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Bund
I. Búnd, m., –(e)s; Bünde, Bunde (ſ. 4); Bünd-
chen, lein; –es-, (-): 1) bindender Vertrag, Bündnis,
wonach Einzelne oder Gemeinſchaften (z. B. Staaten)
ſich zu einem Zweck unter Beſtimmung der gegenſeitigen
Verpflichtungen vereinigen. In der Bibel ſehr oft von
dem Geſetz Gottes, als einem zwiſchen Gott und ſeinem
Volk geſchloßnen Vertrag, Schriften des alten, neuen
B–es [Teſtaments]; ſo auch die Vertragsurkunde: Die
Lade des B–des, B–es-Lade, worin die Geſetztafeln auf-
bewahrt wurden: Mit Einem, gegen (wider) Jemand einen
B. machen, auf-, errichten, ſchließen, ſtiften; Einen B. ein-
gehn, beſchwören, erneue(r)n, halten, bewahren, brechen,
auflöſen, trennen, verletzen, übertreten, fahren laſſen; mit
Einem in einen B. treten, gehn, ſich geben, im B–e ſtehn
(z. B. mit dem Teufel, der Hölle) ꝛc. Ein alt Vertrauen
wirke neuen B. G. 4, 41; 1, 95; 10, 291; 13, 258;
306; 325; 39, 99; Wie auf den alten Bünden ... ſich
Fried’ und Freundſchaft gründen. Haller 115; Den B. der
Freundſchaft. Platen 4, 279; Wir ſtiften keinen neuen B., es
iſt | ein uralt Bündnis, ... das wir erneuern. Sch. 529a;
Der Schwyzer wird die alten Bünde ehren. 523b; In der
Herzen vertraulichſten B. 76b; 37a; Mit des Geſchickes
Mächten | iſt kein ew’ger B. zu flechten. 78a; Ausgewit-
tert | viel höchſt gefährlicher geheimer Bünde. Uhland 179;
Haltend ob dem B. | den er gemacht mit ſeinen Augen. W.
11, 126 (ſ. Hiob 31, 1) u. v. ä. 2) die durch einen
B. zu einer Geſammtheit und Genoſſenſchaft vereinig-
ten Perſonen oder Staaten: Ich ſei, gewährt mir die
Bitte, | in eurem B–e der Dritte. Sch. 63a; Einen als Mit-
glied in den geheimen B. aufnehmen ꝛc. Der deutſche B.,
der eidgenöſſiſche oder Schweizer-B., der ſchwäbiſche B.
ꝛc.; Graubünder .,. werden getheilt in drei Bünd („Pündt“),
der erſt B. wird genannt der Gottshaus-B. ..., der an-
der genennt der Ober-B. ..., der dritt B. in Rhätien wird
genennt die zehn Gericht. Stumpf 618b ꝛc. 3) zuw.
übertr. auf perſönlich aufgefaßte Dinge: Ihn beugt ...
nicht unſrer Thränen B. [unſer Aller Thränen]. Sch. 35b;
Die eifernden Kräfte; | Großes wirket ihr B. 75b ꝛc. 4)
in einzelnen Fällen etwas Bindendes (vgl. Band,
Bände und z. B.: Bundlos. Fiſchart B. 47a = nicht bin-
dend, nicht verpflichtend, kraftlos), ſo z.B.: a) bei den
Orientalen gew. Turban (vgl. Tulpe), aber auch ein
weiblicher Kopfputz, z. B. bei den Salzburgerinnen
eine mit Borten umwickelte Wulſt um das Haarneſt ꝛc.:
Der glänzende Schmuck des Haars, der B. um die Haube [von
Hektor’s Gattin]. B. 240b: Weder die Krone bedeckt, we-
der ein phrygiſcher B. | Midas’ verlängertes Ohr. G. 1, 840;
Von tauſend türk’ſchen Bünden. Weichmann 125. b) nach
der Ahnlichkeit, z. B. ein Topfkuchen, vgl. Gugelhopf;
ferner: B., Türken-B., eine Art Kürbis; eine Art Lilien,
Lilium martagon: Unter den rothen Kroll-Lilien und tür-
kiſchen Bunden. V. Georg. 256; eine Art Seeigel, Echi-
nus mamilatus u. ä. m. c) etwas Geknüpftes,
Knopf, Knoten: Wenn Gott den B. oder Knopf nicht
knüpft, ſo hält er nicht. Lehmann 138, ſ. Grimm. d)
Bauk.: Knauf an einer Säule. Winckelmann 1, 334.
