Faksimile 0208 | Seite 200
Faksimile 0208 | Seite 200
Brauen bräuen)
Brāūen (mundartl., veralt. brǟūen): 1) intr.
(haben): brodeln (ſ. d.), ſiedend wallen: Das Waſſer
dampft und brauet. Freiligrath 1, 306; Das Eismeer ſchäu-
met und brauet. 4; Da braut ein Nebel trüb und dicht. 362;
Kinkel Erz. 12; Meißner Gd. 77 u. o.; Die Berge b. [2].
G. Stein 1, 352; Der Brocken braut. Gökingk 2, 130; Da
brauet der Haſ’ (ſ. d. 1) im weißlichen Dampf auf der
Wieſe. V. 2, 49, und Anm.; 3, 104 (ſ. auch Fuchs 1;
Haarig und Haarrauch). 2) tr.: brauen machen u.
demgemäß früher oft mit Uml.: a) Der Mond hat Sturm
gebraut. Freiligrath Garb. 170; Die Wetter, die ſie [die
Zauberinnen] b. Kinkel 234, und ſo von den Unwetter
brauenden Heren übertr. auf andre ſchädliche Einflüſſe:
Um Heimlichkeiten hinter meinem Rücken zu b. Alexis H. 2,
3, 168; Es iſt ein großes, großes Wehe mir gebraut. Droyſen
Ar. 3, 241; Graulieschen, was brauſt du da für ein namen-
loſes Werk? Gutzkow R. 8, 193 (vgl. Sch. 573a); Laube
Band 1, 119 ꝛc. b) Getränke durch Kochen zuberei-
ten, namentl. Bier (ſo meiſt, wenn kein Zuſatz ein
andres Getränk bez.) und übertr.: Je toller gebraut, je
beſſer Bier. Sprchw. (Hackländer Hdl. 1, 201 ꝛc.); Etliche
Gebräue Bier bräuen laſſen. Schweinichen 3, 79; Opitz 1,
141 ꝛc.; Von ſchmutzigem Waſſer braut ſich kein guter Trank.
Bodenſtedt 2, 104; Wir wollen ſtark Getränke ſchlürfen, |
nun braut mir unverzüglich dran. G. 11, 11; Braut ein Ra-
gout von Andrer Schmaus. 25; Sehen den Text nicht recht
an und nehmen draus, ja bräuen drein, was ſie wollen. Luther
5, 492b u. o.; Wochenſüpplein b. Prutz Woch. 83; Jene
[die Biene] braute Seim zur Labe, dieſe [die Spinne] Gift
[aus der Blume]. Rückert 2, 453; Bis ich ihnen ſüßen
Schlummer [Schlaftrunk] bräute. Mak. 2, 23; Kaffe ge-
brauet. Vogt Oc. 1, 75 ꝛc.
Anm. Urſpr. Tonwort, wie brodeln, brühen ꝛc. Ver-
alt. Part. Gebrauen. Logau 1, 3, 4; Abgebrauen. Hippel
Leb. 1, 501 ꝛc.
Zſſtzg. tr.: vgl. die von kochen ꝛc.: Áb-: das
Brauen beenden. Än-: brauend an-, herbeiſchaf-
fen ꝛc. Sie hat 20 Taſſen Kaffe angebraut. Aūf-:
1) aufbrühn, durch Aufguß brauen: Theekeſſel, worin
ſie .. ihre Kräuterbündel aufbraut. G. 30, 45. 2) Das
Malz a. ꝛc., brauend verbrauchen. Āūs-: zu Ende
brauen ꝛc.: Erhat ausgebraut; Ein gut ausgebrautes Bier;
Was die Stürme für Zeugs in dieſen Gebirgen a. [2a].
G. Stein 1, 130; Rückert Weish. 3, 42. Hêr- ꝛc.:
Etliche haben viel ungeſchicktes Dinges aus ihrem Kopf hin-
eingebräuet [in die Offenbarung Johannis]. Luther SW.
63, 159. Um-: brauend anders machen, z. B.:
Verdorbnes Bier um-b. Ver-: 1) brauend verbrau-
chen, z. B. Malz. 2) brauend verderben: Das Bier
iſt verbraut, mißrathen. Zurécht-: brauend zu
Stande bringen. Zuſámmen-: brauend zuſam-
menbringen ꝛc.: Dicke Rauchwolken, ... wie ein aus allen
den unzähligen Öfen und Schornſteinen zuſammengebrautes
Gewitter. Kohl Engl. 1, 81; Es wird ſich wohl noch Etwas
z. Mügge ER. 66 u. a. m.