Faksimile 0211 | Seite 203
Faksimile 0211 | Seite 203
Faksimile 0211 | Seite 203
Faksimile 0211 | Seite 203
Faksimile 0211 | Seite 203
Faksimile 0211 | Seite 203
Faksimile 0211 | Seite 203
Faksimile 0211 | Seite 203
Faksimile 0211 | Seite 203
Faksimile 0211 | Seite 203
Faksimile 0211 | Seite 203
Faksimile 0211 | Seite 203
Faksimile 0211 | Seite 203
Faksimile 0211 | Seite 203
brechen
I. Bréchen; brāch, brǟche; gebróchen; brichſt,
bricht, brich, intr. (gw. mit „ſein“): zumeiſt von
feſten Körpern durch plötzliche, gewaltſame Trennung
der Theilung krachend entzweigehn, platzen, zerſchellen
ꝛc. und tr.: ſo entzweigehn machen, zuw. auch
refl. 1) Sinnverwdt: Krachen bez. den Ton, der gw.
das Brechen begleitet, aber auch ohne dies vorkommen
kann, ihm zuw. verkündend voraufgeht: Das Eis kracht,
eh es bricht; Stille, Liebchen, mein Herz! | Kracht’s gleich,
bricht’s doch nicht; | bricht’s gleich bricht’s (ſ. 2n) nicht mit
dir. G. 1, 55; Himmel und Erde krachen, als ein alt Haus,
das ſchier einfallen und b. will. Luther 5, 530a, vgl.:
Knacket . . ., als wollt ſie ſchier b. und fallen. 1a. Ber-
ſten (ſ. d.) iſt ſchwächer als brechen, indem der Zuſam-
menhang der Theile dadurch noch nicht ganz aufgehoben
iſt: Ein geborſtnes Glas hat eine Spalte, doch hängen die
Theile noch zuſammen; Glück und Glas, wie bald bricht das!
[geht vollſtändig entzwei]; Berſtendes Eis, nicht aber
b–des, trägt noch den darauf Stehenden; Überall berſtet
die Erdrinde in dieſer Weiſe, wenn ſie bricht. Burmeiſter Gſch.
120 ꝛc. Reißen und b. unterſch. ſich nam. dadurch,
daß Jenes die beſtimmte Beziehung auf die Richtung
und Ausdehnung in die Länge bez., Dies aber im
Ggſtz. dazu auf die Quere oder allgemein ein Auf-
heben des Zuſammenhangs dadurch, daß die einzelnen
Theile, nach verſchiedenen Richtungen hin ausgedehnt,
eine Verrückung erleiden; von brechenden aber wie von
reißenden Körpern heißt es, wenn man nur auf den
plötzlich unter hellklingendem Ton eintretenden Erfolg
der Trennung ſieht: ſie ſpringen: Eine Violinſaite, ein
Glas ſpringt ꝛc. Latten werden geriſſen, indem das Holz
der Länge nach geſpalten wird; Ein Stück Holz wird der
Quere nach „über’s Knie gebrochen“. Kaufleute reißen
Seidenzeuge der Länge des Fadens nach entzwei; Das Sei-
denzeug bricht, wenn es ohne Bezug auf eine be-
ſtimmte Richtung z. B. in den Falten Riſſe be-
kommt. Ein zu ſehr ausgedehnter Strick reißt; Wenn
jedes Fädchen | reißt und jedes Rädchen bricht. Rabe Mecklenb.
(48) 24; Seine Feſſeln zerbricht der Menſch. Der Beglückte!
Zerriſſ’ er | mit den Feſſeln der Furcht nur nicht die Zügel
der Scham. Sch. 76b; Die Tiſchplatte, auf der eine zu
ſchwere Laſt liegt, biegt ſich erſt und bricht dann unter der
Laſt; Willſt du ſie biegen, ſie bricht. G. 4, 44; Etwas muß
biegen (ſ. d.) oder b. [ſich fügen oder gewaltſam ent-
zwei gehn]. L. 12, 396 u. v.; Die Bäume b. faſt unter
ihrem Segen. Sch. 125a; Die unter ihrer Laſt b–den Tiſche.
Temme ſchw.M. 1, 37; Das Haus war . . . zum B. voll.
Zelter 1, 372; Bis zum B. voll. L. 13, 300; Spanne
nicht den Bogen . . ., ſo lange bis er bricht. W. 20, 325;
Die ſtarken Bäume b. zuerſt Kinkel Erz. 253; Zu fein ge-
ſchärfet, daß die Spitze brach. Sch. 432b. Es verſteht
ſich, daß in einzelnen Fällen b. mit den ſinnverwand-
ten Wörtern wechſeln kann, z. B.: Wenn alle Sträng’
b. [gw.: reißen] = im ſchlimmſten Fall. Auerbach Dorf
4, 15; Der Faden brach. V. 3, 155 [Der Faden riß ent-
zwei. G. 1, 162]; Wer zu reinen Faden ſpinnt, dem bricht er
leichtlich. Zinkgräf 1, 159; Da brach Hans Joggi der Faden
der Geduld. Gotthelf Sch. 338; Da bricht uns die Geduld!
G. 1, 182; Wie ein Vogel, der den Faden brach. 1, 77
[zerriß]; W. 11, 169; Treu dem dich einhüllenden Ge-
ſpinnſte, bis . .. die Hülle bricht. Gutzkow R. 1, 10; Wie
ſollt’ ich ſcheiden aus dem Bunde, der die Weſen all ver-
knüpft? Der bricht ſo leicht, wie die loſen Bande dieſer Zeit.
Hölderlin H. 2, 102 (ſ. 2m) ꝛc. 2) tr.: Etwas
brechen, entzwei-, zerbrechen, ſo daß es in Stücke geht,
und entſprechend intr. (ſ. 1): Stahl und Eiſen bricht, |
aber unſre Freundſchaft nicht; Die Noth bricht Eiſen. Cha-
miſſo 5, 149; Irdnes Geſchirr bricht leicht; Der eine Bruder
brach Töpfe, der andere Krüge. G. 3, 179 ꝛc.; Wir b. den
Schmuck auseinander. 10, 25; Schiffbrechende Gewitter. Sch.
557a; Die Wolke bricht, platzt, ſ. o. a) Flachs b., ihn
mittels der Breche (ſ. d., Anm.) quetſchen und ſo den
Baſt von der Schäbe befreien: Brecht den Flachs! V. 3,
132; Brich, du armer Flachs! ebd. b) Den Acker b. (ſ.
brachen 2), ihn umbrechen, mit dem Pflug umwühlen,
die Erdſchollen aufwühlen: Daß er den Acker bricht,
pflügt und ſäet. Luther 6, 134a. Ahnlich: So die Sauen
in die Erde wühlen, heißt es b. Döbel 1, 25b; Wie die Friſch-
linge b. 37a; Fleming J. 100b ꝛc. c) Brot b., nam.
oft in der Bibel: Brich dem Hungrigen dein Brot [Gieb
ihm zu eſſen]. Jeſ. 58, 7. Dazu wohl auch die Redens-
art: Nichts zu beißen und zu b. [oder zu brocken] haben.
Getreide, Malz b., es ſchroten, auf der Mühle gröb-
lich zermalmen. d) Einen Stab b., auch als Symbol
für das gebrochne, verwirkte Leben des verurtheilten
Verbrechers. Man beachte die Fügung: Der Stab wird
nicht über ſie gebrochen, ſie ſtirbt von des Zufalls Mörder-
hand. Börne 1, 77; Brich den Stab denn über deine Seele.
Chamiſſo 4, 192; 49;. Sch. 119b u. 0., aber auch
(ſ. über): Du haſt den Stab gebrochen über mir. Hölderlin
H. 1, 76; Waldau N. 3, 260 ꝛc.; oder mit bloßem Dat.:
Ketzer, denen ihr den Stab gebrochen. Chamiſſo 4, 44; Auch
dieſer Gattung den Stab b. [ſie verurtheilen, verwerfen].
Heine Reiſ. 3, 113; Müllner 2, 16; Sch. 255b; Tieck Nov.
4, 73; Waldau Nat. 1, 95 ꝛc.; zuw. auch intr.: Die
Glocke ruft, das Stäbchen bricht. G. 11, 206 ꝛc. e) Wo
Gott nicht gewehret und allzeit die Schanz gebrochen hätte.
Luther 8, 249b; So manches feſte Schloß mit Mauerkranze
brach er. Rückert Roſt. 94b; Die Königsburg hier b. 53a;
Sch. 530b; Brecht das Gerüſte, ſprengt die Bogen 547b ꝛc.;
auch intr.: Es b. faſt der Bühne Stützen. 58a (ſ. 1);
Mauern und Paläſte b. Chamiſſo 3, 243; Die Mauer bricht,
ſie ſind hindurchgedrungen. Lenau Alb. 111 (vgl. Breſche).
Auch hier ſymboliſch (vgl. Bankerott): Ein Haus bricht,
erklärt ſich zahlungsunfähig, mit „ſein“: Weil eben
damal zwei nicht unanſehnliche Häuſer gebrochen waren.
Engel 12, 259; aber auch mit „haben“: Jenes Haus
hat gebrochen. V. Sh. 1, 538. f) Eine Lanze b. ꝛc.,
in den Ritterſpielen, Turnieren, und übertr.: Hutten
mit Obſkuren | derbe Lanzenkiele brach. G. 6, 32; Der nie
bricht die Lanz’ an einem Wicht. Rückert Roſt. 64b; Mak.
2, 239; Ein Speerchen . .. b. W. 20, 57; 11, 63 ꝛc.,
veralt. zuw. auch mit ausgelaſſnem Obj.: Mit Reiten,
Stechen und B. Steinhöwel Dekam. 1, 255, 6 ꝛc.; auch
intr.: Pfeil und Wurfſpieß brachen an mir. Schubart, Wacker-
nagel 2, 1113 (ſ. 2o). g) Glieder des Körpers b. ꝛc.;
Als vom Krampf ſein Magen brach. Hagedorn 2, 261 ꝛc.
