Faksimile 0279 | Seite 271
Faksimile 0279 | Seite 271
Faksimile 0279 | Seite 271
Decke
Décke, f.; –n; Deckchen, lein; –n-: Etwas zum
Decken, Be- oder Verdecken Dienendes, meiſt weich und
biegſam, dem bedeckten Körper ſich anſchmiegend (vgl.
Teppich), z. B.: 1) Macht mir eine D. [ſ. f] über die
Hütten von röthlichen Widderſellen und über die noch eine D.
von Dachsfellen. 2. Moſ. 36, 19; 22, 27; Den Armen
ohne D. [unbedeckt, ohne Kleid] gehen laſſen. Hiob 31,
19 ꝛc. Namentl. oft = Bett-D. ꝛc.: Unter damaſte-
nen D–n ſchlafen. Sch. 19ob, ſ. Zſſtzg. Dazu ſprichw.:
Sich nach der D. ſtrecken [ſich ſeinen Verhältniſſen, ſei-
nem Vermögen gemäß einrichten]. Gotthelf Sch. 160
u. o.; Wer ſich nicht nach der D. ſtreckt, | Dem bleiben die
Füße unbedeckt. G. 3, 11; Jſt deine D. kurz, ſo zwing dich,
krumm zu liegen. Lichtwer 211 ꝛc. Ahnl.: Zum Schutz
gegen den Froſt erhalten viele Gewächſe eine D. von Erde,
von Miſt ꝛc.; übertr.: Der Winter breitet eine D. von
Schnee über die Erde, von Eis über das Waſſer: Die weiße
D. [des Schnees]. Chamiſſo 4, 51 ꝛc.; So zerreißt er eine
Strecke | quer des Thales ruhige D. G. 12, 124. Oft
auch etwas einen Körper Verdeckendes und Verhüllen-
des, z. B.: Hiob 26, 6; 2. Kor. 3, 13 ff.; Den Geiſt der
Natur zu ergreifen, welcher unter der D. der Erſcheinungen
verhüllt liegt. Humboldt K. 1, 6; Als der Morgen die D. der
Nacht emporhub. Kinkel E. 40; Sie liegen wartend unter
dünner D. | und leiſe hörend ſtürmen ſie herauf. Sch. 449b;
Die grüne D. über einem abgrundtiefen Sumpfe der Civiliſa-
tion. Stahr Par. 2, 332. So namentl. auch in Bezug
aufs Auge, etwas Verhüllendes, am Sehen Hindern-
des, z. B.: Schlage Gott mein Auge mit D–en. Rückert
Mak. 1, 75; Der meine Zweifel zerſtreute und die D. von
meinen Augen zöge. 720a; Jetzt fiel die D. von den Augen
des Volks. 1030a ꝛc. Ferner: Ich irre ſehr, liegt unter
dieſer D. | nicht arge Liſt. LHNicolai 2, 35; Daß aller dieſer
Schein nur trüglich | und Etwas unter der D. ſteckt. W. 11,
30; Unter der D. [Deckmantel, Schein] der Freundſchaft
Einen hintergehn; ſprchw.: Unter der D. mit Einem ſpie-
len. Börne 5, 248; G. 18, 44 ꝛc.; ſtehn. Gotthelf U. 2,
300; ſtecken. 300; unter der gleichen D. ſein. Sch. 7; un-
ter einer D. ſpielen. Immermann M. 1, 222; liegen. Sch.
732a; ſtecken. Gutzkow R. 2, 291; ſein. Gotthelf Sch. 179;
Unter einer D. liegen, oder unter einem Hütlein (ſ. d.)
ſpielen. G. 23 ꝛc. = in heimlichem Einverſtändnis,
namentl. bei falſchem Spiel, ſein. 2) beſondre An-
wendungen: a) Anat.: Haut, u. weidm. namentl.
die Haut vom Bär, Dachs, Fuchs, Hirſch, Reh ꝛc.
b) Buchbind.: der Umſchlag eines Hefts, Einband
eines Buchs, häuſig auch Deckel (ſ. d. 3c) genannt:
Schreibhefte, deren D–n revolutionäre Geſtalten trugen. Auer-
bach Leb. 1, 30; Die loſen Blätter ... ſammeln ... Das
kömmt nun unter einer D. | dem guten Leſer in die Hand.
