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beißen
Bēīßen, tr.: biß; gebiſſen (ſ. Beizen). 1) die
Zähne feſt zuſammenpreſſen und drücken: Was beißt er
die Zähne? Klinger 1, 22; Ich beiße die Zähne auf einander.
G. 14, 50; Die Zähne zuſammengebiſfen vor Ungeduld.
Hebel 3, 224; Merck’s Br. 272; Murmelte einen Fluch her-
vor zwiſchen den zuſammengebiſſenen Zähnen. Stahr Rep. 3,
260 (ſ. auch Verbeißen). 2) In Bezug auf einen
Gegenſtand, der mit den Zähnen oder allgemeiner mit
den Kiefern gepackt werden ſoll, mit „nach“ oder ge-
packt iſt und auf den die zuſammengepreßten Zähne oder
Kiefer wirken mit ,,auf“, „in“ oder Objekt, zuweilen
auch abſolut ohne Beifügung eines Gegenſtandes (ſ.
Anm.): Geh nicht zu nah! Das iſt ein böſer Hahn, der
beißt [iſt biſſig, beißt gern Leute]; Der Hund beißt um
ſich [ſucht nach allen Seiten ſeine Feinde mit den Zäh-
nen zu packen; vgl. herumbeißen]; übertr. auch: Der
Feind beißt auf allen Seiten, man zeigt ihm tüchtig die Zähne.
Hackländer Sold. 149.
Anm. 1. Die verſchiednen Fügungen nicht ohne Unter-
ſchied: Der Hund beißt nach den Vorübergehnden, ſucht ſie
zu b. ꝛc. Auf Etwas b., ſo daß der Druck der Zähne nicht
tief in den Gegenſtand hineindringt; in Etwas b., ſo daß
mehr oder minder tiefe Eindrücke hervorgebracht werden, oder
doch werden ſollen: Der Hund beißt auf den Stein, in den
Finger; Zahnende Kinder läſſt man auf harte Gegenſtände b.;
Das edle Roß beißt in die Stange, in die Zügel ꝛc., die es
zerbrechen, zerreißen möchte ꝛc., vgl. auch: Der Fiſch biß an
die Angel. V. Th. 21, 46 u. ä. m. Das Objekt drückt
entweder einen durch B. in Stücke getrennten, oder einen den
Biß empfindenden, fühlenden Gegenſtand aus, kann aber in
beiden Bedeutungen auch fortbleiben; Der Hund kann die här-
teſten Knochen b.; Der alte Mann, der keine Kürſte mehr bei-
ßen kann; Der alte Mann kann nicht mehr b.; Wir b. die
Patrone [ab]. Freiligrath Pol. 1, 56; meiſt durch Zuſatz oder
Zſſtzg. näher beſtimmt: Die Speiſen recht klein b.; Etwas zu
Schanden, zunicht, entzwei, zer-b.; ein Stück vom Finger ab-,
aus der Hand heraus-b. ꝛc. Die Todten b. Niemand mehr;
todte Hunde b. nicht; Er will den Fuchs nicht b.; Beißt (5)
er wie eine Schlange und ſticht wie eine Otter; Er beißt mör-
derlich, fürchterlich, wie ein Wolf, wie alle Teufel ꝛc.
Während es gewöhnlich nur heißt: In den Apfel b. [er em-
pfindet den Biß nicht], findet ſich dagegen: Biß vollUnmuths
die Lippen. Engel 12, 64 u. o. neben: in die Lippen (G. 14,
160), auf die Lippen (Waldau N. 1, 55) b.; Nun gingeſt
du und biſſeſt in die Finger [aus Reue über das Geſagte]; in
die verfluchte Zunge hätteſt du vorher b. ſollen [um die Be-
merkung zu unterdrücken]. G. 29, 223 ꝛc., ſehr oft mit bei-
gefügtem „ſich“, das (ſ. Herrig 15, 60 ff.) als Dat. od. Accuſ.
gefaſſt werden kann, Jenes = ich beiße in meine Lippen; Dies
anakoluthiſch = ich beiße mich, und zwar beiße ich in die Lip-
pen, z.B.: Einem in die Waden, Tatzen b. Hackländer Stillfr.
1, 56; Möſer Ph. 3, 236; Ich muß mir oft auf die Zunge
b., daß ich nicht noch weit ſchlimmere Ausdrücke herausſtoße.