Früher auch, doch gw. nur im Part. von Perſonen
und Thieren: Keiner . . ., der gebrochen iſt. 3. Moſ. 21,
20 (,,der zerdrückte Hoden hat“. Zunz); So ein Pferd
gebrochen [wund auf dem Rücken] geweſen. Ryff Th. 39;
Scuter 425 ꝛc. (verſch. ſ. p); (Einem), (ſich) Hals, Ge-
nick, eine Rippe, Arm und Bein b. ꝛc. 2. Moſ. 14, 13; 34,
20; 1. Sam. 2, 31 ꝛc.; Glücklich d. i. ohne Hals- und Bein-
brechen angekommen. Forſter Br. 1, 173; Und wenn den Hals
der Eine brach, | der Andre bleibt verwegen. G. 4, 25; Cha-
miſſo 3, 201; 241; Daß Ihr einander die Hälſe brecht. Sch.
657a; Das bricht ihm den Hals. G. 9, 291 = ſtürzt ihn
ins Verderben ꝛc.; ſcherzh. auch: Einer Flaſche den Hals
b., ſie, d. i. ihren Inhalt vertilgen, austrinken. Oft
im Part.: Das halsbrechende Manöver. Gutzkow R. 4,
195; Halsbrechende Arbeit. Sch. 109a [ſehr gefährlich].
Ähnlich auch übertr.: Sich den Kopf b., ſeinen
Kopf, Verſtand übermäßig anſtrengen durch Sinnen
über Etwas, gw. zerbrechen: Zerbrecht euch die Köpfe
nicht! G. 15, 20; 4, 1; aber auch: Sie b. ſich den Kopf?
es iſt vergebne Müh. 7, 80, und gw. im Infin.: Giebt
mir dieſe Geſchichte Kopfbrechens genug. Sealsfield Leg. 2,
-138; Raſtlos kopf-b. und grübeln. V. 1, 174 (ſ. m:
ehebrechen) ꝛc. Mein Stolz hat ihm das Herz ge-
brochen. G. 8, 95; Daß mir nicht das Herz vor Füll und
Freude b. ſollte. 123; 99 u. o., meiſt von überwältigen-
dem Schmerz, und ſo auch übertr.: Dem der Gram die
Seele bricht. 105 ꝛc.; Herz-b–der Jammer; An gebrochnem Her-
zen ſterben ꝛc.; Den kurzen Athem einer b–den Bruſt. IP. 2, 127;
Wenn dem Menſchen alle Sinne b. 40, 197 ꝛc. Das
Auge eines Sterbenden bricht, verliert Sehkraft und
Glanz, wird ſtarr, ſo auch das Auge des Schmachten-
den, von heftiger Sehnſucht Ergriffnen (P. 22, 211).
Bis Morpheus [der Schlaf] ihm [dem Zecher] die ſtarren
Augen bricht. Gotter 1, 42 ꝛc.; übertr.: Des Tages Flam-
menauge ſelber bricht | in ſüßem Tod. Sch. 47b ꝛc. Auge-
brechend [mit brechendem Auge] lag er da. H. 15, 115;
veralt. ref.: Sein Herze pocht ſchon ſchwach, ſein trübes
Auge bricht ſich [ſpätre Lesart: Auge bricht]. Haler 56.
h) ähnlich (ſ. g): Fragte er mit gebrochner [matter,
ſtockender] Stimme. G. 16, 268; Von Thränen gehin-
dert ... fortzufahren ..., bis ſich wieder die Stimme leiſe, in
gebrochenen Lauten darein miſchte. 160; Wenn tiefe Seufzer
meine Stimmeb. [ſtocken machen, unterbrechen]. 35, 273;
Von kurzer meiſtens und gebrochner Ruh. H. 16, 116; Hier
brach dem edlen Greis die Stimme. W. 11, 120; Mit der
ſanfteſten, vom heftigſten Mitleid b–den Stimme. IP. 1, 76;
Mit b–dem Laut. Sch. 199b; Der halbgebrochne Ton | der
Wolluſt. Alxinger D. 76 [der vor Erregung nur in Ab-
ſätzen und Unterbrechungen laut wird]; Doch läſſt ſich
dann und wann | ein halbgebrochner Laut aus ihrem Munde
hören, | der nicht zuſammenhängt und Wenig ſagen kann.
Lichtwer 82; Rief kläglich mit gebrochnen Worten. Ramler F.
1, 46. So auch, aber gewöhnl. nur im Part. =
geradebrecht (ſ. d.), doch edler: Indem ſie [Mignon]
ein gebrochnes, mit Franzöſiſch und Jtalieniſch durchflochtenes
Deutſch ſprach. G. 16, 126; Die kindliche Unſchuld des Aus-
drucks [in Mignon’s Lied] verſchwand, indem die gebro-
chene Sprache übereinſtimmend und das Unzuſammenhängende
verbunden ward. 170. i) Ein Wort b. [verſch. m.],
einen Vers b., beim Schreiben und Drucken, wenn ſie in
einer Zeile nicht ganz Platz finden, ſie theilweiſe in die
folgende ſetzen: Daß ſich im Drucken die Zeilen ſo garſtigb.
L. 12, 517, 519; Ein Accord in der Muſik iſt gebrochen,
26*
wenn die Töne desſelben nicht gleichzeitig, ſondern raſch
hintereinander angegeben werden. Gewöhnl. nur
im Partic.: Gebrochne Zahlen, im Ggſtz. der ganzen
Brüche. k) tr.: Etwas Geſchloſſenes gewaltſam tren-
nen, auf-, auseinanderbrechen, es ſpaltend theilen, öff-
nen, und intr.: durch ſolche Trennung, mit Überwin-
dung entgegenſtehnder Hinderniſſe irgend wohin ge-
langen, zum Vorſchein kommen (ſ. 4cff.): Nüſſe, Nuß-
ſchalen b., gewöhnl. auf-, zer-b.; Dieſer Mund .., den
dies ſüße Lächeln bricht. Lenau Neue Gd. 278; Bibliſch:
Die Mutter [d. i. Gebärmutter] b. 2. Moſ. 13, 12 u. o.;
Günther 1024; Neulich war die Erde Braut, | itzund liegt
ſie in den Wochen, | Laub und Blumen, Saat und Kraut |
haben die Geburt gebrochen. Fleming 355 ꝛc. (ſ. 4c ꝛc:).
1) vielfach übertr.: entzwei gehn, zu Ende gehn, wie
reißen: Die Geduld, der Faden der Geduld bricht (ſ. 1);
Wann einſt ſein Lebensfaden bricht. Hagedorn 1, 178 [nach
der Mythe, daß die Parzen ihn ſpinnen]; Wie das Le-
ben bricht von Stund zu Stunde. Lenau Neue Gd. 160; 264;
Bis ihm der Tod ſein Leben brach. HSachs 3, 3, 3b. Auch:
Wie eine Welle, die mit letzter Kraft | am felſ’gen Strand ihr
flücht’ges Leben bricht. MBeer Arrag. 148 (ſ. o u. 4a) ꝛc.
m) ſo auch tr.: etwas bisher Bewahrtes, Beobach-
tetes aufhören laſſen (vgl. unterbrechen), etwas heilig
und unverletzt zu Bewahrendes, einen geſchloſſenen Bund
(ſ. k) verletzen: Das Stillſchweigen (G. 14, 146), das
Schweigen b. Sch. 407b u. o.; Wenn noch ja ein Laut die
todte Stille bricht [gewöhnl. unterbricht]. W. 11, 182;
Da ich ihm [dem Meere] den Lauf brach [hemmte] mit mei-
nem Damm. Hiob 38, 10; früher z.B. auch: Den Schlaf
b. [ſtören] ꝛc. Ich habe meine Geſetze gebrochen. G. 15,
278; Joh. 7, 23 ꝛc.; Den Sabbath, die Faſten, Feier. Luther
1, 195a; Seinen Bann (ſ. d. I. u. II. 1); Den Bund.
Heſek. 16, 59; Einen Eid, Schwur, ſein Wort, Verſprechen,
einen Vertrag, eine Zuſage, den Frieden, die Freundſchaſt, das
Gaſtrecht, die Pflicht, Treu und Glauben, die Ehe b. [wofür
im Inf. auchals Zſſtzg. „ehebrechen“ vorkommt; aber:
Er hat die Ehe gebrochen, vgl. g: kopfbrechen]; Daß ſie
an dem Enthaupteten Kriegsquartier gebrochen. Zinkgräf 1,
289. n) ſoauch ohne ausgedrücktes Obj.: Mit Einem,
mit Etwas b. [das bisherige freundſchaftliche Verhält-
nis]: Ich ... hüte mich, mit ihm zu b. G. 11, 17; Wir
mußten b. 13, 182; W. 12, 46 ꝛc. (ſ. 4a). o) tr.:
Etwas durch ein Entgegenſtehndes zerſchellen, durch den
Widerſtand desſelben und deſſen Einwirkung ſeine Kraft
ſchwächen und dem entſprechend intr. und refl.: Die
Eisböcke b. die Gewalt des Treibeiſes; Das Eis bricht ſich
an den Eisböcken (ſ. 4d); Zugleich ging die See fürchterlich
und brach oft über dem Schiffe. Forſter R. 1, 66; Die Wellen
(ſ. 1) brachen ſich mit ... Ungeſtüm gegen die Eisinſel. 72;
Die Woge, die am Strand ſich bricht, | ſie bricht ja wie ein
Menſchenherz. Gottſchalk Gött. 7; Des Jammers Fluthen, die
auf dieſes Haus geſtürmt, | ziemt dir zu b., nicht zu häufen
Leid auf Leid. Sch. 513b; 349a; Brich des Sturmes Wuth.
Gotter 3, 451; Will fluchen, und die Wuth | bricht ſchäu-
mend jedes Wort an ſeinen blauen Lippen. W. 20, 126;
Wenn ſich im Sturm an unſres Herzens Klippen | die Wolke
bricht. Göckingk 1, 91 [verſch.: Eben deswegen bricht die
Wolke, weil es nicht zur rechten Zeit regnete. Leiſewitz Jul.
