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Beid Sterne
Bēīd, adj.: 1) ein Zahlw., ſich zu zwei wie der
beſt. zum unbeſt. Artikel verhaltend = die zwei, oft,
ohne daß die Zahl vorher genannt iſt bei paarweis vor-
handnen Gegenſt.: Auf b–en Schultern tragen; B–e
Hände, Füße; Gleich auf b–en Seiten iſt das Unrecht. Sch. ꝛc.
Wenn der Artikel, Fw. od. alle daneben ſteht, kann
ſtatt b–e meiſt auch zwei ſtehn, doch tritt dabei dann
mehr der Begriff der Zahl, bei b–e der des Zuſammen-
faſſens zur Gemeinſchaftlichkeit hervor, vgl.: Ich nahm
zwei Thaler mit in den Spielſaal u. habe richtig meine zwei
Thaler verloren. [Es handelt ſich hier um das Wieviel;
die zwei Thaler konnten z. B. auch füglich 6 Acht-
groſchenſtücke ſein]; Ich nahm zwei holländiſche Dukaten
u. habe die beiden Dukaten [einen wie den andern] ver-
loren; Er hat ſeine b–en [nicht: zwei, da der Begriff der
Zahl hier nicht hervorzuheben iſt] Eltern verloren ꝛc.
Alle zwei ſondert u. trennt: Alle zwei Stunden einen Eß-
löffel voll ꝛc.; alle beide faſſt zuſammen: Die Gabel ſchilt
den Ofentopf, | ſchwarz ſind ſie alle Beide. G., daher mehr
franz. als deutſch: Mir feind ſind alle Zwei. Rückert Roſt
17a; 85b; Siehe Beg, die beiden grünen Schwerter, | alle
zwei von einem Waffenſchmiede. Talvj 2, 140 ꝛc. Wie
alle den ſchon in Beide liegenden Begriff der Geſammt-
heit hervorhebend verſtärkt, ſo oft der Artikel ꝛc. den
Begriff des Bekannten und Beſtimmten, vgl.: Da
faſſet’ ich beid e Tafeln u. warf ſie aus b–en Händen; Die
beid en Tafeln; B–e Väter waren gaſtverwandt. G.; Die
b–en Väter; Dieſe b–en Knaben ꝛc., ſ. 3. In der
Volksſpr. oft: Zwei beide, wo Jenes die Zahl, Dies
das Zuſammenfaſſen bez.: Wenn wir zwei Beide, Herr,
allein ritten. Alexis H. 1, 1, 219; Da liegen wir zwei
Beide | bis zum Appell im Grab. Holtei ꝛc.; Und beide Zwei
gelangten froher nach Hauſe. Baggeſen 4, 133 ꝛc. 2) Da
beide den Begriff des Zuſammenfaſſens, alſo die Ein-
heit, mit der Zweizahl verbindet, ſo kommt außer der
Mz. (in der ältern Sprache der Dual) auch die Ez.
vor, wo nämlich zwei Ggſt. unter einem höhern ge-
meinſchaftlichen Begriff als Einheit zuſammengefaſſt
werden, zumeiſt neutr. (vgl.: Böſes, d. i. böſe Dinge
thun ꝛc.), z. B.: Hier iſt das Geld, hier iſt der Dolch; |
Das Beides iſt zu haben. Chamiſſo; Hättet ihr nicht ein paar
Gabeln voll Gemüs darein, oder ein Stücklein Fleiſch, oder
Beides? Hebel; Verwünſcht u. geheiligt, denn jede Weihe
enthält ja Beides. G.; Du machſt dir Müh’ u. mir erregſt du
Schmerzen, | vergebens Beides. Derſ.; Sie rauben euch Beides,
Zeit u. Stimmung. Derſ.; Sanadon irrte ſich in Beidem. W. ꝛc.