Tieck N. Kr. 4, 49 ꝛc. Ich biß mich in die Zunge, um mich
zu erwecken. Chamiſſo 4, 314; Darf ich mich nur in die
Unterlippe b. L. 11, 746; Einen in die Ferſen, das Bein,
die Waden, die Bruſt, die Wange b. 1. Moſ. 49, 17; Grimm
M. 123; Heine Reiſ. 4, 240; Luther 6, 541a; Rückert Mak.
1, 64; Schwab 404; Stilling 2, 99; Talvj 2, 49; Uhland
82 ꝛc.; Ihn auf den Kamm zu b. Ramler F. 3, 25 ꝛc.
ſ. auch 6.
3) B., ähnlich wie kauen, ſchlucken ꝛc. = eſſen:
Sie frören und hätten nicht Viel zu b. Forſter Br. 2, 234,
meiſt: Nichts zu b. und zu brechen (brocken) haben; Hatte
nicht Viel zu b. und zu nagen. Hebel 3, 282 ꝛc., vgl.: Biſſen.
Übertr.: Hier iſt Stahl zu b.!... ſeine Klinge | ſauſte ſchnei-
dig durch die Lüfte. Scheffel Tr. 197, vgl.: ſchmecken.
Etwas in ſich b. = herunter-, niederſchlucken, ver-b.:
Etliche Stücke in ſich gefreſſen und gebiſſen [verſchwiegen].
Luther 6, 165a; Julia, ihre Wuth in ſich b–d. Sch. 171b.
4) Sich (einander) b., ſich mit einem Andern um Etwas
b., zunächſt von Hunden ꝛc., verſtärkt: ſich um Etwas er-b.;
Die beiden Hunde biſſen ſich; Der Pudel biß ſich mit dem
Mops um einen Knochen ꝛc., übertr. auf Menſchen, =
auf biſſige Weiſe ſich um Etwas zanken, ſtreiten,
herumſchlagen: Reißen und b. ſich um ein Kipfelchen Erde.
Zelter 3,274; Es iſt in dem Hauſe Nichts als Keifen und B.
Spate; auch von Dingen, mit denen man zu ſchaffen,
einen Kampf zu beſtehn hat ꝛc.: Sich mit etwas Plagen-
dem b., b. und freſſen. Luther 3, 211; 5, 50a; 67a R. o.
5) oft mit „ſtechen“ verwechſelt, z.B.: Die Schlange
ſticht oder beißt ꝛc. So heißt es gewöhnlich: Flöhe, Läuſe,
Wanzen ꝛc. b. oder ſtechen, während von Mücken nur das
letztere Zeitwort gewöhnlich iſt (ſ. ausbeißen): Wie
wenn ſie die Läuſe und Flöhe biſſen. Luther (ſ. auch Schlaf-
laus); oft auch unperſ. (ſ. Es) von der ſtechenden
und juckenden Empfindung, die derartiges Ungeziefer
hervorbringt: Es beißt mich, wenn ich einen Andern jucken
ſehe. Fiſchart ꝛc. 6) So auch von der Empfindung,
welche etwas Scharfes auf die Sinnesorgane hervor-
bringt (vgl. beizen, bitzeln, prickeln, ſtechen, ätzen ꝛc.,
ferner: ditter, barſch ꝛc.): Der Rauch beißt in die Augen.
Adelung; Daß es die Hunde in die Augen beißet. Fleming J.