13 = ſie platzt, es entſteht ein Wolkenbruch, ſ. a.
und: Die Wolken b. [ſpalten ſich, um die Sonne durch-
zulaſſen, metonym. = Die Sonne bricht durch die Wolken
ſ. 4c], die Ufer glänzen hell. Arnim Schaub. 1, 103.
Ein wohlthätiger Schweiß trat ein und brach die Krankheit;
Die Krankheit, die Kälte hat ſich gebrochen (nachgelaſſen,
vgl. 3f); Hatte immer Schmerzen ... Jetzt bricht ſich’s.
Forſter Br. 2, 656; Alkalien b. [ſchwächen, neutraliſieren]
die Säure; (Schiff.): Die Laſt brechen, anfangen aus-
zuladen, zu löſchen. Es brach die Wälſchen und hob
unſern Muth. G. 9, 143; Folge nicht deinen böſen Lüſten,
ſondern brich [bezähme] deinen Willen. Sir. 18, 30; Jeman-
des Trotz, Starrſinn, Eigenſinn, Feſtigkeit, Kraft, Muth, Geiſt,
Sinn, Vorſatz ꝛc. b. [vgl. das ſchwächre beugen]. An dei-
ner Feſtigkeit laß ſich deines Kindes Eigenſinn brechen; Es
bricht die Macht | der Könige ſich an ihren ew’gen Wällen.
Sch. 543a; Die Kraft des Geiſtes .. bricht an dem koloſſalen
Widerſtande der Materie. Tſchudi Th. 4; FSchlegel Luc. 80;
Rückert Roſt. 112b ꝛc.; Den Wein b. ſ. 3f ꝛc. Ferner
ſ. Unter-b., Anm. p) Man beachte dazu namentl.
das Part. ꝛc., nicht bloß: Gebrochen iſt in alter Kerker-
ſchmach | der edle Muth. Sch. 428a ꝛc., ſondern auch von
der Perſon ſelbſt: Kommt gebrochen ... und voll Schwer-
muth nach Hauſe. Merck’s Br. 2, 37; Er fühlte ſich gebro-
chen. Lewald W. 1, 26; Helenens Hingebung .. hatte einen
Ausdruckder Gebrochenheit angenommen. 3, 245; Weinte
ſchmerzgebrochen. Rückert Nal. 211; Gramgebrochen.
113; Der ungebrochne Trotz, Held; Brach in Schlachten der
Lanze Schaft und des ungebrochnen Roſſes Kraft. Rückert
Mak. 2, 239 (mundartl.: ein gebrochnes Pferd, wie
ähnlich im Engl. ein zugerittnes, verſch. g). Ferner
z. B.: Wo ſchiffgebrochen [= ſchiffbrüchig] mein Ge-
danke .. trieb. H. 16, 116. 3) B. bezeichnet aberauch,
ähnlich wie knicken und beugen, das dem eigentl. B.
voraufgeht (ſ. 1 u. 2o), die Abweichung von der gra-
den Linie unter einem Winkel, das Gebogenſein ohne
eingetretne Trennung der Theile, z. B. in der Math.
eine gebrochne Linie, die ihre Richtung ruckweiſe än-
dert, aus graden Linien zuſammengeſetzt iſt, verſch. von
der krummen. Alſo müſſen die Stangen etwas ſchräge
an das Tuch lang hin zu ſtehen kommen (heißt nach weidmän-
niſcher Art: gebrochen). Döbel 2, 38a. a) intr.: Mir
b. die Kniee, knicken zuſammen, ſinken ein; Und leichen-
blaß und zitternd bricht | ſie hin zu ſeinen Füßen. Lenau 1,
269; ſ. zuſammenbrechen. b) tr.: falten, zuſammen-
legen: Servietten b.; Einen Brief zu beſchneiden, einen Brief
zu b. Rabner 3, 7 [früher auch, wofür jetzt gewöhnl. er-
brechen = öffnen, z. B. Luther Br. 5, 27 ꝛc.]; Nachdem
er die Hände gefaltet und ſie gen Himmel gebrochen. Hippel
2, 10; Auf Papier mit gebrochnem Rand ſchreiben [ deſſen
unbeſchrieben bleibender Rand umgebogen iſt]; Das ge-
brochne Blatt. G. 16, 52 ꝛc. c) Ein Lichtſtrahl bricht ſich
(verſch. 4c) wird gebrochen, wenn er beim Eintritt in
ein dichtres oder dünnres Medium ſeine bisherige Rich-
tung verläſſt; Eine hüllet ſich in eitel Licht, | wo die andre
ſanfte Farben bricht. Blumauer 1, 3 [Farben erſcheinen
läſſt, wie der durch das Prisma gebrochne Strahl im
Spektrum]; Durch welche Krümmen mußte nicht | der Tu-
gend und der Künſte Licht, | die tiefen Schatten zu verſcheu-
chen, | mit oft gebrochnem Strahle ſchleichen? LHNicolai 1,
141. d) Ein Dach b., ſeinem Abhange einen Abſatz
geben, es abſtufen; Ein gebrochnes oder ſogen. franzöſiſches
Dach; Auf der dreimal gebrochnen Treppe. G. 20, 244 [die
drei Abſätze hatte]; An mehreren Orten ſind ſie [die Berge]
in die ſchönſten romantiſchen Formen gebrochen und die Ab-
hänge mit Oliven- und Eichenhainen bedeckt. 30, 102.
e) ſo auch übertr.: Die Farben b., ſie abſtufen, nüancie-
ren, z. B. durch Miſchung auf der Palette die richtigen
Tinten hervorbringen: Farbenbrechung, die Farben-
miſchung, wodurch ein Gegenſtand vor dem andern aus-
gezeichnet wird; Er bedient ſich beſonders ſchöner ins Braun-
rothe gebrochener Farben zu ſeinen Gewändern. G. 23, 118;
Ein allerliebſtes Frühlingsgelände, | mit Nadeln ſchön ſchat-
tiert und gebrochen. 6, 95; Aber: Bis daß die Dämmrung
des Himmels Farben brach. Haller 139 [ſchwächer erſcheinen
ließ, 2o]. f) intr.: ſein bisheriges Sein, Weſen
verlaſſen, aufgeben; umſchlagen und tr.: umſchlagen
machen, z. B.: Das Wetter bricht, wer es aber bricht, das
kann ſie [die Vernunft] nicht ſagen ꝛc. Luther 5, 469b.
ſ. 2o. Wenn Knaben in die Jahre der Pubertät kommen,
ſo bricht ſich ihre Stimme. Der Laut i bricht [geht über]
in e ꝛc. Der Wein bricht [ſchlägt um, wird trübe].
Steinbach, wo auch erwähnt iſt: Den Wein brechen, ihn
durch Zuſatz von Waſſer ſchwächen. ſ. 2o. vgl. ſchwzr.:
Die Milch b., ſie gerinnen machen. Stalder. 4) tr.:
Etwas von einem andern Gegenſtand, woran oder
worin es feſtſitzt, woran es gehalten wird, durch
gewaltſame Trennung losmachen, und intr.: ſich ſo
losmachen, hervortreten, zum Vorſchein kommen ꝛc.
a) tr.: Ein Schloß von der Thüre, Steine aus einem
Schmuck b.; Der Hagel brach ſtarke Zweige vom Baum ꝛc.;
Blumen, Früchte b. (pflücken ſ. d.). Hohel 6, 1; G.
13, 46; Uhland 387; Und brach der ſüßen Frucht, ſo
viel in ſeine Taſchen | ſich faſſen ließ. W. 20, 198 ꝛc. Auch
übertr.: Unſterbliche Lorberen gebrochen. L. 6, 449; Wir
aber brechen mit der reinen Hand | des blut’gen Frevels ſegens-
volle Frucht. Sch. 549a; 350a; Brich die Blumen in der
ſchönſten Schöne [o Tod! ſ. 21] 4b ꝛc. Hierzu auch
die Redensart: Eine Gelegenheit zum Zanke vom Zaun
(ſ. d.) brechen. L. 11, 103; Rückert 2, 320; Wenn dieſes
Argument nicht vom Zaune gebrochen iſt. Lichtenberg 3, 72;
Muſäus M. 4, 91 ꝛc., etwas Nichtiges, Ungegründetes,
Unberechtigtes vorbringen. Ahnlich auch intr.:
Mein Arm breche von der Röhre. Hiob 31, 22; Und wenn
du | noch länger ſäumeſt, bricht [fällt ab, verläſſt dich]
Einer nach dem Andern. Sch. 339b, vgl. 2n. b) bergm.:
tr.: Erz, Steine b.; Daß ich dieſen ſchönen Marmor b. ließ.
G. 29, 105; Er beginnt in der Förſte eines Feldorts mit
einem ſogen. Überſichbrechen, von welchem aus die Förſten-
ſtöße angeſetzt werden. Karmarſch 1, 169 ꝛc. Ubertr.: Für
die .. Geſchichte der Bibliothek neuen Stoff zu b. L. 9, 2.
Aber auch intr. mit,,haben“ (nach Adelung vielleicht nicht
= gebrochen werden, ſondern = zum Vorſchein kom-
men, ſich zeigen, ſ. c): Der Sandſtein bricht unter dem
Kalk. Forſter Anſ. 3, 106; 157; G. 29, 155; 26, 47; Die
Schiefertafeln ... brechen in ſo großen Stücken. Kohl Engl.
1, 203; [Die Edelſteine] brechen als Druſen in fremden
Steinarten. L. 11, 416, ſ. Erz ꝛc. c) intr. (ſ. 2k):
mit Macht die entgegenſtehnden, umſchließenden Hin-
derniſſe entfernend, ſie durchdringend ꝛc., zum Vorſchein
kommen, irgendwohin gelangen ꝛc., oft in Zſſtzg. (ſ. d.)
und gewöhnl. mit abhängigen Präpoſitionen, z. B.:
Die Diebe ſind aus dem Gefängnis gebrochen; Salzige
Ströme brachen aus meinen Augen. Chamiſſo 4, 251; Was
aber brichſt du aus des Grabes Haft? 6, 280; Was aus fri-
ſcher Quelle bricht. G. 4, 146; L. 1, 88; Der Mond brach
aus den Wolken. Heine Lied. 142; Geſchwulſt, die aus dem In-
nern bricht. Lichtwer 149; So iſt aus Turans Schloß ein neuer
Kriegesſturm | gebrochen. Rückert Roſt. 43a; Jene b. aus dem
Hinterhalt. Sch. 531a; Pflücke ihre junge Schweſter, die ſchon
reizend aus der Knoſpe bricht. 701a ꝛc. (vgl. Aus-, Her-
vor-b. ꝛc.). Durch den Nebel bricht ſein Licht. Hiob 37,
11; Brach ... durch die Wand. Heſ. 12, 7; zuw. auch
refl.: Daß er ſich brach durch alle Wände. Rollenhagen Froſch.
