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beißen
Bēīßen, tr.:
biß; gebissen (s. Beizen). 1) die Zähne fest zusammenpressen und drücken: Was beißt er die Zähne? Klinger 1, 22; Ich beiße die Zähne auf einander. G. 14, 50; Die Zähne zusammengebisfen vor Ungeduld. Hebel 3, 224; Merck’s Br. 272; Murmelte einen Fluch hervor zwischen den zusammengebissenen Zähnen. Stahr Rep. 3, 260 (s. auch Verbeißen). 2) In Bezug auf einen Gegenstand, der mit den Zähnen oder allgemeiner mit den Kiefern gepackt werden soll, mit „nach“ oder gepackt ist und auf den die zusammengepreßten Zähne oder Kiefer wirken mit ,,auf“, „in“ oder Objekt, zuweilen auch absolut ohne Beifügung eines Gegenstandes (s. Anm.): Geh nicht zu nah! Das ist ein böser Hahn, der beißt [ist bissig, beißt gern Leute]; Der Hund beißt um sich [sucht nach allen Seiten seine Feinde mit den Zähnen zu packen; vgl. herumbeißen]; übertr. auch: Der Feind beißt auf allen Seiten, man zeigt ihm tüchtig die Zähne. Hackländer Sold. 149.
Anm. 1. Die verschiednen Fügungen nicht ohne Unterschied: Der Hund beißt nach den Vorübergehnden, sucht sie zu b. etc. Auf Etwas b., so daß der Druck der Zähne nicht tief in den Gegenstand hineindringt; in Etwas b., so daß mehr oder minder tiefe Eindrücke hervorgebracht werden, oder doch werden sollen: Der Hund beißt auf den Stein, in den Finger; Zahnende Kinder lässt man auf harte Gegenstände b.; Das edle Roß beißt in die Stange, in die Zügel etc., die es zerbrechen, zerreißen möchte etc., vgl. auch: Der Fisch biß an die Angel. V. Th. 21, 46 u. ä. m. Das Objekt drückt entweder einen durch B. in Stücke getrennten, oder einen den Biß empfindenden, fühlenden Gegenstand aus, kann aber in beiden Bedeutungen auch fortbleiben; Der Hund kann die härtesten Knochen b.; Der alte Mann, der keine Kürste mehr beißen kann; Der alte Mann kann nicht mehr b.; Wir b. die Patrone [ab]. Freiligrath Pol. 1, 56; meist durch Zusatz oder Zsstzg. näher bestimmt: Die Speisen recht klein b.; Etwas zu Schanden, zunicht, entzwei, zer-b.; ein Stück vom Finger ab-, aus der Hand heraus-b. etc. Die Todten b. Niemand mehr; todte Hunde b. nicht; Er will den Fuchs nicht b.; Beißt (5) er wie eine Schlange und sticht wie eine Otter; Er beißt mörderlich, fürchterlich, wie ein Wolf, wie alle Teufel etc. Während es gewöhnlich nur heißt: In den Apfel b. [er empfindet den Biß nicht], findet sich dagegen: Biß vollUnmuths die Lippen. Engel 12, 64 u. o. neben: in die Lippen (G. 14, 160), auf die Lippen (Waldau N. 1, 55) b.; Nun gingest du und bissest in die Finger [aus Reue über das Gesagte]; in die verfluchte Zunge hättest du vorher b. sollen [um die Bemerkung zu unterdrücken]. G. 29, 223 etc., sehr oft mit beigefügtem „sich“, das (s. Herrig 15, 60 ff.) als Dat. od. Accus. gefasst werden kann, Jenes = ich beiße in meine Lippen; Dies anakoluthisch = ich beiße mich, und zwar beiße ich in die Lippen, z.B.: Einem in die Waden, Tatzen b. Hackländer Stillfr. 