Zuw. kann mit leichter Nüance Ez. oder Mz. ſtehn (die
ſich ganz ſo wie es u. ſie, Das u. Die verhalten), je
nachdem eben vereinzelt od. zuſammengefaſſt werden
ſoll, vgl.: Hier iſt das Geld, hier iſt der Dolch, die beide
ſind zu haben; Fordert der Gegenſtand eine kurze Erwartung
u. völlige Befriedigung, welche ſich beide nicht erreichen laſſen
[od. was beides ſich nicht erreichen läſſt], wo man nicht ꝛc. Möſer
Ph. 3, 148. So ſagt Kaſſius zum Brutus bei L. 1, 66:
Schon war ein Brutus Roms Erretter; | komm, zeige, daß du
Beidebiſt. [Der eine Brutus biſt du; zeige daß Du auch
der andre Br., der Tyrannenvertreiber, biſt.] Dagegen:
Hektor, du biſt mir Beides, Vater u. Mutter [nicht beide
Perſönlichkeiten, Der, der mein Vater war u. zugleich
Die, die meine Mutter war, ſondern Das, was ſie
mir waren]. Ahnlich unterſcheidet ſich auch Ez. u.
Mz. bei Stoffnamen u. Abſtrakten, wo natürlich nicht
bloß das Neutr. vorkommt, ſ. Beiderlei u. vgl. z. B.:
Es waren zwei Käſe da, er hat ſie beide aufgegeſſen; „Jſſt
du lieber Schafkäſe od. Kuhkäſe?“ Ich eſſe beiden Käſe gleich
gern; Ich habe Weißwein u. Rothwein, beiden v. vorzüglicher
Güte; Zwiſchen Hof u. Gemeinde zu ſtehn u. beiden Brei
recht zu kochen. Zelter 2, 390. Dazu auch: Das Sakrament
unter beider Geſtalt, Brots u. Weins, genommen. Luther 6,
5b ꝛc.; Sie haben mich als Bürger, der ſein Recht | ver-
folgt, als Oberherrn, der es verwaltet, | ſie haben mich um
beides Recht betrogen. [um das Recht des Bürgers u. des
Oberherrn.] Böttger Byr. 8, 128; In beider angeblichen
Erfahrung geirrt. Kant 6, 178 ꝛc. Dieſer heut be-
ſchränkte Gebrauch der Ez. (z. B.: Die Wundergewalt |
beides ſo mächtigen Mundes. Droyſen A. 3, 474, da die Mz.
von Mund ungewöhnl. iſt) war früher ausgedehnter u.
galt allgem. auch von konkreten Hw., z. B.: Beides
Indien. Fleming 62; Beides Ufer. 582; 632; Beides Glück
[gutes u. böſes Geſchick]. Logau 1, 10, 76; Mit beidem
Arm. Lohenſtein Ibr. B. 21; Beiden Angelſtern. Mühlpforth
Geiſtl. 13; Beides Kind. Opitz 2, 251; Beide Hand. 258;
Mit beider Fauſt. Schottel 853; Zu beider Seit. Stumpf
374 ꝛc., vgl.: Beiderſeits. 3) Beide iſt attributives
Ew. u. wird demgemäß auch dekliniert, d. h. ohne
Artikel in Ez. u. Mz. in ſtarker Form, mit demſelben
in der Mz. in ſchwacher (ſ. 1), u. ſo auch, wenn es
ohne beigefügtes Hw. ſubſtantiviſch ſteht, wobei wie
v. allen ähnlichen der Genit. der Ez. im Neutr. un-
gewöhnl. iſt, vgl.: All, Anm. 5u. 7, u. z. B.: Lau-
tenſpiels u. Singens fliſſen ſie ſich beider [ſowohl des einen
als des andern, ſ. 4, wo ungewöhnl. ſtatt des unge-
bräuchlichen Genit. der Ez. der der Mehrzahl gebraucht
iſt]. Simrock Gudr. 49. Subſtantiviſch folgt ,,beide“ dem
genannten Ggſtd. nach, kann aber auch voraufgehn;
wenn die Gültigkeit der Ausſage ſowohl für den einen
wie für den andern ſtärker hervorgehoben werden ſoll,
vgl.: Dein Vater und deine Mutter waren Beide hier; Beide,
dein Vater und deine Mutter, waren hier; Beide waren
hier, dein Vater u. deine Mutter. Ich habe Brief u.
Packet, Beides richtig erhalten; Ich habe Beides, Brief u.