3, 2, 3; Luna bricht durch Buſch und Eichen. G. 1, 37; ſo
auch meton. (ſ. 2o): Wandle durch gebrochene Wolken, o
Mond! 14, 139; 11, 20;Endlich bricht er durch das Ge-
büſch. 15, 268; Jeder Lebensſtrom, der durch das offne Fen-
ſter bricht. Gottſchall Gött. 18; Wann oft durch mein Ge-
ſicht | ein von den Fröhlichen erborgtes Weſen bricht. Haller
198; Eine kühne Gemüthsart .. bricht .. durch die kleinen
Bedenklichkeiten. Kant Sch. 91; Bricht durch Dünn und Dicht.
Rückert Mak. 1, 65; Die treue Liebe .. bricht durch Weh und
Noth, ja durch des Grabes Nacht. Mühlpforth Hochz. 8 ꝛc. (ſ.
Durch-b.) Den Dieb ... nicht in ſein Haus b. laſſen. Matth.
24, 43; Sch..565a: Als das All mit Machtgebärde | in die
Wirklichkeiten brach. G. 4, 104; Gerührter Herzen Regung,
die .. in ungeſuchte Worte bricht. Hgller 192; Wenn in des
Gemüthes Nacht euch ſein erſter Schimmer brach. Rückert 2,
494 ꝛc. ſ. Aus-, Ein-b. und ſpringen, entſpringen.
Weidm.: Die Sauen brechen [ſ. 2c] nach allerhand Wur-
zeln und auch nach der Erdmaſt. Döbel 1, 24a; auch von
den Repphühnern heißt es: Sie b. nach der Nahrung,
wenn ſie ſich in den Schnee einſcharren, buddeln (ſ. d.)
d) tr.: meton.: Die Bahn (ſ. d.) brechen, eröffnen,
eigentl. die Hinderniſſe aus dem Wege brechen, ſo daß
dadurch eine Bahn wird (vgl. Schnee b., Schmeller 1,
245); Der die Bahn durchs Dickicht bricht. Chamiſſo 4, 14;
Auf dem dunklen Pfade, | den nur der Göttliche uns brach.
Thümmel 5, 47; An einem Fuchs breche man keine Wildbahn.
Zinkgräf 1, 183 ꝛc.; auch übertr. (ſ. Bahn), wie in
andrer Fügung, hergenommen von der Schiffahrt auf
den Flüſſen, die durch das Eis gehemmt wird: Das Eis
b. Gutzkow R. 7, 225; 9, 461 u. o. e) tr.: Die
Zähne b., von Pferden, = ſchieben: Das Pferd bricht
oder ſchiebt die Zähne, d. h. läſſt die ſpätern Zähne nach
dem Ausfall der Milch- oder Füllenzähne hervortreten.
5) intr. (haben) oder gewöhnlich refl.: vomieren,
ſich übergeben, kotzen: Der Kranke hat (ſich) gebrochen; der
Arzt hat ihm zu brechen [ein Brechmittel, Brechpulver ꝛc.]
verordnet. Auch tr.: Die genoſſenen Speiſen von ſich b.
Lenz Nat. 3, 9; Ryff Sp. 112a (ſ. aus-, er-b.).
Anm. Veralt. Bed. wie z. B.: Es bricht [gebricht] mir
Nichts. HSachs 1, 3b; Schmeller 1, 246; Sich b. u. zermar-
tern. Luther 5, 450a [ſich quälen, anſtrengen, vgl. 2g den
Kopf zerbrechen]; Sich b. [hervorthun, ſ. 4c] über Einen.
HSachs 1, 537b; b. ſtatt verbrechen. Grimm Weisth. 3, 9
u. a. m. Die ſchwache Abwandlung (ſ. Breche, Anm.) fin-
det ſich auch ſonſt zuw. im Imper. (ſ. E): Erbreche frech
die Siegel der Natur. Börne 2, 452; Breche hier .. bei
Dietrichen ein! Lichtenberg 3, 194 ꝛc. In brechen, ahd.
brëchan, urverwandt mit dem lat. frango, breche, fragor, das
Zerbrechen, Getöſe, ργνμ, breche u. ſ. w., iſt „b.“ wohlVor-
ſchlag (wie k in dem vwdt. krachen) und rach, rack Tonw.
Inſofern daraus die Bed. hervorgeht (vom Licht) „mit Glanz
hervorbrechen“, gehört dazu auch: Pracht, Prangen ꝛc. (vgl.
brehe, Benecke 1, 235a und briche 239); ferner ſprechen
(ſ. d. u. vgl. braht, Benecke 1, 243 u. Schmeller 1, 250 ꝛc.).
Die Bed. 5 erklärt Adelung von dem Schall, womit das
Vomieren wie das Brechen harter Körper verbunden ſei (vgl.
das gleichbed. engl. retch; doch wahrſcheinlich: Genoßne
Speiſen von ſich b., aus-erbrechen (ſ. d. und übergeben) =
ſie durch gewaltſame Anſtrengung zum Vorſchein kommen
laſſen, als tr. u. 4c. Man beachte als zu dem Zeitw. ge-
hörig die Hw.: Das Brechen (in allen Bed.), die Bre-
chung (nur in einigen Bed. wie: Die Farben-, die Strah-
len-B. ꝛc.; doch z. B. auch: Dieſe ungeheure Maſſe von
Gliederbrechungen. Kohl Engl. 2, 191, gewöhnl. Bruch
(ſ. d.); Ein elender Fechterſtreich .., genannt Brechung
der Menſur, durch den man einen Stoß noch gar abglitſchen
machen möchte, der ſchon ſitzt. L. 11, 584.
Zſſtzg. meiſt nach den verſch. Bed. des Grundw.
vieldeutig und aus dieſen klar, z. B.: Áb-: 1) tr.:
durch Brechen Etwas entfernen: Das Schloß von der
Thüre, Äpfel vom Baume a., Weinb.: A., die ganze junge
Ruthe da, wo ſie aus dem Auge der Rebe hervorgewachſen
(vgl. aus-b.). Kecht 37; Einem Pferde die Eiſen, ein Ge-
bäude a,, von der Stelle wo es ſteht, es niederreißen;
Weidm.: Einen verbißnen oder verfangnen Hund a., mittels
eines Knebels losmachen. Döbel 1, 106 ꝛc. Schwzr.:
Vieh a., wie abbinden, es entwöhnen, großziehen, dazu:
Abbrüchling, ein junges Vieh, das man großziehn will;
Abbruch, die Geſammtheit von ſolchem Vieh. Stalder ꝛc.
Ich laſſe eure Mühle taxieren und breche ſie ab. Hebel 3,
437; Wo die Blume des Dichteriſchen von einem Gegen-
ſtande ſo rein und ſo glücklich abgebrochen iſt. Sch. G. 2, 51;
Eine Sache zu grün [unreif] a.; Etwas übers Knie (ſ. d.)
a., es ſchnell und ohne Sorgfalt abmachen ꝛc. Auch
metonym: Die Spitze von der Nadel, die Nadel a.; mund-
artl.: Den Öſel vom Docht, den Docht, das Licht a. (putzen)
ꝛc. und intr.: Die Spitze, die Nadel bricht ab, iſt abge-
brochen ꝛc. 2) ſo auch: Den Faden a., der Faden bricht
ab und übertr.: plötzlich aufhören, aufhören machen:
Bräch’ alles Übermaß den ſchwachen Faden [des Lebens] ab.
Haller 151; Bricht .. ihr ſonſt ſo liebes Leben ab. 8; Ein
Geſpräch, eine Unterhaltung, Vorleſung, Unterhandlung ꝛc.
(verſch. unterbrechen, worin die Andeutung des Wieder-
aufnehmens und Anknüpfens liegt); Kurze abgebrochne
[unzuſammenhängende] Reden. Heinſe A. 1, 225 ꝛc.;
intr.: Doch ich breche ab, wo ſich einmal nicht ſchließen läſſt.
EHFMeyer Gſch. d. Bot. 3, XII; Das bricht [reißt] nicht
ab, geht ununterbrochen, ohne Aufhören fort ꝛc.; Er
brach kurz ab; hat kurz davon abgebrochen (ſchwzr.: Er war
ſo kurz und abgebrochen. Peſtalozzi 1, 250 = kurz ange-
bunden ꝛc.); Ich habe mit ihm abgebrochen = gebrochen
[2n]. 3) Einem Etwas a., theilweiſe entziehn, Etwas
wegnehmen, Abbruch thun; ſo auch: Einem Etwas am
Lohne, am Munde a. ꝛc., auch mit ausgelaſſnem Obj.:
Pred. 4, 8; Brich ihm das Futter ab. Burmann F. 169; Dem
heiligen Stoffe war Nichts abzubrechen; keine Krume ſollte
von dieſem koſtbaren Mahle verloren gehen. Gervinus Sh. 1,
80; Ihrem eignen Leibe abzubrechen. Garzoni 158a; Sollte
den armen Leuten a. Gotthelf G. 36; Wer ihm ſelber nit a.
kann, iſt ein armer Tropf .., A. ohne Gnade muß man ſolche
Stimmungen. (ſ. 2) 307; Sch. 152; Statt dem Mädchen
abzubrechen [Einhalt zu thun, zu wehren]. U. 1, 255;
2, 18; 19 ꝛc.; Bricht ſich und Andern ab. Haller 125; Wo
Jeder ſich abbricht. Heinſe A. 2, 55; Mir an meinem Lobe
... weder Etwas a., noch hinzuthun. Zinkgräf 1, 130;
Bricht ihm [dem Namen] den Kopf ab, nimmt ihm den er-
ſten Buchſtaben weg. Luther 5, 3a ꝛc. 4) durch Brechen
Etwas abtheilen: Der metteur–en-pages bricht die Ko-
lumnen ab; die Breite einer marſchierenden Truppenab-
theilung verkleinern; mehr, aber kleinre Reihen dar-
aus bilden (Ggſtz. aufmarſchieren); Es wurde .. mar-
ſchiert, geſchwenkt, abgebrochen. Freitag Soll 3, 17 ꝛc.