1, 56; Möser Ph. 3, 236; Ich muß mir oft auf die Zunge b., daß ich nicht noch weit schlimmere Ausdrücke herausstoße. Tieck N. Kr. 4, 49 etc. Ich biß mich in die Zunge, um mich zu erwecken. Chamisso 4, 314; Darf ich mich nur in die Unterlippe b. L. 11, 746; Einen in die Fersen, das Bein, die Waden, die Brust, die Wange b. 1. Mos. 49, 17; Grimm M. 123; Heine Reis. 4, 240; Luther 6, 541a; Rückert Mak. 1, 64; Schwab 404; Stilling 2, 99; Talvj 2, 49; Uhland 82 etc.; Ihn auf den Kamm zu b. Ramler F. 3, 25 etc. s. auch 6. 3) B., ähnlich wie kauen, schlucken etc. = essen: Sie frören und hätten nicht Viel zu b. Forster Br. 2, 234, meist: Nichts zu b. und zu brechen (brocken) haben; Hatte nicht Viel zu b. und zu nagen. Hebel 3, 282 etc., vgl.: Bissen. Übertr.: Hier ist Stahl zu b.!... seine Klinge | sauste schneidig durch die Lüfte. Scheffel Tr. 197, vgl.: schmecken. Etwas in sich b. = herunter-, niederschlucken, ver-b.: Etliche Stücke in sich gefressen und gebissen [verschwiegen]. Luther 6, 165a; Julia, ihre Wuth in sich b–d. Sch. 171b. 4) Sich (einander) b., sich mit einem Andern um Etwas b., zunächst von Hunden etc., verstärkt: sich um Etwas er-b.; Die beiden Hunde bissen sich; Der Pudel biß sich mit dem Mops um einen Knochen etc., übertr. auf Menschen, = auf bissige Weise sich um Etwas zanken, streiten, herumschlagen: Reißen und b. sich um ein Kipfelchen Erde. Zelter 3,274; Es ist in dem Hause Nichts als Keifen und B. Spate; auch von Dingen, mit denen man zu schaffen, einen Kampf zu bestehn hat etc.: Sich mit etwas Plagendem b., b. und fressen. Luther 3, 211; 5, 50a; 67a R. o. 5) oft mit „stechen“ verwechselt, z.B.: Die Schlange sticht oder beißt etc. So heißt es gewöhnlich: Flöhe, Läuse, Wanzen etc. b. oder stechen, während von Mücken nur das letztere Zeitwort gewöhnlich ist (s. ausbeißen): Wie wenn sie die Läuse und Flöhe bissen. Luther (s. auch Schlaflaus); oft auch unpers. (s. Es) von der stechenden und juckenden Empfindung, die derartiges Ungeziefer hervorbringt: Es beißt mich, wenn ich einen Andern jucken sehe. Fischart etc. 6) So auch von der Empfindung, welche etwas Scharfes auf die Sinnesorgane hervorbringt (vgl. beizen, bitzeln, prickeln, stechen, ätzen etc., ferner: ditter, barsch etc.): Der Rauch beißt in die Augen. Adelung; Daß es die Hunde in die Augen beißet. Fleming J. 112; Der Staub biß ihm in den Augen. Gotthelf G. 52; Sein Rüstzeug glänzt und gleißt, | daß mir’s wie Wetterleuchten noch in den Augen beißt. Uhland 413; Wie Gift beißts in denAugen. Tschudi Th. 589; vgl.: beizen 1 u. 2; „Ist Ihm Das helle?“ Daß mich die Augen b. Sch. 185b; Der Pfeffer beißt auf der Zunge. Adelung [der Pfeffer ist, wenn er beißt, schon auf der Zunge; der Rauch dringt beißend in die Augen, oder, nach andrer Auffassung, ist schon im Auge und beißt]. Der Schnupftaback beißt in der Nase etc. (s. Anm. 1). 