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binden Um-Binden
II. Binden, tr., band (veralt. bund), bände (ver-
alt. bünde): gebunden; Bind(e) -: durch etwas Zu-
ſammenhaltendes die Trennung, das Auseinandergehn,
dann auch die Ausdehnung, die freie Bewegung ꝛc.
hindern: 1) als Obj. kann hier ſtehn: a) der zuſam-
menhaltende, bedeckende ꝛc. Gegenſtand: Eiſ Band um
die Blumen b., winden, ſchlingen ꝛc.; Wieden um das
Getreide b.; Ein Tuch um die Klingen, um die Augen, um
den Arm b. ꝛc. b) der zuſammengehaltne, bedeckte,
befeſtigte ꝛc. Gegenſtd.: Blumen mit einem Band in einen
Kranz, zum Kranz b.; Getreide mit Wieden in Garben b.;
Zur Menſur! die Klingen bindet! Scheffel 36; Mit glänzen-
dem Seile .. | band er ihn feſt. V. Od. 10, 24. c) der
noch nicht vorhandne, ſondern erſt durch das B. als
Deſſen Ergebnis entſtehnde Ggſtd.: Einen Kranz aus, von
Blumen b.; Garben, Ballen, Beſen, Bürſten, ein Faß b. ꝛc.
und demgemäß auch: Ballen-, Beſen- ꝛc. Binder(in).
Dieſer Unterſchied tritt im Folgenden überall hervor:
wir ſondern der Überſichtlichkeit halber: 2) zuſammen-
b., ver-b., durch etwas Zuſammenhaltendes zu einem
Ganzen, zu einer Geſammtheit vereinigen, z. B.: Was
viele Seelen zuſammen | bindet, bänd’ (ſ. c) es auch nur
leicht, wie die Binſe den Kranz. G. 1, 313; Wir wollen kleine
Kränzchen winden, | wir wollen kleineSträußchen b. 6,4; Reiſer
zu einer Rutbe b.; Sich eine Ruthe (ſ. d.) b. Immermann M.
2, 294 ꝛc.; Fügte Holz auf Stein, die Kalk und Leimen bun-
den. Lichtwer 205; Ein Saal, den Marmorbogen bunden.
113; Die zerſtreute Welt zu b. | in vertraulichen Verein.
Sch. 56a; Deine Zauber b. wieder, | was die Mode ſtreng
getheilt. 19a; Was Venus band .. | kann Mars zerreißen.
348a ꝛc., vgl.: Binder und Zſſtzg. Namentlich auch:
a) Ein Buch b., ein-b., die Blätter desſelben gehörig zu-
ſammenheften und ſie mit einem aus Rücken u. Deckeln
beſtehnden Umſchlage verſehn: Ein Buch,in Leder, Pappe,
Franzband b. ꝛc.; Ungebundne Bücher, vgl.: Band I. 1
und Buchbinder. b) Muſ.: Noten b., ſie im Ggſtz.
der kurz abgeſtoßnen, aneinanderhängend und in ein-
ander verfließend vortragen, ſie lang aushalten: Ge-
bundne Noten werden durch den Bindebogen bezeichnet ꝛc.,
ſ. Legato. c) Das Obj. kann zuw. fehlen: Bedürfnis
bindet im Leben am meiſten, es ſei nun geiſtiges oder an-
deres. Knebel 3, 21: Das B–dſte, was die Menſchheit hat,
..Religion. Fichte 6, 149; Einen ſchnell-b–den, daher dem
Waſſer widerſtehenden Mörtel; Ein Schluß bindet, iſt
b–d, bündig, wenn er das Gefolgerte mit Dem,
woraus es gefolgert wird, als in weſentlichem
Zuſammenhang ſtehnd, nothwendig daraus hervor-
gehnd zeigt: Durchaus Nichts als ſeiend und b–d
gelten zu laſſen, als Dasjenige, was man verſtehe und
klärlich begreife. Fichte 7, 21 u. o. d) refl.: Der ange-
feuchtete Thon bindet ſich, ſeine Theile halten zuſammen
ꝛc. 3) auch von ungleichartigen, nicht zu einem
Ganzen werdenden Dingen, das eine an dem andern
durch Umſchlingen, Verknüpfen ꝛc. befeſtigt, mit mehr-
fachen Präpoſ. in eigentlichem und zuw. in übertr.
Sinn: a) mit ,,an“ und Accuſ.: Den Kahn ans Schiff,
das Pferd an den Baum, an die Krippe b. ꝛc. Übertr.:
Etwas ans Bein (ſ. d.) b.; Du ſollſt länger nicht, unſchul-
diger Mann, dein Schickſal an das meine b. Chamiſſo 4, 300,
es daran knüpfen, damit in Zuſammenhang bringen,
davon abhängig machen: An die ſichtbare Erſcheinung b.
[knüpfen, damit ver-b. wir in Gedanken] wir ſeinen
Duft. Engel 1, 349; Mein Amt bindet [feſſelt, ſ. 4] mich
an dieſen Ort. Forſter Br. 2, 270; Da ſich kaum die Seele |
an Vater, Mutter und Geſchwiſter band [ſchloß]. G. 13,
6; Faſt als Leibeigne, an die Erde gebunden. 14, 304:
Die Kette .., | die den beſondern Satz an den gemeinen bindt.
Haller 145; Ich [die Glockenuhr] bin an keinen Ort, | an
keine Zeit und an kein Licht gebunden. LHNicolai 1, 32; Auf-
gelöſt | ſind alle Bande die den Officier | an ſeinen Kaiſer
feſſeln, den Soldaten | vertraulich b. an das Bürgerleben.
Sch. 356b: Der Überſetzer bat ſich nicht an die Worte ge-
bunden ꝛc. b) zuw. auch, doch nur rein örtlich,
„an“ mit Dat., vgl.: Er wird ſein Füllen an den Wein-
ſtock b. und ſeine Eſelin an die Reben. Fiſchart B. 54a,
an den Reben. 1. Moſ. 49, 11; Band ſie an die Schweife
von vier Roſſen. Talvj 2, 162; Band ſie feſt am Schweife
von vier Roſſen. 163; Dieſe banden im Schiffe mich jetzt an
Händen und Füßen aufrecht unten am Maſt. V. Od. 12,
178; Am Maſtbaum gebunden. Claudius 1, 131; Das
Pferd [wo?] am Thor [wohin?] an einen Baum b. u. ä.
m. c) mit ,,auf“ z. B.: Ich will euch auf die Wund’
ein heilſam Pflaſter b. [heften, legen ꝛc.]. Mühlpforth Hochz.
