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Bot
Bōt, n. (m.), –(e)s; –e: das Bieten und das Ge-
botne (ſ. bieten), gewöhnl. in Zſſtzg., namentl. mit
„Ge“: 1) der kundgebende Wille eines Höhern, was zu
thun oder zu laſſen ſei: Gottes Gebot ..., aber ihr eigen
B. Luther Br. 2, 350 u. a. m. (veralt.). 2) Ladung,
Vorladung. Stalder; Schmeller (mundartl.). Dazu wohl
das mundartl.: all(e)bot, allgebot, adv., immer.
3) Preis, den man für Etwas bietet (in Nordd.
m.): Der mir einen B. auf den Kern meiner Bücher that.
Dorow 1, 124 (Hamann); Hoffte, es werde ihn Niemand ab-
bieten ... Als nun B. um B. aus der Ecke kam. Gotthelf U.
2, 342; Güter gegen den höchſten B. anſchlagen. Möſer Osn.
1, 113.
Zſſtzg. (ſ. nam. Gebot) z.B.: Án-: 1) [3] Bei der
Verſteigerung ... Er machte ſein A. Auerbach D. 4, 281;
120; Ein A. gethan. Gev. 154. 2) = Anerbieten:
Dem römiſchen Stuhl kam ein A. ſolcher Anhänger recht er-
wünſcht. Jahn M. 95; Daß der Lohn vom Verhältniſſe zwi-
ſchen A. und Nachfrage nach Arbeit abhänge. ASpringer
(DMuſ. 1, 2, 667). 3) bergm.: das Recht eines Ge-
werks, eine von ihm verlaſſene und von Andern auf-
genommene Zeche mitzubauen. 4) Der A., gerichtliche
Verordnung zur Einlöſung eines Pfandes oder Ver-
zichtleiſtung darauf. Adelung. Aūf-: gewöhnl. Auf-
gebot (ſ. d.), Mahnung, meiſt m.: Den A. von Frieſen
und Saſſen. Möſer Osn. 209; Es ſei der A. da zur langen
Ewigkeit; Weichmann 2, 226; 240; Es iſt fürwahr der An-
muth Überfluß | ein A., der ſtets neue Luſt erwecket. Mühlpforth
Verm. 9; Leich. 241; ſelbſt mit der Mz.: Daß man ..
A–en zu dem Grab .. die grauen Haare nennt. 225, per-
ſönlich = der Aufbietende, vgl. Bote. Aūs- [3]:
Ihn mir zum A. gegeben. H. 9, 272. Er-: Er ſelb-
neunt im E. V. Ov. 2, 306 = unter den ſich zum Kampf
Erbietenden; Zwingli 2, 8; gewöhnl. Anerbieten.
Fǖr- [2]: mundartl., namentl. gerichtliche Vorla-
dung. Ge-: in allen 3 Bed. für das ſeltnere Bot,
auch in den meiſten Zſſtzg. und in andern mehr:
1) ſinnverwandt: Geſetz, eine verpflichtende Vorſchrift
für eine Geſammtheit in beſtimmter Form, erlaſſen von
einer als dazu befugt anerkannten Autorität; Befehl,
eine an Einzelne, oder, wenn für eine Geſammtheit
beſtimmte, an jeden Einzelnen darin gerichtete Weiſung
eines Obern für beſtimmte einzelne Fälle, Etwas zu thun
oder zu laſſen; G. iſt der Befehl eines Gebietenden (ſ.
gebieten), deſſen Wille unwiderſtehlich zwingende Ge-
walt übt: Die G–e Gottes; Die 10 G–e; Das G. eines
Tyrannen; Die Geſetze Solons; Der Bediente hat Befehl,
Keinen vorzulaſſen; Noth kennt kein G.; Des jammervollen
G–es, | welches mir Kirke gebot, mich nicht zum Kampfe zu
rüſten. V. Od. 12, 227. ſ. auch Verbot. Daß ich ein
Eil-G. des Königs treu erfülle. G. 12, 163; Ein Feuer in
ſeinen Augen, das wie ein Götter- G. mich niederſchlug.