112; Der Staub biß ihm in den Augen. Gotthelf G. 52;
Sein Rüſtzeug glänzt und gleißt, | daß mir’s wie Wetter-
leuchten noch in den Augen beißt. Uhland 413; Wie Gift
beißts in denAugen. Tſchudi Th. 589; vgl.: beizen 1 u. 2;
„Iſt Ihm Das helle?“ Daß mich die Augen b. Sch. 185b;
Der Pfeffer beißt auf der Zunge. Adelung [der Pfeffer iſt,
wenn er beißt, ſchon auf der Zunge; der Rauch dringt
beißend in die Augen, oder, nach andrer Auffaſſung, iſt
ſchon im Auge und beißt]. Der Schnupftaback beißt in der
Naſe ꝛc. (ſ. Anm. 1). 7) Auch übertr. auf innre
ſchmerzliche (nagende, quälende) Empfindungen, ſ. Ge-
wiſſensbiß: Fühlt .. | den leid’gen Durſt ihn b. Chamiſſo 3,
191; Der beißende Verdruß. Lichtwer 166; Kein Elend beißt
ſoſehr. 194; Die Sünden, ſo das Herz b. Luther 5, 15a; Es beißt
mich Etwas und ich habe Sorge für euch. 6, 357a (ſ.:
2. Kor. 11, 2 = ich habe ein ängſtigendes Gefühl). Jch
dachte, was mich biſſe. IP. 57, 60; Das Alles hilft jetzt nur
dem Argwohn, der ihn beißt, | ſich in ſein wundes Herz noch
tiefer einzubeizen. W. 20, 156 ꝛc. 8) ſcharf angreifen,
verletzen, nahe treten, weh thun ꝛc., z. B.: Mein An-
walt will meinen Gegner nicht recht b.; Auf einen Abweſenden
ſoll man nicht b. Spate; Laß du die Leute ſagen, was ſie
wollen; ein Wort beißt nicht. Auerbach [wie es Thaten
thun]; Eine Anfrage beißt Niemanden. Freitag [tritt Kei-
nem zu nahe, verletzt Keinen]; Wenn wie nichts Guts dich
ſchilt ein Wicht, | u. ſoll es dich nicht b., | ſo darf es dich
auch kitzeln nicht, | wenn ſie was Rechts dich heißen. Rückert.
[Jenes die unangenehme Empfindung, wie kitzeln die
angenehme bezeichnet.] Zumal im Part.: Beißender
Spott, Witz, Spötter; beißende Bemerkung, Satire, Straf-
predigt; beißendes Gedicht, Lied, Pasquill ꝛc.; Diejenigen, die
mich immer geärgert haben, recht beißend durchzuziehen. Tieck ꝛc.
9) in einer Menge Sprichw. und ſprichwörtl. Ra.
(ſ. Anm. 1; 8 ꝛc.): Ich habe ihm einen Brocken hingewor-
fen, er will aber nicht recht darauf b. (urſprünglich weidm.
von der Kirrung); In den (ſauren) Apfel b. (ſ. Apfel).
In die Angel b. (ſ. anbeißen, ſich fangen laſſen). Die b.
Alle mit Verdruß | auf’s Muß, als eine harte Nuß. G. 6,
45; Alle Die, an denen ſie eine harte Nuß b. muſſten [die
ſie nicht leicht bezwingen konnten]. Stumpf 145a; Er iſt
ſo dumm, daß ihn die Gänſe b. [daß er ſich deren nicht
einmal zu erwehren weiß]; Der Stolz, der Hochmuths-
teufel, die Narrheit, der Narr beißt ihn ꝛc. [er iſt ſtolz, närriſch];
Eine Schlange biß ihn. Talvj 2, 141, er ließ ſich berücken;
Ins Gras b., ſterben, z. B. wortſpielend: Dem armen
Jobbi war ſchon das Leben feil und die Pferde hätten auch
gern ins Gras gebiſſen, aber noch lieber in den Haber. Hebel
3, 215 U. v., vgl.: B–d die Walſtatt. Weckherlin (Wackern.
2, 271 Z. 30); Sie hatten manchen braven Mann wohl eher |
ins Gras geſtreckt, itzt kam die Reih’ an ſie. W. 11, 114; [Sie]
werden ehe ſelbſt die Erd müſſen drob käuen. Schaidenraißer
58a (Od. 13, 425); V. Jl. 19, 61; Ov. 2, 113 ꝛc., ſchwer-
lich zum alten b. in der Bed.: vom Pferde ſteigen,
niederſinken, ſ. Benecke. 10) das imperat. Hauptw.:
Beißdrein (m.), euphem. = Dreck. Luther 6, 320b ꝛc.
11) veralt. mit ſchwacher Form, faktitiv = beizen, bei-
ßen machen, ſ. durch-b. II.; er-b.
Anm. 2. Veralt. Impf. beiß. Goth. beitan, ahd.
bizan, mhd. bizen ꝛc., verwandt lat. findo, fidi ſpalten,
wie Skr. bhid. S. auch bellen und Balz, Anm. Dazu:
beizen, bitzeln, bitter ꝛc.