5) in gebrochner Linie abfallen, ſich ſenken: Rechts da-
gegen brach der ſichere Grund bald ſcharf ab. Höfer Volk. 302;
Botan.: Der Griffel iſt abgebrochen, unter einem rechten
Winkel plötzlich von dem Fruchtknoten abgebogen ꝛc.
6) Der Flachs iſt abgebrecht oder abgebrochen, die Breche
(ſ. d., Anm.) vollendet. 7) [5] Der Kranke hat (ſich)
abgebrochen, zu Ende vomiert, ſich dadurch erleichtert
oder abgemattet. 8) Brauerei: Das Bier a., es in
den Kühlſchiffen umrühren. Zink 1, 1681, ſ. auf-
brechen 2 u. a. m. 9) dazu: Abbrechung, f.; –en:
Die A. [der Blätter] muß im Februar geſchehn. Reichard
Gart. 2, 54; A. des Zorns. Zinkgräf 2, 93. Án-: 1)
tr.: von etwas Ganzem, bisher Unverletztem das Erſte
wegnehmen, wenn dies auch grade nicht durch Brechen
geſchieht [2k]: Ein Laib Brot, einen Käſe, die Butter, eine
Flaſche Wein a. ꝛc.; Die Torte iſt noch unangebrochen =
ganz, heil ꝛc.; Ein Erzlager a., eröffnen, fündig machen.
Auch [4d]: Das Eis wurde ſo auf beiden Seiten ange-
brochen. Kohl I. 1, 160 = der Anfang gemacht, vgl. 2.
2) [4c] intr.: den Anfang des Erſcheinens, des
Zum-Vorſchein-Kommens machen, vgl. einbrechen,
welches plötzlich vollſtändiges, auf einmal eintretendes
Erſcheinen bez.: Die Nacht [der Blindheit] iſt angebrochen,
die keinem Morgen weicht. Chamiſſo; Die Morgenröthe der
neuen Welt iſt ſchon angebrochen und vergoldet ſchon die Spitzen
der Berge. Fichte 7, 279; Die Nacht bricht an. G. 11, 139
[es fängt an, dunkel zu werden]; Ahnungsgrauend, todes-
muthig|bricht der große Morgen an. Körner 23a; Schlacht, du
brichſt an. 28a; Und bräche dann der Mittag an. Pfeffel Po.
3, 5 ꝛc. Minder gewöhnl.: Der Tag iſt ganz dahin, | der
Mond iſt angebrochen. Opitz 1, 213 (ſ. auch Bruch III,
Anm.); Es brach jetzt Titan an | hoch vom Gebirge her. 2,
115; Morgens, eh’ als die Sonn’ anbricht. Pſ. 94 ꝛc.
Vgl.: Wie mich däucht, es ſollte an der Zeit ſein, brach
[ſprengt’] ich an und reit’ vor ihnen her. Berlichingen 114;
Luther 2, 175b. 3) im Ggſtz. des vollſtändigen Ab-
brechens, einknicken ꝛc.: Sie brechen, da ihnen grünes Holz
abgepfändet wird, die Äſte an, ſo daß ſie vertrocknen müſſen.
Waldau Nat. 2, 91; und ſo (vgl. 1) intr.: nicht mehr
ganz friſch ſein, anfangen zu verderben (ſ. anbrüchig),
gewöhnl, im Part.: Angebrochnes (angeſtoßnes, zu fau-
len anfangendes) Obſt, Fleiſch, Bier, Wein (anfangend
ſauer, kahmig zu werden) ꝛc.; Das Obſt bricht an. Stein-
bach ꝛc. Auch zuw.: Anbrechung in der Bed. 1, doch
gw.: das Anbrechen, wie nam. in der Bed. 2 und 3,
Anbruch ſ. d. Āūf-: ſowohl tr. brechend Etwas
aufmachen, öffnen, ſinnverwdt. er-b., und intr.
ſich brechend, hervorbrechend, platzend öffnen, zum
Vorſchein kommen, als auch: brechend Etwas in
die Höhe bringen, es umwühlen, ſo daß das Untre
nach oben kommt; auch (plötzlich) Etwas aufheben
und intr. ſich plötzlich aufmachen, den bisherigen
Ruheplatz, das Lager ꝛc. verlaſſend:. 1) tr.: Etwas
Verſchloſſnes gewaltſam öffnen (ſ. 4): Einen Brief, ein
Schloß, die Thüre, das Haus, das Pult a.; Das Stein-
pflaſter a., aufreißen; Wo er . .. eine zugeklemmte Hand
fand, die brach, er auf. Stilling 1, 25 ꝛc. Eine Pfirſche,
eine Feige aufzubrechen. G. 14, 161; Schärfte das Küchen-
meſſer, brach den Ziegenleichnam auf. Muſäus M. 2, 75 ꝛc.
Weidm.: a. nur von dem zur hohen Jagd gehörigen
Wild, z. B.: Hirſche. Döbel-1, 19b; Der Auerhahn wird
aufgebrochen, nicht ausgeworfen oder ausgenommen. 45b;
Der Haſe wird ausgeworfen, nicht aufgebrochen. 31b; Vom
Aufbruch und Zerwirkung eines Hirſches, wie auch der Sauen
... Ein Jäger, wenn er a. will. 3, 108 ff. 2) tr.:
umwühlen [2b], z. B.: Ácker, Land a. ꝛc. (= umpflü-
gen, brachen): A. und nicht miſten, macht das Land nur
magerer. Gotthelf Sch. 110; Der ſo gepflügte und aufge-
brochne Acker. Goltz 2, 89; Kohl Alp. 1, 218 ꝛc. Man
ſchreitet nun zum Roh-A. [beim Friſchen des Eiſens],
indem man die Kohlen abräumt und bei ununterbrochenem
Gange des Gebläſes mittelſt ſchwerer Brechſtangen den im
Herde befindlichen weichen Eiſenklumpen in die Höhe hebt und
auf friſche Kohlen über dem Windſtrom in umgekehrter Lage
bringt, ſo daß die oberſte Seite jetzt zu unterſt . . . kommt
. . . Geht der Friſchproceß gut von Statten, ſo reicht ein
zweimaliges A. und Wiedereinſchmelzen, Roh-A. und Gar-A.
hin ꝛc. Karmarſch 1, 588; Mitſcherlich 2, 2, 100 ff. ꝛc. Das
Bier a., wie ab-b., ſ. d. 8. 3) tr.: Etwas aufheben,
beendigen (ſelten): Laſſt uns die Wacht a. Schlegel Haml.
1, 1 (vgl. 5). 4) intr.: ſich öffnen, aufgehn, ſo-
wohl von Verſchloßnem als auch von dem aus der Tiefe
Hervorbrechenden, z. B.: Blumen, Knospen brechen auf;
Auf, wie eine Roſenknospe | bricht mein Herz. Daumer 2,
19; In Blüthen bricht ſie [die Knospe] auf. G. 13, 275;
4, 259; Olearius Roſ. 5, 16 ꝛc.; vgl. tr.: Der Knospen
ſpröde Hülle | wer brach ſie auf in einer Nacht | zu ſolcher
Liebesfülle? WMüller 1, 238 ꝛc.; Geſchwüre, Froſtbeulen,
Hände mit Froſtbeulen, Wunden brechen auf: Die alten
Wunden brechen auf. Chamiſſo 4, 134; Sch. 511b; W. Hor.
Br. 1, 77; Geſchwürchen, das, wenn wir es heute heilen,
morgen wieder a. wird. Engel 12, 68. In der Nacht
brach das Auge [des Sterbenden] noch einmal auf. Gutzkow
R. 7, 375. Verherend iſt dein Eisgang aufgebrochen.
Lenau Alb. 14. Da aufbrachen alle Brünne [Brunnen,
Quellen] der großen Tiefe. 1. Moſ. 7, 11, Die in ihm
aufgebrochene Quelle der göttlichen Liebe. Fichte 5, 549.
Wenn nicht eine plötzliche Glückſonne aufbräche. Rahel 1,
305 ꝛc. Doch auf dem Regensburger Fürſtentage, | da
brach es auf [kam es zum, Vorſchein, zeigte ſich], da lag
es kund und offen ꝛc. Sch. 343a ꝛc. Veralt. auch: a.,
ſich a., = ſich zeigen, großthun (ſ. brechen Anm.),
z. B. Luther 1, 489a; Paracelſus Chir. 531b. 5) einen
Ort, wo man verweilt hat, verlaſſen, um ſich wo an-
ders hin zu begeben, wenn auch vielleicht (?) ur-
ſprünglich vom Abbrechen des Lagers hergenommen
(vgl. Zinkgräf 1, 209), doch nicht, wie Adelung meint,
nur auf Heere und Perſonen mit zahlreichem Gefolge
beſchränkt, vielmehr allgem.: ſich raſch und plötzlich
aufmachen, vgl. aus-, ein-b. ꝛc.: 1. Moſ. 12, 8; Sie
[Abdallah und der Derwiſch] brechen auf. Chamiſſo 3,
315; G. 14, 217; Luther 5, 528b; Die Bache bricht aus
dem Lager auf ꝛc. 6) die Aufbrechung (gew.:
das A.) des Briefs, des Wilds, des Eiſens, der Knospe ꝛc.
vgl. Aufbruch. Āūs-: intr.: brechend hervortreten
und tr.: hervortreten laſſen, machen, in Bezug
auf einen in Etwas enthaltnen Ggſtd.: Der Zahnarzt
hat den Zahn, der Zahn iſt abgebrochen, von der Wur-
zel, ausgebrochen, aus der Kinnlade ꝛc. 1) tr.: A.
eine Nuß, aus der Schale; Steine, Erz aus einem Stein-
bruch, Schacht; Edelſteine aus einer Krone; Wachs, Honig
aus dem Bienenſtock, und meton.: die Bienen (ſie dazu
tödten); überflüſſige Früchte oder Äſte, und meton.: den
Baum; einer Pflanze das Herz; Reben den Geiz; meton.:
die Reben a. oder kappen (Kecht 37) ꝛc., aber auch: Wein
a., vor der eigentlichen Leſe die ſchönſten Trauben aus-
wählen, abbrechen, ſ. Ausbruch. 2) Der Weber bricht
einen Faden aus, reißt ihn ab, um ihn von falſcher Stelle
an die rechte im Aufzug zu bringen, oder (nam. bei der
Seidenwirk.) ihn durch einen feinern zu erſetzen.
