Faksimile 0200 | Seite 192
Boss-Boss Boß-Boss bosseln Boßeln Boßel boßelig Boßen Boßeln
Bóss~, Bōß~: die so beginnenden Wörter s. großentheils unter P.; bei den nachfolgenden meist mund- artlichen wird Dehnung u. Schärfung des Vokals vielfach verwechselt: Bósseln, intr. (haben) und tr.:
allerlei kleine Arbeit verrichten, basteln (s. d. und vgl. nám. Schmeller 1, 298, auch pöseln, pünseln. Schütze 3, 244 u.: Pusseln. Niebuhr Nachgel. 129): Hm, ’s ist nur so ein wenig gebosselt. Kurz Sonn. 51 [v. Zimmermannsarbeit]; Wenn die Näherin so an ihm herum posselte. Auerbach Dorf. 1, 181 (bosselte Barf. 115); Was ist Bildung? ... Es ist eben deutsche Gemüths- und Gedanken-Bosselei. Leb. 1, 112; Etwas, was ich durch die Künstler, die um mich sind, könnte zusammen posseln lassen. G. Lav. 57; Stein 1, 215; Da unter des Herzogs Leuten sich gerade ein Boßler befand, so ward es [das Blatt aus dem Atlas] zerschnitten und aufgezogen. G. 25, 23; Neue Kunststückchen und Bosseleien. 38, 191; 14, 18; Ein Kränzlein bosseln. Rückert 2, 375 etc. Auch glätten, ebnen etc. (s. u.): Den gebosselten weiten Rasenplatz. König Jer. 1, 353 etc. Aber auch, wie gew. mit fremder Endung: bossīēren, tr.: erhabne Arbeit aus Wachs, Gips oder sonstiger weicher Masse formen: Die Maske .. nach dem Gesichte des verspotteten Individuums geboßelt. IP. 21, 72; 10, 166; Wer malt, wer boßlet Götter- und Riesenkraft je bartlos? Schlabrendorf (Ense Denkw. 1, 190) etc.; häufiger: Ein Modell bossieren. G. 28, 90; Wachs und Bossierstäbchen. 281; Dem Wachsbossieren ergeben. 26, 257; L. 11, 187; Nachzupinseln oder nach zubossieren. IP. 21, 153; Ausbossieren; der Bossierer etc. Vgl. auch: Bosselieren, tr. (frz. bosseler), getriebene Arbeit machen, ausbauchen. Ferner:
Bōßeln, Kegel schieben. Brem. Wörterb.; Schütze; Bōßen. Schmeller; Von den Kegeln .., davon ihr den neunten .. einem Studenten schenktet, der mit euch boßelte. Musäus M. 2, 151; Boßelbahn. 5, 31. So auch: Bōßel, f.; –n:
Kugel: Für daherpurzeln sagt man in gleichem Sinne herboßeln von Boßel, Kugel. V. 2, 205.
Bōßelig, a.:
rund, kuglig (Spate 216).
Bōßen, pl.:
Kugeln, die kugelförmigen frühgermanischen Giebelblumen. Otte 346. Ferner:
Bōßeln (s. Boot 4); anboßeln:
den Flachs in Büschel binden, um ihn in die Rotte zu legen: Ich habe dir des Flachses duft’ge Lagen | gereicht, als deine Hand sie bosselnd presste. Rückert 2, 114.
Anm. Hier berühren sich mehrere Stämme, wie boßen (s. Amboß), bauschen (s. Busch), basteln etc. s. auch drechseln. Über den Zusammenhang mit Posse etc. s. d.