Packet richtig erhalten, ſ. 4. Ebenſo auch, wenn ſtatt
der Hw. perſönliche Fw. ſtehn, nur daß in dem von
Hw. abhängigen Genit., wobei auf die Form der
Fw. zu achten iſt, die Voranſtellung des „Beide“
ungewöhnl. iſt: Wir (ihr, ſie) Beide; Ich habe es (Das,
Dieſes) Beides erhalten; Er fragte uns Beide; Er hat es
uns Beiden erzählt ꝛc.; Die unſer Beider Erſcheinung ent-
gegen harren. Engel 12, 395; Euer Beider Zierde u. Freude.
Forſter Sak. 183; Sah ihrer Beider Kinder zuſammenſpielen.
Br. 1, 109; Auf unſer Beider Rechnung. L. 12, 114; Das
iſt unſer Beider Schuld. Luther 6, 315a; Daß die äußere
Geſtalt Ihrer Beider Beifall haben möchte. Sch. G. 1, 102; Zu
ihrer Beider Glück. W. 11, 253 ꝛc., vgl.: All Anm. 7.
Nachdrücklicher mit vorangeſtelltem „Beide“: Wenn
Beide wir reiſten | nach Rieſenheim. Chamiſſo 4, 205; Herr
u. Herrin ſehn es gern, | daß ſie Beide mich gefunden | u.
mir leuchtet Glück u. Stern, | da ich Beide ſie gefunden. G.
4, 48; Beide wir erwachten mit gleicher Empfindung. 23,
392; Beide ſtanden wir am Fenſter. JGJacobi 1, 146; Du
aber o Nacht,’ uns Beiden ſende, mir u. ihm | ... den holden
Traum, daß auf die Stirne Beiden uns | Vergeſſenheit die
mohnbeträuften Finger legt. Prutz Woch. 125; O ihr Beid,
Aushelfer der Sterblichen, Beide geliebt ihr. V. Th. 22, 23;
137; 182; Beide ſie waren annoch Blondlockige, Beide noch
Knaben, | Beid’ im Syringengetön Wohlkundige, Beid’ im
Geſange. 8; 3; 12, 15; 24, 30; 25, 153; Beide ſie eil-
ten zur Grott’ einmüthiglich. Th. Epigr. 3, 5; Alſo Beid’,
in Worten des Ungeſtüms ſich ereifernd, | ſtanden ſie. Od. 3,
147; Beide ſie waren v. Gold u. in goldene Kleider gehüllet.
Jl. 18, 517; 5, 568 u. v. Solche Huldigung wie Bei-
den Dieſen | ward keine Reb’ u. Ähre u. je erwieſen. Grün
Schutt 45; Beides Dieſes gelob’ ich Ihnen hiermit. L. 12,
306 ꝛc. Ähnlich ſteht auch das adjektiviſche
„beide“ gewöhnl. in ſchwacher Form zwiſchen dem
Artikel (od. beſitzanzeigenden od. hinzeigenden Fw.) u.
dem Hw.: Die (meine, unſere, dieſe, jene) beiden Kna-
ben ꝛc.; aber nachdrucks- und bedeutungsvoller kann
es in ſtarker Form dem Hw. nachfolgen, oder dem
Artikel ꝛc. vorangehn, vgl.: Deine beiden Eltern ſind
wohl, wo es ohne bedeutende Sinnesändrung
fortbleiben könnte und: Beide deine Eltern ſind wohl;
oder: Deine Eltern ſind beide wohl [nachdrücklich, Einer
wie der Andre, ſowohl Vater als Mutter]; Wohl ſah
ich die Eltern beide; Ihm waren beide todt, | der Vater und
die Mutter. Simrock Gudr. 209; Von beiden dieſen Punkten.
L. 8, 103; Beide dieſe Weſen. 216; Beiden ſeinen Frauen.
Luther 8, 20a; Beide vereinigt | ziehn ſich die Bein’ allmäh-
lich. V. Ov. 1, 51; Erhob ... | beide die Hände zugleich.
Th. 22, 130; Beid’ anſtrengend die Händ’ um das Unthier
fand ich zu thun itzt. 21, 48; Und bildet beid’ ihm die Hände.
