Faksimile 0268 | Seite 260
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dammen
I. Dámmen, tr.: ungewöhnl. außer Zſſtzg.
Zſſtzg.: Ver-: Einen, Etwas für ſchlecht, ſchuldig,
ſtrafwürdig erklären. 1) Verurtheilen, wovon ver-d.
nicht immer genau geſchieden wird, geht auf Perſonen
und deren Strafwürdigkeit vom rechtlichen Standpunkt
aus; ver-d., auf Perſonen und Sachen und deren
Schlechtigkeiten vom ſittlichen Standpunkt aus. Da-
her ver-d. auch oft bibliſch, von Gott und dann
von der Kirche, in Bezug auf die ewigen Strafen im
Ggſtz. zu den zeitlichen Strafen des weltlichen Rich-
ters: Wer würde nicht den Meuchelmord ver-d.? Den Mör-
der verurtheilen aber darf nur der Richter; Nach beſtehenden
Geſetzen verurtheilt der Richter Manchen wegen einer That,
die er nicht ver-d. kann; Der Herr läſſt ihn [den Gerechten]
nicht in ſeinen [des Gottloſen] Händen und verdammt ihn
nicht, wenn er verurtheilt wird. Pſ. 37, 33; Wer nicht gläu-
bet, Der wird verdammet werden. Mark. 16, 16; Die Kirche
verdammt dieſe Meinung als ketzeriſch. Nun nimm dich
zuſammen, | ſonſt muß ich dich dennoch zum Eſel ver-d. B.
67a; Ein läßlich ſcheinendes, | ſcherzhafter Probe gleichendes
Verbot, | verdammt’s den Übertreter, ohne Schonung? G. 13,
310; Vor jener dunkeln Höhle nicht zu beben, | in der ſich
Phantaſie zu eigner Qual verdammt. 11, 32; Jſt zur Wüſte
denn der Markt verdammt? WHumboldt 1, 354; Verdammt
zu ew’gem Ruf, unſterblich, dir zur Schande. Lichtwer 215;
Welchen das Recht verurtheilt und verdammt [als] einen
Schalk und Mordbrenner. Luther SW. 26, 67; Verdammeſt
die Vernunft zum Schweigen. LHNicolai 1, 123; Sein eig-
ner Mund verdammt ihn. Sch. 435a (vgl. Spr. 12, 2;
Tit. 3, 11): Du haſt mündlich ſolche Schlegel-Perioden [in
derShakeſpeare-Überſetzung] mitverdammt. HVoß JP.
55 ꝛc. Elend, ſchmerzverdammt für immer. Lewald W.
4, 196 ꝛc. 2) nach dem erwähnten bibl. Gebrauch
= verwünſchen, verfluchen (ſ. d.), und daher in Wen-
dungen wie Dies, zumal im Part.: Daß du verdammt
wäreſt mit deinem Gelde! Ap. 8, 20; Die Verdammten in
der Hölle; Es macht wohl verdammt heiß. Gutzkow R. 4,
313; Ach, verdammt! nicht zu einer großen .. Handlung
gärte es. 8, 364; Dem verdammten Kerl. L. 3, 56; Ein
fein Arkanum! Gott verdamm’ es! W. 12, 78; Gott ver-
damm mich, wenn’s nicht wahr iſt! ꝛc.
Anm. Bei Luther gewöhnl. verdamnen, doch im
Part. (u. Imprf. z. B. 6, 7b) verdampt, z. B. Beides 1,
426b, wo auch das Grundw. Damnen ſteht; ſo auch
Wackernagel 3, 1, 132, Z. 34. V. lat. damnare ꝛc.,
doch vgl. auch die Endſ. –,,thum“. Dazu: Verdám-
mer, m., –s; uv.; -erin, f.; –nen: Ihr V. des Innern, wo
das Äußere Unverdammliches zeigt. V. Ant. 1, 382; Platen
3, 95; und -ung, f.; –en. Wortſpielend räthſelt Rückert
Mak. 2, 53: Darf man einen Reinen verdammen? Ja ..
Einen Brunnen mit Steinen (ſ. II).