Zſſtzg. z. B.: Áb-: Einem den Finger, die Naſe, ſich
die Lippen, die Zunge [um nicht loszuplatzen, ſ. Ver-b.]
a., Sich eher die Zunge, den kleinen Finger a., als Etwas
thun, Dies nur höchſt ungern thun; Dem, der Einem die
Naſe a. will, das Licht halten, von übertriebner, an
Dummheit grenzender Gutmüthigkeit; Aller Scham
(Schande) den Kopf abgebiſſen haben, das Schamgefühl
ganz in ſich ertödtet haben, es nicht mehr kennen; Den
Heiligen die Füße a., heuchleriſch Frömmigkeit zur Schau
tragen; So biß keine Maus mehr einen Faden ab. vHorn
rh. D. 2, 265, vgl.: Da beißt die Maus das Fädele nicht
herunter. Spindler Stadt 1, 8, = das iſt bündig, unab-
änderlich ꝛc. An-: 1) tr.: Etwas beißend anbre-
chen, vgl.: an-nagen, -ſchneiden ꝛc.: Mit Zähnen an-
gebiſſene Äpfel, | angebiſſen und nicht aufgegeſſen. Talvj;
auch: in Etwas, in eine Perſon (küſſend ꝛc.) beißen:
Weil die Liebſte mich zu wild ergriffen, | hold mich angebiſſen.
G. 2, 75 ꝛc.; Er gehört zu den Menſchen, von welchen man
zweifelt, ob man ſie in den Faſten genießen darf [Fiſch oder
Fleiſch] ... ich wage es nicht, ihn anzubeißen. Börne 2, 454;
im Roman als Gericht anzuwenden ꝛc., und refl.: ſich
beißend anhängen: Eins der Jungen, das ſich der Katze
angebiſſen hatte [an die Bruſtwarze]. Arnim. 2) intr.:
den Zuſtand der Nüchternheit durch Eſſen beenden: Als
er hungrig ward, wollte er a. Ap. 10, 10; 20, 11; Ryff
Sp. 27a; Nach dem A. [Frühſtück, vgl.: An-, Imbiß].
Kompert Böhm. 272 ꝛc. 3) intr.: von Fiſchen, an die
Angel beißen, und danach oft übertr.: Es wurde nach
ihm geangelt mit den lockendſten Ködern, aber er biß nicht an.
Scherr, u. o. Aūf-: durch Beißen aufmachen, öff-
nen ꝛc.: Eine Nuß a., auch übertr.: = zum Verſtändnis
gelangen; Sich eine Ader a., um ſich zum Athmen zu helfen.
G.; Das Scheidewaſſer hat ihm die Haut aufgebiſſen ꝛc.
Aūs-: 1) tr.. durch Beißen herausbringen, fortſchaf-
fen: Sich einen Zahn a.; Eine Krähe beißt der andern die
Augen nicht aus; übertr.: Einer Sache die Augen (ſ. d.)
a., ſie verdunkeln ꝛc.; Durch Beißen vertreiben: Der
Hahn beißt das fremde Huhn aus; Alte Bienen beißen [5]
die Jungen aus; Der Rauch beißt [6] mich aus dem Haus
aus ꝛc., übertr.: Die Nebenbuhler a. Muſäus M. 1, 130
u. o. Zuw. auch = beißend auslaſſen, Ggſtz. ver-
beißen: Daß ein Zipfel in den Mund kam und ſie auf ihm
ihre Erregung gleichſam a. konnte. Gutzkow R. 5, 310.
2) intr.: bergm.: Das Geſtein beißt in den Gängen aus,
ragt hervor; Wir haben die Steinkohlen bei Grund an eben
der Oſtſeite zu Tage ausbeißen geſehen. vSchrank bair. Reiſ.
199 ꝛc. Be-: benagen. I. Dúrch-: 1) intr.:
Beißend hindurchdringen, übertr.: Die Schläge beißen
durch. 2) tr.: Etwas d., es ſo beißen, daß manhin-
durchdringt, ſ. II.: Umſpinnen mich immer von Neuem mit
Fäden, wenn ich auch noch ſo viele durchgebiſſen. IP.; Sein
Roß hat vor Angſt die Stange durchgebiſſen. W. u. v.
3) refl.: ſich beißend hindurchbringen, eigentlich und
übertr.: Sich als eingepuppter Schmetterling d. Tieck; Der
Hund, der Feind beißt ſich durch, durch die ihn Umgeben-
den, bahnt ſich einen freien Weg; Wie der ſich hier d.
[durchkommen] will, möcht’ ich auch wiſſen. Höfer V. 110; Der
Edelmann, der beißt ſich noch wohl durch. Werner Oſtſ. 1, 156.
