
1) Macht mir eine D. [s. f] über die Hütten von röthlichen Widdersellen und über die noch eine D. von Dachsfellen. 2. Mos. 36, 19; 22, 27; Den Armen ohne D. [unbedeckt, ohne Kleid] gehen lassen. Hiob 31, 19 etc. Namentl. oft = Bett-D. etc.: Unter damastenen D–n schlafen. Sch. 19ob, s. Zsstzg. Dazu sprichw.: Sich nach der D. strecken [sich seinen Verhältnissen, seinem Vermögen gemäß einrichten]. Gotthelf Sch. 160 u. o.; Wer sich nicht nach der D. streckt, | Dem bleiben die Füße unbedeckt. G. 3, 11; Jst deine D. kurz, so zwing dich, krumm zu liegen. Lichtwer 211 etc. Ahnl.: Zum Schutz gegen den Frost erhalten viele Gewächse eine D. von Erde, von Mist etc.; übertr.: Der Winter breitet eine D. von Schnee über die Erde, von Eis über das Wasser: Die weiße D. [des Schnees]. Chamisso 4, 51 etc.; So zerreißt er eine Strecke | quer des Thales ruhige D. G. 12, 124. Oft auch etwas einen Körper Verdeckendes und Verhüllendes, z. B.: Hiob 26, 6; 2. Kor. 3, 13 ff.; Den Geist der Natur zu ergreifen, welcher unter der D. der Erscheinungen verhüllt liegt. Humboldt K. 1, 6; Als der Morgen die D. der Nacht emporhub. Kinkel E. 40; Sie liegen wartend unter dünner D. | und leise hörend stürmen sie herauf. Sch. 449b; Die grüne D. über einem abgrundtiefen Sumpfe der Civilisation. Stahr Par. 2, 332. So namentl. auch in Bezug aufs Auge, etwas Verhüllendes, am Sehen Hinderndes, z. B.: Schlage Gott mein Auge mit D–en. Rückert Mak. 1, 75; Der meine Zweifel zerstreute und die D. von meinen Augen zöge. 720a; Jetzt fiel die D. von den Augen des Volks. 1030a etc. Ferner: Ich irre sehr, liegt unter dieser D. | nicht arge List. LHNicolai 2, 35; Daß aller dieser Schein nur trüglich | und Etwas unter der D. steckt. W. 11, 30; Unter der D. [Deckmantel, Schein] der Freundschaft Einen hintergehn; sprchw.: Unter der D. mit Einem spielen. Börne 5, 248; G. 18, 44 etc.; stehn. Gotthelf U. 2, 300; stecken. 300; unter der gleichen D. sein. Sch. 7; unter einer D. spielen. Immermann M. 1, 222; liegen. Sch. 732a; stecken. Gutzkow R. 2, 291; sein. Gotthelf Sch. 179; Unter einer D. liegen, oder unter einem Hütlein (s. d.) spielen. G. 23 etc. = in heimlichem Einverständnis, namentl. bei falschem Spiel, sein. 2) besondre Anwendungen:
a) Anat.: Haut, u. weidm. namentl. die Haut vom Bär, Dachs, Fuchs, Hirsch, Reh etc.
b) Buchbind.: der Umschlag eines Hefts, Einband eines Buchs, häusig auch Deckel (s. d. 3c) genannt: Schreibhefte, deren D–n revolutionäre Gestalten trugen. Auerbach Leb. 1, 30; Die losen Blätter ... sammeln ... Das kömmt nun unter einer D. | dem guten Leser in die Hand. G. 1, 9; 6, 109; 441; Die Brieftasche hatte D–n von .. Schafsleder. Immermann M. 2, 37; Ein Portefeuille .. Auf der D., glaub ich, | ein Schattenriß mit Perlen eingefasst. Sch. 289b; Der D. zum Almanach. G. 2, 189 [Goethe antwortet 2, 190: Zum Deckel des Musen- almanachs; vgl. 209: D–n]; Uhland 314 etc.
c) Fri- seur: der den Scheitel bedeckende Theil der Perücke. Ferner:
d) Friseur: Teig-D., der umhüllende Teig, mit welchem die Perückenmacher die Haare in den Ofen schieben und backen.
e) (s. decken 10).
f) Bauk.: Wahrscheinlich von der biegsamen und zusammenlegbaren, oben ausgespannten D. eines Zelts (s. Zsstzg. und vgl. Wagen-D. etc.) blieb das Wort auch für den starren Oberboden in Zimmern oder Gebäuden (vgl. Deck) etc.: 1. Kön. 6, 16; Die hohe D. des Hauses. G. 5, 98; Daß reicher Teppich unten, oben sich | der goldnen D. Wölbung breitete. 13, 275; Große Kiesel- und andre Steine auf den Dächern [s. Dach], daß ja der Sturm ihnen die traurige D. nicht vom Kopfe wegführe. 14, 158; Der Flachs ... ist bei uns unter die D. gestopft. Immermann M. 1, 263; Für Freude mit dem Kopfe wider die D. springen. L. 3, 408; Wie wurde mir, als ... der Gestalten Fülle | verschwenderisch aus Wand und D. quoll. Sch. 409b; Von der D. | riß er die leuchtende Krone, von häufigen Kerzen umschimmert. V. Ov. 2, 257 etc. Auch übertr.: Daß die graue D. [des Himmels] über uns sich bläuete. Kohl A. 1, 103.