3) Pferde, Schafe haben (ihre Zähne) ausgebrochen [4c],
alle Milchzähne verloren, das Schieben (ſ. d.) beendet.
4) Die Weißgärber brechen die garen Leder aus, ſtollen
ſie, richten ſie zu, indem ſie ſie angefeuchtet über einer
Eiſenſtange recken und auf der Fleiſchſeite abbimſen.
5) Die Brauer brechen das Bier aus, laſſen es aus Pfanne
oder Bottig in die Rinne treten, ſchöpfen es hinein.
6) Kriegsk.: Eine Kanone, einen Mörſer a., ſie mit der
Mündung nach oben richten. 7) [5 und Anm.] Der
Kranke hat viel Galle ausgebrochen; Wann ſie [die Cha-
rybdis] die Wog’ ausbrach. V. Od. 12, 237 (Wann ſie die
Flut ausſpie. Wiedaſch). Auch intr.: Der Kranke hat
ausgebrochen, zu Ende vomiert. 8) Der Flachs iſt aus-
gebrochen, oder ausgebrecht, zu Ende, ſ. Breche Anm.
9) intr. [4c]: plötzlich, gewaltſam aus einem um-
ſchließenden Raum hervortreten; auch übertr.: von
Etwas plötzlich Entſtehndem, in die Erſcheinung Tre-
tendem; plötzlich, unerwartet ſichtbar, laut, kund wer-
den ꝛc.: Die Gefangnen ſind (oder haben ſich) ausgebrochen,
aus dem Kerker; Ein Thier bricht aus dem Käfig aus (be-
freit ſich gewaltſam); Die Todten brachen aus ſaus den
Gräbern]. Opitz 1, 70; Ein Fuhrmann bricht [biegt, lenkt]
rechts oder kinks aus [das Fahrgleiſe durchbrechend]. Auch
bergm.: a. = auslenken, in einem überfahrnen, d. h.
der Breite nach durchbrochnen Gang fortbrechen. Eine
[aus der Hülle] ausbrechende Blume. H. R. 7, 21 ꝛc. (ſ.
aufbrechen); Warum der Strom des Genie’s ſo ſelten aus-
bricht [aus ſeinen Ufern]. G. 14, 16; Wunderbares A.
[Hervorbrechen] ſüßer Quellen mitten im Ocean. Humboldt
Anſ. 1, 254; Mir bricht der Angſtſchweiß aus. Hagedorn
1, 90; Als ſchon ein Wetter ausgebrochen. Alxinger D. 135;
Brach das Ungewitter aus. Sch. 904; Von Mitternacht wird
das Unglück a. über Alle. Jeſ. 1, 14; Die zwiſchen Voß und
Stolberg a–de Mißhelligkeit. G. 27, 373; Das Feuer, die
Peſt, ein Konkurs ꝛc. bricht aus; Brach die Wuth des Fie-
bers aus. W. 11, 150; Wie bald der Werber Fall durch
das Gerücht ausbrach [kund ward]. Schaidenraißer VIb;
Davids Namen brach aus in allen Landen [ſ. 10]. 1. Chron.
15, 17; Seine Freude, ſeinen Ärger, ſeinen Haß, Zorn,
ſeine Wuth a. laſſen; Der unglücklich iſt und Ärger a. läſſt.
Chamiſſo 5, 87; Seine [des Schauſpielers unter der
Maske] Perſon findet weniger Gelegenheit auszubrechen und,
wenn ſie ja ausbricht, ſo werden wir dieſen Ausbruch weniger
gewahr. L. 7, 251 ꝛc. 10) oft mit „in“ und Accuſ.
zur Bez. Deſſen, worin Etwas (Zurückgehaltnes)
hervortretend ſich kundgiebt, eine heftige Gemüthsbe-
wegung ſich äußert (ſ. 11): Da die ſociale Krankheit
Europa’s in die franzöſiſche Revolution ausbrach. Devrient 2,
41; von Perſonen: In Vorwürfe. Chamiſo 4, 254; in
Klagen. 6, 258; G. 1, 168; in ein lautes Weinen und
Jammern. 20, 69; in ein lautes Lachen. 21, 275; in ein
gezwungenes Gelächter. Möricke N. 1, 12; in gottesläſter-
liche Reden. G. 22, 21; in behaglichen Scherz a. 21, 273
ꝛc.; Endlich brach denn doch der Stolz in Thränen aus. Höl-
derlin H. 1, 115; In neuen Jammerton a. wollte ſchon | ſein
Schmerz. Rückert Roſt 108b ꝛc. 11) zuw. auch „in“
mit Dat. nicht bloß örtlich (wo?): Das in uns aus-
gebrochene göttliche Leben. Fichte 7, 378 (vgl. anbrechen
b) ꝛc., ſondern auch: Ihr verhaltner Schmerz brach in
heftigem Weinen und ſtoßweiſem Schluchzen aus. König Kl.
2, 81; Und der Männer Wohlgefallen | bricht in lautem
Jubel aus. Schwab 536; In kühnen Worten vor euch aus-
zubrechen. Klinger 2, 96, wo „in“ nicht Das angiebt,
worin das Verhalten übergeht, ſondern worin es ſich
zeigt, kund giebt, vgl.: Der Schmerz gab ſich in heftigem
Weinen kund ꝛc., wie auch ohne „in“: Heftig bricht er
aus. G. 13, 175; Da bricht die Menge tobend [= in lau-
tem Toben] aus. Sch. 67b; Moor (in den Anblick verſun-
ken, bricht heftig aus). 154a; Sollten wir einſt, brach der
aufgebrachte General gegen den franzöſiſchen Reſidenten aus
. ., ſollten wir ꝛc. 992a ꝛc. 12) zuw. auch: Aus-
brechung, gw. das Ausbrechen und Ausbruch (ſ. d.).
Be- [5]: durch Vomieren Etwas beflecken. Da-
hêr- [4c]: Als ſollte der jüngſte Tag d. Luther 5, 1a;
531b; Sch. 122a ꝛc. I. Dúrch-: tr., refl. und
intr. (ſein): Er hat das Brett mitten durchgebrochen (in
zwei Stücke), ein Loch durch die Wand, auch: die Wand
durchgebrochen (gw. durchbrochen I.), und noch weiter
metonym.: Zwei durchgebrochene Häuſer. G. 20, 6 [die
durch das Durchbrechen einer Wand zu einem verbun-
den ſind]; Er hat ſich durchgebrochen [die Wand durch-
b–d, ſich befreit]; Das Eis iſt unter ihm —, er iſt
auf dem Eiſe durchgebrochen (faſt = eingebrochen); Er iſt
durchgebrochen (hat das ihn Hemmende, Haltende durch-
brochen II. und iſt ſo hindurch gekommen, vgl. [4c]),
z. B.: Aus dem Kerker, durch die Reihen der Feinde, durch
das Dickicht d. Chamiſſo 4, 72; Ein Quell, der durchbricht.
Alexis Hoſ. 1, 2, 170; Hölderlin H. 1, 43; Es ſind ihm
. . . zwei Augenzähnchen durchgebrochen. Kinkel Erz. 289 ꝛc.
Die Durchbrechung der Gefangnen ꝛc. II. Durch-,
tr.: Etwas d., durch Dasſelbe brechen, es brechend ſpal-
ten, trennen, Löcher, Offnungen hineinmachen: Stets
wird der ältere Trachyt von dem jüngeren Dolerit durch-
brochen. Burmeiſter Gſch. 197; Dieſe Formen zu d. Danzel
118; Die Lacedämonier durchbrachen zu frühe die Ordnung
des Inſtinkts. Hölderlin H. 1, 139; Hat die Hülſe durch-
brochen. 129; Wann die Roſe die Knoſpe durchbricht. Ramler
270; Bach, der ſchäumend ſeinen Damm durchbrach. Sch.
34a; Die das eiſerne Gitter durchbrochen. 76b; Haſt du
nicht das Heiligthum des Herrn mit diebiſchen Händen durch-
brochen? 122a; Durchbrach ... den Wald. V. 3, 148 ꝛc.
So auch: Durchbrochene Arbeit, die planmäßig an be-
ſtimmter Stelle und in beſtimmter Form Löcher und
Offnungen zeigt: Durchbrochene Strümpfe. Immermann M.
4, 262 (260 a jour gewebt) ꝛc. Ungw. als intr. (ſ.
I.): Seitdem der neue ſtarke Frühling für Ihre Kunſt durch-
brochen hat. Möricke N. 12 (gw. durchgebrocheniſt) ꝛc. Da-
zu:DieDurchbrechung derSchranken. Ēhe-[2m]:
gw. nur im Jnfin. oder in abhängigen Sätzen als un-
trennbare Verbindung: Wie ſie e. Jer. 23, 14; ſonſt.
aufgelöſt: Sie brechen die Ehe, haben die Ehe gebrochen;
vgl.: Was lügenſtrafen wir denn Gott? Luther 5, 7b u. ä.
m. Eīn-: 1) tr.: brechend Etwas in einen Ggſtd.
hineinarbeiten: Ein großes halb in das Mauerwerk einge-
brochnes Kreuz. Gutzkow R. 1, 13; Ein Loch in die Wand,
ins Eis e. ꝛc., und metonym.: Die Wand, das Eis, ein
Haus e. (vgl. einreißen); Ihr Ohr, welches er vergeb-
lich mit ſeinem kriegsliſtigen Witz einzubrechen trachtete.