5 ꝛc., namentl. übertr.: Sich ſelbſt eine Ruthe auf den
Rücken b.; Nicht vonnöthen, daß man dem Prediger Das
auf die Ärmel binde. Weidner 197; Glaubſt, man bände ſo
’was einer Jeden auf die Naſe? Gotthelf Sch. 66, vertraue,
offenbare es Jeder, indem das auf Naſe oder Armel
Gebundne unvermeidlich in die Augen fällt; Weil er
ſich in einer ſo wichtigen Sache Nichts auf die Naſe b. [auf-
b., aufheften, einreden] laſſe. Claudius 6, 7; Ihr konntet
mir auch einen Bären auf die Naſe gebunden haben. Seals-
feld Tr.R. 1, 79 ꝛc. Richt’ es pünktlich aus, ich bind’ es
dir auf deine Seele. G. 9, 119; Ein Brief, der dem Über-
bringer beſonders auf die Seele gebunden und deſſen baldige
Beſtellung eifrig eingeſchärft worden war. 19, 179; Band
ihr aber auf’s Gewiſſen, behutſam zu ſein. Heinſe A. 1, 171.
d) mit „in“, in Etwas, das zuſammengebunden
wird, einwickeln, einſchließen: Binde es in deinen Man-
telzipfel; Bunden ihn in Leinentücher. Bibel U. v., auch:
Ihm etwas ganz Gutes in das Kiſſen zu b. Auerbach Gv. 285,
ſ. ein-b. 3. Verſchieden davon kann auch der Gaſtd.
bei „in“ (ſ. 1c) ein erſt durch das Binden entſtehn-
der ſein, ſinnverwandt „u“, welches aber bloß das
Ergebnis bezeichnet, während „in“ auch auf die Art
und Weiſe oder auf einen Theil des Ganzen deutet:
Roſen zu Kränzen b. (Roſenkränze); Roſen in die Kränze
b. (mit andern Blumen): Das Haar in Flechten b. (die
Art der Friſur bezeichnend): Bindet es [das Unkraut] in
Bündlein, daß man es verbrennen kann. Ramler F. 3, 36 ꝛc.
18*
Auch übertr.: Daß ich alle anderen Brief in ein Büſchlein
b. [zuſammen-b., fortpacken] und neben mich legen mußte.
Luther 5, 528b; Das Ander .. müſſen wir in die Vergebung
der Sünden b. [darin mit einſchließen]. 529a; Dort bin-
det Alle dann | ein gleich Geſchick in ew’ge matte Nacht
[ſchließt ſie feſſelnd darin, ſ. 4]. G. 13, 25; Die Zeilen,
Paar und Paar, als in ein Joch zu b. [4e]. LHRicolai 1, 87;
Einem Etwas in den Eid, in die Pflicht b., als darin ein-
geſchloſſen, mit zugehörig einſchärfen, vgl.: Auf die
Seele b. und ein-b. 4. e) mit ,,um“, ſ. 1a: Einen
Faden um die Hand, ein Tuch um den Kopf, um den Hals b.
ꝛc.; Hat mir 15 Florin um den Arm b. laſſen [als Ange-
binde verehren, ſ. 6]. Schweinichen 1, 71; 245 ꝛc.
f) in einer Art Ellipſe, wodurch b., vgl. ab-, auf-,
aus-, los-b. und hüllen (2), gleichſam in den Ggſtz.
„löſen“ übergeht, mit ,aus, von ꝛc.“, z. B.: Das
Geld aus dem Taſchentuch b. [das Eingebundne heraus-
nehmen]; Den Knoten auseinander b.; Als des Geſchickes
dunkle Hand, | was ſie vor euren Augen ſchnürte, | vor eurem
Aug’ nicht aus einander b. Sch. 24a ꝛc. Den Helm vom
Haupt, das Pferd von der Krippe b. ꝛc. g) An f, ſchließen
ſich Wendungen wie: Die ihre luftigen Röcke höher ge-
bunden hatten. Gutzkow R. 4, 234 = durch B. höher
machen; Etwas in die Höhe, nach vorn b. ꝛc. 4) B. =
feſſeln, der freien Bewegung mehr oder minder berau-
ben, hemmen, beſchränken ꝛc. a) Einen körperlich b.,
mit Banden feſſeln. Richter 16, 5 u. o.; Hände und Füße
b. Apoſtelg. 21, 11 ꝛc. b) übertr. auch: durch etwas
Bannendes der freien Bewegung und Thätigkeit berau-
ben, z. B. im Ggſtz von „löſen“, Matth. 16, 19 ff.
So auch von Zauberei ꝛc.: Ihr den Dieb zu b. ... Zum
Diebesverbannen. Kinkel E. 382, ſ. auch „Stellen“; auch
„feſſeln“ Ramler F. 2, 474; = Neſtel knüpfen, durch Zau-
ber zum Beiſchlaf untüchtig machen. Ettner Hebamme
292 ꝛc.; Durch einen Zauberſpruch gebunden. W. 11, 134;
So wolleſt du uns b. Tod und Alter, | daß wir nicht ſterben
und auch nicht ergreiſen. Rückert 1, 105. Von andern
die freie Bewegung hemmenden Gewalten, z. B.: [Der
Schlaf] hielt mich gebunden. Chamiſſo 4, 92; Wie Einer, den
der Wahnſinn hat gebunden. 160; Mir war’s gebunden vor
der Stirn [ich hatte das dumpfe Gefühl des Drucks].
G. 2, 100; Wo uns Natur befreit, wie Kunſt auch binde
[in beſtimmte Schranken einſchließend]. 6, 54; Wie
enggebunden [in wie enge Schranken eingeſchloſſen] iſt
des Weibes Glück. 13, 4; In tiefe Sklaverei lag ich gebun-
den. 10, 219; Dem all-b–den [allbeherrſchenden] Eros.
