Faksimile 0192 | Seite 184
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Bohne
Bōhne, f.; –n; Böhnchen, lein; –n-: 1) längliche
Hülſenfrucht mehrerer Pflanzen: B–n ſäen; Zwei Metzen
B–n; Eine B. in den Kuchen backen; Wer die Bohn bekommt,
der wird Bohnenkönig (ſ. d.). Fiſchart B. 163b; Sprchw.
Bez. des Geringfügigen, Unbedeutenden: Nicht eine
(halbe) B. werth. Gotthelf Sch. 98; Nicht eine (löchrichte) B.
für Etwas geben. W. 15, 41; Fiſchart B. 44a; Daß ſie keine
B. [gar nicht] hätten brunzen können. 123a; Aus einer B.
[Mücke] einen Berg [Elephanten] machen. Keiſersberg Pilg.
83a; Um (bunte) B–n ſpielen. Göckingk 3, 144 ꝛc. Fer-
ner: B–n Erbſen [5 grade] ſein laſſen; Mit einer B.
[Klappe] 2 Tauben [Fliegen] fangen; B–n gegeſſen haben,
nicht hören können oder wollen ꝛc. Brannte den Kaffe
.., | knatternd ſchwitzten die B–n. V. 2, 153; Den Früh-
trank der Kakao-B. Freiligrath 1, 143; Gift-B., eine
ſchönrothe zu Roſenkränzen benutzte Frucht, Abrus
precatorius, und ſo von andern bohnenartigen Früch-
ten (ſ. 3). 2) von den Pflanzen, von denen die
Bohnen zuſammen mit den (grünen) Schoten in der
Küche zubereitet werden, heißt auch die ganze Schote
B.; je nachdem die Schote bloß in Stücke gebrochen,
oder fein geſchnitten wird ꝛc., unterſch. man Brech-
und Schneide-, oder Schnitt-, Schnitz(el)-B–n ꝛc.
3) heißen ſo mehrere bohnenartige Pflanzen ſelbſt
ganz und gar: B–n ſtäbeln; Mittagsſchlaf iſt eine Labſal
..., wenn ... die blühende B. betäubet. V. 1, 3 (ſprchw.
ſ. Guhrauer L. 2, 223). Sprchw.: Hielt lange Reden
in die B–n hinein [ins Gelag]. Keller LvS. 290; Er geht
in B–n herum. Spate [= iſt ſchwachſinnig]; Nun gang
mir aus den B–n. Uhland V. 614 ff. (Refrain des alten
Bohnenlieds); Sprchw.: Das geht, iſt über das Bohnen-
lied. Auerbach Leb. 3, 318; vHorn Schmj. 71 ꝛc. = über-
ſteigt Alles, geht über die Bäume) ꝛc. Die gewöhn-
lichſten dieſer Pflanzen ſind: a) Die wälſche B., Pha-
seolus, wovon mehrere Arten, z. B. die an Stangen
oder Ricken ſich hinaufrankende, ihnen anſchmiegende
Rick-, Schmink- [d. i. ſchmiegende], Schmück-,
Stangen-, Stengel-, Stecke-, Steig-, auch
Schneide- (ſ. 2), Veits- [,,weil ſie ſpät im Frühjahr
bis zum St. Veitstag gepflanzt werden können“. Ade-
lung, wahrſcheinlich aber Umdeutung aus Fitzbohnen,
Fiſebohnen, Fiſohlen, welche Formen Möſer Osn. 1, 103
aufführt, vom lat. faseolus], Wind-B., Ph. vulgaris
ꝛc. und die am Boden kriechende: Boden-, Franz-,
Kriech-, Zwerg-B., Ph. nana, und von beiden man-
nigfache Unterarten, z. B. von der erſten die Feuer-,
Fleiſch- oder türkiſche B., Ph. multiflorus, mit dunkel-
rothen Blüthen, weniger Nutz- als Zierpflanze um Lau-
ben ꝛc.]; die Säbel- oder Schabbel-, Schwert-B.
(mit ſäbelförmiger Schote, auch Poſthörnlein genannt);
die Brech- (ſ. 2), Schweizer- oder Zucker-B. (be-
ſonders ſüß); darunter die an den Keimen beſonders
gezeichnete Monſtranzen-Zucker-B., Ph. venereus;
Prahl-B. (eine als vorzüglich in die Augen fallende
Sorte. Jahn M. 202); Eier-, Erbs-, Perlen-, Sa-
lat- oder Prinzeſſin-B., länglichrund und erbſen-
groß, Ph. minor (auch Smilax hortensis minor) ꝛc.;
ferner die in niedrigen Büſcheln wachſende Buſch-B.
u. ä. m. Außerdem die in Oſtindien heimiſche Schne-
cken-B., Ph. caracalla (wo Schiffchen und Fahne der
Blüthe ſchneckenförmig zuſammengerollt ſind), die
Spargel-B., Ph. foetidus ꝛc. b) die ſogen. große
oder Acker-, Buff-, Puff-, Eſel-, Feld-, Futter-,
Pferde-, Roß-, Sau-, Teckel-B., Vicia faba, zu-
mal für Pferde und Vieh überhaupt als Futter benutzt.
