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dauern
I. Dāūern, intr. (haben), zuw. tr. (s. 4):
1) von etwas Bestehndem, Vorhandnem: unverändert fortbestehn, sich halten; Stich, Stand halten: Diese Äpfel d. bis Weihnachten; Die vergängliche Blüthe, nicht die d–de Wurzel des Lebens. Börne 2, 110; Nichts ist d–d als der Wechsel.- 260; 413; Bei der allgemeinen Erschüttrung .. wir wollen halten und d. G. 5, 92; 9; Und was in schwankender Erscheinung schwebt, | befestiget mit d–den Gedanken. 11, 17; Schon gut! nur dauert es nicht lange. 16; Die ruhige d–de Treue. 14, 116; Die d–dsten [Anschauungen] nach vielen Irrthümern und Gaukelbildern. Gutzkow R. 5, 71; Daß .. die Herrlichkeit nicht lang d. werde. Holtei Ob. B. 1, 96 (Mercks Br. 2, 67 u. v.); Wer, wenn Er flieht soll stehn? wer, wenn Er wankt, soll d.? Rückert Rost. 59a: Die andern Bäume d. | mit ihrem grünen Laub. Gd. 1, ... Das ird’sche Leben flieht | und die Todten d. immer. Sch. 53b; Jahre mag, Jahrhunderte lang. die Mumie d., | mag das täuschende Bild lebender Fülle bestehn. Sch. 76b; 77b; 134b; Ihre Republik wird am längsten gedauert haben. Stahr Rep. 2, 301 etc. 2) von etwas Geschehendem, fortgehn, fortfahren, fortwähren; in der Zeit od. in einer angegebnen Zeit keine Unterbrechung, kein Ende finden: Die Unterhaltung, Berathung, der Streit, der Krieg dauert noch immer; Sah den leid’gen Regen immer d. Chamisso 4, 77; Das Gefecht dauerte kurz. G. 28, 328; Der 30jährige Krieg dauerte von 1618 bis 1648; Dies Leben in Saus u. Braus kann nicht lange mehr d. etc., so nam.: Kurz-, lang-, immer-d–d etc. 3) Dann auch von der über Etwas verstreichenden, hingehenden Zeit: Es dauert [währt] nicht lange, und er redet sich wieder in Zweifel. Börne 1, 392; Aber Tage währt’s, Jahre dauert’s, daß ich neu erschaffe | tausendfältig deiner Verschwendungen Fülle. G. 4, 87; Es dauerte nicht lange, so kam er; Wie lange dauert’s noch, bis die Post kommt? etc. 4) unverändert in einem Zustand, an einem Ort bleiben, ausharren: An einem Ort nicht lange, vor Kälte nicht d. können; Ich kann nicht lange ohne Essen d. Adelung; Ich kann unmöglich in der freien Luft länger d., es würde mir das Leben kosten. L. 2, 569; In der furchtbar’n Nacht | kann Niemand unter freiem Himmel d. Schlegel Sh. 2, 34; V. Ar. 3, 353; Er habe sein Gut einem Alten auf Lebzeit verkauft, der aber kein Jahr mehr d. würde. G. 29, 116 [dort d., = leben]. So auch zuw. tr. mit „es“: Er hat es nur 12 Stunden gedauert [ausgehalten]. Adelung; Er konnt’ es länger nicht als einen Auftritt d. Gellert 1, 29; [Ich] daur’ es kaum bis dahin. G. Merck 1, 69.
Anm. Die Bed. 4 ist jetzt im Allgm. nur noch selten; zuw. findet sich die Fügung mit „sein“ st. „haben“: Wär’s länger gedauert. Alexis H. 2, 1, 42; Bei der unendlich kurz gedauerten Bewegung. Kant 8, 106. Verw. mit lat. durare, das mit urus (hart) zusammenhängt, vgl. harren und Benecke 1, 406a; auch veralt. Er-d., dauerhaft machen (?). Schmeller 1, 389 und oft = erhärten, durch Prüfung; Etwas genau untersuchen etc.: Das Land .. durchwandelt, abgemessen und ... aller Flecken etc. Gestalt und Gelegenheit erdauret. Stumpf 653b; Die Wahrheit ze erduren. Zwingli 2, 6 etc. s. Frisch 1, 187b. S. auch dauern II. Anm.