JP. 2, 126 [in das er eine Breſche zu legen trach-
tete]; Übermaß ..
., das Dämm’ und Schanzen der
Natur oft einbricht. Schlegel Hamlet 1, 4 ꝛc. 2) intr.:
brechend einſinken, einknicken ꝛc.: Das Eis iſt unter ihm,
er iſt auf dem Eiſe eingebrochen; Überreife Ähren brechen
ein; Die Schleußen brachen ein [vgl. 1] und ließen Thränen
aus. Haller 198; Der gefährliche Riß im Gebäude wäre nicht
eingebrochen. Tieck Acc. 220. 3) [4c] brechend wo-
hinein gelangen (ſ. an-b. 2), gewaltſam, plötzlich und
unerwartet ſchnell erſcheinen ꝛc.: In Granit e–de Glim-
merkugeln. G. 27, 344; [Das Schwein] brach ... in einen
reichen Weinberg ein. Lichtwer 55; Heißhungriger Wölfe ...
Scharen brechen übern Oxus ein. Rückert Morg. 1, 226; Ob
ich ſollt’ auf ihn e. und ihn züchtgen. Mak. 1, 109 [ein-
ſtürmen]: Zu Viel bricht auf mich ein. Tieck Cymb. 4, 3;
So lange das Verderben nicht unüberwindlich einbräche. Heinſe
A. 1, 107 ꝛc. Gewöhnl.: Der Tag bricht an [allmählich],
die Nacht ein [plötzlich], doch ſ. anbrechen und z. B.:
Die Mauer ſtürzt von ihren Händen ein und der Freiheit des
[plötzlich in das Dunkel des Kerkers] einbrechenden Tages
ſteigt Egmont fröhlich entgegen. G. 9, 226; Mit der Frühe
des einbrechenden Morgens. 233 ꝛc. Namentl. oft von
Dieben, die gewaltſam eindringen, um zu ſtehlen: Die
Diebe ſind durch den Garten ins Haus eingebrochen; Wenn
das habſüchtige räuberiſche Schickſal diebiſch oder gewaltſam
in das ſchwache unbewahrte Menſchenherz einbricht. Börne 1,
339. Hier auch zuw.: Sie haben bei uns. eingebro-
chen [= mittels Einbruch geſtohlen]. Die Einbre-
chung, gewöhnl. das Einbrechen, der Einbruch. Ent-
intr. (ſein): Endlich entbrach ihr der Drang des Gefühls
zuerſt in die Rede. B. 249a = brach aus; Doch Juno’s
Bruſt entbrach der Zorn. 156b; öfter refl.: ſich gewaltſam
von Etwas losmachen, einer Sache entziehn, entreißen,
ſich enthalten: Gryphius Carden. v. 264; Dieſes Reh ent-
bricht | ſich aus des Jägers Garn. Lohenſtein Jbr. 16; Du
ſelig edle Seel’ | entbrich dich deiner Höhl’! Mühlpforth 2,
39; Wir ... werden uns des Vorſchuſſes nicht e. L. 3, 391
[und nicht davon losmachen, ſondern ihr zahlen]; Sich
ſo viel von ihren obhabenden vornehmen Verrichtungen .. zu
e. [loszureißen]. Rabener 3, 45; Oft: Sich e. [wie ent-
halten], ſich nicht e. [umhin] können, Etwas zu thun, z. B.:
Fichte 7, 120; Forſter A. 3, 200; Hebel 3, 50; H. Cid 33;
L. 1, 350; W. 12, 112 und ohne Inf.: Zuletzt kann ſich
der Alte nicht e. [bezwingen, halten], | Herr, ſpricht er ꝛc.
20, 40. Entgêgen-: intr.: Wenn Dir ... das
neue Licht | ... helle entgegenbricht [entgegenſtcahlt]. Thüm-
mel 6, 126. Entzwēī-: intr.: Da brach der Strick
entzwei. Hebel 3, 119; Wenn ein Faden entzweibrach.
210, und tr.: Etwas e. Er-: 1) tr.: etwas
Verſchloßnes brechend öffnen, aufbrechen (doch nicht
wie Dies intr.): Der Meiſter ſchnell erbricht |
die Kiſte. Chamiſſo 4, 144; Als er ſein Zimmer neulich | er-
brochen glaubte. G. 13, 106; Die Krankheit und der Schmerz
hatten dieſe Knoſpe erbrochen. Paalzow Th. 2, 375; Das
Schreiben [iſt] unerbrochen. Zinkgräf 1, 126; mundartl. auch
= zerbrechen. Ferner mit dem Obj. als das durch das
Brechen Bewirkte: Ehe der Peneus durch Felſen ſich einen
Ausfluß erbrach. JvMüller 1, 39. 2) [5] tr. und ref.:
Alles, was ſie eingenommen, zu e. und zu übergeben. Fiſchart
B. 270b; Kerner Bild. 208; Wenn ſich das Laſter erbricht,
ſetzt ſich die Tugend zu Tiſch. Sch. 97a. 3) mundartl.
intr. = gebrechen: Es an Nichts e. laſſen; Es hat an
Nichts erbrochen (gefehlt); auch: Wenn anders wo der Ton
erbricht. Zwingli 3, 246 = ſich bricht, zurückprallt.
4) dazu: Erbrechung des Briefs ꝛc. Hat Anlaß ge-
nommen ..., über den ganzen Kanon Erbrechungen zu
ſagen, die zn wiederholen mich die Muſe bewahre. H. Rel.
7, 43, Außerungen als ein Speien von Gift ꝛc.
Fórt-: weg-b., z. B. einen Damm ꝛc. Ge-:
intr. (haben): Mir gebricht Etwas, und noch häu-
figer unperſönlich: Es gebricht mir an Etwas, es fehlt, es
mangelt mir daran, doch mit einem Unterſch.: Was
fehlt (ſ. d.), iſt nicht da; was mangelt, deſſen Fehlen wird
als eine Unvollkommenheit, was gebricht, als ſtark hervor-
tretender, empfindlicher Mangel von dem Sprechenden gefühlt
und bezeichnet: Es fehlen noch 5 Minuten an 6 Uhr, nur
einige Groſchen an zehn Thaler; Einem neugebornen Kinde
fehlen noch die Zähne; aber ſie mangeln ihm nicht, es gebricht
ihm nicht an Zähnen, wie dem Erwachsnen, der ſie verloren
hat und ſie doch zum Kauen der Nahrung bedarf. Woran es
mir mangelt, davon hab’ ich nicht genug; woran es mir ge-
bricht, davon hab’ ich nur ſehr Wenig oder gar Nichts; Es
mangelt dieſem Schauſpieler Wenig zur Vollkommenheit, je-
nem dagegen gebricht es an den nothwendigſten Erforderniſſen
zum Schauſpieler ꝛc. So ſoll von dir [aus deinem
Hauſe] nimmer g. ein Mann auf dem Stuhl [Thron]
Iſraels. 1. Kön. 2, 4; Es ſoll dir nicht g. an einem Mann.
8, 25; Da nun Geld gebrach. 1. Moſ. 47, 15; Da es am
Wein gebrach. Joh. 2, 3 ꝛc.; Euch gebricht der Muth. Cha-
miſſo 6, 258; Der Tag gebrach dem Würgen [war zu kurz].
3, 97; An Zeit es mir gebricht. 3, 323; Soll’s an mir,
ſoll’s am gefälligen Betragen, guten Worten, | Nachgiebigkeit
und Neigung nicht g. G. 13, 253; Wozu mir die Liebens-
würdigkeit gebricht. Sch. 105b; V. Od. 4, 87; W. 11, 203 ꝛc.
Dazu: Das Gebrechen, nicht nur = das Fehlen,
Mángeln, ſondern gewöhnlich konkret = der Fehler,
der Mangel, und zwar empfindliche Fehler und Män-
gel, und daher gewöhnlich nur in Bezug auf Perſonen
oder perſonifizierte Weſen, deren Empfindung ſich da-
durch beſchwert fühlt (vgl. veralt. G. = Beſchwerde,
Gravamen, Schmeller 1, 247), zumal von dauernden, kör-
perlichen, auffallenden, entſtellenden oder untüchtig ma-
chenden Übeln: Ein Aufſatz hat viele Fehler und Mängel;
Harthörigkeit und überhaupt Stumpfheit der Sinne gehört
mit zu den Haupt-G. des Alters; Akute Krankheiten ſind keine
G., wie die Epilepſie, das ſogen. ſchwere G. (ſchwere Noth),
Lahmheit u. ſ. w.; Hatte Jemand im Antlitz | einen Fehler,
wie er auch war, ein Fleckchen im Auge, | durft’ er ſich nur
im Spiegel beſehn, ſo gingen von Stund an | alle Mängel
hinweg und alle fremden G. G. 5, 253; David auch durch
viel G., | ja Verbrechen durchgewandelt. 4, 85; S. Brech
und Gebreſte. Hêr-, Hín- ꝛc. [3a]: Der Morgen
war herangebrochen. Börne 2, 297; Bis die Abenddämme-
rung heranbrach. Heine Sal. 1, 217; Die Flamme brach
... an das Tageslicht heraus. Müllner 2, 118; G. 18, .
108; Gutzkow R. 3, 449; Hiob 38, 5; Da brach die Sünd-
fluth auf einmal herein. G. 6, 47; 10, 226; Wenn die
Wogen ſo den Hafen hereinbrechen. Heinſe A. 1, 164; Der
bricht der Abend, der frühe herein. Schwab 361; Gutzkow R.
