dauern
II. Dāūern, intr. (haben):
1) urspr.: theuer, werthgehalten sein, nur knapp und sparsam hergegeben werden. Diese Bed. liegt noch vor in Beisp. wie folg.: Die Stadt selbst wär zu kaufen, sofern man ein Kaufmann finde, der sich kein Geld d. ließ. B. 254b; Es dauerte sie jeder baare Pfennig, den sie aus der Hand geben sollte. 18, 337; 1, 356; Sie .. ließen sich das [ihr] Blut nicht d. 65b; Sich weder die Zeit noch die Mühe d. zu lassen. 15, X; u. o. — Aus der Wendung: sich Etwas d. [theuer sein, dünken] lassen = es nur mit Verdruß, ungern, u. sparsam hingeben etc., entwickelte sich sofort die Bed.: sich Etwas leid sein lassen, und zwar auch ohne den Nebenbegriff des Hin-, Preisgebens; also: 2) das Gefühl des Leidseins, der Unlust, die wir über Etwasempfinden, haben:
a) Etwas, Jemand dauert mich, jammert mich, thut mir leid: Die Menschen d. mich in ihren Jammertagen. 11, 15; Goethe, du dauerst dich, daß du mich [die deutsche Sprache] schreibst. Wenn du mich kenntest, | wäre Dies dir nicht Gram; Goethe, du dauerst mich auch [thust mir leid, erscheinst mir kläglich, jämmerlich]. (s. G. 2, 267); Du tauerst mich. 1, 133; Der Mann dauret mich. 12, 257; 329a; 2, 24; 11, 174 etc.; Sein Schicksal, Mißgeschick, Unfall dauert mich etc.; Es dauert mich, daß dir Das zugestoßen ist, — daß ich Das gethan habe; Mich daurt zu sehn, wie etc. Sh. 2, 490. —
b) vereinzelt auch mit Dat. st. Accus. der Pers.: Dauert es [d. Kind] etwa noch Einem. 241 (Jlias 22, 492); Wie dauerte ihr [„sie“ 7, 166] nicht der wohlgeschriebne Brief. (Wilhelm. 1768, S. 82), vgl. auch 283, und: Daß ich mir die Mühe nicht habe d. lassen. Br. 2, 227). —
c) zuw. mit Genit. der Sache, welche das Gefühl des Leidseins erweckt: Ach, wie dauret mich der Zeit. Wie dauret mich deines jungen Blutes. Trutzn. 87; —
d) Ungw.: Ob du einst ... wirst die Trinker dauern, | wenn du beim Konkurse weinst. 1, 137 = ob du Schmerz über sie empfinden wirst (vgl. bedauern).
Anm. Zur Bestätigung des Zusammenhanges mit „theuer“ (vgl. 1, 453 — namentlich „taurlich“, nach meiner Schätzung — und 454) einige Belege: 88b stellt zusammen: Ohn alles D. und Sparen; in der Stelle: „Wollt ihr mit mir theilen euer Trinken und eu’r Brot? | Entbehren musst ich Beides wohl seit dreien Tagen.“ Gudr. 80 lautet es in der Urschrift: daz ist mir gewesen tiure wol drier tage wile; Sie hatten noch kein Feuer, Wald hatten sie genug: 104 = Viwer was in tiure [Feuer war ihnen kostbar, nicht vorhanden] u. ä. m.; Dô tiuret in da ezen (da wurde ihnen das Essen knapp). 144; in verdürte nie dehein kleit (Ihn verdroß, dauerte nie kein Kleid). 3081 etc. So auch im ältern Nhd.: Dich wird auch die Mühe und der Weg nicht getewren [geteuren = dauern, verdrießen]. 7b (Od. 2, 274); Wahrlich, mein Leib und Leben soll mich nit beteuren. 67b (16, 102) u. ä. m. — wollte in unserm Wort t als Anlaut geschrieben wissen, doch bietet die Lachmann’sche Ausg. sehr häufig auch d. (s. 18, 220); 283 und 2, 11 schreibt dauern (jammern) und tauern (währen). — Das Ew. taurig, 3, 7, scheint aber nur Druckf. st. traurig, obgleich sich mundartl., z. B. auch bei die Dauer = die mitleidige Stimmung worüber findet, s. Deutsch. Wörterb.
Zsstzg. z. B.: Be-:
1) veralt. u. mundartl. = dauern: Mich bedauert Etwas, auch eines Dings; Ich lasse mich Etwas, eines Dings b. 1, 453; 1, 1220; Diese Schmach bedauerte den Propst. bei —
2) tr.: Einen, Etwas schmerzlich, herzlich, von Herzen, innig, sehr, höchlich b.; Ich bedaure sehr, daß ich Sie nicht getroffen habe; — sie nicht getroffen zu haben etc.; Am meisten B. [Mitleid] hab ich mit den Officieren. Gv. 327; Mitleid und B. sind oft verwechselte und doch himmelweit unterschiedene Begriffe . .. Die Äußerung des B–s bedingt ein gesteigertes, das Bedauertwerden ein deprimiertes Lebensbewusstsein; B. ist nicht beklagen: B., Mißachtung und endlich Verachtung, Das ist eine folgerichtige Reihe, die den Gegenstand dieser Gefühle immer mehr von uns entfernt. Nat. 1, 128, vgl. Mitleid. — Dazu: Bedau(e)rung, f.; z. B.: 27, 378; Zur allgemeinen B. [Leidwesen] aller Gutschmecker. M. 5, 113; 707betc., vgl. Bedauernis.
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