e) Brettſp.: = Band 5f. f) Buchbind.:
die Schnüre, worauf ein Buch gebunden wird, auch:
Das Gebund. g) Feuerwerk.: das zur Beſchnü-
rung der verſch. Kugeln Dienende und auch die Art der
Beſchnürung, wonach man z. B.: Ballen-, Rippen-,
Roſen-, Schnecken-, Trommel-Bünde unterſcheidet. h)
Glaſer: der Ort, wo mehrere Stücken Fenſterblei
verbunden werden: Einen B. ſchwingen, die aufgeſchlitz-
ten Enden des Fenſterbleis unter einem Schwung des
Kolbens mit Blei zugießen. i) Muſik.: bei einigen
Inſtrumenten um das Griffbrett gebundene, die Saiten
ſpannende Saiten oder das ſie Erſetzende; auch =
Bindungszeichen. k) Näher.: ein Streif, der Klei-
dungsſtücken angenäht wird, um Theile zu verbinden
oder das in Falten Gelegte zuſammenzuhalten. l)
Schloſſer, Schmied.: vgl. Band 5a, z. B.: ein,
die Stäbe eines eiſernen Gitterwerks vereinigendes
eiſernes Band ꝛc., ſ. Vorder-B. m) Weber.:
Bindeſchuß, d. h. bei den Bildwirkern derjenige Durch-
ſchuß durch den Aufzug, bei welchem eine Figur beendet
wird, n) Zimmerm.: = Riegel, ſ. Jagd-B.
5) mundartl. ſtatt II. 6) bei Baggeſen nach dem Dän.
ſtatt Boden, ſ. d., Anm. Vielleicht beruht auf ähnl.
Verwechslung die weidm. Redensart: Der Falke macht
einen B. [ſtatt Bogen], z. B. Hohberg 2, 716a.
Anm. Der Unterſchied von I und II beruht urſpr.
wohl nur auf mundartl. Verſchiedenheit, vgl. Band, Bündel
als m. und n. Die Mz. ohne Umlaut, wie bei II Regel,
zuw. in Bed. 4, ſ. ferner Aus-B. ꝛc. B. berührt ſich mit
Band, doch iſt Dies genau genommen, das Bindende, wie B.
das Gebundne, ſ. unter Band 7 die Stelle Hölderlin H. 2,
102; Daß ſie die Bande dieſes B–es öfter zerriſſen. Büchner
Konk. 385a; Man bindet ein B. (II) Getreide mit einem
Band oder Wiede ꝛc.
Zſſtzg. unerſchöpfl. nam. zu I und II, leicht zu
mehren nach den folgenden Beiſp., vgl. auch die Zſſtzg.
von binden: Aūf- [4a]: Sanft umſchlang ihn [den
Kranz] welliges Haar ringsum, es verbarg ihn hinten der A.
V. 1, 107, das aufgebundne Haar ꝛc. Aūs-: das
bei Waarenin einem Bundnach außen Liegende alsMuſter
u. Probe (mhd. überbunt), vgl. Schau-, Falt-Ende ꝛc.,
dann wie „Muſter“, allein oder mit nachfolgendem
„von“ oder Genit., das in ſeiner Art, gut oder ſchlecht,
Vorzüglichſtebez.: Rechter A. u. böſer Mann. Claudius 3,53;
5, 75; Ein A. auf ſolche Bubenſtück. Garzoni 743a; Einen
A. weiblicher Schönheit und Tugend. G. 22, 204; Der A.
von Karthaginienſer. Heinſe A. 2, 229; Sie iſt ein A. aller
Frommen. L. 1, 119; Für [vor] Andern der A. ſein wollen.
Luther 8, 249b; Der Kronen A. geweſen in dem Volke.
258b; Es nimmt | von unſern Thaten, noch ſo groß ver-
richtet, | den Kern und A. unſres Werthes weg. Schlegel
Haml. 1, 4; Mein Hemd . .. | trag’ ich vom A. immer
der ſelbſtgeſponnenen Leinwand. V. 1, 108; 2, 70 ꝛc. Mz.
in der Regel ohne Uml.: Selbſt einige A–e von Übermuth
hatten Rückſicht genug. Eckermann G. 1, 23; A–e von Lie-
derlichkeit. Prutz DM. 1, 2, 830 ꝛc. Bállen- [4g].
Brūder- [1; 2]: Gotter 2, 28. Díck-: Ein-B.,
Binder (ſ. d. 2), Bindeſtein, die nach der Decke der
Mauer liegenden Mauerſteine im Ggſtz. der nach der
Länge liegenden Laufer. Ehe- [1]. Eīn-:
1) Eingebinde. Gotthelf 5, 43; U. 2, 84. 2) ſ. Dick-
B. 3) Kochk.: ein in einer Serviette eingebunden
zubereiteter Pudding. Frēīmaurer- [2]: Die
Jeſuiten- und Freimaurerbünde. Gutkow R. 6, 329.
