Faksimile 0236 | Seite 228
brühen
Brühen, tr.: Etwas mit einer ſiedenden Flüſſig-
keit (gewöhnl. Waſſer) begießen, z. B.: Kohl, Futter fürs
Vieh, ſchmutzige Wäſche b.; Geflügel b., damit die Federn
abgehn; Steckt ſie dem Kind den Kopf in die heiße Lauge
und brüht es zu Tode. Hebel 3, 158 ꝛc.; auch refl.: heiß
werden: Das Heu hat ſich gebrüht (entzündet). Brem.
Wörterb. 1, 144; Alle Geſichter brannten, alle Rücken brüh-
ten ſich. IP. 1, 87 ꝛc.
Anm. Mhd. brüejen, ſ. Brudel, brauen u. brüten; ſchleſ.
= brennen. Weinhold 126. Veralt. und mundartl. auch
= vexieren, foppen, plagen: Mich mit dem Katechismus ſo
ſehr gebrühet. Weiſe Erz. 75 ꝛc., ſ. Brem. Wörterb. 1, 146;
Friſch 145a. Bei Richey, Schütze ꝛc., ſo z. B. auch noch in
Mecklenburg „brüden“, z. B.: „Brüd dyne Möme“. Lauren-
berg 85 (Brühe deine Mutter, Simpliciſſimus 2, 94), aus
welcher Wendung das Brem. Wörterb. auf eine urſprüngliche
obſcöne Bed. ſchließt. Hierzu gehört vielleicht auch die
mundartl., veralt. Wendung: Die Brüh („Brüd“, Schütze 1,
168) von Etwas haben, z. B.: Simpliciſſimus 3, 856 ꝛc. =
nur die Neckerei, den Hohn (den Teufel) von Etwas haben,
vgl. Frommann 2, 394, u. „Brief“.
Zſſtzg. z. B.: Ab-: Die Federn vom Geflügel [durch
Brühen trennen], meton.: Das Geflügel a., mit heißem
Waſſer begießen; Den Kohl a., um ihm den ſtrengen
Geſchmack zu nehmen; [Das Schwein] geſchlachtet, abge-
brüht. V. 4, 127; Durch Schiller’s zehnmal abgebrühte
Phraſe. Platen 4, 157; W. 11, 244. Án-: durch
Angießen von brühheißem Waſſer ꝛc. bereiten: Wer da-
heim einen großen Prozeß verloren hatte, an dem Nichts mehr
zu ſieden und zu braten war, konnte ihn in Wetzlar noch ein-
mal a. laſſen. Hebel 3, 426; Hackländer Nam. Gſch. 1, 240.
Āūf-: durch Aufgießen von brühheißem Waſſer be-
reiten ꝛc.: Den Kohl mehrmals a. ꝛc. Aūs-: Ein
Faß a., es brühnd ausſpülen; vgl.: ausbrüten.
Eīn-: brühnd einweichen: Wäſche, Futter fürs Vieh e.;
Eingebrühtes Gerſtenmalzſchrot. Über-: brühnd über-
gießen: Daß die Stärke .., mit heißem Waſſer überbrüht ..,
zuſammenbacke. KMüller Nat. 4, 62a. Ver-: durch
Brühen verderben, verletzen: Durchs V. werden die Fe-
dern feſt; Die Köchin hat ſich die Hand verbrüht; Bienen
werden verbrüht, wenn ſie beim Fahren unterwegs durch
die große Hitze umkommen; Verbrüht Kraut, das Näg-
leingras, Holosteum umbellatum, wegen der trocknen
gelben Blätter ꝛc.