G. 1, 9; 6, 109; 441; Die Brieftaſche hatte D–n von
.. Schafsleder. Immermann M. 2, 37; Ein Portefeuille ..
Auf der D., glaub ich, | ein Schattenriß mit Perlen ein-
gefaſſt. Sch. 289b; Der D. zum Almanach. G. 2, 189
[Goethe antwortet 2, 190: Zum Deckel des Muſen-
almanachs; vgl. 209: D–n]; Uhland 314 ꝛc. c) Fri-
ſeur: der den Scheitel bedeckende Theil der Perücke.
Ferner: d) Friſeur: Teig-D., der umhüllende
Teig, mit welchem die Perückenmacher die Haare in den
Ofen ſchieben und backen. e) (ſ. decken 10).
f) Bauk.: Wahrſcheinlich von der biegſamen und zu-
ſammenlegbaren, oben ausgeſpannten D. eines Zelts
(ſ. Zſſtzg. und vgl. Wagen-D. ꝛc.) blieb das Wort
auch für den ſtarren Oberboden in Zimmern oder Ge-
bäuden (vgl. Deck) ꝛc.: 1. Kön. 6, 16; Die hohe D. des
Hauſes. G. 5, 98; Daß reicher Teppich unten, oben ſich | der
goldnen D. Wölbung breitete. 13, 275; Große Kieſel- und
andre Steine auf den Dächern [ſ. Dach], daß ja der Sturm
ihnen die traurige D. nicht vom Kopfe wegführe. 14, 158;
Der Flachs ... iſt bei uns unter die D. geſtopft. Immermann
M. 1, 263; Für Freude mit dem Kopfe wider die D. ſprin-
gen. L. 3, 408; Wie wurde mir, als ... der Geſtalten Fülle |
verſchwenderiſch aus Wand und D. quoll. Sch. 409b; Von
der D. | riß er die leuchtende Krone, von häufigen Kerzen um-
ſchimmert. V. Ov. 2, 257 ꝛc. Auch übertr.: Daß die
graue D. [des Himmels] über uns ſich bläuete. Kohl A.
1, 103.
Anm. Vgl. decken, Dach und das zuweilen damit ver-
wechſelte Deckel, z. B. nicht bloß D. eines Topfs bei Heniſch,
ſondern auch ſelbſt noch bei Sch. 495a: In verſchloßner Lade
wird bewahrt ... | Wenn Geſchwätzigkeit | voreilig wagt die
D. zu erheben. S. auch Hülle.
Zſſtzg. vielfach, z. B. nach Dem, woraus die Decke
beſteht, z. B.: Atlas-, Bären- (von Bärenfell), Baſt-,
Binſen-, Damaſt-, Ecken-(aus Tuchecken oder Sahlleiſten),
Flicken- oder Lappen-, Kattun-, Pelz-, Purpur-, Stroh-,
Tuch-, Wollen-, Zitz-D. u. v. ä., vgl. Eis-, Schnee-
D. ꝛc., ferner nach dem bedeckten Gegenſtande, z. B.:
Altar-, Bett-, Haupt- oder Kopf-, Helm-, Pferde- oder Roß-,
Rücken-, Sattel-, Tafel- oder Tiſch-D. u. v. ä. So z. B.
ferner: Baldachīn-: die Decke oben an einem Bal-
dachin oder Thronhimmel. Bálken- [2f]: aus
Balken, deren Zwiſchenräume mit Sand, Schutt ꝛc.
ausgefüllt, die dann berohrt und mit Kalk oder Gips
geputzt werden, auch Block-, Döbel-, Tram-D. ꝛc.
Bétt-: 1) Decke über ein Bett geſpreitet, Speit-D.
2) das Oberbett, Deikbett, zum Zudecken des im Bett
Liegenden, mundartl Zu-D. Schmeller. Blóck-:
Balken-D. Bōgen- [2f]: gewölbte Decke.