Gutzkow R. 6, 23; Warum müſſen wir ſo gebunden ſein,
und jeden Tropfen Luſt mit Ach und Weh erkaufen? Heinſe A.
1, 167; Durch ein voreiliges Verſprechen gebunden. V.
Myth. 1, 92; Eide b. wohl die Lebendigen, im Tode ſchmilzt
auch der Sakramente eiſernes Band. Sch. 206b ꝛc.; Gebundne
Zeit, in der keine Hochzeit ſtatthaben darf ꝛc. c) na-
mentlich auch: die Sinnes-, Bewegungswerkzeuge, den
Geiſt b., z. B.: Doch kann der Schlummer nicht des
Schwärmers Auge b. Alxinger D. 231 ꝛc.; Bis ihm der
Schlaf die Zunge und die letzte Beſinnung band. Hebel 3,
338; O Freude, die die Zunge bindt. Haller 185; Weil der
vermeinte Schatten der kaiſerlichen Majeſtät ihnen die Mäuler
band. Klinger F. 100; Laß mich deine Zunge mit deinem
Zutraun b. Sch. 188b; Das Band | der Zunge bindet feſt
des Vaters wildes Wort. Werner Febr. 67 ꝛc. Gleichwohl
will ich mir auch mit dieſer Erklärung die Hände nicht ge-
bunden [mich ſelbſt beſchränkt] haben. B. 184b; Weil es
ihm die Hände bindet, und ihm die Freiheit verkümmert. G.
Zelt. 2, 66; Im Geheim aber band er Demſelben durch die
ſtrengſten Inſtruktionen die Hände. Sch. 977a ꝛc. Nicht iſt
der Geiſt, doch iſt der Fuß gebunden [am Wandern gehin-
dert]. G. 6, 90. Das muß ich nur recht oft mir ſagen,
muß damit die Seele mir b., daß ſie ruhig bleibt. Hölderlin
H. 2, 108. Öffne den düſtergebundenen Sinn. Sch. 56a;
Geſetze, welche die Gewiſſen bunden. L. 11, 74; Luther 5, 10a ꝛc.
d) auch von unperſönl. Ggſtdn., deren Bewegung
u. Wirkſamkeit gehemmt erſcheint, z. B.: Mit prangen-
der Krone im freien, lichten Raume und mit reichem Wurzel-
geäſte im gebundenen dunkeln Grund. Auerbach SchV. 27;
Als das Eis des Stromes Wellen band, | daß ſie nicht floſſen
und nicht rauſchten. Uhland Ludw. 109 ꝛc.; Die abſorbierte
Wärme iſt gleichſam in der Maſſe verborgen, welche das Re-
ſultat der Schmelzung iſt, ſie iſt latent, ſie iſt gebunden wor-
den; wenn das Waſſer gefriert, ſo wird die Wärme wieder
frei, welche beim Schmelzen gebunden worden iſt. Pouillet 1,
205; In den Salzen haben ſich Säuren und Baſen gegen-
ſeitig gebunden ꝛc. e) Gebundene Rede, die nicht die
freie, ungehemmte Bewegung der Proſa hat, ſondern
durch die beſtimmten Geſetze des Rhythmus beſchränkt
iſt: Was ſtets und aller Orten | ſich ewig jung erweiſt | iſt
in gebundnen Worten | ein ungebundner [f]Geiſt. G.; vgl.:
Sie [die Kunſt] die Alles | begrenzt und bindet. Sch. 319a;
Gießeſt du ſie [die Schmerzen] ein in b–de Reime. KGroth
56. f) zu dem Partic. gebunden (verſch. gebindet,
ſ. I), namentl. in der Bed. 4, gehören Zſſtzg. und
Fortbildungen, z. B.: Ungebunden, von Büchern (2a),
vom Leben, Geiſt, von der Luſt, Rede ꝛc.; ferner z.B.:
Der liegt ſchlaf- und traumgebunden. WHumboldt Son.
210 ꝛc. Ferner: Dieſe neue Freiheit nicht beſſer als die
alte Gebundenheit. Arndt Erinn. 284; Aus der Gebun-
denheit in kleinen Verhältniſſen. Auerbach Tag. 35; Meine
letzten dramatiſchen Arbeiten fanden wegen allzugroßer Ge-
bundenheit [knapper Form] keinen Eingang. G. 25, 212;
39, 129; Dieſe Vollendung und enge Gebundenheit der Kunſt.
Tieck NKr. 2, 53; A. 1, 94 ꝛc. Auch: Das Zuſammen-
werfen der Regeln giebt keine Ungebundenheit. G. 31,
15; Die Grazien eines Sylbentanzes, der in ſeiner ſcheinbaren
Ungebundenheit immer zwiſchen Rhythmus und Harmonie da-
hinſchwebt. W. 15, XII. 5) Kurzgebunden, kurz ent-
ſchloſſen, reſolviert, reſolut: Einen kräftigen, kurz gebunde-
nen, raſchen Thatmann. G. 4, 284; 267; Einen Helden,
kurz gebunden wie irgend Einer. 33, 309; Kurz gebunden,
lang denkend. 8, 298; 21, 98 ꝛc., vgl.: Wie ſie kurz an-
gebunden war. 11, 111 [nicht lange Rede ſtehnd, ſich
kurz abwendend, ohne Komplimente, grob]; „Der iſt
kurz angebunden!“ ... Kurze Stränge fährt ſich beſſer. Gutz-
kow R. 4, 260; War kürzer angebunden und rückſichtsloſer,
als man es ertragen hätte. HHerz 229; In allen ſeinen Reden
kurz angebunden. Tieck A. 2, 243 ꝛc. Ferner ſchwzr.:
Der iſt kurz abgebunden. Peſtalozzi 1, 29; Stalder, vgl.:
„Abbinden ... zu Stande bringen, völlig fertig b., auch figür-
lich und, Etwas abbinden hieß auch capita rerum expedire.
