Faksimile 0128 | Seite 120
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belen um-belen um-belen
Bêlen, intr. (haben) u. tr.: Gedanken oder Worte
zu einem übermenſchlichen Weſen erheben. 1) intr.
urſprüngl. = bitten, ſ. d., doch ſchon früh davon ge-
ſchieden: Du [Gott] erhöreſt das Bitten und B. 2. Chron.
6, 19; Da half nicht Bitten noch B. Hebel 3, 168 ꝛc.; B.
und arbeite; Zu Gott, zu Zeus um Etwas, für Einen b.;
Wie ſie die Hände aufhob und über ſie betete. G. 14, 70;
In der Jungfrau Mantel, in der Heiligen Handſchuh b., an
ſie, als die Mittler, das Gebet richten; Tief unter mir
ein ſommergrünes Land, | in zwanzig Sonntagsmorgenglocken
b–d. AMeißner 48, deſſen Gebet in den Glockentönen
erſchallt ꝛc. Dichteriſch auch mit Dat. der Perſ.,
ſtatt ,,zu“: Dir danken wir, Dir beten wir. H. 16, 149;
Kl. M. 4, 431; 5, 274 ꝛc. 2) tr.: a) Ein Gebet, das
Tiſchgebet, das Vaterunſer ꝛc. b.; Einen Roſenkranz b. ꝛc.,
auch: Angſt ..., die ſie betet [betend ausſpricht]. Kl. M.
5, 237. b) Etwas im Ton des Gebetes herſagen,
namentl. in Zſſtzg., vgl. Litanei ꝛc. c) Mit beige-
fügtem Erfolg des Gebetes: Einen lebendig (Gotter 3,
111), zum Teufel (L. 10, 225), zu Tod b. (Zinkgräf 2, 38);
Betet Verderben auf des Feindes Haupt [herab]. Geibel Rod.
111; Sie betet uns [bringt uns durchs Gebet] oft um
das Mittageſſen. Gellert 3, 146; Sie würde ihn entweder
bald aus dem Hauſe oder bald ins Grab b. ebd.; Sie will
Sie durch ihr Gebet in das entſetzlichſte Unglück b. 212; Ihr
werdt mir ſonſt das ganze Haus voll Kinder b. Weidner 76 ꝛc.,
auch refl.: Er hofft, ſich in den Himmel [hinein] zu b. ꝛc.
d) Ungebetet zu Tiſch gehn, ſtatt: ohne Gebet, ohne
zu b., vgl.: ungegeſſen, ungebeichtet ꝛc. e) Betung.
Prätorius Sat. 247, gewöhnl. nur in Zſſtzg.
Anm. Ahd. bëtôn, mhd. bëten. Als Beſtimmungsw.
neben: Bet-Altar, -Bruder ꝛc. zuw.: Bete-Finger. Rückert
Mak. 2, 243; -Stelle. 244 ꝛc. Zuw. verwechſelt mit
„bitten“, ſ. Zſſtzg.
Zſſtzg. z. B.: Áb-: tr.: 1) Eine Anzahl Gebete, ein
Ave Maria, den Roſenkranz a. 2) [2b] Den Terentius
vor ſeinem Vater a. IP. 41, 26. 3) Betend tilgen:
Er bete die Schuld dieſer Papiere ab. König Kl. 3, 290;
Sie beten ihre Fehler ab. Peſtalozzi 1, 225 ꝛc. 4) Dem
Teufel eine Seele a. Luther 5, 170a, durch Gebet abneh-
men ꝛc. Án-: tr. u. intr.: Einen, vor Einem, gegen
Einen, Einem a., oder abſolut: zu Einem beten; Einen,
Etwas heilig verehren: Betet den Herrn an; Daß er nur
beugen u. a. muß. G. 31, 8; Die Töchter Tyrus’ werden mit
Geſchenken dir | huld’gen, des Volkes Fürſten tief anbeten
dir. H. R. 7, 106; Betete dreimal | gegen dich, Geopferter,
an. Kl. M. 8, 506; Anzubeten iſt der Künſtler, der | dich
ſchuf. Ich ſchuf dich, bet’ mich an, Zeus betet an vor
Zeus, der dich erſchuf. Sch. 17; Die Nation ſah ihren guten
Engel mit ihm weichen; Viele hatten ihn angebetet, Alle hat-
ten ihn verehrt. 849b ꝛc. Im Partic. als Hw.: Dein
Angebeteter. Gutzkow R. 9, 125, vgl.: Dein Geliebter,
und Anbeter ꝛc., ferner: Die kalte Vernunft zu einem all-
angebeteten Götzen zu erheben. Forſter Br. 2, 31. Dazu:
Anbetung, f.; –en: Aus der Anbetungen Staub. Arndt
264; Kl. M. 8, 262, zuw. mit ſubjekt. Genit.:
Die Anbetung der Hirten, der drei Könige; Nicht der Lipp’
Anbetung iſt werth der Gottheit. V. 3, 42; Die ſcheußliche
Anbetung des Papſtes [er hatte den Teufel angebetet].
Klinger F. 349 ꝛc., meiſt mit objekt. Gen.: Die Anbetung
der heiligen Jungfrau ꝛc. Āūf-: intr.: Lautweinend
betet er zu Gott im Himmel auf. Alxinger D. 15. Aūs-:
intr. u. tr.: zu Ende beten. Be-: tr.: Nachdem er
nun alle heiligen Orte betreten und bebetet [dort gebetet].