4, 4 ꝛc.; Einen Zweig herunterbrechen; Die Sonne
bricht hervor. Chamiſſo 4, 49; Der innre Zwiſt ... bricht
vielleicht ins Freie bald hervor. G. 13, 311; Nun brechen
Einwendungen hervor wie Waldwaſſer. Lavater 1, 63; Hiob
28, 4; Daß ſolch ein grauſam Ungewitter | jählings herfür-
brach. Sch. 540b u. v. ä. Kópf- [2g]. Lōs-
tr.: Zähne, Bretter l. ꝛc.; intr.: Gewitter, Unwetter, Zorn,
Grimm, Unmuth, zornige, aufgebrachte Perſonen brechen los
auf Einen ꝛc.; Mit einer Menge Gelehrſamkeit l. Lichtenberg
1, 228 ꝛc. = plötzlich hervortreten, Einen überfallen ꝛc.
Nīēder-: intr.: Das Roß bricht [ſinkt] zerſchmettert
nieder. Tieck A.1,270; tr. =niederreißen. Rād(e)-: ſ.
Breche, Anm. Über-: tr.: Bergb.: Ein überbrochnes
Feld, das bis an die Markſcheide abgebaut, bis ganz
hinüber durchgebrochen iſt. Um-: tr.: 1) brechend
umreißen, umwerfen: Daß die Thränen .. den Schmer-
zensdamm umbrachen. IP. 2, 136; Etwas Großes muß es
ſein, | das ſeinen Hochmuth alſo umgebrochen hat. Prutz Woch.
87. 2) [2b] = umwühlen: Die Schweine brechen den
Boden um; Sie brachen den Acker um, wie ihr ökonomiſches
Bedürfnis es erforderte. Immermann 12, 282; Rückert W.
2, 29; ſ. brachen ꝛc. 3) Papier mit umgebrochnem [3b
= gebrochnem, durch Brechen umgeſchlagnem] Rand;
aber auch: Briefe, Serviette ꝛc. um-b., ſie in andre Form
brechen, umformen: Buchdr.: Die geſetzte Schrift wird
umgebrochen, ſ. Anm. und Umbrecher. Fichte bricht ... die
Phänomene des Geiſtes nach ſeinem Zweck um. Immermann
12, 340; 32 ꝛc. Dazu: Die Umbrechung, ſ. auch
Umbruch.
Anm. Ungewöhnl. untrennbar: Er umbricht den Satz
der Stückſetzer, bildet ihn zu Seiten. Franke Kat. 75.
Unter-: tr.: ſ. abbrechen 2: eine Thätigkeit in
ihrem Fortgange auf eine Zeitlang hemmen, ſie zeit-
weilig aufhören machen: Dieſer fortſtrömende Gang des
Gedichts mußte durch viele kurze Ruhepunkte unterbrochen
werden. Sch. 28a; G. 14, 114 ꝛc., am gewöhnlichſten in
Bezug auf Redende: Den Vortrag, die Rede, Äußerung,
Bemerkung eines Menſchen, ihn (in ſeinem Vortrag) ꝛc.
unter-b., zuw. auch ohne perſ. Objekt: Alles iſt anders
geworden, unterbrach die aufgeregte Pauline. Gutzkow R. 4,
43. Oft im Partic.: Die unterbrochne Whiſtpartie ꝛc.
und als Ggſtz.: In ununterbrochener Folge. 6, 156;
Zwanzig Jahre ununterbrochen. Rückert Morg. 1, 160;
veralt.: Ohnunterbrochen. Forſter R. 1, 222 ꝛc. Dazu:
Unterbrechung; Ununterbrochenheit und Stätig-
keit dieſes Fortganges. Fichte 6, 543.
Anm. Seltner dafür das Grundw.: Obgleich die öde
Stille | ein todweisſagendes Gebrülle | der Ungeheuer bricht.
W. 12, 300.
Ver-: tr.: 1) durch Abbrechen kürzer machen:
Eine Gerte ver-b.; Veralt. auch: Verbrochne [abgebrochne]
Worte ꝛc. 2) weidm.: durch Brüche, d. h. abge-
brochne grüne Aſte Etwas bezeichnen (z.B.: Die Fährte
ver-b. Döbel 1, 88b) oder bedecken, z. B.: Das geſchoſſne
Wild ver-b. (ſ. 2, 43b). 3) veralt., mundartl. =
entzwei-, zerbrechen ꝛc.: Will den Zepter ver-b. FMüler F.
31; Die Geſchirr alle verbrochen. Zinkgräf 1, 311; ähnlich
auch intr.: Das Fleiſch fällt weg, die Haut verbricht.
Opitz; Einen Rock ver-b. [abtragen]. Weidner 407.
4) ſo namentl. figürlich: Den Bund (Maleachi 2, 8), den
erſten Glauben verbrochen. 1. Tim. 5, 12, jetzt gewöhnl.
brechen, verletzen; Wo ich .. dieſe meine Urfehd-Verſchrei-
bung .. verbreche. Berlichingen 265 ꝛc. Und ſtehet Eid und
Gehorſam unverbrochen. Luther 8, 8b ꝛc. Vgl.: Sagts!
Ihr ſucht’s ohne Frucht mit Worten zu ver-b. [vergeblich zu
umgehn]. Lohenſtein Soph. 9. Daher: 5) Etwas v.,
durch Verletzung eines Geſetzes ſündigen, eine ſtrafbare
Handlung begehn (zuw. ohne Objekt gewöhnlich mit:
Was, Etwas, Nichts, Viel ꝛc.): So verbrichſt du nicht an der
Treue. Rückert Nal. 1, 38; Wie oft verbrochen haſt du nicht|
an deinem Herrn. Mak. 2, 245; Was ich an ihm verbrach
und irrte. Werner Febr. 5; „Nun heile, Kenntnißreicher, was
ſelber du verbrachſt“. | Ich habe Nichts verbrochen. Chamiſſo 3,
319; Was hab’ ich, Bruder, wider dich verbrochen? 4, 40.
Adelung und Campe geben irrig nur das Part. als
gebräuchlich an. 6) daher: Etwas durch geſetzwidrige
Handlungen verwirken: Den Kopf, Geld, ein Lehen ver-b.;
So ſoll Dieſer ſein Amt verbrochen haben. Holſtein. Provinzial-
Verfaſſung v. 11. Juli 1854 §. 14; Eine verbrochene Hals-
ſtrafe. Möſer Ph. 2, 304, jetzt gewöhnlich verwirken ꝛc.
7) bergm.: Alte verbrochne Stollen und Schächte. G.
21, 255, die wieder eingegangen, nicht mehr offen ſind,
Ggſtz.: unverbrochen; Seil und Kübel wird in längrer
Ruh | nicht am verbrochnen Schachte ſtocken. G. 2, 34; Nach
Adelung auch: Ein verbrochnes Feld, ein zum Bergbau be-
reits eröffnetes [wohl ,,erbrochnes Feld“]. 8) dazu
in allen Bed.: Das Verbrechen, abſtr., aber auch konkret
in der Bed. von 5: Verletzung eines Geſetzes; Hand-
lung wider ein Strafgeſetz: Sich eines ſchweren V–s ſchul-
dig machen; V. begehn; Viele V. auf ſich laden; V. auf V
häufen ꝛc.; Sünde iſt ein Vergehen gegen die Geſetze der Na-
tur, durch welches nur eine Perſon befleckt, belaſtet, vergiftet
wird, durch welches nur der Thäter leidet; V. aber iſt ein Ver-
gehen .., durch welches Anderen eine Kalamität zugezogen
wird; die Sünde findet ihre Strafe in ſich ſelbſt, im Ge-
wiſſen; das V. aber, wie es nach außen gewirkt, muß von
außen gerichtet und beſtraft werden. Waldau Nat. 1, 220 (ſ.
Verbrecher); Leichtſinn der Jugend ſei kein V. zum Tode.
Hebel 3, 237; Kapital-, Haupt-, Hals-V., worauf
der Tod ſteht; Kriminal- (peinliches), im Ggſtz. von
Civil- (bürgerliches) V.; Staats-, Majeſtäts-,
Hoch-V., gegen den Staat, die höchſte Obrigkeit ꝛc.;
auch: Ein Laut iſt hier ein Hoch-V. Alxinger D. 210 u. v. ä.
Veralt.: Wegen geringer Verbrechung. Weidner 327
(ſ. auch Verbruch). Vōr-: hervorbrechen. Wég-:
tr.: durch Brechen wegſchaffen: Weggeſchnitten, weg-
gebrochen alle Ausſichten. G. 9, 383; Immermann M. 1,
99 ꝛc.; intr.: Daß die See darüber wegbricht. Forſter R. 1,
187 ꝛc. Zer-: intr. und tr.: in Stücke, entzwei
brechen: 1) intr.: Als die Macht der Römer ... anfing zu
z. Hebel 3, 334; Dieſes Beſtreben zerbrach .. an ihrem
grundguten Weſen. Immermann M. 4, 265; 1, 360; Steine,
die nach gewiſſen Geſetzen z. Kohl Irl. 2, 358; Sein Herz
wollt’ ihm z. Uhland V. 302 ꝛc. 2) tr.: Zerriſſen und
zerſchmettert und zerbrochen. G. 13, 293; Ein armer, alter,
zerbrochener, abgebrauchter Mann. Immermann M. 3, 248;
Wenn du zerbrichſt der Jungfraun Gurt. V. Sh. 1, 77 ꝛc.;
[1 u. 2a]; So auch: Äſtezerbrochen. Heinſe A. 1, 51;
Unzerbrochen. Merck’s Br. 2, 244; Zerbrochenheit der
Glieder. G. 30, 415; Lewald Adel 139 ꝛc. Mundartl.:
Liebenthal, nachmals aber zerbrochenlich [korrum-
piert] Löwenthal genannt. Stumpf 392 a. Auch: Zer-
brechung ꝛc. Veralt.: Zubrechen, z. B.: Zubricht der
Mann Gropen, zubricht das Weib Krüge. Schottel 1142b;
Luther 8, 16b u. o. Zuſámmen-: intr. [3a]: bre-
chend zuſammenſinken: Seine Knie ſchlotterten und brachen
zuſammen. Börne 2, 291; Bis nach und nach | ſie unter ihrem
Leid zuſammenbrach. Hartmann Pet. 73; Bis .. der treulos
mürbe Bau zuſammenbricht. Sch. 361b; G. 26, 243 u. v.
Die Zuſammenbrechung u. ä. m.