Damit ich kurz abbinde, war ſoviel als: damit ich es kurz
mache, daß ich endlich mit Wenigem anzeige, worauf die Sache
hauptſächlich und allein ankommt ... Man ſagt von einem
Manne, der wenig Worte macht, der ſeinen Entſchluß auf der
Stelle faſſt, er iſt kurz angebunden. Was heißt dieſes anders,
als: er bindet in Allem kurz ab? Nur weil man dieſe Bed.
von abbinden zu vergeſſen anfing, machte man daraus an-
binden, und, indem Leute, die den ganzen Sinn der Redens-
art nicht faſſten, vielleicht an einen Hund dachten, den man
um ſo kürzer anzubinden pflegt, je böſer er iſt, brauchte man
die Redensart von einem Jähzornigen.“ L. 11, 652, ſ. An-
b. 2. Vgl.: An- und ab-, ferner auf-b. 1a, das
„kurz abgebunden“ ſcheint übrigens dasſelbe Bild zu ent-
halten wie: „kurz entſchloſſen“ (ſ. d.). 6) B., wie
an-b.: a) von der Sitte der Schnitter und andrer Ar-
beiter, Vorübergehnde ꝛc. mit einem Bande gleichſam
feſtzuhalten, damit ſie ſich durch ein Geſchenk löſen:
Die Schnitterinnen banden ihre vielvermögende Frau und
Fräulein, da dieſe zum erſten Mal bei der Erntearbeit erſchie-
nen, mit einem Band, und die ſo geehrten Gefangenen kauften
ſich mit einem Geſchenke los. Goltz 3, 113 ꝛc., auch ſchnü-
ren, mundartl.: „rommeln“. b) umgekehrt: glück-
wünſchend zum Geburts- und Namenstage Geſchenke
bringen, vgl.: halſen, würgen: „Geburtstag Mannes
und Weibes“: Das beſte B. iſt: ſich b. mit den Armen, | das
beſte Löſen iſt: in ſüßer Gunſt erwarmen. Logau 2999; 2941;
„An Herrn Kaspar Thilo auf ſeinen Namenstag“: Herr Thil,
wo weiß ich wohl ein ſolches Band zu finden, | mit dem ich
nach Gebühr euch möchte können b., | der ihr mich euch bis-
her mit Gutthat ſo verbunden? | ... Mein Band, Das iſt ein
Wunſch ... ein Bändlein wird geknüpft zum öftern nur im
Scherzen, | wer beſſer b. will, Der binde mit dem Herzen.
Opitz 1, 183; Günther 912; Mühlpforth 2, 11 ꝛc.; Kommen,
o Liebchen, b. mit Bändern | und Kränzen dich an. | Nimm
ſie, die herzlichen | Gaben, ſie an. G. 8, 5; Womit der Graf
wird angebunden | heut zum Geburtstag. Müllner 6, 138;
Immermann 12, 229 ꝛc., ſ. 3e.
Anm. Ahd., mhd. binden, wovon Binde, Band, Bund,
Bündel ꝛc., vielleicht auch Baſt u. a. m., entſprechend dem
Sanskr. bandh ꝛc.
Zſſtzg. z. B.: Áb-: 1) [3f] etwas Gebundnes
los-, abmachen: Man bindet eine Sache ab, die irgendwo
angeknüpft war; man trennt ſie ab, wenn man die Knoten
nicht auflöſt,. ſondern zerſchneidet; man löſet ſie hingegen ab,
wenn ſie vorhin, wie ein Theil an ſeinem Ganzen befeſtigt
war. Mendelsſohn 4, 1, 36; Ein Tuch, eine Schürze, den
Gehängten a. ꝛc.; Die alten Bären [ſ. d. = Schulden] a.;
Will ſie daſelbſt a. [die in die Flöße gelegten Cedern
ausladen]. 1. Kön. 5, 9. Zuw. auch ohne Obj.: Um
itzt abzübinden. Chamiſſo 5, 209, vom Militärdienſt los-
zukommen, vgl.: an-b. 2; auf-b. 1a. 2) ſ. 1. Et-
was durch Binden fortſchaffen, z. B.: Eine Warze a.
G. 17, 200, ſ. unter-b. 3) Landw.: Ein Kalb a.,
es von der ſäugenden Mutter trennen, entwöhnen,
ſpänen, ſ. an-b. 4) Etwas ganz fertig, zu Ende
binden, z. B.: Ein Gebäude a., die Balken, das Gerippe
desſelben ineinander fügen und vollſtändig verbinden,
ehe man es aufrichtet: Ein Faß a., es mit allen Reifen
und Bändern verſehn, ſ. dazu [5]. An-: 1) an
Etwas binden, bindend befeſtigen, anfügen: a) mit
„an“ und Accuſ.: An Marmorpflöcke | angebundne Schiffe.
Platen 4, 281 ꝛc., ſ. c. b) mit „an“ und Dat.:
Der ſein Pferd an dem Hauſe angebunden hatte. Auerbach
Leb. 2, 158 ꝛc. c) mit bloßem Dat.: Der Buchbinder
bindet eine kleinere Schrift der größern an, vgl.: Es wär’
ein feines Werk, um an die Zungenſünden | von Juvenal und
Pop’ es hinten anzubinden. W. 11, 226, ſie zuſammenzu-
hinden ꝛc. Seltner: Ihr glaubt was euch der Galgen-
ſchwengel angebunden. Ring Kurf. 1, 147, ſtatt aufgebun-
den. d) ohne Nennung des Gegenſtandes, woran
Etwas gebunden wird: Die Ziege weidet, wo ſie angebun-
den iſt; Bären (ſ. d.) a. = Schulden machen; Das hier
iſt halbpolniſches Volk, ... Die muß man kurz a. Arndt
Erinn. 125, ſ. [5] und 2; Ein gedungner Knecht und an-
gebundner Sklav. Chamiſſo 5, 166; Toll zum A. Börne Par.
1, 167; Ein Narr zum A. Merck’s Br. 1, 342 ꝛc., ſo daß
er gebunden werden muß, um unſchädlich zu ſein.