Hölderlin H. 2, 90; 1, 99; 159; Das ſchauerliche Macht-
G. Chamiſſo 4, 108; Nun ſchwand die Freiheit herriſchem
Macht-G. V. 3, 9; Ihrer Bruſt gewalt’ge Lüſte | zähmet das
Natur-G. Sch. 56b. Auch: Einem zu G. ſtehn, ſein,
zur Verfügung, damit nach Belieben zu ſchalten. Weil
ihm kein Gold .. zu G–e. Chamiſſo 4, 141; 107; Solche
ſüßen Worte ſtänden ſeiner Zunge zu G–e. Prutz Muſ. 2,
124 ꝛc. 2) öffentl. Verkündigung, Aufgebot (ſ. 4):
Das dritte G. oder Aufkündigung zu thun und die Braut da-
mit zu Bett zu führen; ſo auch: Kriegs-G. Rückert Roſt.
47a; Als die Griechen durch gemeines Lands-G. gen Troja
auszogen. Schaidenraißer 60a ꝛc. Im Sinn des Einla-
dens, Entbietens, Gaſt-G.; Ein Gaſt-G. ausrichten; ein
Gaſt-G. aus lauter Brühen. L. 6, 475 ꝛc. 3) der für
Etwas gebotne Preis: Der König that zwar ein G., auch
das zweite und dritte. Hebel 3, 437; G. 10, 299; HuKleiſt
Erz. 1, 40; Für das erſte beſte G. zu verkaufen. L. 12,
320 ꝛc. Schand-, Spott-G. ꝛc., -Preis; [Ein Termin]
zur Ausübung des kreditoriſchen Gleich-G–s; Auf ein Meiſt-
G. .. zugeſchlagen. König Kl. 3, 63 ꝛc. 4) Zſſtzg. mit
eignen Bſtw. ſ. o., mit Vorſilben, z. B.: An- [3]:
Anbot; auch= An(er)bieten: Das holde A. Ihrer Freund-
ſchaft. Dorow 2, 160 (Kolbe); Das A. war verführeriſch.
Fallmerayer Or. 2, 2; Steub Dtr. 1, 178. Auf-: das
Aufbieten (ſ. d.): Die Heirath geſchah ... nach nur ein-
maligem A. Gervinus Sch. 1, 49; Welch A. leiht er ihr v.
Falſchheit! 221; Mit dem ganzen A. ſeiner Energie. Gutzkow
R. 6, 12; Der zu ſeinem Salz und Brot ergehen ließ
ein allgemeines A. Rückert Mak. 1, 145; Dies Heer-A. Roſt.
73b; Oft hat man ſchon dergleichen A–e [Aufforderungen,
Mahnungen] mir in den Weg geſtreut. Schlegel Sh. 2, 40;
Es war ein Landſturms-A. im Olymp. Börne 1, 319 ꝛc.;
Einem ein A. machen, ihn mit lautem Gezänk ausſchel-
ten ꝛc. Aus-: Beim A. [Feilbieten] ihrer ländlichen
Waaren. G. 32, 130; Dies erſpart dem Wirth das A. [daß
er den Gaſt ausbietet, ihm die Thür zeigt]. Hausbl. (56)
1, 150; Bei dieſem A–e aus unſerm Hauſe. Iffland 5, 3,
38. Miß-[1u. 3]: ſchlechtes Gebot, vgl. Schand-G.
Nach- [3]: Wie das Bieten Nichts abtragen, weil N–e kä-
men. Gotthelf Sch. 233. Ober-[1]: oberherrl. Gebot:
Das Meer fröhnt dem O. Ptolemäos. V. Th.17,92. Über-
[1]: ein Gebot, dasüber das eigentlichzu Gebietende hin-
ausgeht. Luther 6, 28a. [3]: Überbot: Termin zu et-
waigem U. Um- [3]: Umbot. Wider- [1]:
wider Etwas gerichtetes Gebot. Luther 6, 330a.
Ǖber- [3]:lbergebot: Um Bot und Ü. zu Protokol ab-
zugeben. Um- [3]: bei Verſteigrungen ꝛc. das in
dem Kreis der Kaufluſtigen von einem zum andern um-
gehende Gebot. Ún- [3]: Mißgebot. Ver-:
1) Gebot, Etwas zu unterlaſſen: Wider das V. meines
Arztes. Thümmel; Das Wein-V. Rückert Mak. 1, 196 ꝛc.
2) mundartl. auch noch = Vorladung, ſ. verboten,
Vōr-: Fürbot ꝛc.