7) Auch übertr. auf innre schmerzliche (nagende, quälende) Empfindungen, s. Gewissensbiß: Fühlt .. | den leid’gen Durst ihn b. Chamisso 3, 191; Der beißende Verdruß. Lichtwer 166; Kein Elend beißt sosehr. 194; Die Sünden, so das Herz b. Luther 5, 15a; Es beißt mich Etwas und ich habe Sorge für euch. 6, 357a (s.: 2. Kor. 11, 2 = ich habe ein ängstigendes Gefühl). Jch dachte, was mich bisse. IP. 57, 60; Das Alles hilft jetzt nur dem Argwohn, der ihn beißt, | sich in sein wundes Herz noch tiefer einzubeizen. W. 20, 156 etc. 8) scharf angreifen, verletzen, nahe treten, weh thun etc., z. B.: Mein Anwalt will meinen Gegner nicht recht b.; Auf einen Abwesenden soll man nicht b. Spate; Laß du die Leute sagen, was sie wollen; ein Wort beißt nicht. Auerbach [wie es Thaten thun]; Eine Anfrage beißt Niemanden. Freitag [tritt Keinem zu nahe, verletzt Keinen]; Wenn wie nichts Guts dich schilt ein Wicht, | u. soll es dich nicht b., | so darf es dich auch kitzeln nicht, | wenn sie was Rechts dich heißen. Rückert. [Jenes die unangenehme Empfindung, wie kitzeln die angenehme bezeichnet.] Zumal im Part.: Beißender Spott, Witz, Spötter; beißende Bemerkung, Satire, Strafpredigt; beißendes Gedicht, Lied, Pasquill etc.; Diejenigen, die mich immer geärgert haben, recht beißend durchzuziehen. Tieck etc. 9) in einer Menge Sprichw. und sprichwörtl. Ra. (s. Anm. 1; 8 etc.): Ich habe ihm einen Brocken hingeworfen, er will aber nicht recht darauf b. (ursprünglich weidm. von der Kirrung); In den (sauren) Apfel b. (s. Apfel). In die Angel b. (s. anbeißen, sich fangen lassen). Die b. Alle mit Verdruß | auf’s Muß, als eine harte Nuß. G. 6, 45; Alle Die, an denen sie eine harte Nuß b. mussten [die sie nicht leicht bezwingen konnten]. Stumpf 145a; Er ist so dumm, daß ihn die Gänse b. [daß er sich deren nicht einmal zu erwehren weiß]; Der Stolz, der Hochmuthsteufel, die Narrheit, der Narr beißt ihn etc. [er ist stolz, närrisch]; Eine Schlange biß ihn. Talvj 2, 141, er ließ sich berücken; Ins Gras b., sterben, z. B. wortspielend: Dem armen Jobbi war schon das Leben feil und die Pferde hätten auch gern ins Gras gebissen, aber noch lieber in den Haber. Hebel 3, 215 U. v., vgl.: B–d die Walstatt. Weckherlin (Wackern. 2, 271 Z. 30); Sie hatten manchen braven Mann wohl eher | ins Gras gestreckt, itzt kam die Reih’ an sie. W. 11, 114; [Sie] werden ehe selbst die Erd müssen drob käuen. Schaidenraißer 58a (Od. 13, 425); V. Jl. 19, 61; Ov. 2, 113 etc., schwerlich zum alten b. in der Bed.: vom Pferde steigen, niedersinken, s. Benecke. 10) das imperat. Hauptw.: Beißdrein (m.), euphem. = Dreck. Luther 6, 320b etc. 11) veralt. mit schwacher Form, faktitiv = beizen, beißen machen, s. durch-b. II.; er-b.
Anm. 2. Veralt. Impf. beiß. Goth. beitan, ahd. bizan, mhd. bizen etc., verwandt lat. findo, fidi spalten, wie Skr. bhid. S. auch bellen und Balz, Anm. Dazu: beizen, bitzeln, bitter etc.