2) Ein Verhältnis ꝛc. a., anknüpfen, anſpinnen, wobei
dies als ein freundliches oder als ein feindliches erſchei-
nen kann: Die Meneen [Mondbewohner] haben mit uns
eine Zeichenſprache a. wollen. Börne 2, 337; Binden lieber
ſolide Verhältniſſe an. Gutzkow R. 4, 287; Er fühle ſich
nicht ſtark, mit ſeinem Vortheil einen moraliſchen Zank an-
zubinden. 5, 177; Wer bindet an mit mir | zu Lieb’ und
Sang ein Feſtturnier? WMüller 1, 96 ꝛc.; auch ohne aus-
gedrücktes Obj.: Wage es nun, wieder mit ihm anzubinden
[ein Liebesverhältnis]. G.,21, 224; Sie hätte ſo gern
mit Einem von Beiden angebunden; aber immer wenn ſie im
Begriff ſtand, ſich für Dieſen zu erklären, trat Jener dazwi-
ſchen. Holtei Ob.B. 1, 231; Kohl J. 1, 401 ꝛc., auch paſ-
ſiv: Da ich einmal mit dem Publikum angebunden bin [in
ein Verhältnis, Berührung, Verpflichtung gekommen].
Merck’s Br. 1, 73, am häufigſten von feindlicher Be-
rührung, Kampf ꝛc. = es mit Einem aufnehmen:
Hunde, die auch einen Löwen nicht fürchten und kühn mit ihm
a. L. 1, 137; Der mit ihm a. wollte auf Tod und Leben.
Muſäus M. 2, 118; Sch. 206b; 711a ꝛc. Hierher
ſcheint mir auch die Redensart zu gehören: Kurz ange-
bunden [5] = leicht in Händel verwickelt, raſch zum
Kampf entſchloſſen ꝛc. 3) ſ. den Ggſtz. ab-b. 3:
Daß ſie das Kälbchen „a.“, d. h. großziehen wollten. Auer-
bach Dorf. 1, 184. Āūf-, mehrdeutig: 1) Etwas Ge-
bundnes auflöſen, öffnen, los-b.: Blinde Kuh ... die
Augen zugebunden .... Kaum warſt du aufgebunden. G. 1, 13;
Wie ich den [verbundnen] Fuß aufbinde. 10, 120; Nur den
Schnappſack aufgebunden! Platen 4, 8; Als ſie deßhalb den
Tellen aufbunden [ſeine Bande löſten]. Stumpf 343b ꝛc.
d) hierzu wohl auch: A., ohne Obj., von dem Ab-
brechen eines Verhältniſſes. Gotthelf G. 298; 349; Zink-
gräf 1, 100; Wenn man ein wenig mit ihnen will thädigen,
binden ſie alsbald auf mit einem Fluch und werfen den Sack,
wie man im Sprichwort ſagt, für die Thür. Garzoni 177a
ꝛc., vgl.: Ab-b. 1, an-b. 2. 2) [3c] einen Ggſtd.
auf einen andern binden: a) eigentlich: [Duſollſt] ihnen
die Hauben a. 2. Moſ. 29, 9; Sie binden eben den Mantel-
ſack auf [zur Abreiſe]. G. 10, 202; Getrunken und aufge-
bunden [innerlich als Trank gebraucht, und äußerlich auf
die Wunde gelegt]. Wackernagel 3, 2, 198, Z. 24 ꝛc.
b) übertr.: Sich eine Ruthe (Waldau N. 2, 87), ein Joch
(Heinſe A. 2, 39; Stumpf 308b) a.; Unſere Tarquine wur-
den uns von einer größern Macht, als der des Porſenna auf-
gebunden. Heinſe A. 2, 248 ꝛc., vgl.: aufbürden. c)
Einem Fabeln (Vogt Köhl. 29), Märchen (XVI), Faſeleien
(Tieck NKr. 2, 105), Lügenberichte (Auerbach Tag. 161),
einen Bären (ſ. d.), Etwas, Manches a.; Der Verſtand
will ſich nichts Unechtes a. laſſen. G. 39, 89; So ſoll mir
Einer a., es gäbe Menſchen, die ꝛc. Gutzkow R. 3, 265 ꝛc.,
vgl.: aufheften = einreden. 3) in die Höhe b.:
Sie band die Ranken auf, die herunterhingen. Geßner 2, 51;
Ich wollt’ ihm a. ſein gelbes Haar | mit eitel brauner Sei-
den; | ich wollts’ ihm a. in rothes Gold. Uhland V. 89;
Den Pferden die Schwänze a. ꝛc. So auch, z. B. bei
den Seidenwirkern, die Zampellatzen oben an den Auf-
bindeſtock befeſtigen. 4) etwas Aufzubewahrendes
zuſammen-b., z. B. a) Landw.: das gemähte Ge-
treide in Garben zuſammen-b.: Wie viel die Garbe giebt?
wie viel man aufgebunden? Günther 404 ꝛc. h)
Buchdr.: die gebrauchten Lettern zur Aufbewahrunī
im Schriftſchrank zuſammen-b. ꝛc. Āūs- 1)
[3f]: Der eingewickelte Käſe wird aus dem Tuch ausge-
bunden. 2) etwas ſo binden, daß es nach außen
kommt: Beim Einpacken von Siegellack werden die beſten
Stangen ausgebunden, ſ. Ausbund. 3) etwas von ſei-
nem bisherigen Platz herausnehmen und binden, na-
mentlich: a) Buchdr.: Die geſetzten Kolumnen aus-b., ſie
zuſammen-b. b) Papierm.: in Ries und Ballen
binden. 4) Bauk.: Eine Wand, ein Dach a., mit Bän-
dern und Riegeln in ſich ver-b., ſ. Ausbindeholz.
5) zu Ende binden. Be-: bindend mit Etwas ver-
ſehn: Wie dein Gärtner mit Jesmin | der Laube Gatterwerk
bebindet. Göckingk 1, 222; Mit Draht bebundne Töpfe ꝛc.
Verſch.: Bebindet, ſ. Binde, Anm. I. Dúrch-:
vollſtändig, in allen Theilen binden, aber auch: ſo bin-
den, daß eine Wunde entſteht: Den Finger, ſtatt ihn zu
unterbinden, durchgebunden. Eīn- [3d]: in Etwas
binden: 1) Ein fetter Ziegenkäſ’ in Leinwand eingebunden.
LHNicolai 1, 10; Einen dick eingepuderten Zopf einzubinden.