24, 106; Die Augen umdunkelte beid’ ihm | Nacht. 25, 260
ꝛc. Simrock Gudr. 58 hat auch das unflektierte ,,beide“
im Dat.: Mit ſeinen Klauen beide, wie Werder Ar. 1, 123:
Auf dieſen Wegen beid, was aber nur vereinzelt vorkommt,
ebenſo wie wenn Kant (z. B. Krit. d. rein. Vern. 98)
„beide“ mit nachfolgendem Genit. verbindet: Beide
dieſer Sätze. Über die Deklination vgl.: Alle, Anm.
6 und 7. Alleinſtehnd oder durch „alle“ verſtärkt
hat „beide“ ſtarke Form: Ich kenne alle Beide, werde mich
aller Beider bemächtigen ꝛc. (veralt.: Verliert er alle Beiden.
Zinkgräf 1, 151). Man unterſcheide: Die beiden Leute,
oder: Die Beiden kenne ich, und: Die kenne ich Beide, und
mit veränderter Stellung: Die Beid e kenne ich, ſ. 1: Das
Beides (oder: Die Beide) ſind zu haben; Wie ſich die Beide,
Chriſtus und ſeine Chriſtenheit gegeneinanderhalten. Luther 6,
356b, obgleich früher die beide ſtatt die beiden häufig
vorkommt. Nach wir und ihr als Nomin. (ſ. Du,
Anm. e) ſchwankt, wie auch ſonſt bei den Ew. ſtarke
und ſchwache Form, z. B.: Willkommen, ihr Beide!
Gutzkow R. 5, 102; Ihr Beiden, die ihr mir ſo oft | in
Noth und Trübſal beigeſtanden. G. 11, 5; Wir Beiden. 23,
398. Wir möchten uns hier für die ſtarke Form ent-
ſcheiden, die in den übrigen Kaſus, wie bei den Fw. der
3. Perſon feſtſteht: Unſer Beider treues Band. H. 15, 15;
Er kennt euch Beide; Sie Beide haben es geſehn ꝛc.
Folgt auf ſchwaches „beide“ noch ein Ew. (auch als
Hw.), ſo hat dies entſchieden ſchwache Form: Die bei-
den armen Kinder; Die beiden Kleinen; Das Schickſal der
beiden Taubſtummen ꝛc.; ſteht aber „beide“ dabei in der
ſtarken Form, ſo herrſcht Schwanken (vgl. Alle, Anm.
6), z. B.: Beide, nicht willkürlich, ſondern nach beſtimmten
Grundſätzen abgeſonderte Theile. Humboldt K. 2, 148 ꝛc.
Wir möchten uns auch hier wie bei all für die ſchwache
Form entſcheiden, die im Genit. feſtſteht: Das Schickſal
beider armen Kinder; beider Taubſtummen ꝛc. Man vgl.,
auch in Bezug auf die Jnterpunktion, und unterſcheide
Sätze wie die folgenden: Wie früh ſtarben Beide, große
Männer in ihrem Fach! Wie jung ſtarben beide große n Män-
ner! Zuw. findet ſich auch ſubſtantiviſch „beide“
durch ein beigefügtes Ew. beſtimmt, z. B.: Es lebten
die vergnügten Beide[n] vereint, beglückt, in ſanfter Freude.
Brockes 9, 521 [= das vergnügte Paar]; Entführen
wollte ſie die kleinen B–en. Chamiſſo 4, 71 [die beiden Klei-
nen, die Kleinen beide]; O höchſt beglückten B–en. Canitz
126; O ihr zartfühlenden B–e. Gerſtenberg Ugol. 23; Fal-
ſche Beide, lernet zittern. Gotter 3, 519; Fahret wohl, ge-
liebte Beide! H. 15, 314; Sch. Muſ. 8; Ihr glücklichen
Beiden. Rückert 2, 205 ꝛc. 4) In der ältern Sprache
wurde „beide und“ als unveränderliches Bindew.
