Bohne
Bōhne, f.; –n; Böhnchen, lein; –n-:
1) längliche Hülsenfrucht mehrerer Pflanzen: B–n säen; Zwei Metzen B–n; Eine B. in den Kuchen backen; Wer die Bohn bekommt, der wird Bohnenkönig (s. d.). B. 163b; Sprchw. Bez. des Geringfügigen, Unbedeutenden: Nicht eine (halbe) B. werth. Sch. 98; Nicht eine (löchrichte) B. für Etwas geben. 15, 41; B. 44a; Daß sie keine B. [gar nicht] hätten brunzen können. 123a; Aus einer B. [Mücke] einen Berg [Elephanten] machen. Pilg. 83a; Um (bunte) B–n spielen. 3, 144 etc. — Ferner: B–n Erbsen [5 grade] sein lassen; Mit einer B. [Klappe] 2 Tauben [Fliegen] fangen; B–n gegessen haben, nicht hören können oder wollen etc. — Brannte den Kaffe .., | knatternd schwitzten die B–n. 2, 153; Den Frühtrank der Kakao-B. 1, 143; Gift-B., eine schönrothe zu Rosenkränzen benutzte Frucht, Abrus precatorius, und so von andern bohnenartigen Früchten (s. 3). — 2) von den Pflanzen, von denen die Bohnen zusammen mit den (grünen) Schoten in der Küche zubereitet werden, heißt auch die ganze Schote B.; je nachdem die Schote bloß in Stücke gebrochen, oder fein geschnitten wird etc., untersch. man Brech- und Schneide-, oder Schnitt-, Schnitz(el)-B–n etc. — 3) heißen so mehrere bohnenartige Pflanzen selbst ganz und gar: B–n stäbeln; Mittagsschlaf ist eine Labsal ..., wenn ... die blühende B. betäubet. 1, 3 (sprchw. s. L. 2, 223). — Sprchw.: Hielt lange Reden in die B–n hinein [ins Gelag]. LvS. 290; Er geht in B–n herum. [= ist schwachsinnig]; Nun gang mir aus den B–n. V. 614 ff. (Refrain des alten Bohnenlieds); Sprchw.: Das geht, ist über das Bohnenlied. Leb. 3, 318; Schmj. 71 etc. = übersteigt Alles, geht über die Bäume) etc. — Die gewöhnlichsten dieser Pflanzen sind:
a) Die wälsche B., Phaseolus, wovon mehrere Arten, z. B. die an Stangen oder Ricken sich hinaufrankende, ihnen anschmiegende Rick-, Schmink- [d. i. schmiegende], Schmück-, Stangen-, Stengel-, Stecke-, Steig-, auch Schneide- (s. 2), Veits- [,,weil sie spät im Frühjahr bis zum St. Veitstag gepflanzt werden können“. lung, — wahrscheinlich aber Umdeutung aus Fitzbohnen, Fisebohnen, Fisohlen, welche Formen Osn. 1, 103 aufführt, vom lat. faseolus], Wind-B., Ph. vulgaris etc. und — die am Boden kriechende: Boden-, Franz-, Kriech-, Zwerg-B., Ph. nana, und von beiden mannigfache Unterarten, z. B. von der ersten die Feuer-, Fleisch- oder türkische B., Ph. multiflorus, mit dunkelrothen Blüthen, weniger Nutz- als Zierpflanze um Lauben etc.]; die Säbel- oder Schabbel-, Schwert-B. (mit säbelförmiger Schote, auch Posthörnlein genannt); die Brech- (s. 2), Schweizer- oder Zucker-B. (besonders süß); darunter die an den Keimen besonders gezeichnete Monstranzen-Zucker-B., Ph. venereus; Prahl-B. (eine als vorzüglich in die Augen fallende Sorte. M. 202); Eier-, Erbs-, Perlen-, Salat- oder Prinzessin-B., länglichrund und erbsengroß, Ph. minor (auch Smilax hortensis minor) etc.; ferner die in niedrigen Büscheln wachsende Busch-B. u. ä. m. Außerdem die in Ostindien heimische Schnecken-B., Ph. caracalla (wo Schiffchen und Fahne der Blüthe schneckenförmig zusammengerollt sind), die Spargel-B., Ph. foetidus etc. —
b) die sogen. große oder Acker-, Buff-, Puff-, Esel-, Feld-, Futter-, Pferde-, Roß-, Sau-, Teckel-B., Vicia faba, zumal für Pferde und Vieh überhaupt als Futter benutzt. Auch hier Unterarten, nam. eine etwas kleinere als Speise für Menschen dienende Art, Vicia f. minor, in Gemüsegärten gepflanzt und deßhalb Garten- (wie a), ferner Hand- (oft von Kindern aus der Hand gegessen), Hülsen- und — im Ggstz. der größern Pferde-B. — Sau-B. genannt. Auch heißt, wie bei a, eine Art: Säbel- oder Schwert-B. —
c) die Lupine (s. d.), Feig-, Wolfs-B., Lupinus, welche freilich nach der schwankenden Weise deutscher Pflanzennamen mit b, die Bez.: große, Acker-, Feld-,Sau-B. und mit a Veits- B. [im Plattd. Wiek- und Viets-B.] gemein hat. —
d) außerdem findet sich z. B. bei B. = Anthyllis vulneraria oder Wundklee; Citysus laburnum oder Bohnenstrauch; Robinia caragana etc. — c) von Pflanzen, die durch Zsstzg. von B. bez. werden, sind die gewöhnlichsten: Bach- (Bachbunge, Beccabunga); Baum- (Name vieler bohnentragenden Bäume, wie Bohnenbaum, z. B. Connarus; Anagyris; Cytisus laburnum, s. d); Bocks- (Biberklee); Donner- (Sedum); Kratz- (Dolichos pruriens); Teufels-B. (Capparis cynophallophora) etc. — 4) nach der Ahnlichkeit mit 1 heißen B. auch z. B.