Tieck N. 5, 323 ꝛc. Mundartl.: Ein Halstuch e. [um-b.].
Klencke Geſp. 1, 129; 2, 14 ꝛc. 2) [2a]: Ein Buch e.,
in einen Franzband, in braune Seide ꝛc. 3) ſ. Ein-
gebinde = Pathengeſchenk: Dem Pathchen den Waſch-
pfennig einzubinden. Muſäus M. 2, 121; 117; Gellert 1,
191; Willkomm Sag. 1, 32 ꝛc., vgl.: Stalder 2, 409.
4) einſchärfen, eindringlich auferlegen, vergl.: ein-
knüpfen: Band ihm ein in ſein Gelübd’ und Pflicht, in welche
Herberg er ziehen ſollte. Berlichingen 100; Ihm eingebunden,
für den Verlaſſenen Sorge zu tragen. G. 18, 280; L. 1,
297; Muſäus M. 3, 114; Dem Nichterſcheinenden ein ewi-
ges Stillſchweigen eingebunden. Möſer Ph. 3, 114.
Ent-: Einen von Dem, was ihn bindet, entledi-
gen, ihn von hemmenden Banden, drückender Bürde
befreien, meiſt mit ,,von“ oder Genit., doch auch oft
abſolut: 1) Einen des Eides, ſeiner Verpflichtungen e.; Als
ſie ſich zum erſten Mal frei und von den Ketten entbunden
fühlte. G. 10, 184; Der Entbundene [Ggſtz.: der Ge-
fangene ]. 12, 167; In dem Wahn, ein gewaltſam Ent-
bundenes laſſe ſich wieder ins Enge bringen. 15, 111; Durch
das Weiße werde das Geſicht entbunden [ausgedehnt], durch
das Schwarze geſammelt [gefeſſelt ꝛc.]. 39, 14; Von ſtren-
ger Zucht einigermaßen entbunden. 20, 101; Die Todes-
furcht hatte ſeine Zunge zu wunderſamer Geläufigkeit entbun-
den [gelöſt]. Immermann M. 3, 325; Will Keiner die rin-
gende Seele entbinden? .. . Kommſt du, meine Seele zu
löſen? Sch. 116a; Der Tod entbindet von erzwungnen Pflich-
ten. 550a; Gramentbundner [vom Gram Befreiter]. 2a ꝛc.
So auch: Hätte nicht der Tod, dieſer Entbinder von
ſo mancher treubewährten Pflicht, mich auch meines Verſpre-
chens entbunden. Holtei ObB. 1, 276; Erwart’ ich gelindere
Witterung und Entbindung [Befreiung] meines braven
Gerning von ſeinem Katarrh. Reinhard G. 264 ꝛc.
2) namentl. oft: Eine Frau e., ſie von der Bürde ihres
Leibes durch Beförderung der Geburt befreien: Welcher-
geſtalt der allgewaltige Gott meine Eheliebſte ihrer bisher ge-
tragenen weiblichen Bürde in Gnaden entbunden. Rabener 3,
44; Die Hebamme, der Arzt hat ſie entbunden; Sie iſt von
Zwillingen entbunden; Eine leichte, ſchwere Entbindung;
Der Entbinder, Accoucheur. Auch übertr.: Mor-
gen wieder neu ſich zu e., | wühlt ſie heute ſich ihr eignes
Grab. Sch. 22b; Entbunden von den goldnen Kindern, |
ſtrahlt das Auge Sonnenpracht. 2h. 3) (ſ. 1 und 2) =
entwickeln, frei hervortreten laſſen: Das ewig fort aus
dem Geiſte zu entbindende Sein. Fichte 7, 307; Ewig natür-
lich bewegende Kraft | göttlich geſetlich entbindet und ſchafft.
G. 6, 113; Daß die leichteſte Erſchütterung dazu gehört, um
eine ganze Maſſe von Gefühlen, die im Grunde des Gemüths
gefeſſelt lagen, plötzlich zu e. Möricke N. 363; Beim Frieren
des Waſſers wird die latente [gebundne] Wärme entbunden
[frei|; Dabei entbindet ſich Licht und Wärme ꝛc.; auch: Daß
ganz nahe um den Magnetpol die Lichtentbindung |,, Licht-
entwicklung 198] auf das wenigſte um Nichts ſtärker.
Humboldt K. 1, 203 ꝛc. 4) (ſ. 1) auf-b., auflöſen:
Weder je den Gürtel entbindet ſie, noch die geſchwinden |
Schuhe. V. Myth. 1, 165; Mit halb entbundnem Haar. W.
20, 291 ꝛc. Veralt.: Da ſeinen feſten Stand und Glau-
ben Nichts entbindet. Opitz Pſ. 89. 5) (ſ. 4) aufbin-
dend Etwas entnehmen: Da entband ich dem Ränzel die
hartgedörrten Zwieback. Ph.ORunge 1, 386. Veraltet
übertr.: Kein Menſch kann ſich e. [ausſchließen, ausneh-
men], | als ſei er tadelfrei. Opitz ꝛc. Fórt-: 1) fort-
fahren zu binden. 2) durch Binden fortſchaffen:
Eine Warze fort-b. ꝛc. Fǖr-: veraltet: vor-b. W. 11,
21. Gêgen-: veraltet, wie bei Spate 2, 193, die
adverſativen Bindewörter „g–d“ heißen. Hínter-:
nach hinten binden: Der beſſre Flachs wird vor, der
ſchlechtre hintergebunden. Lōs-: Gebundnes los-
machen, verſch. ab-b., Angebundnes von Dem
trennen, woran es befeſtigt war: Das Losgebundne iſt
frei, kann ſich frei fortbewegen oder ohne Hindernis fortbewegt
werden, vgl.: Mendelsſohn 4, 1, 36: Wenn man ſo die
Rachegeiſter alle losbindet. Auerbach Tag. 226; Bindet
los ſie [ die Pferde ] von den Bäumen. Freiligrath 1, 173;
Mit losgebundnem Muthe. G. 8, 17: Nun iſt Schelten,
Schimpfen, Schreien auf einmal losgebunden. 23, 109;
Verwegen, losgebunden bis zum Cynismus. 30, 6;
Von dem Eid der Treue gegen ſie losgebunden. Hebel 3, 255;
Bindet ihm die Sporen los. LHNicolai 2, 6; Höret ihre
Beichte und ſäumet nicht, ſie loszubinden. Ramler F. 3,
90; Den Kahn vom Ufer losgebunden. Sch. 517b;
Einen Karren Holz l. [das nachher fortgepackt werden ſoll].
