blass
II. Bláſs, a., bläſſer (blaſſer); blaſſeſt (bläſſeſt):
1) von ſchwacher, matter, wenig intenſiver Farbe, ſ.
bleich (vgl.: Anm.): B–es Geſicht, Ggſtz. blühend,
roth; B–e Roſe, Ggſtz. dunkelrothe; B–e Dinte, Ggſtz.
ſchwarze, tieffarbige; B–es Gelb. Ggſtz. intenſiv; B–er
Schimmer, Ggſtz. hell; B. wie Kreide (Heine Lied 54 u. o.),
wie (die) Wand. Mörike N. 498; Schubart 2, 104 ꝛc., vgl.:
Bleichwand; B. vor Schreck, Angſt ꝛc.; Eine Art Flor, der
den häßlichen Anblick bläſſer und milder macht. Börne Par. 1,
242; B. und b–er | erloſch der Schimmer. Chamiſſo 4, 158;
Der Todesſehweiß auf der b–en Stirn. G. 14, 39; Von
deſſen Art und Charakter ſie nicht die b–e Idee faſſen konnte.
Goltz 3, 127 [leiſe, ſchwache ꝛc.); Das b–e Heer der Nacht.
Haller 17, Der B–e erröthet. Heine Lied. 110; Geärgert blan
undb. 152; Aus dem edel-b–en Antlitz. 267; Ein bleiches
Geſicht, das ein langer Bart noch bläſſer erſcheinen machte.
Lewald W. 3, 296; Der Wolkenlichter Schaar verändert ih-
ren Schein, | wird ſämmtlichb. und bleich. Opitz 1, 14; Die
ſchreckenbleichen Geſichter erſchienen noch bläſſer im Scheine
des Monds. Stahr Rep. 1, 33; B. von Wangen. W. 20,
113; Bei ſehr b–em Mondſchein. 13, 94. — Seltner von
einer beſtimmten Farbe, z. B.: Nicht die Braunen, nicht
die B–en. Beck Heim. 134, wohl = Blondinen; Da ſoll..
die b–e Wermuth grünen. Mühlpforth Leich. 189, vgl.: Blei-
cher Primeln Keime. Salis 101. — 2) (ſ. 1) b. machend:
B–e ( bleiche) Angſt, Furcht, Unruhe; B–er (bleicher)
Schrecken, Neid, Tod ꝛc.; Daß wir mit dem bloßen, b–en
Schrecken davon kamen. Dingelſtedt 22; Bleichiſt der Tag | u.
b–e Nebel ſchleiern | die Sonne .. . ein. KGroth 47 ꝛc.
Anm. S. I. — „Bleich“, das meiſt einen höhern Grad von
b. bezeichnet, unterſcheidet ſich dadurch, daß es eigentl. Das
bezeichnet, was ſeine natürliche Farbe verloren hat und in far-
benloſes Weiß übergegangen iſt, vgl.: Bleiche, bleichen und
z. B.: Die Stirne war nicht mehr glatt und die Locken wur-
den bleich. FSchlegel Luc. 259, wo nicht b. ſtehen könnte, weil
in den vom Alter gebleichten Locken die urſprüngl. Farbe ver-
ſchwunden iſt, vgl.: Die Farbe der abgeſchnittenen Locke wird
mit der Zeit b–er. Umgekehrt ſteht gewöhnl. b., nicht bleich
als Beſtimmungsw. bei Farben im Ggſtz. von tief, intenſiv,
z. B.: b.-blau, -braun, -gelb, -grün, -roth ꝛc.; Vom ſatteſten
Roth bis zunr b–eſten Hellroth. Karmarſch l, 159; zuw. auch:
b.-weiß (Lenz Nat. 3, 129; 222), -weißlich (41; 267; 4,
61 ꝛc.). Bei Älteren ſtatt deſſen z. B. auch: Bleichgeel, vom
Schwefel. Mattheſius Sar. 123a ꝛc., jetzt jedoch nicht zur blo-
ßen Bezeichnung einer wenig intenſiven Farbe, ſondern vielmehr,
um das Krankhafte, das Unſcheinbare, das Grauſenerregende
zu bezeichnen, wozu als zweiter Begriff die Farbe hinzutritt,
z. B.: Wie das Alles ſo bleichroth und darnnter viel feurige
helle Flamme! G. 9, 115; Dagegen das liebe Korn keine
ſchöne, herrliche Geſtalt hat, ſondern ganz bleichgeel im Felde
ſteht. Luther 8, 303b; Ein Pythagoräer bleichgelb und un-
geſchuht. V. Th. 14, 6 ꝛc., vgl.: Den gelblich b–en Mund.
Heine Lied. 264. — Der Kompar. meiſt mit Uml. z. B.: ſ. o.
und Forſter Br. 1, 355; G. 19, 333; 39, 177; 40, 23;
Heine Lut. 1, 141; Lenau 1, 321; Matthiſſon 114; Sch.
527a ꝛc., doch auch ohne Uml.: Brockes 9, 188; Geibel 139;
Geßner 1, 16; 228; Heine Lied. 191; 354; Reiſ. 1, 21;
Rom. 108; Tieck A. 1, 261 ꝛc. Im Superlativ meiſt ohne
Uml., wohl wegen des auf das „ſſ“ folgenden Dehnungs-e,
doch z. B.: Das bläſſeſte Geſicht. Thümmel 1, 36 ꝛc.
Zſſtzg. (vgl. die von bleich) bez. theils das die
Bläſſe Bewirkende, z. B.: Mach nicht ſorgen-b. das |
Antlitz. Rückert Mak. 1, 137; Liebe-b. Nal. 12 ꝛc., theils
noch gewöhnlicher einen Vergleich, z. B.: Kreide-b. Heine
Reiſ. 3, 183; Leichen-b. Lied. 56; Tieck Ac. 1, 17; 2,
91; W. 20, 110; Lilien-b. 323; Heinſe A. 1, 202;
Marmor-b. Heine Lied. 331; Stahr Rep. 1, 301; Milch-b.
Keller gH. 1, 10; Roſen-b. Rückert 2, 128; Todt-b.
Gutzkow R. 5, 433; Hebel 3, 25; Heine Lied. 313; Rom.
126; Schubart 3, 93; Schwab 242; Todten-b. Gutzkow
R. 4, 338; Königsl. 37; Heine Lied. 7-; Todes-b. Hebel
3, 496 u. ä. m.
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