Frēūden-: ſ. Jubel-B. Frēūndes-, Frēūnd-
ſchafts-[1; 2]. Frêvel- [1]: frevelhafter, ſün-
diger Bund. Gotter 2, 192. Frīēdens- [1]:
Schließt den F. Gleim 4, 135, ſ. Heſ. 34, 25 ꝛc. Für-
ſten-: ſ. Königs-B., z. B.: Der am 23. Juli 1785
unterzeichnete F. zur Aufrechthaltung der deutſchen Verfaſ-
ſung ꝛc. Ge-: ſ. II. Gêgen- [1; 2]: einem
von Andern geſchloſſenen Bund entgegentretend; ſ.
Wider-B. Gehēīm- [1; 2]: geheimer Bund:
Die Geſchichte der Geheimbünde. Gutzkow R. 9, 316.
Geſámmt-: ſ. Sonder-B. Geſétzes- [1]:
z. B. (Theolog.) das alte Teſtament. Gnāden-
[1]: (Theol.) Gott richtete den evangeliſchen G. in Chriſto
auf, dardurch die Menſchen aus Gnaden ſelig werden ſollten.
Büchner Konk. 383b, ſ. Werk-B. Gótteshaus-:
ſ. [2]. Háls- [4k]. Hāūpt-: 1) [4a].
2) [1e] hauptſächlicher Bund. Hémden- [4k].
Hérzens- [1]. Hōſen- [4k]: der breite Streif
an den Hoſen in der Gegend der Weichen. Jágd-
[4n]: Riegel, deren Zapfen in die Verſetzung mit Ge-
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walt eingetrieben, eingejagt wird. Jeſuīten-:
ſ. Freimaurer-B. Jūbel- [1]: Bund, der zu
Jubel veranlaſſt: Zum ew’gen J. der Liebe. Sch. 8 a,
ebenſo: Freuden-, Wonne-, Ggſtz. Schmerzens-B. ꝛc.,
vgl. auch Jubelhochzeit. Kȫnigs: 1) [1; 2].
Bündnis zwiſchen Königen. 2) [4a] königlicher
Kopfbund: Das Haar deines Haupts, wie Purpur, | ein
geflochtner K. H. R. 7, 47. Kópf- [4a]. Krā-
gen- [4k]: oben am Hemde. Bettina 1, 332. Lêder-:
Thierarzn.: das Aufliegen der Haut, ſo daß ſie mit
den Fingern nur ſchwer aufgezogen werden kann.
Līēbes- [1; 2]. Lōwen- [2]: Name einer beſt.
Verbindung: Vom edlen L–e die Grafen und die Herrn.
Uhland 420. Ménſchen- [1; 2]: Miſſion zur
Heranbildung eines M–es. Gutzkow R. 9, 176. Ober-
[2]. Ordens- [2]: Verbindung in einem Orden:
Im heil’gen O–e. Chamiſſo 4, 165. Rēū- [2]: Ver-
bindung der Etwas Bereuenden, bei Gutzkow R. 3,
256 ff. ſtatt Treu-B. Rhēīn- [2]: im J. 1806
geſchloſſen, wodurch ſich die Verbündeten vom deut-
ſchen Reich losſagten. Ríppen- [4g]. Rōſen-
[4g]. Schürzen- [4k]: vgl. Hoſen-B.
Schwärmer- [2]: V. Ant. 2, 3. Separāt-,
Sónder- [2]: Ggſtz. zum Geſammt-B.: Der ſchwei-
zeriſche Sonder-B. Stāāten- [2]: Umwandlung
eines St–es in einen Bundesſtaat. Keller gH. 4, 455.
Tōdes- [1; 2]: Gerold der Adelige ward ſein Spieß-
geſell | und Freund; ſie ſchworen ſich den T. [auch im Tod
einander treu zu ſein]. W. 11, 125. Toleránz-
[2]. Gutzkow R. 9, 319. Trēū- [2]: Name
einer reaktionären Verbindung nach 1848. Tróm-
mel- [4g]. Tūgend- [2]: beſ. Name eines
patriotiſchen Vereins, der in Preußen kurz nach dem
Tilſiter Frieden entſtand: Wahlverwandten des preußiſchen
T–es. König Jer. 3, 161. Türken- [4a und b].
Ver- [1; 2]: veralt. ſt. Verbindung ꝛc.: Gegen den
V., zuvor mit der Krone Schweden aufgerichtet. Weiduer 95.
Vórder- [4l]: der oberſte Beſchlag an Meſſer-
ſchalen. Wérk-: Theol., im Ggſtz. zum Gnaden-
B. Büchner Konk. 383. Wīder-: Gegen-B. Franke
Weltb. 163a. Wónne-: Jubel-B. Zāūber-
[1; 2]: Je höh’re, ſchönre Ordnungen der Geiſt | in einem
Z. durchflieget. Sch. 25b ꝛc. u. ā. m.