Stiling 1, 141; Den goldnen Gürtel losgebunden. W. 15,
2 ꝛc.: Seine Losgebundenheit von allen Vorurtheilen.
Zſchokke 1,113. Nāch-: ſ. vor-b. 1. I. Über-: dar-
über, über Etwas binden: Die Wunde heilt ſo nicht, du muſſt
einen Lappen ü.; Den Helm er überband. Simrock N. 1535 ꝛc.,
ſ. II. 1. II. Úber-: 1) mit etwas Übergebundnem
bedecken, vgl. I.: Du muſſt die Wunde mit einem Lappen
ü. ꝛc. 2) (mundartl.) bindend, d. h. verpflichtend
übertragen: Hat die unterpfändlichen Schulden auf ſein Güt-
lein überbunden. Gotthelf Sch. 20; Daß den Hirten die ſtete
Überwachung des Niveaus überbunden wurde. Tſchudi Th. 238.
I. Úm-: 1) um Etwas, darum binden: Stroh um
die Bäume umzubinden; Er hat ein weißes Halstuch umge-
bunden, um den Hals; eine Schärpe, um den Leib ꝛc.,
vgl. II. 1. 2) neu und beſſer, d. h. für einen be-
ſtimmten Zweck paſſend binden, z. B.: Ein Buch, Gar-
ben umbinden; Schiff.: Die Wanttaue um-b., ver-b., ſie
durch Losmachen der Jungfer und andres Ein-b. derſelben
kürzer machen; übertr., bergm.: durch Zuſammenſchmie-
den der Strauben an den Bergeiſen ꝛc. die Werkzeuge in
brauchbaren Stand ſetzen. II. Um-: mit etwas Dar-
umgebundnem umaeben, ſ. I. 1: Die Obſtbäume mit Stroh
zu um-b. Kurz Weihn. 36; Die Stirne iſt mit der prieſter-
lichen Binde ... umbunden. L. 6, 413 ꝛc. I. Únter-:
unter Etwas, herunter-b.: Ohne den Füßen Sandalien
unterzubinden. V. Th. 24, 36; Ihre untergebundnen Sanda-
lien. Mvth. 1, 142 ꝛc. II. Unter-: Etwas an ſei-
nem untern Ende binden und zuſammenſchnüren, um
es an ſeiner Fortbewegung zu hindern, namentl. auch,
um dadurch die zuſtrömenden Säfte zu hemmen und es
abſterben und vertrocknen zu laſſen, eigentl. u. übertr.:
Eine Warze unter-b.; Daß ſeit dem 30 jährigen Kriege ſtockende
und unterbundne Nationalleben. Auerbach SchV. 354; Die
lange Knechtung, das U. aller freien Lebensſtrömungen. Tag.
219; Wenn ſie dem Biber die Geilen nicht unter-b., ſo lau-
fen ſie in den Leib hinein. Döbel 1, 36; Die Arterie zu un-
ter-b. G. 40, 345 ꝛc. Ver-: 1) Etwas falſch binden,
namentl. bei den Buchbindern, Blätter und Bogen an
falſche Stelle binden. 2) bindend verwenden, ver-
brauchen: Allen Flachs in Kloben, den ſchlechten Flachs unter
den guten ver-b.; Neue Wieden her! die alten ſind alle ver-
bunden ꝛc. 3) Schiff.: ſ. um-b. I. 2. 4) bindend
verſchließen, bedecken: Du ſollſt dem Ochſen, der da dri-
ſchet, das Maul nicht ver-b.; Einem die Augen, eine Wunde,
und metonymiſch: die Perſon ver-b. 5) durch ein
Band vereinigen: Mehrere Gegenſtände, ſie mit einander,
einen dem andern, durch ein Mittel, zu einem Ganzen, oder in
ein Ganzes, zu einem Zweck ver-b., auch von dem durch die
Verbindung der Theile entſtandnen Ganzen: Ein Faß,
eine Mauer. ein Haus feſt ver-b.; Der Chemiker verbindet
Säuren und Baſen zu Salzen; Säuren und Baſen verbinden
ſich mit einander zu Salzen; In den Salzen ſind Säuren und
Baſen verbunden; Daß ihr euch Alle verbunden habt wider
mich. Bibel; Seine Geſellſchaften . .. haben den Adel mehr ver-
bunden und verknüpft, als die gefährlichſten heimlichen Zu-
ſammenkünfte. G. 9, 153; Mit Allem, was in dieſer Welt
durch irgend einen edlen Faden verbunden iſt. 18, 168; Wenn
er ſich mit euch verband. 6, 25; Nicht ungeſchickt | hab’ ich
das ſchon Geſchehne mit dem Künft’gen verbunden. 13, 31;
Biſt du gaſtfreundlich dieſem Königshauſe, | biſt du mit nä-
hern Banden ihm verbunden? 41; Vereine die Zerſtreuten um
dich her, | verbinde ſie einander, Alle dir. 346; Schnitt die
Zweige ab und verband ſie zum Kranze. Immermann M. 4,
281; Der Bund, der die ſämmtlichen Niederlande in einen
gemeinſchaftlichen Körper verband. Sch. 864b; Die verräthe-
riſche Freundſchaftskette zu brechen, welche die Rothen mit den
Weißen nicht verband, ſondern ſie feſſelte an Dieſe. Sealsfield
Leg. 1, 72 ꝛc. Namentl. oft: Durch das Band der Ehe
ver-b.: Weil dein Vater dich mit einer ältern Frau verband.