= „ſowohl als auch“ gebraucht, wovon ſich bei Luther
u. A. m. zahlreiche Beiſpiele finden, unter Neuern
namentl. bei EMArndt: Ward ich beide durch ihn und durch
den Herrn von Stein eingeführt. Erinn. 160; Das Gedränge
beide der Wohlmeinenden und der Verrückten. 195; Beide in
ſeinem Glieder- und Gebärdenſpiel. 145; Ber. 170; 202;
205; 272 u. ä. m. Andrerſeits findet ſich daneben:
„Beides und“ auch von Perſonen, z. B.: Redner bei-
des der Römer und Griechen. Weichmann 1, XXXIII; Kannte
beides unſern Dichter und die Alten zu gut. Eſchenburg Sh. 55;
Beides, Männer und Weiber, vortreffliche Schwimmer. Forſter
R. 1, 199 ꝛc. Im Allgem. aber wird jetzt hier auch
der unter 2 beſprochene Unterſchied zwiſchen Ez. und
Mz. bewahrt und dabei „beide“ flektiert, z. B.: Da-
mit er alle Tage mocht’ erwerben Beides, Gut und Ehre.
Simrock Gudr. 2 [im Original: beide guot unde êre];
Beider, der Griechen und Troer, Herzen. B. (Beid’ entflamm
ich die Völker ſodann ..., Troer ſowohl als Griechen. V. Il.
3, 416). Und ſo ſchon Hammer Roſ. 196: Beider Bildnis,
des Teufels und unſers Herrn Gotts u. ä. m. Um Bei-
des, die Einfahrt und den Hafen ſelbſt, ſondieren zu laſſen.
Forſter R. 1, 195; 273; Da ſind die Damen Beides, ſchön
und klug. Br. 1, 421; Sie rauben euch Beides, Zeit und
Stimmung. G. 3, 233; Beides in weiterem und näherem
Kreiſe. 22, 191; Beides, die rückkehrende Ebbe und die Strö-
mung des Fluſſes, war [Ez.] gegen uns. Kohl I. 1, 249;
Beides, Hafen und Schornſtein .. haben [Mz.]. 2, 413;
Weil ich Beides, Belletriſt nnd Rechtskonſulent bin. IP. 2,
14*
144; Beides durch Geburt und weil ich ſtolz bin. Stolberg
Il. 18, 365 u. ä. m. Damit du nicht Beide, dich und
mich, den Vorwürfen ... preisgiebſt. Forſter Sak. 67; R. 1,
132; Entnervend Beide, Kriegers- und auch Bürgers-Kraft.
G. 12, 173; Daß Beide, Klugheit und Muth, das Glück
über ſich erkennen müſſen. 14, 226; Gotthelf Sch. 33; Gutz-
kow R. 7, 230; Daß Beide, unſer Sonnenſyſtem und die
Sterne, ihren Ort ... verändern. Humboldt K. 1, 151; Beide
der magre Schulpedant und der Schwärmer. WHumboldt (For-
ſter Br. 2, 807); Beide, Wind und Regen, jagten einem ...
Wagen nach. Hackländer Nam. 1, 193; Beide Tiſch und
Stuhl waren von Staub .. bedeckt. Prutz Eng. 1, 139; Wenn
Beide, Vater und Sohn, in die Hölle fahren. Sch. 105a u.
ä. m. Auch ſo, daß die Ggſt. vorangehn: Die Weis-
heit ſeines Gaſtes | und Schönheit, Beides recht zu ſpähen.
Rückert 1, 48 ꝛc. Und die alte Königin | und der König,
Beide. Freiligrath 1, 159; Ein Haſ’ und Repphuhn fanden,
Beide | im Vorholz ... Sicherheit und Freude. Hagedorn 2,
232; Wenn indeß Zeugung und Empfängnis, Beide, einen
Stoff ... erfordern. WHumboldt 4, 295; Blutige und wol-
lüſtige Scenen gewähren, Beide, Sinnenluſt. Mendelsſohn 4,
1, 104; Die Gläubigkeit .. und die Vortheilſucht .. ſind,
Beide, unſre Bundesgenoſſen. Stahr Rep. 2, 113 ꝛc.
Ferner auch ſtatt der Verbind. der beiden Ggſt. durch
„und“, z. B.: Beides, ſo Stimm als Haltung ſcheinen
[Mz.] mir bekannt. Böttger Byr. 8, 242; Daß Beides.
Wiſſen ſo wie Handeln ... Beſtandtheile ... des Lebens ſind.