II. Durch-: ſ. I. 2: Durchbiſſene Kokons [neben:
„durchgebiſſene“]. Knapp Techn. 2, 638 ꝛc.; auch [11]
durchbeizen: Mit ſchrecklichen Lügen wider die von der refor-
mirten Religion dermaßen eingeweihet und durchbeißt. Fiſchart
B. 211b. Eīn-: 1) intr.: in Etwas beißen: Dein
Apfelgeſicht gefällt mir, daß ich e. möchte. Lewald; Sie an-
gelt manche Stunde, | kein Fiſchlein beißt ihr ein. Uhland 214,
ſ. an-b. 3. Seltner tr.: Die Lippen e., ſich in die Lip-
pen beißen. 2) refl.: durchbeißen, in Etwas ein-
dringen: Haut ihre Krallen ins Fleiſch und beißt ſich wü-
thend ein. Tſchudi; Das Scheidewaſſer beißt [friſſt] ſich in
die Platte ein; Der Nervenwurm des Grames, der ſich tief in
unſere Nerven einbeißt. IP. ꝛc.; Die Repphühner beißen ſich
zu den andern ein. Döbel 2, 18 ꝛc. Empōr-: refl.: durch
Beißen empordringen: Junger Kran | ... beiß dich durch
die Lüfte | empor, ein ſcharfer Zahn! Freiligrath Garb. 89.
Er-: 1) tr.: beißend bewältigen, bezwingen, todt
beißen: Fledermäuſe ... erbiſſen. Brockes 9, 307; Eine Nuß
e.; Das harte Fleiſch nicht e. können. Bergm.: Das Ge-
ſtein erbeißt ihn, macht ihn todt, d. h. zwingt ihn, von
der Arbeit abzuſtehn; Sich die feſten Knauer e. [dadurch
von der Arbeit wegtreiben] laſſen ꝛc. 2) refl., veralt.:
Sich mit Einem e. [4]. Ryff Th. 56; Der Wein alſo ſauer,
daß er auf viel Jahr bedarf ſich zu e., daß man ihn trinken
möge [gleichſam ſich durchbeißen, ſich durcharbeiten bis
zur Milde]. Sp. 87a, vgl.: 91b. 3) [11] veralt.:
Wie das Wild ſich gegen die erbeißte und erhetzte Hund weh-
ret. Garzoni 601a, ſ. Benecke 1, 193. Fórt-: 1) weg-
b. 2) fortfahren zu beißen. Hēīm-: beißend
nach Hauſe treiben ꝛc. Heráb- ꝛc.: Der Fuchs ſprang
in die Höhe, um eine Traube herabzubeißen. Sich einen
Zahn aus der Kinnlade heraus-b.; Der beißt ſich noch einmal
’raus [durch]; wie oft war Der ſchon in der Patſche. Holtei
Lammf. 1, 187; Haſt du erſt einen ſoliden Landesgerichts-
Aſſeſſor herausgebiſſen. Menſch 2, 99 [es bis zum L. ge-
bracht], ſo auch: Ein Examen h., überſtehn ꝛc. (burſchi-
kos). Biſt du böſe, ſo beiß uns hinaus. Luther 5, 272a
[verjag uns mit Biſſen]. Die Maus hat ſich hindurch-
[durch-] gebiſſen ꝛc. Er biß in den Apfel hinein [ein];
Er ſucht ſich in die Geſellſchaft hineinzu-b., hat ſich zu uns
hereingebiſſen (ſ. ein-b. ). Über den letzten Punkt beiß
ich mich noch trefflich herum [4]. L.; Wir würden uns täg-
lich mit ihm herumzubeißen haben. IP. ꝛc. Herúnter-:
ſ. ab-b. u. ä. m. Nāch-: nachträglich beißen ꝛc.
I. Über-: intr.: Das Brot iſt zu dick, ich kann nicht ü.;
Seht nur dies wonnige U. der Lippen. Gutzkow R. 9, 327 ꝛc.
II. Über-: 1) ref.: Der Hund hat ſich überbiſſen,
ſeine Kinnbacken ſind übergeſchnappt ꝛc. 2) tr.: durch
Beißen übertreffen: Deine Schrift gegen ihn iſt beißend,
aber du wirſt deinen Meiſter an ihm finden, er wird dich ü. ꝛc.