Anm. Vgl. decken, Dach und das zuweilen damit verwechselte Deckel, z. B. nicht bloß D. eines Topfs bei Henisch, sondern auch selbst noch bei Sch. 495a: In verschloßner Lade wird bewahrt ... | Wenn Geschwätzigkeit | voreilig wagt die D. zu erheben. S. auch Hülle.
Zsstzg. vielfach, z. B. nach Dem, woraus die Decke besteht, z. B.: Atlas-, Bären- (von Bärenfell), Bast-, Binsen-, Damast-, Ecken-(aus Tuchecken oder Sahlleisten), Flicken- oder Lappen-, Kattun-, Pelz-, Purpur-, Stroh-, Tuch-, Wollen-, Zitz-D. u. v. ä., vgl. Eis-, Schnee- D. etc., ferner nach dem bedeckten Gegenstande, z. B.: Altar-, Bett-, Haupt- oder Kopf-, Helm-, Pferde- oder Roß-, Rücken-, Sattel-, Tafel- oder Tisch-D. u. v. ä. So z. B. ferner: Baldachīn-: die Decke oben an einem Baldachin oder Thronhimmel. Bálken- [2f]: aus Balken, deren Zwischenräume mit Sand, Schutt etc. ausgefüllt, die dann berohrt und mit Kalk oder Gips geputzt werden, auch Block-, Döbel-, Tram-D. etc.
Bétt-:
1) Decke über ein Bett gespreitet, Speit-D. 2) das Oberbett, Deikbett, zum Zudecken des im Bett Liegenden, mundartl Zu-D. Schmeller. Blóck-: Balken-D. Bōgen- [2f]: gewölbte Decke. Brétt(er)- [2f]. Brīēf-: Kouvert: In eine B. zu legen. Auerbach Leb. 2, 174. Būch- [2b]. Chaisen- (Schäsen): s. Kutschen-D. Knapp Techn. 2, 538. Dōbel-, Dūbel-: Balken-D. Dúnst-: der Etwas verdeckende, verhüllende Dunst: Die Gipfel der Berge, die oben, über unsrer D., von der Morgensonne beschienen werden. G. 14, 198. Eīs-: das ein Gewässer etc. bedeckende Eis: Temme Schw. M. 2, 14. Erd-: Decke über die (z. B. Schnee-D.) od. aus Erde, z. B. Kohlenbr.: die Rasen, womit der Meiler bedeckt wird, Rasen-D., Ggstz. Rauch-D. aus Kohlenlösche. Félder- [2f]: mit versch. Feldern verziert. Fallmerayer Or. 2, 39, vgl. Spiegel-D. Flócken-: z. B.: Von der Hinde scheuem | Fußtritt knarrt des Bodens F. Freiligrath 1, 236, s. Schnee-D. Fūß-: eine Decke, die man über die Füße legt, oder eine Decke,ein Teppich unter den Füßen. Gíps- [2f]. Hímmel(s)-:
1) Decke des Himmelsgewölbes. 2) Thronhimmel-D., Baldachin-D. Sch. 405b. Kútschen-: Verdeck der Kutschen. Látten- [2f]: aus schwachen Brettern od. Latten. Lêhm- [2f]: Weller-D. Mármor- [2t]. Nêbel-: verhüllender Nebel; verhüllende Decke: Gleich lockend war, was unter N–n | zulauern schien und was sie mißlich fand ... zu verstecken. W. 12, 266. Öber-: im Ggstz. zur untergelegten oder Unter-D., auch: Ülber-D. Plátt- [2t]: ohne Verzierung. Plätt-: die beim Plätten der Wäsche untergelegt wird, Streich-D. Rāsen-, Rāūch-: s. Erd-D. Rēīse-: die man auf der Reise benutzt. Sāmen-: der das Samenkorn umgebende ,, Mantel“ oder „Umschlag“, Arillus, z. B. G. 36, 20. Schnēē-: s. Flocken-D. Koht A. 3, 227. Spīēgel- [2f]: mit einem Spiegel oder Feld in der Mitte verziert. Sprēīt-: Bett-D. 1. Schücking Erz. 4, 32. Stépp-: gesteppte Decke. Strēīch-: Plätt-D. Stūben- [2f]. Stúck- [21]. Tēīch- [2d]. Thōn-: aus Thon, namentl. Zuckersied.: auf den Boden des in der Form befindlichen Zuckerhuts geschütteter feuchter Thon, dessen Feuchtigkeit den Abfluß des Syrups befördert, s. Decken 8. Trām-: Balken- D. Thrōnhimmel-: Baldachin-D. ūber-: Ober-D. Únter-: s. Ober-D. Vōr-: die etwas dahinter Befindliches be- oder verdeckt: Die Wolken sind seine V. Hiob 22,14. Wāgen-: s. Kutschen-D. Wáppen-: das Schild eines Wappens umgebend. Wélger-, Wéller- [2f]: aus Lehm und Stroh. Wínter-: wie man sie im Winter gebraucht, ferner z. B. auch Schnee-D. etc.: Die Liebe .... schlummert im erkalteten Herzen unter der W., um mit der Frühlingssonne frischer und grünender zu erwachen. Börne 2, 144. Zélt-: s. [4f]: Forser R. 1, 245. Zímmer-: Stuben-D. Zū-: Bett-D. 2 u. ä. m.