bitter
IV. Bitter, a.:
1) beißend, schneidend, scharf: B–e Kälte. E. 178; Der Himmel ist wild und b. der Wind. Pol. 2, 78; Der b–e Frost. 3, 4; S ist b. kalt. Haml. 1, 1 etc. — 2) gewöhnl. vom Geschmack, eine eigenthümliche, dem Süßen entgegengesetzte, doch z. B. vom Atzenden, Barschen, Beißenden, Herben, Salzigen, Sauren, Scharfen etc. wesentlich verschiedene Empfindung erregend, vgl.: b.-süß, -sauer etc.: B–e Mandeln; B–es Bier; Bittre Arznei; Wenn die Maus satt ist, schmeckt das Mehl b.; Süß wie Honigseim, aber hernach b. wie Wermuth. Voll b–er Galle. ebd.; Jhre Liebe verwandelte sich in b–e Galle und essigsauren Haß. A. 1, 266; Man verschluckte die bittre Pille [unangenehme Wahrheit s. 3]. F. 100. — 3) übertr.:
a) das Gefühl empfindlich verletzend, kränkend etc.: Bittre Worte. Wenn nicht der b–e Angriff eine ebenso b–e Vertheidigung hervorgelockt. H. 1, 1, 61; B. tadeln. 2, 447; Die b–sten Vorwürfe. misso 4, 254; Es war ein stummer Blick | ein bittrer Vorwurf ihr. 13, 26; Kann es uns dann b. eintränken. Reis. 3, 6; Was Sie mir so gut und freundschaftlich vorwerfen, habe ich mir schon manchmal sehr b. voraeworfen; aber es sei nun, daß die eigene B–keit gegen sich selbst eben so b. nicht ist etc. 12, 517; Zur Härte fügt ihr noch den b–n Hohn. 406b etc. —
b) für das Gefühl quälend, drückend, peinigend, beengend, schmerzlich, Schmerz und Qual bereitend: Daß ein solches Weib bittrer sei als der Tod. Das soll ihm bittrer sein. 146a; B–es Weh. 4, 323; Bittres Elend. 123; Bittre Noth. 6, 71; Von bittrer Lust und Schmerzen übermannt. 3, 115; Wie b. die schmerzliche Flucht sei. 5, 8; Bittrer Tod. 11, 199; Die doch bittre Schere [der Parzen]. 2, 50; Ihren nagenden innern Vorwurf, ihre bittre Reuc. R. 5, 163; Wie oft, wie b. oft | bedrängten dich des Nordens Barbarinnen. Lied. 345; Die süße Qual .., die bittre Wonne. Rom. 41; Du Bringer bittrer Schmerzen. 544b; Es geht Einem .. b. ein. 5, 14; Nun schwur er mir alles B–e und Böse. N. 5, 296; Das war ihm b. und leid genug. 383; In b–er Verlegenheit. 1, 323 etc. —
c) von Bitterkeit erfüllt, d. h. sowohl von bittrem Leid, z. B.: Nun öffne dich, betrübtes Herz, und ihr, ihr b–n Lippen! Ngr. 2, 53, als auch von bittern, beengenden Gefühlen des Hasses, Neides etc., sei es, daß man sich verletzt fühlt oder Andre zu verletzen trachtet (s. a): Kein Zorn so b. als der Frauen Zorn. Ein b. Mensch trachtet Böses zu thun. 17, 11; Offenbart damit sein hässiges, b–s, giftiges Herz. 6, 8b; O Gott! hier fühl’ ich,| daß ich b. werde. 246b; Ein bittres [verbittertes] Gemüth; Der b–e Zorn. Th. 1, 18; B–en Groll in der Seele. 96; Ein b–er Tadel, sowohl in Bezug auf den dadurch Verletzten, als auf den Verletzenden etc. —
d) durch Bittres, d. h. durch Quälendes, Drückendes, Schmerzliches etc. hervorgerufen, erzeugt, z. B.: B–e Klage. 1. 50, 10; Der b–e Schweiß der ewig drängenden Arbeit. 5, 85; B–e Thränen; B. weinen etc., vgl. als Ggstz.: Und Thränen fließen gar so süß, | erleichtern mir das Herz. G. 1, 65; also nicht wie 2, 54 meint = salzig; u. ä. m. —
e) dies geht über in den Begriff des tief Empfundnen, vgl. noch: Bittre Reue (b); Die b–ste Verzweiflung. Luc. 131 etc. Namentl. aber auch: Alles b–ster, heiligster Ernst. Erinn. 182; Es ist dem guten Kerl gar zu b. ernst, als daß er Spaß verstehen könnte. Br. 2, 74; Es ist ihm ernst und b. 3, 302 etc. — 4) nicht b., = nicht übel, angenehm; Wohlgefallen, Behagen erweckend: Zwar die vierundzwanzig Ritter | ehren wir in allen Fällen; | doch auch Fräulein sind nicht b. 6, 35; Dachte, Das lautet nicht b. 3, 302; Die Märchen sind hübsch, doch .. das ihre war auch nicht b. 15, 26 etc. — 5) als Hauptw.:
a) nentr.: Sie machte alle Jahr ein B–s für den Magen. 1, 124 (s. Bitter III); Durch Wermuth wird das Bittre nicht versüßt. 4, 163; Nicht kurz sind unsre Leiden, | denn wir haben das Bittre der sämmtlichen Jahre getrunken. G. 5, 52. —
b) als masc. selten = der Erbitterte, Verbitterte, dagegen oft ellipt. = bittrer Schnaps (s. Bitter III): Ließ sich einen B–n einschenken etc. — 6) mundartl.: Einem nicht das B–ste [= nicht das Geringste] gönnen etc. entweder zu „Bischen“ gehörig, vgl. z. B. in der Schifferspr.: Bitter-Enden, kurze Stücke, Enden von alten Tauen, oder sonst vielleicht zu erklären: nicht einmal das B–ste, das Schlechteste.
Anm. Goth. baitrs: ahd. bittar; mhd. bitter, wohl zu „beißen“, s. d. u. vgl. barsch. — Formen in denen viele „r“ zusammenstoßen werden als hart meist vermieden, vgl. Orth. 95 und z. B.: Ein bitter Mensch. 17, 11; Eine etwas bittere und menschenfeindlichere Wendung .. als noch niemals. Br. 1, 382.
Zsstzg. leicht zu mehren nach den folgenden, z. B.: z 9. Án-: mundartl., ein wenig bitter. —
Frǖhlings-: So f., so düfte-ahnend hauchte das Knöspchen seinen Athem aus. Tieck NKr. 4, 182 sso bitter wie die Knospen im Frühling]. —
Gáll-: bitter wie Galle, sehr bitter: Jenen trüben .. a–n Sat. Sendelmann 289; Mit gallebitterm Undank belohnt. Tieck NKr. 3, 27; Gallenbitter war | die schöne Frucht. . 20, 195, auch wohl weiden-, höll-b. (Frommann 1, 230) etc. —
Grímm-: Palleske Sch. 1, 176 = grimmig-b. —
Hópfen-: bitter von Hopfen: Ein h–es Bier. — Schmérzens- [3d]: Thränen weint er, schmerzensbittre Tbränen. Talvj 2, 248; Sagen sich gar schmerzensbittre Worte. 287, u. ä. m.
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