Fichte 7 331; Beides, ſowohl jene ... Inſeln als dieſe Klippe
überzeugten ꝛc. Forſter R. 1, 335 (ſ. 5); Muß Beides be-
ſitzen, ſowohl genaue Sachkenntnis ... als auch einen guten
Vortrag und hellen Blick. Br. 2, 201 (ſ. 5); Auf Beides,
ſowohl auf ihre [der Moräſte] ... Konſervierung als auf
ihre ... Austrocknung und Zerſtörung ausgehen. Kohl J. 1,
62; Beide, ſowohl Pflicht als Recht laſſen ſich ꝛc. Mendels-
ſohn 4, 1, 129; Beides, ſowohl am Geruche des Leibs, wie
am ſchallenden FußtrittIV. Th. 25, 69; Il. 3, 416; Daß
Beides, weder moraliſches noch phyſiſches Übel unſern Glau-
ben ... erſchüttern kann [Ez.]. Kant phil. Rel. 214 ꝛc.
5) „Beide“ faſſt zuw. Ggſt. zuſammen, die nach einer
andern Zählung mehr als 2 ſcheinen können, doch be-
zieht es ſich immer nur auf 2, indem dann mehrere
Ggſt. als eine Gruppe, zu einer Einheit vereinigt auf-
gefaſſt werden, z. B.: Die meinen Augen und Herzen ganz
fremd. Beiden nicht das Mindeſte anzugehen ſchien. B. 499b
[das Augenpaar als Eins gerechnet]; Daß Beide, Glau-
ben und Denken, Religion und Philoſophie ... unvereinbare
Sphären ſeien. Danzel L. 224 [Glauben u. Religion einer-,
Denken und Philoſophie andrerſeits]; Wenn Kniep und
der Konſul die Verlegenheit des Abenteuers, der Vorzeiger da-
gegen die Koſtbarkeit ... vortrugen, Beide von ihrem Gegen-
ſtand durchdrungen. G. 23, 391; Kann er ſein Weib, Kind,
Geſind fragen ... und Beide, ſie und ſich üben. Luther 5, 270a;
533a; Beide, die Hochzeit und auch Braut und Bräutigam
ſelbſt. 6, 355a; Beide, Geld, Braut und Hoffnung verloren.
8, 21b; Beide mit ihren Orgeln, Symphonien, Virginal,
Regal und was der lieben Muſika mehr iſt. 321b: Beides,
höheren Muth und Freudigkeit fühlt und Erquickung. V. Od.
15, 77 ꝛc. (ſ. auch mehrere Stellen unter 4 und die
unter 1 erwähnte Verbind. „Zwei beide“). Hierher ge-
hört auch die Beziehung von beide auf Plurale; Beide,
deutſche und romaniſche Familien, richteten ſich ihre Schlöſſer
auf verſchiedene Weiſe her. Kohl A. 2, 118, welche An-
wendung doch zuw. ihre Härte hat, vgl. unter 4 die
Stelle: Mendeloſohn 4, 1, 104, die vielleicht gefüger
klänge: Blutige ſowohl als wollüſtige Scenen gewähren
Sinnenluſt; Durch die Vorzüge ſeines Körpers als durch die
Vorzüge ſeines Geiſtes ... Ich ſage durch beide. WHumboldt
3, 114 [ſowohl durch dieſe als durch jene] ꝛc. An-
drerſeits kann, für „beide und“ nicht immer „ſo-
wohl als“ ſtehn, vgl. z. B.: Beide, die leichtere
Sprengbarkeit und der ältere Riß, fallen ... in Eins zuſam-
men. Burmeiſter Gſch. 119; ferner die eben angeführte
Stelle: Kohl A. 2, 118 u. ä. m. S. auch die Zſſtzg.
beider-ſeits, -lei ꝛc. unter dem Grundwort.
Anm. Goth. béi (im neutr. ba) und bajôths ꝛc., vgl.
ſkr. ubha, griech. ἄμφω, lat. ambo u. Ä. m. Veralt.
mundartl.: Beede, masc., Bode, fem. (Beide, n.),
wie Zween, Zwo, Zwei; z. B. Berlichingen 124; Eines Man-
nes Rede | iſt keines Mannes Rede: | man ſoll ſie billig hören
Beil
beede, ſ. G. 20, 17 und ſelbſt noch: Eines von uns Beeden.
Hölderlin H. 1, 109. Vgl. auch ſchwzr.: Bidibīdi, m,
–s; –s: Zwitter.