Um-: tr.: durch Beißen umfallen machen. IP. 2,
29. Ver-: 1) tr., an der Spitze abbeißen: Da er
ſich aus Zorn die Nägel ſchon verbiſſen. Günther; verſtüm-
meln: Forſtw.: Verbißne Bäume, die durch Abbeißen
des Viehs im Wachsthum gehindert ſind, Krüppelbüſche,
ſ. verbeizen; Der Redner verbeißt [3] viele Wörter, ver-
ſchluckt ſie, namentlich die Endſilben. Ahnlich auch:
Das Lachen v., es durch Zuſammenbeißen der Zähne nicht
zum Vorſchein kommen laſſen, verſchlucken; Unter Kum-
mer, | verbiſſnem Schmerz. Ramler F. 1, 17; Das wird All
zu v. [verſchmerzen] ſein. G. 34, 289 u. o. Verbeiß
dir die Zähne nicht an der Nuß [verderbe ſie dir nicht].
2) refl.: Der Hund hat ſich verbiſſen, verfangen, ſo feſt
zugebiſſen, daß er nicht los kann und ab- oder losgebro-
chen werden muß. Döbel ꝛc. Oft auch übertr. von Men-
ſchen: Sich in Etwas v. (vgl. verrennen), ſo daß man
nicht davon los kann: Es iſt prächtig, daß der ſcharfſichtige
Prinz ſich in den myſtiſchen Sinn des Märchens ſo recht ver-
biſſen hat; hoffentlich laſſen Sie ihn eine Weile zappeln. Sch.
G. 1, 274, u. im Part.: Ein recht verbißner Charakter ꝛc.
So auch: In ſeinem Tone lageine Verbiſſenheit. Kurz
Weihn. 233; König Jer. 2, 353 ꝛc. Weidm.: Die wil-
den Enten v. ſich in das Gras (Rohr), wenn ſie unter-
getaucht, und ſterbend in der Todesangſt ins Rohr bei-
ßen und dort hangen bleiben, ſo daß ſie der Hund nicht
finden kann. (Man hat nicht nöthig, hier mit Adelung
an das alte beißen = herabſteigen zu denken, ſ. beizen,
und vgl.: Schmeller 1, 208.) 3) intr.: Der Auerhahn
verbeißt, ſ. Balz, Anm. Wég-: ab-, ſort-, aus-b.:
Er würde dir ſie [die Naſe] mit Wurzel und Stiel w. L.; So
beißt der Hamſter die Hamſterin ... aus ſeiner Röhre weg.
Döbel; Die achtbarſten Männer knurrte er an und biß ſie weg
mit ſchnöden Redensarten. Prutz. Wēīter-: fort-b.
Wīder-: einen Biß zurückgeben, vergelten. Wīē-
der-: noch einmal beißen: Du haſt mich früher gebiſſen
und jetzt wiedergebiſſen. Meinſt du, ich könnte dich nicht wider-
beißen? (ſ. wider). Zer-: tr., durch Biſſe arg ver-
letzen, zu Schanden, entzweibeißen: Z. ſelbſt die hart-
flügeligen Miſtkäfer. Tſchudi; Sich die Lippen z. W. 12, 214
[um das Lachen zu verbeißen]; Zerbiſſen, als hätte ich
mich mit 6 Jagdhunden herumgebalgt. Immermann; Wenn
ein grimmes Thier ... alle Frucht zerbeißet. Opitz. Zū-:
intr., gierig, derb in Etwas beißen: Steck’ ihm keinen
Finger in den Mund, er beißt zu; Hat zugebiſſen und den
Mund voll Späne gekriegt. Forſter Br. 1, 282. 2) tr.,
zueſſen: Butter in Rahm gebrockt und Speck zugebiſſen iſt
ein fettes Eſſen. Sprichw.; Friedrich von der Pfalz ließ den
Fürſten koſtbare Gerichte auftragen, aber kein Brot zum Zu-
beißen ꝛc. Zuſámmen-: 1) [1] Die Zähne z. (ſ. ver-
beißen). 2) durch Beißen zuſammenhalten, zuſam-
mentreiben: Eine Herde Schafe, die von einem zottigen
Hunde zur Ordnung zuſammengebiſſen wird. Gutzkow Bl. 1,
290. 3) durch Beißen zuſammen ſein, ſo daß man
nur ſchwer aus einander kann, vgl.: ſich verbeißen: Am
Ende ſtoben die zuſammengebiſſenen Parteien heulend ausein-
ander. Gotthelf U. 2, 306 u. ä. m.