Zsstzg. z. B.: Án- [2]: Für Joachim’s scharfes Auge konnte die Täuschung nur einen Augenblick a. Alexis H. 2, 3, 51; Widersprüche, die bis zum Rande des Grabes angedauert hatten. Gutzkow R. 3, 397; Eine Rührung lang andauern lassen. 4, 317; 9, 525; Mügge Silt. 2, 23 etc.; nam. oft: A–d, z. B. G. 14, 223; 19, 237 etc.; Den Raum erfüllend, | die Zeit a–d. Schefer Laienb. 49. Āūf- [4]: aufbleiben: Nicht länger a. [außerm Bettbleiben] können. Gellert 3, 410; Tieck Nov. 1, 157. Aūs- [4] intr. u. tr.: ausharren, aushalten, bis zu Ende; Etwas aushalten, ertragen, überstehn, vgl. durch-, über-d.: Nur die unorganischen Dichter dauern aus wie Gestein und setzen an; was Leben hat, verwelkt. Börne 1, 139; Makbeth wird also das Maß der Natur a. B. 304b; Daß des Gestanks wegen .. kein Fremder bei ihnen lange a. kann. Forster R. 1, 257; Br. 1, 257; Manche langweilige Stunde a. G. 10, 5; 248; Ich werde mein Gelübde diese wenigen Tage mit Geduld a. 19, 281; Feste Burg, um auszudauern 12, 218; Verschwuren sich, uns auszudauern [uns Stand zu halten, nicht zu weichen]. 11; Das Maß seiner Leiden a. 14, 56; 62; Mit jeder ausgedauerten Tagereise legt sich das Herz leichter nieder. 111; Von der a–dsten Festigkeit. JvMül- ler 1, 4; Wie sollte sie den sengenden Hofblick a.? IP. 2, 173; Doppelt blüht, was ausgedauert. Rückert 6, 393; Dauerten diesen fürchterlichen Zustand aus. Sch. 714b; Tieck Nov. 1, 3; A–des Herzens. V. Od. 4, 447 etc.; Ausdaurung bei mühsamen Arbeiten. H. 13, 357. Durch- [4], tr., s. aus-d.: Die Leidenschaft, welche alle Lebensalter durchdauret. JvMüller 1, 469; Du, von der Bienen | Honigspeise genährt, durchdauertest also den Frühling. V. Th. 7, 85. Versch.: Das dauert den ganzen März durch etc., wo der Accus. nicht Obj., sondern Zeitbest. ist, mag man nun durch-d. als ein Wort od. als zwei schreiben. Er- [s. Anm.]. Fórt- [2]: Das Durcheinander des Gesprächgewirrs dauerte noch fort. Stahr Par. 2, 192; Der Zustand .. hatte 3 Minuten fortgedauert. W. 11, 188; F–de Unruhen etc. Ge- [4]: (veralt., mundartl.): Ich bliebe bei euch gerne, ich kann ja nicht g. so alleine. Simrock Nib. 78. Hêr-, Hín- etc.: Dessen Leben noch in den vierten Theil des gegenwärtigen Jahrhunderts herüberdauert. G. 39, 130; Mein Ich dauert in seiner Nämlichkeit hin und überlebt den Wandel der Erscheinungen. Zschokke 1, 92 etc. Uber-, tr.: länger dauern als Etwas, es an Dauer übertreffen, auch es überstehn s. aus-d. —: Wie solche Noth zu ü. sei. G. 25, 99; Selbst die Untreue [Accus.] weiß sie zu ü. Immermann M. 3, 434; Es hat metallene Bildsäulen überdauert. Tieck Nov. Kr. 4, 193; vgl. O dauerte dieser Traum mein ganzes Leben über [durch]. W. 12, 247 u. ä. m.