Faksimile 0124 | Seite 116
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Bergen
I. Bérgen: Zeitw., das von den Hw. Berg, Berge
abgeleitet iſt und deßhalb ſchwache Form hat, nicht zu
verwechſeln mit dem ſtarkformigen B. (ſ. d. II.), wo-
von umgekehrt die Hw. ſtammen: 1) intr. (haben),
den Sommer durch ſich mit Vieh auf einer Bergweide
aufhalten. Stalder, ſ. Alpen. 2) intr. (haben),
veralt.: Bergbau treiben. Agricola Sprchw. 444.
3) tr. in Zſſtzg. ſ. d., berghoch aufthürmen, wofür
auch, doch meiſt im Partic., gebirgen vorkommt:
Feſt gebirgt auf Wellenmacht [hat er die Wolken]. H. 16,
142; Wie Wogen des Weltmeers | gegen den Fuß gebirgter
Geſtade. Kl.; Ihre ſchneegebirgten Brüſte. Lohenſtein Roſ. 71
[weiß emporſchwellend] ꝛc. 4) ſ. Her-b.
Zſſtzg. z. B.: Āūf- [3]: Beete a., aufrücken, ſie
in der Mitte der Länge nach erhöhen; Der Teufel bergt
die kleinſte Sünde auf. Spate. Häufiger: Am Fuß der
aufgebirgten Zacken. W. 20, 209; Das Meer, ſo fürchter-
lich | kaum aufgebirgt, ſinkt. 187, vgl.: Uralt ... ... ſei
das hier Emporgebirgte. G. 12, 126. Aūs- [3]: Das
Meeresufer iſt ausgebergt, um das platte Land zu bewahren.
Spate, veralt. Be-, Durch-: Das ſteinige Arabien
iſt mit Sandhügeln überall be- oder durchberget. Derſ.
Eīn-: mit Bergen einſchließen: Ein eingebergtes Land.
Derſ. Empōr-: ſ. aufb. Hér-: 1) intr.
(haben): Jrgendwo ſeine Herberge, ſeinen Aufenthalt
haben, verweilen: Haben wir auch Raum in deines Vaters
Haus zu h. 1. Moſ. 24, 23 ꝛc.; Die Wiſſenſchaften h. bei
uns, reiſen mit uns. Garzoni; Plato verhält ſich zu der Welt,
wie ein ſeliger Geiſt, dem es beliebt, einige Zeit auf ihr zu h.
G.; Der Leib, das Haus, in dem der Geiſt | geherbergt ſo
viel Jahre. Gryphius; Hier herbergt Unbeſtand, dort wohnt
Vergnügenheit. Mühlpforth; Ließ man h. [ſich aufſtellen]
... | vor des Wildes Wechſeln die ſtolzen Jäger. Simrock
N. 81; Jhr in jenem Geklüft herbergende Löwen. V. Ov. 1,
209; Die Herd’ ... durchſtreift die langen Wüſten und H. |
nie. G. 3, 342. 2) tr.: Herberge geben, aufnehmen:
Sie die Nacht im Hauſe h. Richter 19, 15; Herberget gerne!
[ſeid gaſtfrei]. Röm. 12, 13; Die Gefangnen herbergte das
Verließ. Körner Sch. 4, 256; Wer nährt,’wer herbergt euch?
V. 4, 34; Freundlich den ganzen Mond herbergt er mich.
Od. 10, 14; In h–der Bucht. 142; Triton’s Söhn’, im
Gewäſſer der Meerabgründe geherbergt. Moſch. 2, 119.
Dazu: Herberger(in), Perſon, die Herberge giebt, nach
Schmeller auch eine zu Miethe wohnende. Nbnf. Her-
bergieren, Herbergierer ꝛc., z. B.: Erbvergleich §. 47.
Für das Tranſ. häufig: Be-h.: Gäſte be-h.; Traurige
Nachtvögel [Gedanken] bei ſich be-h. G. 22, 16; Einen
furchtbarlichen Geiſt in ſich be-h. Immermann M. 2, 291;
Das Dickicht des Urwalds beherbergt nur zwei ſchöne Pal-
menarten. Burmeiſter gB. 2, 223 ꝛc. Nbnf. Beherbigen.
Hartmann Unſt. 1, 145; beherbrigen. Opitz 1, 298 ꝛc.; Der
Beherberger. Tieck 4, 295; Die Beherbergung. Thümmel 7,
168 ꝛc. Vōr- [3]: Spate; vgl.: Wie Wogen des
kommenden Weltmeers | gegen den Fuß vorgebirgter Geſtade.
Kl. ꝛc.