Zsstzg. z. B.: Áb-: Einem den Finger, die Nase, sich die Lippen, die Zunge [um nicht loszuplatzen, s. Ver-b.] a., Sich eher die Zunge, den kleinen Finger a., als Etwas thun, Dies nur höchst ungern thun; Dem, der Einem die Nase a. will, das Licht halten, von übertriebner, an Dummheit grenzender Gutmüthigkeit; Aller Scham (Schande) den Kopf abgebissen haben, das Schamgefühl ganz in sich ertödtet haben, es nicht mehr kennen; Den Heiligen die Füße a., heuchlerisch Frömmigkeit zur Schau tragen; So biß keine Maus mehr einen Faden ab. vHorn rh. D. 2, 265, vgl.: Da beißt die Maus das Fädele nicht herunter. Spindler Stadt 1, 8, = das ist bündig, unab- änderlich etc.
An-:
1) tr.: Etwas beißend anbrechen, vgl.: an-nagen, -schneiden etc.: Mit Zähnen angebissene Äpfel, | angebissen und nicht aufgegessen. Talvj; auch: in Etwas, in eine Person (küssend etc.) beißen: Weil die Liebste mich zu wild ergriffen, | hold mich angebissen. G. 2, 75 etc.; Er gehört zu den Menschen, von welchen man zweifelt, ob man sie in den Fasten genießen darf [Fisch oder Fleisch] ... ich wage es nicht, ihn anzubeißen. Börne 2, 454; im Roman als Gericht anzuwenden etc., und refl.: sich beißend anhängen: Eins der Jungen, das sich der Katze angebissen hatte [an die Brustwarze]. Arnim. 2) intr.: den Zustand der Nüchternheit durch Essen beenden: Als er hungrig ward, wollte er a. Ap. 10, 10; 20, 11; Ryff Sp. 27a; Nach dem A. [Frühstück, vgl.: An-, Imbiß]. Kompert Böhm. 272 etc. 3) intr.: von Fischen, an die Angel beißen, und danach oft übertr.: Es wurde nach ihm geangelt mit den lockendsten Ködern, aber er biß nicht an. Scherr, u. o. Aūf-: durch Beißen aufmachen, öffnen etc.: Eine Nuß a., auch übertr.: = zum Verständnis gelangen; Sich eine Ader a., um sich zum Athmen zu helfen. G.; Das Scheidewasser hat ihm die Haut aufgebissen etc. Aūs-:
1) tr.. durch Beißen herausbringen, fortschaffen: Sich einen Zahn a.; Eine Krähe beißt der andern die Augen nicht aus; übertr.: Einer Sache die Augen (s. d.) a., sie verdunkeln etc.; Durch Beißen vertreiben: Der Hahn beißt das fremde Huhn aus; Alte Bienen beißen [5] die Jungen aus; Der Rauch beißt [6] mich aus dem Haus aus etc., übertr.: Die Nebenbuhler a. Musäus M. 1, 130 u. o. Zuw. auch = beißend auslassen, Ggstz. verbeißen: Daß ein Zipfel in den Mund kam und sie auf ihm ihre Erregung gleichsam a. konnte. Gutzkow R. 5, 310.
