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Boss-Boss Boß-Boss bosseln Boßeln Boßel boßelig Boßen Boßeln
Bóſs~, Bōß~: die ſo beginnenden Wörter ſ. gro-
ßentheils unter P.; bei den nachfolgenden meiſt mund-
artlichen wird Dehnung u. Schärfung des Vokals vielfach
verwechſelt: Bóſſeln, intr. (haben) und tr.: allerlei
kleine Arbeit verrichten, baſteln (ſ. d. und vgl. nám.
Schmeller 1, 298, auch pöſeln, pünſeln. Schütze 3, 244
u.: Puſſeln. Niebuhr Nachgel. 129): Hm, ’s iſt nur ſo ein
wenig geboſſelt. Kurz Sonn. 51 [v. Zimmermannsarbeit];
Wenn die Näherin ſo an ihm herum poſſelte. Auerbach Dorf. 1,
181 (boſſelte Barf. 115); Was iſt Bildung? ... Es iſt eben
deutſche Gemüths- und Gedanken-Boſſelei. Leb. 1, 112; Et-
was, was ich durch die Künſtler, die um mich ſind, könnte zu-
ſammen poſſeln laſſen. G. Lav. 57; Stein 1, 215; Da un-
ter des Herzogs Leuten ſich gerade ein Boßler befand, ſo ward
es [das Blatt aus dem Atlas] zerſchnitten und aufgezogen.
G. 25, 23; Neue Kunſtſtückchen und Boſſeleien. 38, 191;
14, 18; Ein Kränzlein boſſeln. Rückert 2, 375 ꝛc. Auch
glätten, ebnen ꝛc. (ſ. u.): Den geboſſelten weiten Raſen-
platz. König Jer. 1, 353 ꝛc. Aber auch, wie gew. mit
fremder Endung: boſſīēren, tr.: erhabne Arbeit aus
Wachs, Gips oder ſonſtiger weicher Maſſe formen: Die
Maske .. nach dem Geſichte des verſpotteten Individuums ge-
boßelt. IP. 21, 72; 10, 166; Wer malt, wer boßlet Göt-
ter- und Rieſenkraft je bartlos? Schlabrendorf (Enſe Denkw.
1, 190) ꝛc.; häufiger: Ein Modell boſſieren. G. 28, 90;
Wachs und Boſſierſtäbchen. 281; Dem Wachsboſſieren erge-
ben. 26, 257; L. 11, 187; Nachzupinſeln oder nach zu-
boſſieren. IP. 21, 153; Ausboſſieren; der Boſſierer ꝛc.
Vgl. auch: Boſſelieren, tr. (frz. bosseler), getrie-
bene Arbeit machen, ausbauchen. Ferner: Bōßeln,
Kegel ſchieben. Brem. Wörterb.; Schütze; Bōßen. Schmeller;
Von den Kegeln .., davon ihr den neunten .. einem Studen-
ten ſchenktet, der mit euch boßelte. Muſäus M. 2, 151; Bo-
ßelbahn. 5, 31. So auch: Bōßel, f.; –n: Kugel: Für
daherpurzeln ſagt man in gleichem Sinne herboßeln von
Boßel, Kugel. V. 2, 205. Bōßelig, a.: rund, kug-
lig (Spate 216). Bōßen, pl.: Kugeln, die kugelförmi-
gen frühgermaniſchen Giebelblumen. Otte 346. Ferner:
Bōßeln (ſ. Boot 4); anboßeln: den Flachs in Bü-
ſchel binden, um ihn in die Rotte zu legen: Ich habe
dir des Flachſes duft’ge Lagen | gereicht, als deine Hand ſie
boſſelnd preſſte. Rückert 2, 114.
Anm. Hier berühren ſich mehrere Stämme, wie boßen
(ſ. Amboß), bauſchen (ſ. Buſch), baſteln ꝛc. ſ. auch drechſeln.
Über den Zuſammenhang mit Poſſe ꝛc. ſ. d.