a) Zuckerplätzchen in Bohnenform. 3, 17; Zuckerböhnchen etc.; ferner die Köthel, die rundlichen Erkremente mancher Thiere: Darein sie brünzlen und ihre Böhnle legen. 610b; Taubenmist und Hühner-B–n. 2, 231; Geiß-B–n. Th. 19 etc. —
b) Blaue oder Blei-B. = Flintenkugel: Da sä’t man blaue B–n .. bei Kolberg auf der Au. 199; Dem pflanze ich mit dem Sackpufferle da eine Blei-B. ins Herz. Leb. 2, 264; Blaue B–n essen, erschossen werden. R. 8, 318 etc., vgl. Blaues Korn. —
c) bei den Pferden heißt der dem schwarzen Keim der großen Bohnen (3b) ähnliche Fleck in den Höhlen der Eck- oder Spitzzähne, woran sich ihr Alter bis ins 8. Jahr erkennen lässt, die sogen. Kennung, Kunde auch Bohnen-Keim, -Kern, -Schuß, oder bloß Kern oder B.: Das Pferd hat die B. ausgefressen, oder: hat sich ausgefressen, ist über 8 Jahr. — Versch. davon B. = Frosch (s. d.) im Gaumen der Pferde. —
d) Meer- oder See-B. = Meereichel, Art See-Jgel; Art Gienmuschel; der Deckel einer Art Mondschnecke etc., aber auch (3e) eine Pflanze, Mimosa scandens.
Anm. Mit dem lat. faba, slaw. bob, wie die ältre oberd. Form Bobn zeigt, stammvwdt.
Zsstzg. s. o.: Ácker- [3b; c]. — Bách- [3e]. — Bāūm- [3e]. — Blēī- [4a]. — Bócks- [3c; 4a]. — Bōden- [3a]. — Bréch- [3a; 2]. — Búff- [3b]. — Búsch- [3a]. — Dónner- [3e]. — Ēīer- [3a].—Erbs- [3a]. —Esel- [3b]. — Fēīg- [3c]. — Féld- [3b; c]. ― Fēūer- [3a]. — Fítz- [3a]. — Flēīsch- [3a]. — Fránz- [3a]. ― Fútter- [3b]. — Gárten- [3b; a]. — Gēīß- [4a]. — Gíft- [1]. — Hánd- [3b]. — Hühner- [4a]. — Hülsen- [3b]. — Káffe- [1], auch Name einiger Walzenschnecken. — Kakāo- [1]. — Krátz- [3e]. — Krīēch- [3a]. — Mêêr- [4d]. — Pérl- [3a]. — Pfêrde- [3b; 4c]. — Prāhl- [3a]. — Princéss(in)- [3a]. — Púff- [3b]. — Rick- [3a]. — Róß- [3b; 4c]. — Sǟbel-[3a; b]. — Salāt- [3a]. — Sāū- [3b; c]. — Schábbel- [3a; b]. — Schmínk- [3a]. — Schmück- [3a]. — Schnéck-[3a]. — Schnēīde-. —Schnitt-. — Schnítz(el)- [3a; 2]. — Schwēīzer- [3a]. — Schwêrt- [3a; b]. — Spárgel- [3a]. — Stángen-, Stä́ngel-, Stécken-, Stēīg- [3a]. — Sēē- [1d]. — Téckel- [3b]. — Tēūfels- [3e]. — Vēīts- [3a; c]. — Wínd- [3a]. — Wólfs- [3c]. — Zúcker- [3a; 4a]. — Zwérg- [3a] etc.
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.