2) intr.: bergm.: Das Gestein beißt in den Gängen aus, ragt hervor; Wir haben die Steinkohlen bei Grund an eben der Ostseite zu Tage ausbeißen gesehen. vSchrank bair. Reis. 199 etc. Be-: benagen. I. Dúrch-: 1) intr.: Beißend hindurchdringen, übertr.: Die Schläge beißen durch. 2) tr.: Etwas d., es so beißen, daß manhindurchdringt, s. II.: Umspinnen mich immer von Neuem mit Fäden, wenn ich auch noch so viele durchgebissen. IP.; Sein Roß hat vor Angst die Stange durchgebissen. W. u. v. 3) refl.: sich beißend hindurchbringen, eigentlich und übertr.: Sich als eingepuppter Schmetterling d. Tieck; Der Hund, der Feind beißt sich durch, durch die ihn Umgebenden, bahnt sich einen freien Weg; Wie der sich hier d. [durchkommen] will, möcht’ ich auch wissen. Höfer V. 110; Der Edelmann, der beißt sich noch wohl durch. Werner Osts. 1, 156. II. Durch-: s. I. 2: Durchbissene Kokons [neben: „durchgebissene“]. Knapp Techn. 2, 638 etc.; auch [11] durchbeizen: Mit schrecklichen Lügen wider die von der reformirten Religion dermaßen eingeweihet und durchbeißt. Fischart B. 211b. Eīn-:
1) intr.: in Etwas beißen: Dein Apfelgesicht gefällt mir, daß ich e. möchte. Lewald; Sie angelt manche Stunde, | kein Fischlein beißt ihr ein. Uhland 214, s. an-b. 3. Seltner tr.: Die Lippen e., sich in die Lippen beißen. 2) refl.: durchbeißen, in Etwas eindringen: Haut ihre Krallen ins Fleisch und beißt sich wüthend ein. Tschudi; Das Scheidewasser beißt [frisst] sich in die Platte ein; Der Nervenwurm des Grames, der sich tief in unsere Nerven einbeißt. IP. etc.; Die Repphühner beißen sich zu den andern ein. Döbel 2, 18 etc. Empōr-: refl.: durch Beißen empordringen: Junger Kran | ... beiß dich durch die Lüfte | empor, ein scharfer Zahn! Freiligrath Garb. 89. Er-:
1) tr.: beißend bewältigen, bezwingen, todt beißen: Fledermäuse ... erbissen. Brockes 9, 307; Eine Nuß e.; Das harte Fleisch nicht e. können. Bergm.: Das Gestein erbeißt ihn, macht ihn todt, d. h. zwingt ihn, von der Arbeit abzustehn; Sich die festen Knauer e. [dadurch von der Arbeit wegtreiben] lassen etc.
2) refl., veralt.: Sich mit Einem e. [4]. Ryff Th. 56; Der Wein also sauer, daß er auf viel Jahr bedarf sich zu e., daß man ihn trinken möge [gleichsam sich durchbeißen, sich durcharbeiten bis zur Milde]. Sp. 87a, vgl.: 91b.
3) [11] veralt.: Wie das Wild sich gegen die erbeißte und erhetzte Hund wehret. Garzoni 601a, s. Benecke 1, 193. Fórt-:
1) wegb.
2) fortfahren zu beißen. Hēīm-: beißend nach Hause treiben etc. Heráb- etc.: Der Fuchs sprang in die Höhe, um eine Traube herabzubeißen. Sich einen Zahn aus der Kinnlade heraus-b.; Der beißt sich noch einmal ’raus [durch]; wie oft war Der schon in der Patsche. Holtei Lammf. 1, 187; Hast du erst einen soliden Landesgerichts- Assessor herausgebissen. Mensch 2, 99 [es bis zum L. gebracht], so auch: Ein Examen h., überstehn etc. (burschikos). Bist du böse, so beiß uns hinaus. Luther 5, 272a [verjag uns mit Bissen]. Die Maus hat sich hindurch- [durch-] gebissen etc. Er biß in den Apfel hinein [ein]; Er sucht sich in die Gesellschaft hineinzu-b., hat sich zu uns hereingebissen (s. ein-b. ). Über den letzten Punkt beiß ich mich noch trefflich herum [4]. L.; Wir würden uns täglich mit ihm herumzubeißen haben. IP. etc. Herúnter-: s. ab-b. u. ä. m. Nāch-: nachträglich beißen etc. I. Über-: intr.: Das Brot ist zu dick, ich kann nicht ü.; Seht nur dies wonnige U. der Lippen. Gutzkow R. 9, 327 etc. II. Über-: 1) ref.: Der Hund hat sich überbissen, seine Kinnbacken sind übergeschnappt etc. 2) tr.: durch Beißen übertreffen: Deine Schrift gegen ihn ist beißend, aber du wirst deinen Meister an ihm finden, er wird dich ü. etc. Um-: tr.: durch Beißen umfallen machen. IP. 2, 29. Ver-:
1) tr., an der Spitze abbeißen: Da er sich aus Zorn die Nägel schon verbissen. Günther; verstümmeln: Forstw.: Verbißne Bäume, die durch Abbeißen des Viehs im Wachsthum gehindert sind, Krüppelbüsche, s. verbeizen; Der Redner verbeißt [3] viele Wörter, verschluckt sie, namentlich die Endsilben. Ahnlich auch: Das Lachen v., es durch Zusammenbeißen der Zähne nicht zum Vorschein kommen lassen, verschlucken; Unter Kummer, | verbissnem Schmerz. Ramler F. 1, 17; Das wird All zu v. [verschmerzen] sein. G. 34, 289 u. o. Verbeiß dir die Zähne nicht an der Nuß [verderbe sie dir nicht]. 2) refl.: Der Hund hat sich verbissen, verfangen, so fest zugebissen, daß er nicht los kann und ab- oder losgebrochen werden muß. Döbel etc. Oft auch übertr. von Menschen: Sich in Etwas v. (vgl. verrennen), so daß man nicht davon los kann: Es ist prächtig, daß der scharfsichtige Prinz sich in den mystischen Sinn des Märchens so recht verbissen hat; hoffentlich lassen Sie ihn eine Weile zappeln. Sch. G. 1, 274, u. im Part.: Ein recht verbißner Charakter etc. So auch: In seinem Tone lageine Verbissenheit. Kurz Weihn. 233; König Jer. 2, 353 etc. Weidm.: Die wilden Enten v. sich in das Gras (Rohr), wenn sie untergetaucht, und sterbend in der Todesangst ins Rohr beißen und dort hangen bleiben, so daß sie der Hund nicht finden kann. (Man hat nicht nöthig, hier mit Adelung an das alte beißen = herabsteigen zu denken, s. beizen, und vgl.: Schmeller 1, 208.) 3) intr.: Der Auerhahn verbeißt, s. Balz, Anm. Wég-: ab-, sort-, aus-b.: Er würde dir sie [die Nase] mit Wurzel und Stiel w. L.; So beißt der Hamster die Hamsterin ... aus seiner Röhre weg. Döbel; Die achtbarsten Männer knurrte er an und biß sie weg mit schnöden Redensarten. Prutz. Wēīter-: fort-b. Wīder-: einen Biß zurückgeben, vergelten. Wīēder-: noch einmal beißen: Du hast mich früher gebissen und jetzt wiedergebissen. Meinst du, ich könnte dich nicht widerbeißen? (s. wider). Zer-: tr., durch Bisse arg verletzen, zu Schanden, entzweibeißen: Z. selbst die hartflügeligen Mistkäfer. Tschudi; Sich die Lippen z. W. 12, 214 [um das Lachen zu verbeißen]; Zerbissen, als hätte ich mich mit 6 Jagdhunden herumgebalgt. Immermann; Wenn ein grimmes Thier ... alle Frucht zerbeißet. Opitz. Zū-: intr., gierig, derb in Etwas beißen: Steck’ ihm keinen Finger in den Mund, er beißt zu; Hat zugebissen und den Mund voll Späne gekriegt. Forster Br. 1, 282.
2) tr., zuessen: Butter in Rahm gebrockt und Speck zugebissen ist ein fettes Essen. Sprichw.; Friedrich von der Pfalz ließ den Fürsten kostbare Gerichte auftragen, aber kein Brot zum Zubeißen etc. Zusámmen-:
1) [1] Die Zähne z. (s. verbeißen). 2) durch Beißen zusammenhalten, zusammentreiben: Eine Herde Schafe, die von einem zottigen Hunde zur Ordnung zusammengebissen wird. Gutzkow Bl. 1, 290. 3) durch Beißen zusammen sein, so daß man nur schwer aus einander kann, vgl.: sich verbeißen: Am Ende stoben die zusammengebissenen Parteien heulend ausein- ander. Gotthelf U. 2, 306 u. ä. m.