Brétt(er)- [2f]. Brīēf-: Kouvert: In eine B. zu
legen. Auerbach Leb. 2, 174. Būch- [2b]. Chai-
ſen- (Schäſen): ſ. Kutſchen-D. Knapp Techn. 2, 538.
Dōbel-, Dūbel-: Balken-D. Dúnſt-: der
Etwas verdeckende, verhüllende Dunſt: Die Gipfel der
Berge, die oben, über unſrer D., von der Morgenſonne be-
ſchienen werden. G. 14, 198. Eīs-: das ein Ge-
wäſſer ꝛc. bedeckende Eis: Temme Schw. M. 2, 14.
Erd-: Decke über die (z. B. Schnee-D.) od. aus
Erde, z. B. Kohlenbr.: die Raſen, womit der Meiler
bedeckt wird, Raſen-D., Ggſtz. Rauch-D. aus Kohlen-
löſche. Félder- [2f]: mit verſch. Feldern verziert.
Fallmerayer Or. 2, 39, vgl. Spiegel-D. Flócken-: z.
B.: Von der Hinde ſcheuem | Fußtritt knarrt des Bodens F.
Freiligrath 1, 236, ſ. Schnee-D. Fūß-: eine Decke, die
man über die Füße legt, oder eine Decke,ein Teppich unter
den Füßen. Gíps- [2f]. Hímmel(s)-:
1) Decke des Himmelsgewölbes. 2) Thronhimmel-D.,
Baldachin-D. Sch. 405b. Kútſchen-: Verdeck der
Kutſchen. Látten- [2f]: aus ſchwachen Brettern od.
Latten. Lêhm- [2f]: Weller-D. Mármor-
[2t]. Nêbel-: verhüllender Nebel; verhüllende
Decke: Gleich lockend war, was unter N–n | zulauern ſchien
und was ſie mißlich fand ... zu verſtecken. W. 12, 266.
Öber-: im Ggſtz. zur untergelegten oder Unter-D.,
auch: Ülber-D. Plátt- [2t]: ohne Verzierung.
Plätt-: die beim Plätten der Wäſche untergelegt
wird, Streich-D. Rāſen-, Rāūch-: ſ. Erd-D.
Rēīſe-: die man auf der Reiſe benutzt. Sā-
men-: der das Samenkorn umgebende ,, Mantel“ oder
„Umſchlag“, Arillus, z. B. G. 36, 20. Schnēē-:
ſ. Flocken-D. Koht A. 3, 227. Spīēgel- [2f]:
mit einem Spiegel oder Feld in der Mitte verziert.
Sprēīt-: Bett-D. 1. Schücking Erz. 4, 32. Stépp-:
geſteppte Decke. Strēīch-: Plätt-D. Stū-
ben- [2f]. Stúck- [21]. Tēīch- [2d].
Thōn-: aus Thon, namentl. Zuckerſied.: auf den
Boden des in der Form befindlichen Zuckerhuts geſchüt-
teter feuchter Thon, deſſen Feuchtigkeit den Abfluß des
Syrups befördert, ſ. Decken 8. Trām-: Balken-
D. Thrōnhimmel-: Baldachin-D. ūber-:
Ober-D. Únter-: ſ. Ober-D. Vōr-: die
etwas dahinter Befindliches be- oder verdeckt: Die Wolken
ſind ſeine V. Hiob 22,14. Wāgen-: ſ. Kutſchen-D.
Wáppen-: das Schild eines Wappens umgebend.
Wélger-, Wéller- [2f]: aus Lehm und Stroh.
Wínter-: wie man ſie im Winter gebraucht, ferner
z. B. auch Schnee-D. ꝛc.: Die Liebe .... ſchlummert im
erkalteten Herzen unter der W., um mit der Frühlingsſonne
friſcher und grünender zu erwachen. Börne 2, 144. Zélt-:
ſ. [4f]: Forſer R. 1, 245. Zímmer-: Stuben-D.
Zū-: Bett-D. 2 u. ä. m.