Faksimile 0271 | Seite 263
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dämpfen
Dä́mpfen, tr. (vgl: „Dampf“ und „dampfen“
Anm.): 1) unterdrücken und zwar: a) den hellen,
lauten Ton zum dumpfen, matten: Bei gedämpfter
Trommel Klang. Chamiſſo 3, 187; Es tönte hohl, geſpen-
ſterhaft gedämpft. G. 12, 283; Jeder Wehruf iſt | zu Melo-
die gedämpft [gemildert]. Meißner Ged. 94; Liebkoſende
Red’ in gedämpfterem Liſpel. V. Ov. 1, 205. b) das
hell Glänzende, Strahlende zum trüben, dunkeln,
matten, milden Licht: Der Sonne trübgedämpfter Blick.
G. 13, 348; Die Flamme dämpfte der Tag. 19, 396;
394; In gedämpftem Glanze. 39, 84; Zelter 1, 385;
Lunens matter Strahl . .. wird durchs bemalte Glas der
Fenſter ſo gedämpfet. W. 11, 209 ꝛc. c) das hell
lodernde Feuer zum dunkel und matt glimmenden:
Man deckt . .. die Flamme zu. „Um ſie auszulöſchen?“
Keineswegs! um ſie zu d. G. 18, 42; Wenn mit kühler
Fluth | ich dämpf’ einmal die helle Loh. Rückert Mak. 1,
101 ꝛc. Daher: d) oft übertr. = unterdrücken,
bezwingen, niederhalten ꝛc.: Jſt’s aber aus Gott, ſo kön-
net ihr’s nicht d. Apoſtelg. 5, 39; Wir wollen ſie mit Liſten
d., daß ihrer nicht zu Viel werden. 2. Moſ. 1, 10 u. v.;
Dieſes wilde, aber edle Feuer zu d. G. 10, 186; Der fröh-
liche Gehorſam ... iſt nun von Sorg’ und Unmuth ſtill
gedämpft. 13, 12; Gedämpft, gedrückt, nie ganz erdrückt.
18, 95; 246; Kniete ſchon auf dem Thiere [Tiger], dämpfte
ſeine letzten Bewegungen. 19, 399; Sich d., [iſt] ſeine Luſt.
Haller 75; 189; Nachdem er die Feinde gedämpft. L. 6, 468;
Die Freude dämpft das Leid. Lichtwer 195; 217; 228; D. |
den Rauch der bittern Zeit. Logau 1, 190, 93; Der das
Feuer unſres Hungers dämpfe. Rückert Mak. 1, 108; Kannſt
du des Herzens Flammentrieb nicht d. Sch. 20a; Jſt ſein
Feind . .. gedämpft. W. 11, 93; Sein Muth blieb un-
gedämpft. 20, 208; 255 u. o. Nam. auch e) Maler.:
Eine Farbe d., auslöſchen, die zu helle durch eine Mittel-
tinte ſchwächen. f) Waſſerb.: die Strömung des
Waſſers mindern, hemmen. g) weidm.: Einen
Vogel d., ein-d., verhalten, eindunkeln (ſ. d.), ihn in
einem finſtern Behältnis aufbewahren, bis man ihn
auf dem Vogelherd braucht, damit er dann deſto ſtärker
pfeife und locke, ſ. Döbel 2, 241a; 227a. 2) Dampf,
d. h. beklemmten Athem verurſachen: D–des Futter, =
dämpfiges. 3) Dampf in, auf Etwas einſtrömen
und einwirken laſſen: Will auch einen Würzruch drein
d. meines Fäßleins. G. Lav. 2, 26; [Das Naß], das Nichts
bedarf zum D., | weil’s keinen Schwefelrauch noch ſonſten
Einſchlag hat. Logau 1, 51, 4 (vgl.: Den Wein ſchwefeln);
Die Füß damit oft d. [den Dampf der Kräuter darauf
ſtrömen laſſen als Dampfbad]. Paracelſus 1, 690b; Das
zu laugende Holz . . . zu d., . .. bis die löslichen Subſtan-
zen entfernt ſind. Karmarſch 1, 90; Zeuge, Kattune d., um
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mittels der heißen Waſſerdämpfe die Farben darauf zu ent-
wickeln und zu befeſtigen. 2, 385 ff. ꝛc.; nam. in der
Küche: Speiſen durch den im verſchloßnen Gefäß zu-
rückgehaltnen Dampf langſam kochen, ſchmoren, ſtoven.
Rumohr Kochk. 37; auch intr. (mit haben): Während in
kupfernen Gefäßen die fetten Wachteln zwiſchen jungen Kräu-
tern in ihrem eignen Fette dämpften. Paalzow ThTh. 2, 16.
Anm. In Bedeutung 1 nicht von Dampf (ſ. d.), ſon-
dern ahd. demphan, mhd. dempfen, faktitiv zu dimpfen,
vgl. dämmen.
Zſſtzg. (vgl. dampfen), z. B.: Áb-: Er dämpfte
ſeine Uberreizung ab. Gutzkow R. 6, 216; Widerſprüche ...,
welche das Leben ſpäter bis zur Gleichgültigkeit abdämpft.
Immermann M. 1, 321; Verbleichen ... zum bläulich ab-
gedämpften Violett. Stahr Weim. 167; Ein A. und Zurück-
ſinken [der Töne] in eine gewiſſe Stille. Tieck Nov. 4, 95;
Die Liebesgluth a. Voigts H. 116 ꝛc. Aūs-: Feuchtig-
keit a., ausdampfen machen; A. des Holzes [3]. Karmarſch 1,
452; Materie a. oder in Eiter verwandeln [durch Dampf-
bäder]. Ryff Th. 36; Feuer, Kohlen a. [1c]; Füchſe, Bie-
nen a., ausräuchern, durch Dampf austreiben ꝛc.
Be- [3]: aber auch [2]: Da bedämpft’ ihm der bunt-
geſtickte Riemen die Kehle. B. 211a = den Athem beklem-
men, ſ. zu-d., er-d. Eīn- [1g]: Die Eindämpfung
[3] oder Erwärmung [der Samen]. Reichard Gart. 1, 80.
Er-: veralt. erſticken: Er ſei vom Kalch erdämpft.
Stumpf 185b. Ver-: Die jungen Fichten ver-d. das
Laubholz; mit der Nbnf. „verdaumen“. Zū-: Da
dämpft ihm das geſtickte Riemenband | .. die zarte Kehle zu.
B. 155a, ſ. be-d. ꝛc.