Faksimile 0160 | Seite 152
blass
II. Bláſs, a., bläſſer (blaſſer); blaſſeſt (bläſſeſt):
1) von ſchwacher, matter, wenig intenſiver Farbe, ſ.
bleich (vgl.: Anm.): B–es Geſicht, Ggſtz. blühend,
roth; B–e Roſe, Ggſtz. dunkelrothe; B–e Dinte, Ggſtz.
ſchwarze, tieffarbige; B–es Gelb. Ggſtz. intenſiv; B–er
Schimmer, Ggſtz. hell; B. wie Kreide (Heine Lied 54 u. o.),
wie (die) Wand. Mörike N. 498; Schubart 2, 104 ꝛc., vgl.:
Bleichwand; B. vor Schreck, Angſt ꝛc.; Eine Art Flor, der
den häßlichen Anblick bläſſer und milder macht. Börne Par. 1,
242; B. und b–er | erloſch der Schimmer. Chamiſſo 4, 158;
Der Todesſehweiß auf der b–en Stirn. G. 14, 39; Von
deſſen Art und Charakter ſie nicht die b–e Idee faſſen konnte.
Goltz 3, 127 [leiſe, ſchwache ꝛc.); Das b–e Heer der Nacht.
Haller 17, Der B–e erröthet. Heine Lied. 110; Geärgert blan
undb. 152; Aus dem edel-b–en Antlitz. 267; Ein bleiches
Geſicht, das ein langer Bart noch bläſſer erſcheinen machte.
Lewald W. 3, 296; Der Wolkenlichter Schaar verändert ih-
ren Schein, | wird ſämmtlichb. und bleich. Opitz 1, 14; Die
ſchreckenbleichen Geſichter erſchienen noch bläſſer im Scheine
des Monds. Stahr Rep. 1, 33; B. von Wangen. W. 20,
113; Bei ſehr b–em Mondſchein. 13, 94. Seltner von
einer beſtimmten Farbe, z. B.: Nicht die Braunen, nicht
die B–en. Beck Heim. 134, wohl = Blondinen; Da ſoll..
die b–e Wermuth grünen. Mühlpforth Leich. 189, vgl.: Blei-
cher Primeln Keime. Salis 101. 2) (ſ. 1) b. machend:
B–e ( bleiche) Angſt, Furcht, Unruhe; B–er (bleicher)
Schrecken, Neid, Tod ꝛc.; Daß wir mit dem bloßen, b–en
Schrecken davon kamen. Dingelſtedt 22; Bleichiſt der Tag | u.
b–e Nebel ſchleiern | die Sonne .. . ein. KGroth 47 ꝛc.
Anm. S. I. „Bleich“, das meiſt einen höhern Grad von
b. bezeichnet, unterſcheidet ſich dadurch, daß es eigentl. Das
bezeichnet, was ſeine natürliche Farbe verloren hat und in far-
benloſes Weiß übergegangen iſt, vgl.: Bleiche, bleichen und
z. B.: Die Stirne war nicht mehr glatt und die Locken wur-
den bleich. FSchlegel Luc. 259, wo nicht b. ſtehen könnte, weil
in den vom Alter gebleichten Locken die urſprüngl. Farbe ver-
ſchwunden iſt, vgl.: Die Farbe der abgeſchnittenen Locke wird
mit der Zeit b–er. Umgekehrt ſteht gewöhnl. b., nicht bleich
als Beſtimmungsw. bei Farben im Ggſtz. von tief, intenſiv,
z. B.: b.-blau, -braun, -gelb, -grün, -roth ꝛc.; Vom ſatteſten
Roth bis zunr b–eſten Hellroth. Karmarſch l, 159; zuw. auch:
b.-weiß (Lenz Nat. 3, 129; 222), -weißlich (41; 267; 4,
61 ꝛc.). Bei Älteren ſtatt deſſen z. B. auch: Bleichgeel, vom
Schwefel. Mattheſius Sar. 123a ꝛc., jetzt jedoch nicht zur blo-
ßen Bezeichnung einer wenig intenſiven Farbe, ſondern vielmehr,
um das Krankhafte, das Unſcheinbare, das Grauſenerregende
zu bezeichnen, wozu als zweiter Begriff die Farbe hinzutritt,
z. B.: Wie das Alles ſo bleichroth und darnnter viel feurige
helle Flamme! G. 9, 115; Dagegen das liebe Korn keine
ſchöne, herrliche Geſtalt hat, ſondern ganz bleichgeel im Felde
ſteht. Luther 8, 303b; Ein Pythagoräer bleichgelb und un-
geſchuht. V. Th. 14, 6 ꝛc., vgl.: Den gelblich b–en Mund.
Heine Lied. 264. Der Kompar. meiſt mit Uml. z. B.: ſ. o.
und Forſter Br. 1, 355; G. 19, 333; 39, 177; 40, 23;
Heine Lut. 1, 141; Lenau 1, 321; Matthiſſon 114; Sch.
527a ꝛc., doch auch ohne Uml.: Brockes 9, 188; Geibel 139;
Geßner 1, 16; 228; Heine Lied. 191; 354; Reiſ. 1, 21;
Rom. 108; Tieck A. 1, 261 ꝛc. Im Superlativ meiſt ohne
Uml., wohl wegen des auf das „ſſ“ folgenden Dehnungs-e,
doch z. B.: Das bläſſeſte Geſicht. Thümmel 1, 36 ꝛc.
Zſſtzg. (vgl. die von bleich) bez. theils das die
Bläſſe Bewirkende, z. B.: Mach nicht ſorgen-b. das |
Antlitz. Rückert Mak. 1, 137; Liebe-b. Nal. 12 ꝛc., theils
noch gewöhnlicher einen Vergleich, z. B.: Kreide-b. Heine
Reiſ. 3, 183; Leichen-b. Lied. 56; Tieck Ac. 1, 17; 2,
91; W. 20, 110; Lilien-b. 323; Heinſe A. 1, 202;
Marmor-b. Heine Lied. 331; Stahr Rep. 1, 301; Milch-b.
Keller gH. 1, 10; Roſen-b. Rückert 2, 128; Todt-b.
Gutzkow R. 5, 433; Hebel 3, 25; Heine Lied. 313; Rom.
126; Schubart 3, 93; Schwab 242; Todten-b. Gutzkow
R. 4, 338; Königsl. 37; Heine Lied. 7-; Todes-b. Hebel
3, 496 u. ä. m.