G. 4, 290; Dieſer Plan ward bebetet und beſungen [mit
Gebet und Geſang begangen]. Hippel Leb. 2, 237.
I. Durch-: tr.: Wir durchbeteten die Nacht [verbrachten
ſie mit Gebet, ſ. II.]. I. Dúrch-: 1) intr.: An-
dächtige Menſchen durch eine Allee von feuchten Kothhaufen
d. u. durchprunken zu ſehn [betend hindurchſchreiten]. G.
23, 334. 2) tr.: Den ganzen Pſalter d., zu Ende
beten. 3) refl.: Er hoffte ſich durch die Noth (hin)durch-
zubeten, betend hindurchzukommen. Empōr-: ſ.
auf-b. Er-: tr.: betend erlangen: Möge denn ge-
ſchehen, | was dich ſo der Geiſt e. lehrte. Chamiſſo 6, 251;
Jſt Glaube nicht der Gottheit freie Gabe, | die ihr nicht ſteh-
len, nur e. könnt. Werner Luth. 66; Oſtſ. 1, 162 ꝛc., zUw.
ſtatt „erbitten“: Muß bei den Frauen Verzeihn e. G. 11,
124. Fórt-: 1) intr.: fortfahren zu beten, weiter-
b. 2) tr.: durch Beten fortbringen: Ihr glaubt an Ahn-
ungen und glaubt ſie laſſen ſich f.? Holtei Lammf. 1, 214.
Fǖr-: ſ. Fürbeter u. fürbitten. Hêr-: tr.: Etwas
betend od. im betenden Tone herſagen. Herāūs- ꝛc.:
tr. [2c]: Ihn aus dem Fegefeuer herausgebetet. Willkomm
Sag. 1, 198; Können die Frommen ſich das Venerabile
von hundert und mehr Schritten herbei-b. Immermann M. 1,
197; Als wollte er Feuer vom Himmel auf die Rotte
Korah herunter-b. Sch. 122b ꝛc., aber auch: Die Urſachen
laſſen ſich herunter-b. [ab-b.] wie ein Roſenkranz. G. 9,
45 ꝛc. Hin-: intr.: 1) das Gebet irgendwohin
richten: Wir ſind gewohnt, | wo es auch thront, | in Sonn’
und Mond | hinzubeten. G. 12, 151. 2) Einem Ster-
benden h. Miler Siegw. 457, ihm, bis er den Geiſt auf-
giebt, vorbeten, auch tr. Schmeller. Hināūf-- ꝛc.:
1) tr.: ſ. heraus-b. 2) intr.: Auch hab ich nie hinauf-
b. können zu einem großen Weſen, das außer mir wäre. Gutz-
kow ꝛc. Knīē-: intr.: knieend beten Zelter 3, 449.
Lōs-: 1) intr.: Jmmer drauf l., ohne ein Wort zu
verſtehn. 2) tr. [2c]: Eine Seele aus dem Fegefeuer
l. ꝛc. Mít-: tr. u. intr.: mit Andern gemeinſam.
Nāch-: 1) Kein Menſch kann ’s [das Vaterunſer] ſo
n., wie Der [Jeſus] ’s gemeint hat. Claudius; Er betete laut
vor und die Andern beteten leiſe nach ꝛc. 2) [2b] ohne
Prüfung nachplappern: Wenngleich die Reiſenden einander
beſtändig n., es ſei das ſchönſte Dorf. Forſter; Der Text, wel-
chen die newtoniſche Schule nachgebetet. G.; Regeln herplap-
pern, die er nicht verſteht, und Urtheile n., wovon ſein Jn-
nerſtes nicht überführt iſt. Mendelsſohn. Nīēder-: tr.
[2c]: Feuer vom Himmel n. I. Um-: tr.: betend
umgeben: Dann mögt auch ihr hin zu der Kaaba treten, | die
Pilger rings umknieen und umbeten. II. Um-: tr.:
durch Gebet umgeſtalten: Wieder zu Engeln ſich umzu-
beten. Sonnenberg. Ver-: tr.: 1) betend verbringen:
Sie ſitzt und verbetet ihr Leben. G. 2) durch Beten
fortſchaffen, ſühnen: Sie möchte ſich immer ein Gebet
machen laſſen, um des Abends die Sünde zu v., die ſie den
Tag über mit Beten und Singen begeht. Gellert 3, 146,
zuw. ſtatt „verbitten“: Eine leicht zu v–de Sünde. Gotter
3, 243. Vōr-: ſ. nach-b. und vorbitten. Wég-:
tr. [2c]: fort-b.: Dies ſchrecklichſte der Übel wegzubeten.
Alxinger D. 92; Bete die Sonnenſtrahlen weg, daß ein ewi-
ger Winter bleibe. G. (Dünzer Götz 27); Hätte ſein Fiebet
weggebetet. Moritz R. 1, 134. Zuſámmen-: 1) tr.
u. intr.: gemeinſchaftlich beten. 2) tr.: betend zu-
ſammenbringen: Ob das Album zuſammengebetet oder zu-
ſammengebettelt wurde. Gutzkow R. 1, 361; Das ſchöne
Paar mit einem Roſenkranze z. König Kl. 1, 15 ꝛc.