G. 15, 8; Jene heimlich mir | durch wunderſam Geſchick
verbundne Frau. 13, 232; Als ehelich Verbundene empfehlen
ſich ꝛc. Oft im Partic., z. B.: Eng, innig, nah, treu,
feſt verbunden ꝛc., und auch als Ew. mit Steigrung: Die
menſchliche Natur iſt ein verbundeneres Ganze in der Wirklich-
keit, als es dem Philoſophen, der nur durch Trennung ’was
vermag, erlaubt iſt, ſie erſcheinen zu laſſen. Sch. 1119a, und
ſubſtantiviſch: Die Verbundenen, Alliirten, vgl.: Die
kriegsverbundenen Mächte. König Kl. 3, 193. 6) (ſ. 5)
Schiff.: Ein tief, ein niedrig verbundenes Schiff, je nach
der Höhe des Schiffs in der Kuhl; ähnl.: Ein zwiſchen
Deck tief verbundenes Schiff, nach der Höhe des Zwiſchen-
decks. 7) Einen, ſich durch etwas Bindendes zu
Etwas verpflichten, vgl.: nöthigen und zwingen: Das
mich zu Etwas Nöthigende läſſt Dies als eine Nothwendigkeit
für mich erſcheinen; das mich zu Etwas Zwingende erſcheint
dabei als eine äußere Gewalt, der ich nur widerſtrebend mich
füge; das mich zu Etwas Verbindende und (ſtärker) Verpflich-
tende dagegen wird von mir ſelbſt als ein innerlicher Beweg-
grund zu einer Schuldigkeit, als eine ſittliche Nöthigung an-
erkannt: Dazu hat man mich gezwungen, denn durch meinen
Kontrakt dazu verbunden war ich nicht ꝛc. Daher ſagt alſo
nicht ganz genau die Schnecke: Ein Sprung ſetzt ſie in
Sicherheit, | wenn meine Wohnung mich verbindet [zwingt],
auszubalten. Lichtwer 148. Sich zu Etwas eidlich, durch
einen Eid ver-b.; Einen zu Dank ver-b., dafür auch oft: ihn
ver-b.; Ich bin Ihnen ſehr dafür verbunden ꝛc.; Daß ſie ge-
nöthigt iſt, ihn auf die Frage: „wer?“ | mit einer Antwort
zu ver-b. W. 12, 43. Veraltet: Sich für Einen ver-b.
[verbürgen]. Friſch; Daß die heil. Kirch an kein Bibel ver-
bunden iſt. Fiſchart B. 56b = gebunden, wie z. B. noch
G. im erſten Entwurf der Jphig. (1, 1) ſchrieb: Allein
des Weibes Glück iſt eng verbunden. 8) dazu: An dem
bloßen Geſtändniſſe der Verbundenheit [der Verpflich-
tung]. L. 13, 274, und namentl.: Verbindung, f.,
–en: das Verbinden, die Art und Weiſe desſelben, dann
aber auch (ſ. 5) eine zu gemeinſamem Handeln zu-
ſammengetretne verbundne Geſellſchaft, mit vielen Zu-
ſammenſetzungen: Die Verbindung des Verwundeten war
ſchwierig, verſch. „Verband“, Das, womit er verbunden
wird; Die Verbindung des Angenehmen mit dem Nützlichen;
Die Verbindung der Theile zu einem Ganzen; der Sätze unter
einander; Die Lehre von der Satzverbindung; Eine Ausbil-
dung, die nicht ſelten die künſtlichſten Ideenverbindungen
und eine ſehr lange Reihe von Reflexionen erforderte. Engel
1, 123; Eine wunderbare Gedankenverbindung brachte
ihn bei dieſem traurigen Gegenſtande auf etwas ſehr Komi-
ſches; Die eheliche Verbindung. G. 15, 8; In den Zeitungen
werden die Verlobungen und Verbindungen bekannt gemacht;
Das ſteht damit gar nicht in Verbindung [im Zuſammen-
hang]; Durch die Telegraphie ſind ferne Plätze in naher Ver-
bindung. Jch ſtehe mit ihm in enger, in Geſchäfts-,
Handelsverbindung (Beziehung); Hatte ſehr ausgebreitete
Verbindungen. G. 39, 247; Dergleichen Grundſätze ...
beſonders in Verbindung |verbunden] mit religiöſer Überzeu-
gung. 123; Mit einflußreichen Männern Verbindungen anzu-
knüpfen. Mügge ER. 68; Chauſſee-, Eiſenbahn-,
Dampfſchiff-Verbindungen zw. zwei Plätzen ꝛc. Unter
demSchutze mehrerer italieniſchen Regierungen hatte ſich eine Ver-
bindung gebildet, die als Zweck die Einheit Jtaliens ꝛc. Hack-
länder Sold. 61; Eine geheime Verbindung entdeckt u. aufgeho-
ben; Geheim- (Möricke N. 249); Studenten-, Demo-
kraten-Verbindungen ꝛc. Vōr-: 1) im Gegenſatz zu
nach-b. ſowohl mit dem Binden vorangehn, als auch:
es Einem bindend zuvorthun, ihn übertreffen und ihm
bindend ein Muſter geben, ferner weidm.: Es werden zu
einem Hauptjagen die Leinen vorgebunden, es wird vorgebun-
den, wenn die Leinen der Tücher an Heftel oder Bäume
gebunden werden, dagegen: Es wird nachgebunden, wenn
die Leinen wieder an das andre Ende des Tuchs gebun-
den werden. 2) bindend nach vorne bringen: Der
beſſre Flachs wird vor-, der ſchlechtre hintergebunden; Der
Buchbinder ſoll dem Buch das Jnhaltsverzeichnis vor-b. ꝛc.
So auch: Etwas vor etwas Andres binden, um dies zu
bedecken, zu ſchützen: Ein Schurzfell ( Jmmermann M. 1,
253), eine Tändelſchürze (3, 282), dem Kind ein Geifer-
läppchen vor-b. ꝛc. Zer-: durch Binden zerſtören.
Zuſámmen-: gemeinſam binden; bindend zuſammen-
bringen: Zwei Bücher in einen Band z.; Was viele Seelen
zuſammen | bindet. G. 1, 313; Büſchel zuſammengebunde-
ner Pfeile. Zinkgräf 1, 301. Einer, welcher gerne ins-
geheim den Leuten die Haare zuſammenband. Gotthelf G. 26,
ſie zuſammenhetzte ꝛc.