Faksimile 0146 | Seite 138
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billig Billigkeit
Billig, a. (~keit, f.; –en): 1) gemäß, angemeſſen,
den Verhältniſſen anpaſſend und inſofern recht und gut:
Der Flausrock, däucht mir, iſt noch b. V. 4, 156, meiſt von
einem Thun, das den vorliegenden Verhältniſſen gemäß
als recht gefühlt wird, das fremde Jntereſſen gehörig
berückſichtigt, dadurch unterſchieden von recht und ge-
recht, mit denen es häuſig verbunden wird: Was dem
Einen recht iſt, iſt dem Andern b.; Gerechtigkeit, und ob die
Welt darüber zu Grunde gehe, mag die Forderung eines ge-
rechten Mannes ſein; aber nimmermehr iſt es die eines b–en;
So ſind ſie b–er, ja ich darf wohl ſagen, gerechter, gegen
dieſe ſchöne Natur. G. 17, 292; Auf eigne Fehler ſtreng und
gegen fremde b. 6, 60; Sich mehr als nöthig und b. iſt, von
Dem unterhalten, was geſchieht. 15, 279; Nanny erſcheint
ihm ängſtlicher als b. [als ſie den Verhältniſſen gemäß
ſein ſollte]. 304; Der botaniſche Garten, wieder wie b.
[ironiſch = wie es ihnen der Beſtimmung eines Gar-
tens gemäß ſcheint] mit Kohl und Knoblauch bepflanzt. 23,
57; B–ermaßen. 18, 190; Daß euch nichts B–es verwei-
gert werde. Sch. 444a; B–keit iſt die Verbindlichkeit aus dem
Rechte eines Andern, inſofern dieſe nicht mit der Befugnis
verbunden iſt, Andere zu zwingen; dadurch iſt ſie vom ſtrengen
Recht unterſchieden. Kant Phil. Rel. 155; Wenn du, o König,
nicht der B–keit | gelinde Stimme höreſt. G. 13, 84 U. v.
2) der Begriff des Gemäßen geht leicht in den des
Mäßigen über (wie Möſer Ph. 1, 91 z. B., Beides ver-
bindend, ſchreibt: Aus dieſer billigmäßigen Vergleichung
= der B–kcit gemäß ꝛc.), zumal im Bezug auf den
Preis von Waaren ꝛc., eigentlich inſofern der Preis im
Verhältnis zum Werthe nicht hoch iſt, dann aber auch
allgem. = wohlfeil, geringen, niedrigen Preiſes, Ggſtz.
theuer: Das Theuerſte iſt immer das B–ſte. Sprchw., in-
ſofern es ſeiner Güte gemäß dauerhafter iſt ꝛc.; B–e
Waaren ſind gewöhnlich ſchlecht, B–e Zeiten, zumal größere
B–keit der Lebensmittel wäre zu wünſchen; Jch will es b.
machen, | drei Gulden. Gellert 1, 209; Wir zahlten ein B–es.
G. 25, 96; Der Ruhm war b. zu erlangen.
Anm. Die ältere Schreibweiſe billich (doch mit Schwan-
ken, vgl. Billichheit. Schaidenraißer 59a; Unbillicheit. 5b;
Unbilligkait. 11a ꝛc.), widerſpricht den Fortbildungen bil-
ligen ꝛc.
Zſſtzg. z. B.; Spótt- [2]: überaus billig, vgl.
Ⅰ⏑.
Spottgeld. Un- [1]: U–e Fordrung; Sich ſo un-b.
verachtet ſehn. Engel 1, 36; Heftig, aber bald zu beſänftigen,
un-b., aber gerecht. G. 10, 186; Ein blühendes, unſchuldiges
Mädchen verräth die geheimſten Schönheiten der Natur für
einen geringen u–en Preis der Betrachtung der Kunſt. Thüm-
mel 7, 146, für einen Preis, der ſeiner Geringfügigkeit
wegen nicht im Verhältnis zu dem damit Bezahlten
ſteht. Keine U–keit | zuzumuthen ihrer Willigkeit. Rückert
Mak. 1,64; Von allen U–keiten gegen mich iſt Dies die größte.
Als Ggſtz. von [2] unüblich.