Auch hier Unterarten, nam. eine etwas kleinere als
Speiſe für Menſchen dienende Art, Vicia f. minor, in
Gemüſegärten gepflanzt und deßhalb Garten- (wie a),
ferner Hand- (oft von Kindern aus der Hand gegeſſen),
Hülſen- und im Ggſtz. der größern Pferde-B.
Sau-B. genannt. Auch heißt, wie bei a, eine Art:
Säbel- oder Schwert-B. c) die Lupine (ſ. d.),
Feig-, Wolfs-B., Lupinus, welche freilich nach der
ſchwankenden Weiſe deutſcher Pflanzennamen mit b, die
Bez.: große, Acker-, Feld-,Sau-B. und mit a Veits-
B. [im Plattd. Wiek- und Viets-B.] gemein hat.
d) außerdem findet ſich z. B. bei Nemnich B. = Anthyl-
lis vulneraria oder Wundklee; Citysus laburnum oder
Bohnenſtrauch; Robinia caragana ꝛc. c) von Pflan-
zen, die durch Zſſtzg. von B. bez. werden, ſind die ge-
wöhnlichſten: Bach- (Bachbunge, Beccabunga);
Baum- (Name vieler bohnentragenden Bäume, wie
Bohnenbaum, z. B. Connarus; Anagyris; Cytisus
laburnum, ſ. d); Bocks- (Biberklee); Donner- (Se-
dum); Kratz- (Dolichos pruriens); Teufels-B.
(Capparis cynophallophora) ꝛc. 4) nach der Ahnlich-
keit mit 1 heißen B. auch z. B. a) Zuckerplätzchen in
Bohnenform. Claudius 3, 17; Zuckerböhnchen ꝛc.; ferner
die Köthel, die rundlichen Erkremente mancher Thiere:
Darein ſie brünzlen und ihre Böhnle legen. Stumpf 610b;
Taubenmiſt und Hühner-B–n. Gotthelf U. 2, 231; Geiß-B–n.
Ryff Th. 19 ꝛc. b) Blaue oder Blei-B. = Flintenkugel:
Da ſä’t man blaue B–n .. bei Kolberg auf der Au. Arndt
199; Dem pflanze ich mit dem Sackpufferle da eine Blei-B.
ins Herz. Auerbach Leb. 2, 264; Blaue B–n eſſen, erſchoſſen
werden. Gutzkow R. 8, 318 ꝛc., vgl. Blaues Korn.
c) bei den Pferden heißt der dem ſchwarzen Keim der
großen Bohnen (3b) ähnliche Fleck in den Höhlen der
Eck- oder Spitzzähne, woran ſich ihr Alter bis ins 8.
Jahr erkennen läſſt, die ſogen. Kennung, Kunde auch
Bohnen-Keim, -Kern, -Schuß, oder bloß Kern oder B.: Das
Pferd hat die B. ausgefreſſen, oder: hat ſich ausgefreſſen,
iſt über 8 Jahr. Verſch. davon B. = Froſch (ſ. d.)
im Gaumen der Pferde. d) Meer- oder See-B.
= Meereichel, Art See-Jgel; Art Gienmuſchel; der
Deckel einer Art Mondſchnecke ꝛc., aber auch (3e) eine
Pflanze, Mimosa scandens.
Anm. Mit dem lat. faba, ſlaw. bob, wie die ältre
oberd. Form Bobn zeigt, ſtammvwdt.
Zſſtzg. ſ. o.: Ácker- [3b; c]. Bách- [3e].
Bāūm- [3e]. Blēī- [4a]. Bócks- [3c; 4a].
Bōden- [3a]. Bréch- [3a; 2]. Búff-
[3b]. Búſch- [3a]. Dónner- [3e]. Ēīer-
[3a].—Erbs- [3a]. —Eſel- [3b]. Fēīg-
[3c]. Féld- [3b; c]. Fēūer- [3a]. Fítz-
[3a]. Flēīſch- [3a]. Fránz- [3a]. Fút-
ter- [3b]. Gárten- [3b; a]. Gēīß- [4a].
Gíft- [1]. Hánd- [3b]. Hühner- [4a].
Hülſen- [3b]. Káffe- [1], auch Name
einiger Walzenſchnecken. Kakāo- [1]. Krátz-
[3e]. Krīēch- [3a]. Mêêr- [4d].
Pérl- [3a]. Pfêrde- [3b; 4c]. Prāhl-
[3a]. Princéſſ(in)- [3a]. Púff- [3b].
Rick- [3a]. Róß- [3b; 4c]. Sǟbel-[3a;
b]. Salāt- [3a]. Sāū- [3b; c]. Scháb-
bel- [3a; b]. Schmínk- [3a]. Schmück-
[3a]. Schnéck-[3a]. Schnēīde-. —Schnitt-.
Schnítz(el)- [3a; 2]. Schwēīzer- [3a].
Schwêrt- [3a; b]. Spárgel- [3a].
Stángen-, Stä́ngel-, Stécken-, Stēīg-
[3a]. Sēē- [1d]. Téckel- [3b]. Tēū-
fels- [3e]. Vēīts- [3a; c]. Wínd-
[3a]. Wólfs- [3c]. Zúcker- [3a; 4a].
Zwérg- [3a] ꝛc.